dottore
05.07.2001, 13:20 |
Schuldgeld, Tauschgeld, Freigeld - alles in KambodschaThread gesperrt |
Hi,
der Bericht eines jungen Freundes, gerade eingelaufen:
"In Kambodscha gelten zwei Währungen, Dollar und Riel (Kurs 1000 KHR = 0,26 US-$, ergänzt von mir, die Hervorhebungen dito, d.).
Während jede Schuld mit dem Dollar tilgbar ist (steht ja auch drauf:"This note is legal tender for all debts, public and private"), wollen den Riel nicht einmal die minenversehrten Bettler so richtig haben.
Der Riel wird zwar in Geschäften akzeptiert, aber längst nicht mehr in allen. Überall dort, wo offenbar größere Schulden (werden nur in Dollar gemacht) zum Aufbau des Geschäfts benötigte, will man den Riel nicht, weil man die Schulden damit nicht tilgen kann (niemand tauscht einem Riel in Dollar, nur umgekehrt).
Der Riel hat zwar noch einen Wechselkurs zum Dollar, ist aber faktisch nur noch wenig und bald gar nichts mehr wert. Die Menschen, die ihn annehmen, tun das aus einer Art Restvertrauen (oder sie sind wie die Bettler dazu gezwungen, um zu überleben).
Als Mittel zur Schuldentilgung hat er (fast) ausgedient.
Er wird also zum Tauschmittel, weil es für eine Ware hergegeben wird, aber als Mittel zur Schuldentilgung nicht ansatzweise gesichert ist. Und oft sieht man auf den Märkten Phnom Penhs folgendes (ich hab das, was in Mimik und Gestik offensichtlich war ins Deutsche übersetzt...):
Käufer: Drei Mangos, bitte.
Händler: Hier, bitte schön, drei frische Mangos.
Käufer: Und hier sind die 11000 Riel.
Händler (mürrisch): Haben Sie keine Dollar?
Käufer: Nein, aber ich könnte Ihnen statt der Riel eine Ananas geben.
Händler: Hmm, gut, bevor ich die Riel nehme...Also, drei Mangos für Dich, gib mir die Ananas.
Der fortschreitende Vertrauensverlust in die Währung endet also ganz klar im Tauschhandel. Unwiderlegbar und überall zu beobachten.
Damit zur These:
Tauschhandel entsteht durch VERTRAUENSVERLUST, durch die schnell zunehmende Wertlosigkeit von Geld (war ja, glaube ich, auch auf den Schwarzmärkten Deutschlands nach WK2 so, wo getauscht oder mit Dollar bezahlt wurde). Das Tauschsystem ist also ein System, das aus einem (Vertrauens-)VERLUST ensteht.
<font color="FF0000">Ein Verlust kann aber nicht Ursprung sein, da es vorher etwas gegeben haben muß, das nun VERLOREN ist, und das war Geld, dem man (aus welchem Grund auch immer) zutraute, die eigenen Schulden tilgen zu können.</font>
Tauschhandel ist also nicht etwas prämonetäres, sondern postmonetär (Ich hoffe, meine lateinischen Wortschöpfungen machen Sinn). Tauschhandel kann also als Verzweiflungssystem betrachtet werden, und damit verabschiedet sich die These, daß aus dem Tausch das Geld entstanden ist.
Denn wer würde schon ein Verzweiflungssystem als Grundlage für zukünftiges Wirtschaften benutzen?
Niemand, auch nicht der dümmste; denn die Verzweiflung, tauschen zu MÜSSEN, um zu überleben, benötigt kein ökonomisches Fachwissen, sie ist für jeden Neandertaler oder Indianer, für jeden Kaufmann der Antike und für jeden Kambodschaner SPÜRBAR.
Die Freiwirte gehen ja davon aus, daß das Tauschen in der menschlichen Natur liegt, eher als das Geld. Das glaube ich nach meinem Besuch in Phnom Penh aber ganz sicher nicht mehr.
