R.Deutsch
13.08.2001, 16:37 |
Entschuldigung Thread gesperrt |
Dottore schreibt:
Noch einen persönlichen Rat zum Schluss: Da wir uns alle hier möglichst behutsam und in harten (und sehr fairen)
Diskussionen an die Probleme herantasten können, sollte jeder Teilnehmer seinen Dünkel, von wegen"alles ist doch ganz einfach" oder"ich allein habe die Welt im Döschen" fahren lassen. Arroganz ist das schlechteste Argument, das es gibt.
Wenn ich hier den Eindruck von Dünkel und arroganter Besserwisserei erzeugt haben sollte, so tut mir das leid und ich entschuldige mich dafür. Es entspricht jedenfalls nicht meinem Selbstverständnis. Ich habe, gerade im Zusammenhang mit Geldtheorie oft genug die Erfahrung gemacht, dass Dinge, von denen ich glaubte ich hätte sie verstanden, sich plötzlich ganz anders darstellten. Gerade auf diesem Gebiet besteht sicher von keiner Seite Anlass, etwas als abschließend und sicher auszugeben. Das gilt allerdings auch für Behauptungen, wie Gold und Silber sei kein Geld und kein Tauschmittel oder es gebe kein Warengeld. Ich hätte allerdings auch nicht das geringste Problem zu akzeptieren, dass es nie Warengeld gegeben hat, wenn mich die Argumente überzeugen. Da würde für mich nichts zusammenbrechen, ich müsste mein aktuelles Bild nur (mal wieder) verändern.
Noch kurz zu dem Satz"alles ganz einfach". Ja, ich habe oft den Eindruck, dass Du (und auch andere Wirtschaftler) Zusammenhänge manchmal unnötig komplizierst. Je besser und klarer man eine Sache verstanden hat, umso einfacher und verständlicher lässt sie sich auch ausdrücken und häufig sind selbst komplexe Zusammenhänge häufig sehr einfach, wenn man sie verstanden hat. Das ist jedenfalls meine bisherige Lebenserfahrung. (Ja - es gibt auch den Fall dass etwas nur deshalb einfach ist, weil man fälschlich glaubt, es verstanden zu haben). Aber gerade in der Geldtheorie besteht häufig gar kein Interesse, den eigentlichen Sachverhalt klar und verständlich zu machen. Wenn ich also schreibe, es ist alles viel einfacher, will ich damit nicht signalisieren, dass ich der oberschlaue Durchblicker bin, sondern dass ich den Eindruck habe, hier wird Nebel erzeugt.
Weiter schreibt dottore:
Und anderen"Chuzpe" vorzuwerfen ist für mich nicht akzeptabel.
Hierfür vorsichtshalber noch mal eine extra Entschuldigung. Für mich bedeutet der Begriff Chuzpe so etwas wie kühne Verwegenheit, aber vielleicht heißt das ja was ganz anderes. Bei Fremdworten soll man ja vorsichtig sein. Als ich mir neulich die Genitalien ins Taschentuch sticken lassen wollte, hat mich die Verkäuferin auch schon so komisch angeguckt.
Gruß
Reinhard
p.s. besonders das posting von Rumpelstielzchen hat mich doch sehr nachdenklich gemacht. Das alles (auch mit Gold als Geld) geht offenbar doch sehr viel tiefer als ich dachte. Werde mich erst mal eine Weile zurückhalten und etwas hirnen über Dein posting lieber dottore und biete zwischenzeitlich einfach mal die ruhige Hand zum Konsens an.
<center>
<HR>
</center> |
JüKü
13.08.2001, 18:39
@ R.Deutsch
|
Re: Entschuldigung / @R.Deutsch |
Reinhard,
Respekt, Respekt, für dein Posting!
Du hast wirklich eine schöne Gabe, komplexe Dinge plastisch und verständlich darzustellen. Ich denke immer an dein Beispiel mit der japanischen Postsparkasse: Die Bürger tun Geld rein fürs Alter, der Staat nimmt es raus und tut statt dessen Altpapier (Staatsanleihen) rein.
Bei Vereinfachungen gehen eben manchmal wichtige Detail verloren, aber für einen Einstieg ist das Einfache oft besser, sonst wird man von den vielen Details sofort"erschlagen". Du und dottore, ihr ergänzt euch daher perfekt.
Mach weiter so, und deinen Humor finde ich fast noch besser... die Sache mit dem Taschentuch.....
<center>
<HR>
</center> |
Cujo
13.08.2001, 18:54
@ JüKü
|
Re: Entschuldigung / @R.Deutsch |
>Reinhard,
>Respekt, Respekt, für dein Posting!
>Du hast wirklich eine schöne Gabe, komplexe Dinge plastisch und verständlich darzustellen. Ich denke immer an dein Beispiel mit der japanischen Postsparkasse: Die Bürger tun Geld rein fürs Alter, der Staat nimmt es raus und tut statt dessen Altpapier (Staatsanleihen) rein.
