Tofir
04.08.2001, 21:14 |
Aus dem Land der untergehenden Sonne... Thread gesperrt |
Japans Banken sitzen weiterhin auf faulen Krediten
Tokio, 3. August (Bloomberg) - Mizuho Holdings Inc. und acht japanische Banken haben insgesamt faule Kredite von 12,9 Billionen Yen (104 Mrd. Dollar) in ihren Büchern. Das ist praktisch dieselbe Summe wie vor der staatlichen Rettungsaktion vor zwei Jahren. Damals, im März 1999, befand sich die Wirtschaft in einer Rezession und die Bankaktien waren auf Rekordtiefs gefallen. Heute steckt die Wirtschaft erneut in einer Rezession, und der Bankenindex ist um weitere 40 Prozent abgesackt.
An die staatliche Rettungsaktion waren Bedingungen geknüpft. Die Banken müssen besipielsweise ihre Fortschritte an die Finanzdienstleistungsbehörde FSA melden. In den revidierten Plänen"hoffe ich klarere Zahlen zu sehen, welche Fortschritte die Banken bei den faulen Krediten gemacht haben," sagt Yasuo Kamaji, Fondsmanager bei Sakura Investment Management Co.
Doch die revidierten Geschäftspläne der Banken verheißen nichts Gutes. Mizuho senkte die Nettogewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr auf 219 Mrd. Yen, nachdem sie im Mai noch mit 270 Mrd. Yen gerechnet hatte. Außerdem erhöhte sie die geplanten Kreditabschreibungen um über die Hälfte auf 800 Mrd. Yen im laufenden und 400 Mrd. Yen im folgenden Geschäftsjahr.
"Das ist keine Überraschung," meint Tadao Kimura, Fondsmanager bei Sakura Investment Management Co."Jetzt sehen die Abschreibungssummen realistischer aus. Sie hätten das von Anfang an machen sollen." Mizuho will in den nächsten fünf Jahren 7.400 Mitarbeiter entlassen. Das sind 400 mehr als nach den früheren Plänen. Die Bank wird bis 2003 ebenfalls 58 Auslandsfilialen und bis März 2005 153 Inlandsfilialen schließen."Ihre Kostensenkungsstrategie scheint recht aggressiv zu sein," meint Kumagai.
Asahi Bank Ltd, eine der großen Banken, die nicht fusionierte, blieb bei ihrer Nettogewinnprognose für das Geschäftsjahr bis März von 36 Mrd. Yen. Sie will bis März 2002 notleidenden Kredite im Volumen von 100 Mrd. Yen abschreiben. Daiwa Bank Ltd., die sechstgrößte Bank, korrigierte ihre Gewinnprognose um 50 Prozent nach unten auf 17 Mrd. Yen. Daiwa, die mit den beiden anderen Banken aus Osaka eine Holdinggeselllschaft plant, will die Kosten bis März 2006 um 28 Mrd. Dollar senken.
Sowohl Daiwa als auch Asahi erwirtschafteten im letzten Jahr einen Verlust. Die Analysten sagen, dass die Gewinnkorrekturen die Schwierigkeiten widerspiegeln, mit denen die japanischen Banken immer noch zu kämpfen haben. Auch die Kreditabschreibungen im letzten Jahr, die vier der größten Banken in die roten Zahlen rutschen ließ, und eine Welle von Fusionen, die die japanische Bankenlandschaft verändert hat, konnten keine Abhilfe schaffen.
Verschärft werden die Probleme der Banken noch durch die Konjunkturmisere in Japan. Diese Faktoren haben den Bankenindex in diesem Jahr um 15 Prozent nach unten getrieben. So hat sich der Aktienkurs von Mizuho, die aus der Fusion der Fuji Bank Ltd., Industrial Bank of Japan Ltd. und Dai-Ichi Kangyo Bank Ltd. hervorging, seit ihrem Zusammenschluss im September 2000 nahezu halbiert. Auch nach der Veröffentlichung der neuen Geschäftspläne kamen die Aktienkurse ins Rutschen. Mizuho und Asahi gaben um 4,2 Prozent nach, und Daiwa fielen um 2,1 Prozent.