Erstens ist ein Tauschsystem wahnsinnig kompliziert (Was mach ich, wenn ich als Eigentümer einer Kuh Geflügel und Eier brauche, auf dem Markt aber nur zwei Hühner und vier Eier finde, die nicht annähernd den Wert meiner ganzen Kuh aufwiegen? Schneide ich der Kuh ein Bein ab, um es gegen vier Eier und zwei Hühner zu tauschen, auch auf die Gefahr hin, daß der Rest meiner Kuh morgen verfault und damit wertlos ist? NIEMALS).
Und zweitens zahlen Menschen doch am liebsten mit VERTRAUEN. Warum zieren denn die Noten der Weltwährung Dollar die Köpfe honoriger US-Präsidenten? Weil sie Vertrauen einflößen. Und warum wirbt American Express mit dem Claim:"Bezahlen Sie mit Ihrem guten Namen"? Weil Menschen gern Vertrauen schenken und deswegen Rechnungen mit Unterschriften begleichen lassen oder mit einem abgewetzten aber vertrauenswürdigen Greenback, der den langen Weg von Amerika nach Phnom Penh gereist ist.
Vor ein paar Monaten sprachen wir über den Ursprung des Geldes und in diesem Zusammenhang über Indianer-Stämme, denen von den Freiwirten ja immer eine Art Urbedürfniss nach dem Tauschhandel unterstellt wird. Ich könnte mir aber folgendes vorstellen:
Zwei Stämme treffen einander. Entweder hauen sie sich gleich die Köpfe ein oder sie versuchen einander zur gegenseitigen Überlebens-Sicherung zu benutzen. Bevor man aber umständlich anfängt, Fische gegen Felle zu tauschen, setzen sich doch lieber die Häuptlinge zusammen und der eine sagt: Hör zu, wir akzeptieren Euer Zedernholz als Währung und ihr unseres. Das ganze besiegeln wir jetzt mit zwei Unterschriften (daher die zwei Unterschriften auf heutigen Geldscheinen) oder mit zwei Friedenspfeifen. Alle sind glücklich und der Handel beginnt. Und das ist auch der Ursprung des Bilanzierens: Gegen das Geld (Zederholz) steht in der Bilanz kein Gold und auch kein Bond, sondern das VERTRAUEN der ehrwürdigen Häuptlinge. Zuwiderhandlung oder Vertrauensbruch wird natürlich sofort mit Stammesfehde geahndet.
Und diese These erklärt die Inflation, denn wenn ein Stamm anfängt, verdächtig viel Holz (Währung) zu besitzen (vielleicht geben sie Eiche für Zeder aus), kündigt der andere Stamm das Vertrauen auf (Inflation=Vertrauensverlust), und damit beginnt Krieg, und am Ende des Krieges steht der mühsame Tauschhandel bis es neue Häuptlinge gibt, die einander vertrauen und eine Währung schaffen.
Die Amies haben natürlich, clever wie sie manchmal eben doch sind, alle getoppt und das Gesicht von George Washington auf die Dollar gedruckt, und ich zumindest könnte mir kein Gesicht vorstellen, das mehr für Stabilität, Ehrbarkeit und Vertrauen steht als das. Und warum sind auf Geldscheinen immer Wissenschaftler, Könige, große Politiker abgebildet. Weil man ihnen und ihrer monetären Kraft vertraut.
Noch einmal ganz klar meine These: Der Tausch kommt nicht vor, sondern NACH dem Geld. (Und er ist so abschreckend kompliziert, daß er intelligente Leute an einen Tisch zwingt, um dort eine durch Vertrauen oder materielle Werte (gestützte) Währung zu erschaffen.)
Zumindest der nicht eingeklammerte Teil ist unwiderlegbar. Zweifler sollen sich fünf Tage auf den Russian Market von Phnom Penh stellen, und sie werden sehen, wie eine Währung verreckt und durch Tausch ersetzt wird.
