Hier ein interessanter Artikel zu möglichen bzw. sehr wahrscheinlichen Verlusten einiger europäischer Banken:
Europas Banken drohen Verluste durch Beteiligungskapital
London, 17. Juli (Bloomberg) - Drei der größten europäischen Banken, UBS AG, die Deutsche Bank AG und die Credit Suisse Group, haben"besorgniserregend viel" Kapital in vorbörsliche Investments gesteckt und könnten dadurch einen Gewinneinbruch erleiden, befürchten Analysten von Merrill Lynch. Insgesamt haben
Europas Banken ihre Private Equity Beteiligungen, vor allem an Internet-Startups, annähernd verdoppelt, berichtete Merrill- Analyst Luis de Mora.
Die Deutsche Bank hat nach Berechnungen von Merrill 5,7 Mrd. Dollar in vorbörslichen Investments gesteckt, bei Credit Suisse sind es 2,6 Mrd. Dollar und bei UBS 4,3 Mrd. Dollar. Im ersten Quartal hat UBS im Bereich Wagniskapital fast 160 Mio. Dollar verloren, bei Credit Suisse lag der Verlust bei 17 Mio. Dollar, so die Merrill-Analyse. Die Deutsche Bank-Tochter Morgan Grenfell Private Equity hat im letzten Jahr mit einem Investment in das Medienunternehmen EM.TV rund 250 Mio. Dollar verloren.
Die Banken fürchten, dass die Private Equity- Beteiligungsportfolios"kurzfristig einen negativen Einfluss auf den Gewinn haben und sich dies auch im Aktienkurs niederschlagen wird", erläuterte Jonny Maxwell, Chief Executive von Standard Life Investments (Private Equity) Ltd. in Edinburgh.
Es ist schwierig, den Einfluss der Private-Equity- Investments auf den Gewinn zu messen, weil die Banken die Wertentwicklung ihrer Portfolios nicht bekannt geben, bevor sie den Gewinn veröffentlichen, erklärt de Mora. Wenn die Deutsche Bank im zweiten Quartal 30 Prozent ihres Beteiligungskapitals abschreiben müsste, würde das neun Prozent des Vorsteuergewinns auffressen, führt de Mora aus. Bei UBS würde ein vergleichbarer Einbruch 4,5 Prozent des Gewinns kosten und bei Credit Suisse drei Prozent. Private-Equity-Investments seien besser für nicht börsennotierte Unternehmen geeignet, bei denen Investoren mehr Geduld haben als bei Aktiengesellschaften, wo die Aktionäre nur auf die Quartalszahlen schauen, urteilte Charles Sherwood, Partner bei Schroder Ventures.
UBS und Deutsche Bank haben in der letzten Woche Pläne auf Eis gelegt, die Private-Equity-Töchter an das Management zu verkaufen. Die in Zürich ansässige UBS wollte ursprünglich 80 Prozent der Tochter UBS Capital an eine Managementgruppe unter der Führung von Pierre de Weck verkaufen. Der Verkauf ist abgeblasen und die Bank"schraubt den Anteil neuer Investments in der eigenen Bilanz herunter und passt sie den instabileren Marktbedingungen an", berichtete UBS-Sprecherin Sarah Small. Die Deutsche Bank hat ihre Pläne, die Londoner Morgan Grenfell an ein Management-Team unter Graham Hutton zu verkaufen, begraben, weil die Parteien sich nicht über die Konditionen einigen konnten, erklärte die Bank.
In den USA haben Investments in Wagniskapital einen stärkeren Einfluss auf den Gewinn der Banken, weil der börsennotierte Teil der Portfolios zum Börsenkurs bewertet wird. In Europa werden diese Beteiligungen entweder zum Marktwert oder zum Einstiegspreis der Bank bewertet, je nachdem welcher Wert niedriger ist. Morgan Stanley hat im ersten Quartal mit seinem Beteiligungskapital einen Verlust von 46 Mio. Dollar eingefahren, J.P. Morgan Chase & Co. verzeichnete einen Verlust von 22 Mio. Dollar. J.P.Morgan gab im Juni bekannt, dass die Einnahmen aus Wagniskapitalinvestments fallen dürften, nachdem eine steigende Anzahl von Firmenzusammenbrüchen Abschreibungen erforderlich machte.
Auch in den USA trennen sich die Banken von ihren Private Equity-Beteiligungen. So verkaufte J.P. Morgan Chase im Dezember vorbörsliche Unternehmensbeteiligungen im Volumen von mehr als eine Mrd. Dollar an Lexington Partners. Die Bank of America Corp. hat im April Anteile im Wert von 400 Mio. Dollar an eine Gruppe verkauft, an der Pantheon Ventures und Landmark Partners beteiligt waren.
Fri, 20 Jul 2001, 7:29pm MEZ
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