Nach den jüngsten Zahlen der FSA haben Japans 137 größte Banken Problemkredite von 32,5 Billionen Yen in ihren Büchern. Viele Analysten fürchten, dass die Zahl noch höher ist. Goldman Sachs Group Inc. veranschlagt den Gesamtwert der notleidenden Kredite in Japan auf 237 Billionen Yen. Und die Abschreibungen werden noch zunehmen, wenn die Kreditgeber den Kredithahn für einige der größten Schuldner, insbesondere aus den Branchen Bau, Einzelhandel und Immobilien, zudrehen.
Das wäre speziell für die Banken schlecht, denn sie dürften die größten Aktionäre bei großen japanischen Unternehmen sein. Sollte eines dieser Unternehmen Konkurs anmelden, müssen die Banken nicht nur die Kredite abschreiben, sondern verlieren auch noch den Wert ihrer Beteiligungen. Sumitomo Bank Ltd. ist der drittgrößte Aktionär bei Kumagai Gumi Co., ihr gehören 1,7 Prozent der Baugesellschaft. Im Dezember letzten Jahres erließ die Bank dem Baukonzern 430 Mrd. Dollar an Schulden, das war Japans größter Forderungsverzicht.
Von den 15 Banken, die 1999 öffentliche Gelder erhielten, haben zehn fusioniert oder Allianzen angekündigt, um ihr Eigenkapital zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der internationalen Konkurrenz zu verbessern. Seit 1999 bemühen sich die Banken, ihre Kosten zu senken. Im letzten Jahr schrumpfte die Anzahl der Mitarbeiter im Bankensektor um 6,7 Prozent auf 351.600, berichtet Teikoku Data Bank. Sumitomo Mitsui Banking Corp. reduzierte ihr Filialnetz vor der Fusion um ein Viertel. Asahi Bank will sich aus dem Auslandsgeschäft zurückzuziehen.
Allerdings machen sich auch die Banken Sorgen um die Auswirkungen des jüngsten Konjunktureinbruchs."Wir machen uns große Sorgen um die Konjunktur und wie der Markt darauf reagiert," erklärt Yukio Yanase, Geschäftsführer bei Asahi Bank in Tokio.
Gruss
tofir
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marsch
04.08.2001, 23:07
@ Tofir
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Dazu habe ich eine Frage. |
Sumitomo Bank Ltd. ist der drittgrößte Aktionär bei Kumagai Gumi Co., ihr gehören 1,7 Prozent der Baugesellschaft. Im Dezember letzten Jahres
erließ die Bank dem Baukonzern 430 Mrd. Dollar an Schulden, das war Japans größter Forderungsverzicht.
Was geschieht mit diesen 430 Mrd. Dollar (wirklich 430 Mrd.?)? Wo"gehen" die hin? Wenn die 137 größten Banken insg."nur" 262,02 Mrd.$ (32,5 Bill. Yen) Problemkredite haben, wo werden diese 430 Mrd. eingerechnet oder rausgerechnet? Oder lösen die sich, frei nach Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis), in ein Logikwölkchen auf? Oder wird dafür dann einfach neues Geld gedruckt und bei der Bank eingebucht? Wenn das so ginge, wäre das ganze Schuldendilemma doch eigentlich gar keins.
Trotz der vielen Beiträge und Erklärungen hier im Board fehlt mir da immer noch der Überblick.
Danke schon mal im voraus.
Gruß MARSCH
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Ecki1
05.08.2001, 11:59
@ marsch
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Re: Dazu habe ich eine Frage. |
Sumitomo Bank Ltd. ist der drittgrößte Aktionär bei Kumagai Gumi Co., ihr gehören 1,7 Prozent der Baugesellschaft. Im Dezember letzten Jahres
erließ die Bank dem Baukonzern 430 Mrd. Dollar an Schulden, das war Japans größter Forderungsverzicht.