Tja, soweit meine Beobachtungen. Ich hatte während der Tage in Phnom Penh die ganze Zeit das Gefühl, dass etwas mit dem Geld, der Wirtschaft nicht stimmt..."
Dies die äußerst interessante Mail eines Board-Lesers aus Phnom Penh.
Vielen Dank fürs Mitlesen (sicher auch in seinem Namen). Und Tausch-Freaks: Your term!
Gruß
d.
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Baldur der Ketzer
05.07.2001, 13:36
@ dottore
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Re: Donnerwetter - Leser in Kambodscha |
>Dies die äußerst interessante Mail eines Board-Lesers aus Phnom Penh.
>
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Dimi
05.07.2001, 15:32
@ dottore
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Re: Schuldgeld, Tauschgeld, Freigeld - alles in Kambodscha |
>Hi,
Hallo!
>US-$, ergänzt von mir, die Hervorhebungen dito, d.).
Der Text, oder das Hervorheben?
>Das Tauschsystem ist also ein System, das aus einem (Vertrauens-)VERLUST ensteht.
>Ein Verlust kann aber nicht Ursprung sein, da es vorher etwas gegeben haben muß, das nun VERLOREN ist, und das war Geld, dem man (aus welchem Grund auch >immer) zutraute, die eigenen Schulden tilgen zu können.
Deine Hartnäckigkeit ist wirklich faszinierend;-)
Mangelndes Vertrauen gibt es auch in anderen Situationen, etwa beim Fernhandel, zwischen Stämmen, oder beim Brautpreis (bei dem es auch um den Zusammenhalt der Ehe geht).
Zudem ist die Kausalität nicht zwingend. Man kann auch tauschen, wenn man einander vertraut, etwa Getreide gegen Bartschnitt (heute noch in ländlichen Gegenden Pakistans).
>Noch einmal ganz klar meine These: Der Tausch kommt nicht vor, sondern NACH dem Geld.
Tauschen und Leihen ist beides vor dem Geld.
>Und Tausch-Freaks: Your term!
Kein Tauschfreak und kein Kreditfreak.
Gruß, Dimi
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R.Deutsch
05.07.2001, 16:26
@ dottore
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Re: fröhliches Tauschen |
Der"Kambodschanische dottore" schreibt:
Während jede Schuld mit dem Dollar tilgbar ist (steht ja auch drauf:"This note is legal tender for all debts, public and
private"), wollen den Riel nicht einmal die minenversehrten Bettler so richtig haben.
mit Dollar wird nichts getilgt, sondern nur eine Schuld weitergereicht, das hat selbst unser dottore schon begriffen:-)
Der Riel wird zwar in Geschäften akzeptiert, aber längst nicht mehr in allen. Überall dort, wo offenbar größere Schulden
(werden nur in Dollar gemacht) zum Aufbau des Geschäfts benötigte, will man den Riel nicht, weil man die Schulden
damit nicht tilgen kann (niemand tauscht einem Riel in Dollar, nur umgekehrt).
mit Gold (Tausch) ist die Schuld getilgt, mit Papier (Dollar) ist die Tilgung nur versprochen.
Erstens ist ein Tauschsystem wahnsinnig kompliziert (Was mach ich, wenn ich als Eigentümer einer Kuh Geflügel und
Eier brauche, auf dem Markt aber nur zwei Hühner und vier Eier finde, die nicht annähernd den Wert meiner ganzen Kuh
aufwiegen? Schneide ich der Kuh ein Bein ab, um es gegen vier Eier und zwei Hühner zu tauschen, auch auf die Gefahr
hin, daß der Rest meiner Kuh morgen verfault und damit wertlos ist? NIEMALS).
Das die Menschen ein Zwischentauschmittel (Gold) erfunden haben, ist in Kambodscha wie auch anderswo vorrübergehend in Vergessenheit geraten. Damit ist Tauschen nämlich wahnsinnig simpel und wie er richtig erkannt hat, funktioniert es auch ohne Vertrauen. Mit Vertrauen und Kredit funktioniert es natürlich noch besser, aber Basis ist erst mal der Tausch ohne Vertrauen.