>Bei Vereinfachungen gehen eben manchmal wichtige Detail verloren, aber für einen Einstieg ist das Einfache oft besser, sonst wird man von den vielen Details sofort"erschlagen". Du und dottore, ihr ergänzt euch daher perfekt.
>Mach weiter so, und deinen Humor finde ich fast noch besser... die Sache mit dem Taschentuch.....
hallo,
schopenhauer hat einmal gesagt (ich glaube, es war in"welt als wille und vorstellung"), daß wer u n n ö t i g verkompliziert und nicht eine"klare" sprache spricht etwas zu verbergen habe....
manche leute (spez. geisteswissenschaftler) sind zum teil eitle gockel und"verquasen" die einfachsten zusammenhänge zum reinen selbstzweck und selbstdarstellung...das ist eine eitelkeit die ich als abstoßend empfinde...
gruß
cujo
<center>
<HR>
</center> |
Rumpelstilzchen
13.08.2001, 19:49
@ R.Deutsch
|
Re: Entschuldigung |
Reinhard, Du bist ein sehr intelligenter Mann, fähig, komplexe Zusammenhänge zu durchschauen und selbstkritisch. Aber mit Deinen Genitalien solltest Du nicht solche Sachen machen.
:)
R.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
13.08.2001, 20:09
@ R.Deutsch
|
Re: Alles klar, wir machen gerne weiter. Danke! (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Ghandi
13.08.2001, 20:21
@ dottore
|
hat mir gut gefallen, dottore,... |
diese schöne Zusammenfassung, die Du
weiter unten unterm Betreff"Chuzpe"
beigesteuert hast.
Bin mir auch ziemlich sicher, dass Du noch
einiges zur von nereus begonnen Diskussion
bezüglich geeigneter Maßnahmen in der jetzigen
Situation beitragen kannst und wirst.
Du willst sicherlich auch mehr, als nur den
Kopf in den Sand stecken und Gold bunkern, gell?
Gruß und Dank
G.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
13.08.2001, 20:31
@ Cujo
|
Re: Klare Sprache jederzeit, nur setzt sie klare Begriffe voraus |
Und die müssen leider erarbeitet werden.
Während beim Kreditgeld alles sofort klar ist (ich hoffe, Du widersprichst da nicht), ist es beim Warengeld eben nicht.
1. Mit welchem Geld wird es produziert?
2. Warum ist Warengeld nicht hinreichend dadurch definiert, dass man es als Ware bezeichnet? Und entsprechend dann durch Gewicht und Feinheit definiert?
3. Was ist, wenn die Ware Silber oder Gold, nachdem sie vom Ersten zum Zweiten gewandert ist, von keinem Dritten mehr akzeptiert wird? Bleiben Gold & Silber dann Geld?
4. Worauf beruht die Akzeptanz von Gold & Silber? Mythos, Glaube, Ã-konomie? (Ich hatte zu letzterem einen Deutungsversuch gemacht - gelesen?)
5. Wie kann eine sehr teure Ware, was Gold & Silber immer war, als Tauschmittel fungiert haben? Brauchten also die Menschen jemals das teure Gold & Silber, das sogar mit Himmelsmächten usw. in Verbindung gebracht wurde (lange Mythologie), um das banal-alltägliche Problem drei Hühner und ein Kaninchen auseinander zu dividieren?
6. Warum ist Gold & Silber als Warengeld nicht Welt umfassend? Rumpel bezog sich ausdrücklich auf"unseren Kulturkreis" usw.?
7. Was bedeutet der Tausch der Ware Gold gegen die Ware Vieh? Vieh gibt Ertrag, Gold nicht. Also warum wird doch getauscht?
Ich bin mir bewusst, dass es sehr oft kleinlich erscheint, in die Einzelheiten zu gehen. Das hat aber überhaupt nichts mit Rechthaberei oder"was verbergen wollen" zu tun. Im Gegenteil, es soll endlich Klarheit bringen.
Und gerade Schopenhauer hätte seinen Mund besser nicht so weit aufgerissen. Sein"Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grund" ist sprachlich eine Zumutung."Welt als Wille und Vorstellung" nicht minder und enthält einen gewaltigen Denkfehler (Welt = Vorstellung, also stelle ich mir auch den Willen nur vor, und von etwas, das ich mir vorstelle, kann ich keine Aussagen machen - die alt beliebte Erkenntnistheorie seit Platos Höhle).
Schopenhauers Prosa in den"Parerga et Paralipomena" usw. ist allerdings einsame Spitze, immer wieder lesenswert, gerade die von Dir daraus zitierte Passage in einem sehr langen Kontext.
Vielen Dank.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
13.08.2001, 20:44
@ Ghandi
|
Re: Ja, Ghandi, bunkern allein ist es nicht - diesmal wirds viel schwieriger. (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|