Was geschieht mit diesen 430 Mrd. Dollar (wirklich 430 Mrd.?)? Wo"gehen" die hin? Wenn die 137 größten Banken insg."nur" 262,02 Mrd.$ (32,5 Bill. Yen) Problemkredite haben, wo werden diese 430 Mrd. eingerechnet oder rausgerechnet?
Bauunternehmen: Passiventausch. Vorher: 430 Mrd. USD Verbindlichkeiten gegenüber Banken. 1. Schritt: 430 Mrd. Eigenkapital. 2. Schritt: evt. Bilanzverkürzung durch Wertberichtigungen auf Aktiven, die diese 430 Mrd. USD wieder zusammenschnurren lassen.
Oder lösen die sich, frei nach Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis), in ein Logikwölkchen auf?
Falls die gesamten 430 Mrd. USD beim Bauunternehmen für Wertberichtigungen benötigt werden: Logikwölkchen.
Oder wird dafür dann einfach neues Geld gedruckt und bei der Bank eingebucht? Wenn das so ginge, wäre das ganze Schuldendilemma doch eigentlich gar keins.
Neues Geld entsteht nur über neue Kredite. Diese werden aber nur gegen ausreichende Sicherheiten vergeben, die bei vielen japanischen Unternehmen nicht mehr vorhanden sind. Auf den Aktivseiten der Bilanzen der Unternehmen und Banken stehen häufig Immobilien, Aktien und Kredite mit überhöhtem Wert. Nimmt man eine Wertberichtigung nach dem Niederstwertprinzip vor, so gehen diese Unternehmen und Banken sofort Konkurs wegen Überschuldung (Eigenkapital < 0)! Die Japaner versuchen daher, regelmässig einen Teil der Bank- und Unternehmensgewinne für Wertberichtigungen zu verwenden. Mal schauen, ob`s langt.
Gruss: Ecki
Trotz der vielen Beiträge und Erklärungen hier im Board fehlt mir da immer noch der Überblick.
Danke schon mal im voraus.
Gruß MARSCH
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dottore
05.08.2001, 13:38
@ marsch
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Re: Dazu habe ich eine Frage. |
>Sumitomo Bank Ltd. ist der drittgrößte Aktionär bei Kumagai Gumi Co., ihr gehören 1,7 Prozent der Baugesellschaft. Im Dezember letzten Jahres > erließ die Bank dem Baukonzern 430 Mrd. Dollar an Schulden, das war Japans größter Forderungsverzicht.
>Was geschieht mit diesen 430 Mrd. Dollar (wirklich 430 Mrd.?)? Wo"gehen" die hin?
Ganz einfach: Sie bleiben als"non performing loan" in der Bankbilanz. Die Bank denkt sich so etwas wie einen"Besserungsschein" aus, d.h., falls der Baukonzern doch wieder auf die Beine kommt, greift sie natürlich zu. Ansonsten kann die Bank einen Teil der Forderungen, auf die sie verzichtet hat, mit"stillen Reserven" saldieren.
Also Aktivseite vorher:
100 Mrd. $ Beteiligungen
430 Mrd. $ Forderungen an Kumagai.
Bilanzsumme aktiv (alles andere lassen wir weg):
530 Mrd. $
Dann werden die Beteiligungen höher bewertet (Auflösung stiller Reserven, weil die Beteiligungen evtl. 400 statt 100 Mrd. wert sind.
Dann:
400 Mrd. $ Beteiligungen
0 Mrd. $ Forderungen an Kumagai (1 Yen bleibt als Erinnerungspopsten).
130 Mrd. $ Verlust (V wird immer aktiv verbucht).
Summe aktiv: 530 Mrd.
Sollte der Verlust jetzt aus der Bilanz verschwinden, müsste die Passivseite (jweils ebenfalls 530 Mrd.) entsprechend vermindert werden. Klartext: Den Banksparern muss mitgeteilt werden, dass sie 130 Mrd $ verloren haben (Sparguthaben werden gestrichen oder Kapitalschnitt oder Kapitalerhöhung durch die Aktionäre usw.).
>Wenn die 137 größten Banken insg."nur" 262,02 Mrd.$ (32,5 Bill. Yen) Problemkredite haben, wo werden diese 430 Mrd. eingerechnet oder rausgerechnet?