Alles menschliche Wirtschaften und Arbeiten zielt letztlich auf die Erzeugung und den Austausch von real things, denn das ist die Basis menschlicher Existenz. Dass dieser Austausch und die Produktion in der Zeit abläuft, macht Vertrauen und Kredit notwendig (das Leben lässt sich technisch nicht Zug um Zug abwickeln). Aber jedes Kreditinstrument ist letztlich ein Anspruch auf einen realen Gegenstand, was denn sonst? Erst wenn dieser Anspruch erfüllt ist, der Gegenstand geliefert wird, der noch offene Teil des Tausches vollzogen wird, ist die Schuld erfüllt.
Es macht keinen Sinn, nur eine Seite der Medaille zu sehen, beides gehört zusammen, Tausch und Schuld. Der Mensch ist Körper (er muß essen) und Geist (er kann Schuldverhältnisse eingehen). Die Welt wird auch viel einfacher, wenn man beides akzeptiert.
Der Dualismusfreak
Reinhard
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dottore
05.07.2001, 20:00
@ R.Deutsch
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Re: Bin schwer enttäuscht! |
>Während jede Schuld mit dem Dollar tilgbar ist (steht ja auch drauf:"This note is legal tender for all debts, public and > private"), wollen den Riel nicht einmal die minenversehrten Bettler so richtig haben.
>mit Dollar wird nichts getilgt, sondern nur eine Schuld weitergereicht, das hat selbst unser dottore schon begriffen:-) > Der Riel wird zwar in Geschäften akzeptiert, aber längst nicht mehr in allen. Überall dort, wo offenbar größere Schulden > (werden nur in Dollar gemacht) zum Aufbau des Geschäfts benötigte, will man den Riel nicht, weil man die Schulden > damit nicht tilgen kann (niemand tauscht einem Riel in Dollar, nur umgekehrt).
>mit Gold (Tausch) ist die Schuld getilgt, mit Papier (Dollar) ist die Tilgung nur versprochen.
Entschuldige bitte Reinhard, dass ich mich hier einmische (der Text unseres Kambodschaners - war nun keine ausgefeilte Theorie, sondern einfach mal Beobachtungen mitgeteilt).
Aber jetzt muss ich a bisserl biestig werden:
1. Entweder ich tilge oder ich tausche (beides zusammen ist Unfug).
2. Ist mit Gold irgendeine Schuld getilgt (es sei denn die Schuld lautete auf irgendeine konkrete Menge Gold)? Nein.
3. Das Gold ist doch nicht aus der Welt. Um den Vorgang also abzuschließen, muss das Gold verkonsumiert, z.B. in Schmuck verwandelt werden.
4. Solange Gold in monetärer Form existiert (gestempelt, gemünzt), bleibt es Geld.
5. Und Goldgeld kann beliebig oft verwendet werden, es ist und bleibt dann eine Aktiva-Zession. (Goldgeld übrigens im strengen Gegensatz zu Kreditgeld, da der dem Kreditgeld zu Grund liegende Kredit eine Fristigkeit hat, wonach er - bzw. das von ihm abgeleitete Geld - nie mehr verwendet werden kann - und damit das nicht passiert, eben pausenlos hochgebucht wird).
6. Mit Gold als Schmuck kann ich den Schmuck in anderen Schmuck oder sonst was tauschen.
7. Mit einem Tilgungsversprechen kann ich selbstverständlich eine Schuld tilgen, aber letztlich nicht die Schuld, die das Tilgungsversprechen selbst dar stellt.
<font color="FF0000">Daher bleibt in unserem System immer die Kreditsumme bzw. Schuldsumme als solche übrig, egal wie oft ich einen Kredit nehme, um damit (via Gläubigerzession) zwischendurch etwas zu bezahlen. </font>
Nehmen wir 100 Schulden/Kreditkontrakte à 1000 = 100.000.
Darüber sind ausgestellt 100 Schuldscheine à 1000. (Und selbst wenn keine Scheine ausgestellt sind, bleiben es 100 Schuldverhältnisse à 1000).
<font color="FF0000">Jetzt können alle jeweiligen Gläubiger und Schuldner so oft die Schuldscheine oder Schuldverhältnisse hin und her schieben wie sie wollen (Oldy nennt das in seiner Güte den"Geldumlauf" - und er will mittels seiner"Umlaufsicherung" das Hin- und Hergeschiebe sogar maximieren, vielleicht auf eine ULG von 1000 pro Tag, mein lieber Mann!), aber die Kredit- bzw. Schuldsumme bleibt immer bei 100.000 stehen.</font>
Hin- und Herschieben, ULG-Maximierung und derlei Scherze mehr sind keine Tilgung, sondern Ringelpietz.
<font color="FF0000">Getilgt wird erst, wenn ein Gläubiger eine LEISTUNG erhält, diese als ENDGÜLTIG erbracht ansieht und IM GEGENZUG den Schuldschein zerreißt, womit die Schuld aus der Welt ist - weil ERST JETZT getilgt! Und dieses geschieht letztlich durch Konsum.</font>
Nur der Konsum (die als endgültig erbracht bezeichnete Leistung) tilgt Schulden. Alles andere ist Hin- und Hergeschiebe, egal ob von Goldmünzen, auf Gold lautende Forderungen, ob Zettel, egal ob was.
Gold selbst muss, um als endgültig erbrachte Leistung angesehen werden, anschließend logischerweise nicht mehr als Goldgeld verwendbar sein (!), sondern in Richtung Keller (um dort für lange zu ruhen) oder Schmuck abdampfen.
<font color="FF0000">Schulden gehen nur weg, wenn gleichhohe Kredite verschwinden. Diese verschwinden nur, wenn der jeweilige Gläubiger eine erbrachte Leistung als endgültig ansieht. Dann verkonsumiert er die Ware (Zigarre), indem er mit dem Schuldzettel selbige anzündet.</font>
>Dass die Menschen ein Zwischentauschmittel (Gold) erfunden haben, ist in Kambodscha wie auch anderswo vorrübergehend in Vergessenheit geraten.
Gold als"Zwischentauschmittel"? Mann, Reinhard, da warst Du aber schon erheblich besser drauf. Muss ich Dir das mit den ersten Münzen noch einmal erzählen?
>Damit ist Tauschen nämlich wahnsinnig simpel und wie er richtig erkannt hat, funktioniert es auch ohne Vertrauen.
Nicht"auch" - sondern:"nur, weil".
>Alles menschliche Wirtschaften und Arbeiten zielt letztlich auf die Erzeugung und den Austausch von real things, denn das ist die Basis menschlicher Existenz.
Nicht den Austausch, sondern den KONSUM! Weshalb wird denn sonst wohl gewirtschaft? Um zu tauschen? Das kann doch nicht Dein Ernst sein!
>Aber jedes Kreditinstrument ist letztlich ein Anspruch auf einen realen Gegenstand, was denn sonst? Erst wenn dieser Anspruch erfüllt ist, der Gegenstand geliefert wird, der noch offene Teil des Tausches vollzogen wird, ist die Schuld erfüllt.
Mit der Lieferung des Gegenstandes ist doch gar nichts weg. Der Gegenstand ist doch noch da. Und der Gläubiger hat sein Kreditinstrument an den Lieferanten der Sache zediert.
Du verwechselt den Kauf (Tausch) von Sachen, die ich nach dem Kauf (Tausch) verkonsumiere mit dem Kauf/Tausch von Sachen, die ich anschließend weiter verwenden will.
Im Fall A vernichte ich den Schuldschein (Geld usw.). Im Fall B zediere ich ihn an den Verkäufer und der Schein ist nach wie vor vorhanden.