Die 430 Mrd. müssten in den 262 enthalten sein, was ersichtlich nicht geht. Also stimmen entweder beide Zahlen nicht. Oder die 430 kamen neu aus dem Busch und müssten zu den 262 hinzu gerechnet werden (bwz. anteilig).
>Oder lösen die sich, frei nach Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis), in ein Logikwölkchen auf?
Nein. Schulden verschwinden nie von selbst!
Oder wird dafür dann einfach neues Geld gedruckt und bei der Bank eingebucht?
Zum Gelddrucken siehe mein Posting an R.Deutsch. Die Bank kann sich nur neues ZB-Geld beschaffen, indem sie an die BoJ neue Kredit verkauft mit Rückkaufsverpflichtung (Repogeschäfte). Keine Privatbank hat Zugang zur Banknotendruckerei.
>Wenn das so ginge, wäre das ganze Schuldendilemma doch eigentlich gar keins.
Leider geht es so nicht.
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>Trotz der vielen Beiträge und Erklärungen hier im Board fehlt mir da immer noch der Überblick.
>Danke schon mal im voraus.
>Gruß MARSCH
Ich hoffe, es ist etwas klarer, ansonsten bitte fragen.
Gruß
d.
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Sascha
05.08.2001, 14:04
@ Tofir
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Re: Aus dem Land der untergehenden Sonne... / Japanindex |
Hi Tofir!
Danke auch für diesen Text. Ich habe ihn der Japan-Sammlung hinzugefügt.
~ Japanindex
Viele Grüße
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marsch
05.08.2001, 18:08
@ Ecki1
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Merci aach! |
>Sumitomo Bank Ltd. ist der drittgrößte Aktionär bei Kumagai Gumi Co., ihr gehören 1,7 Prozent der Baugesellschaft. Im Dezember letzten Jahres > erließ die Bank dem Baukonzern 430 Mrd. Dollar an Schulden, das war Japans größter Forderungsverzicht.
>Was geschieht mit diesen 430 Mrd. Dollar (wirklich 430 Mrd.?)? Wo"gehen" die hin? Wenn die 137 größten Banken insg."nur" 262,02 Mrd.$ (32,5 Bill. Yen) Problemkredite haben, wo werden diese 430 Mrd. eingerechnet oder rausgerechnet?
>Bauunternehmen: Passiventausch. Vorher: 430 Mrd. USD Verbindlichkeiten gegenüber Banken. 1. Schritt: 430 Mrd. Eigenkapital. 2. Schritt: evt. Bilanzverkürzung durch Wertberichtigungen auf Aktiven, die diese 430 Mrd. USD wieder zusammenschnurren lassen.
>Oder lösen die sich, frei nach Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis), in ein Logikwölkchen auf?
>Falls die gesamten 430 Mrd. USD beim Bauunternehmen für Wertberichtigungen benötigt werden: Logikwölkchen.
>Oder wird dafür dann einfach neues Geld gedruckt und bei der Bank eingebucht? Wenn das so ginge, wäre das ganze Schuldendilemma doch eigentlich gar keins.
>Neues Geld entsteht nur über neue Kredite. Diese werden aber nur gegen ausreichende Sicherheiten vergeben, die bei vielen japanischen Unternehmen nicht mehr vorhanden sind. Auf den Aktivseiten der Bilanzen der Unternehmen und Banken stehen häufig Immobilien, Aktien und Kredite mit überhöhtem Wert. Nimmt man eine Wertberichtigung nach dem Niederstwertprinzip vor, so gehen diese Unternehmen und Banken sofort Konkurs wegen Überschuldung (Eigenkapital < 0)! Die Japaner versuchen daher, regelmässig einen Teil der Bank- und Unternehmensgewinne für Wertberichtigungen zu verwenden. Mal schauen, ob`s langt.
>Gruss: Ecki
>Trotz der vielen Beiträge und Erklärungen hier im Board fehlt mir da immer noch der Überblick.
>Danke schon mal im voraus.
>Gruß MARSCH
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