Das IST doch unser Elend: Während die Schulden immer weiter schön vorhanden bleiben (da die Kredittitel nicht vernichtet werden - Zug um Zug gegen die als endgültig erbrachte Leistung), vergeht Zeit und alles wird flott hochgebucht.
<font color="FF0000">Ich sag's Dir ganz von Herzen: Dieses heutige System ist sowas von kaputt, dass es schon längst nicht mehr darauf ankommt, ob's noch kracht oder nicht. Es verreckt unausweichlich ins sich selbst!</font>
Gruß
d.
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Oldy
05.07.2001, 20:02
@ dottore
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Re: Schuldgeld, Tauschgeld, Freigeld - alles in Kambodscha |
>
Es ist immer wieder verwunderlich was den „Freiwiten“ unterstellt wird, um zu zeigen wie dumm sie sind:
Die Freiwirte gehen ja davon aus, daß das Tauschen in der menschlichen Natur liegt, eher als das Geld. Das glaube ich nach meinem Besuch in Phnom Penh aber ganz sicher nicht mehr.
Oder das:
Vor ein paar Monaten sprachen wir über den Ursprung des Geldes und in diesem Zusammenhang über Indianer-Stämme, denen von den Freiwirten ja immer eine Art Urbedürfniss nach dem Tauschhandel unterstellt wird. Ich könnte mir aber folgendes vorstellen:
Dem stelle ich gegenüber was EIN Freiwirt sagt:
Waren sind die Geschöpfe des Geldes!
Es hat nie in der Geschichte eine Zivilisation mit einer Marktwirtschaft gegeben, welche ohne Geld funktionierte. Ohne ein existierendes funktionsfähiges Geld kann es keine Warenproduktion (Erzeugung von Gütern, die zum Verkauf bestimmt sind) geben. Was vor der Erfindung des Geldes an Tauschhandel betrieben wurde, war Austausch von Überschußgütern. Teilweise auf der Basis von Geschenken, wie es noch bis vor kurzen bei den Indianern der Westküste Kanadas mit ihren „potlachs“ getan wurde, oder eben schon so eine von Gottkönigen betriebene Verteilungswirtschaft auf „Buchgeldbasis“ wie sie unsere Sozialisten vom großen Bruder Weltherrscher haben werden.
Wenn also heute Sozialisten, christlich oder marxistisch, das „ böse“ Geld abschaffen wollen, schaffen sie damit die Warenerzeugung ab und öffnen den Weg für einen großen Bruder oder Weltherrscher, der dann die mit Sklavenarbeit produzierten Grundnahrungsmittel und andere Lebensnotwendigkeiten „gleichmäßig“ verteilt.
Die Abschaffung des Geldes ist somit nicht die Lösung, was aber nicht heißt, daß man das heutige Geld, welches im besten Fall nur mit 5% seiner Menge als Tausch und Zahlungsmittel verwendet wird nicht verbessern kann. Den Unsicherheitsfaktor der restlichen 95%, die ja auch jederzeit als Tauschmittel verwendet werden könnten muß man da allerdings beseitigen.
Gruss Oldy
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dottore
05.07.2001, 20:20
@ Dimi
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Re: Schuldgeld, Tauschgeld, Freigeld - alles in Kambodscha |
>>Hi,
>Hallo!
>>US-$, ergänzt von mir, die Hervorhebungen dito, d.).
>Der Text, oder das Hervorheben?
Die Hervorhebungen. Der Text kam per e-mail, wie erwähnt, und da gibt es bei der Ankunft keine Hervorhebungen.
>>Das Tauschsystem ist also ein System, das aus einem (Vertrauens-)VERLUST ensteht.
>>Ein Verlust kann aber nicht Ursprung sein, da es vorher etwas gegeben haben muß, das nun VERLOREN ist, und das war Geld, dem man (aus welchem Grund auch >immer) zutraute, die eigenen Schulden tilgen zu können.
>Deine Hartnäckigkeit ist wirklich faszinierend;-)
Bin ich gemeint? Nein, ich habe damit nichts zu tun. Unser Kambodschaner aber würde sich vermutlich über ein solides Posting freuen.
>Mangelndes Vertrauen gibt es auch in anderen Situationen, etwa beim Fernhandel, zwischen Stämmen, oder beim Brautpreis (bei dem es auch um den Zusammenhalt der Ehe geht).
>Zudem ist die Kausalität nicht zwingend. Man kann auch tauschen, wenn man einander vertraut, etwa Getreide gegen Bartschnitt (heute noch in ländlichen Gegenden Pakistans).
Merke:"Tauschen" (mhd.) ="täuschen". Ich hab auch schon mal mit nem Frisör getauscht. 5 Mark, die hat er anschließend beim Schafkopf wieder verloren.
>>Noch einmal ganz klar meine These: Der Tausch kommt nicht vor, sondern NACH dem Geld.
>Tauschen und Leihen ist beides vor dem Geld.
Leihen ja (mein besonders lautes Reden). Die andere These ist von unserem Kambodschaner (auf Leibhaft-Erfahrung beruhend).
>>Und Tausch-Freaks: Your term!
>Kein Tauschfreak und kein Kreditfreak.
Dann auch nicht angesprochen.
Übrigens was macht Dein verehrter Herr Professor, der mit der These, dass es"Notenbankkredit an Geschäftsbanken" gibt?
Wir hatten zu diesem Unding gerade erst einen Shoot-out (Rab, Liated), aber von denen höre ich auch nichts mehr. Ich nehme Mal an sie laden nach oder holen inzwischen die Mörser.
Du kennst sicher die SNB-Problematik dazu - liest sich hübsch (weiter unten, kriege nach wie vor keine Links hin).
Gruß
d.
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Dimi
05.07.2001, 21:50
@ dottore
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Re: Schuldgeld, Tauschgeld, Freigeld - alles in Kambodscha - Dottore |
Lieber Dottore,
>Bin ich gemeint? Nein, ich habe damit nichts zu tun. Unser Kambodschaner aber würde sich vermutlich über ein solides Posting freuen.
Er soll sich halt anmelden, spricht perfekt deutsch, kennt die Diskussion hier, kann argumentieren...
>Übrigens was macht Dein verehrter Herr Professor, der mit der These, dass es"Notenbankkredit an Geschäftsbanken" gibt?
Meinst Du Franco? Ich hatte das Konzept zur Antwort fertig, da wurde er von Jükü gesperrt, und teilte mir dann auf seiner Homepage mit, daß wir die Diskussion nach seiner Rückkehr per email weiterführen. Es ging um die debt/gdp-ratio, an der Notenbankkredit-an-Geschäftsbanken-Diskussion hatte ich mich nicht beteiligt.
>Wir hatten zu diesem Unding gerade erst einen Shoot-out (Rab, Liated), aber von denen höre ich auch nichts mehr. Ich nehme Mal an sie laden nach oder holen inzwischen die Mörser.
Liated, er kommt ohne Mörser aus, hat Dir geantwortet:
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/70193.htm
>Du kennst sicher die SNB-Problematik dazu - liest sich hübsch (weiter unten, kriege nach wie vor keine Links hin).
Am leichtesten dürfte sein, wenn Du den Link anhängst über das Menu, das Dir der Browser (beim Antworten) gleich vorgibt. Zwischen dem Texteingabefeld und dem Passwortfeld gibt es drei Felder. In eines setzt du den Link, also den ganzen Pfad, den Du am leichtesten bekommst, wenn Du den Beitrag in einem anderen Fenster aufrufst und dann aus der Adresszeile herüberkopierst (z.B. 'http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/70193.htm'). In 'Titel des Links' gibst Du irgendeinen Text (z.B. 'hier SNB-Problematik').
Gruß, Dimi
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