Den Text kann man immer wieder lesen - natürlich hier im Forum vor langer Zeit verewigt.
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Gold und wirtschaftliche Freiheit
von Alan Greenspan
Eine geradezu hysterische Feindschaft gegen den Goldstandard verbindet Staatsinterventionisten aller
Art. Sie spüren offenbar klarer und sensibler als viele Befürworter der freien Marktwirtschaft, daß Gold
und wirtschaftliche Freiheit untrennbar sind, daß der Goldstandard ein Instrument freier
Marktwirtschaft ist und sich beide wechselseitig bedingen. Um den Grund ihrer Feindschaft zu
verstehen, muß man zunächst die Rolle des Goldes in einer freien Gesellschaft verstehen. Geld ist
der gemeinsame Maßstab aller wirtschaftlichen Transaktionen. Es ist der Rohstoff, der als
Tauschmittel dient, der von allen Teilnehmern einer Tauschgesellschaft als Bezahlung ihrer Güter und
Dienstleistungen akzeptiert wird und der von daher als Bewertungsmaßstab und zur
Wertaufbewahrung für das Sparen dient. Die Existenz eines solchen Rohstoffes ist Voraussetzung für
eine arbeitsteilige Wirtschaft. Wenn die Menschen keinen objektiv bewertbaren Rohstoff hätten, der
allgemein als Geld akzeptiert werden kann, so wären sie auf primitiven Naturaltausch angewiesen
oder gezwungen, autark auf Bauernhöfen zu leben und auf die unschätzbaren Vorteile der
Arbeitsteilung zu verzichten. Wenn die Menschen kein Mittel zur Wertaufbewahrung, d.h. zum Sparen
hätten, wären weder eine langfristige Planung, noch ein Austausch möglich.
Welches Tauschmittel von allen Wirtschaftsteilnehmern akzeptiert wird, kann nicht willkürlich
bestimmt werden. Zunächst sollte das Tauschmittel dauerhaft sein. In einer primitiven Gesellschaft
mit geringem Wohlstand könnte Weizen ausreichend"dauerhaft" sein, um als Tauschmittel zu
dienen, da alle Tauschvorgänge nur während der Ernte oder unmittelbar danach stattfinden würden,
ohne daß große Werte gelagert werden müßten. Aber sobald Wertaufbewahrung bedeutsam wird, wie
in zivilisierten und reicheren Gesellschaften, muß das Tauschmittel ein dauerhafter Rohstoff sein,
üblicherweise ein Metall.
Ein Metall wird üblicherweise deshalb gewählt, weil es gleichartig und teilbar ist. Jede Einheit ist die
gleiche wie jede andere und es kann in beliebiger Menge verformt und vermischt werden. Wertvolle
Edelsteine z.B. sind weder gleichartig noch teilbar. Noch wichtiger ist: der als Tauschmittel gewählte
Rohstoff muß ein Luxusgegenstand sein. Das menschliche Bedürfnis nach Luxus ist unbegrenzt und
deswegen werden Luxusgüter immer nachgefragt und auch immer akzeptiert. Weizen ist ein Luxusgut
in einer unterernährten Gesellschaft, aber nicht in einer Wohlstandsgesellschaft. Zigaretten würden
normalerweise nicht als Geld dienen, aber nach dem 2. Weltkrieg wurden sie in Europa als Luxusgut
betrachtet. Der Begriff Luxusgut beinhaltet Knappheit und hohen Wert pro Einheit. Da es einen hohen
Wert pro Einheit besitzt, läßt sich solch ein Gut leicht transportieren. Eine Unze Gold z.B. hat den
Wert von 1/2 Tonne Eizenerz.
Auf den ersten Stufen einer sich entwickelnden Geldgesellschaft mögen mehrere Tauschmittel
benutzt werden, da zahlreiche Rohstoffe die jeweiligen Anforderungen erfüllen können. Mit der Zeit
wird jedoch ein Rohstoff alle anderen verdrängen, weil er größere Akzeptanz findet. Die Vorliebe für
das, was der Wertaufbewahrung dienen soll, wird sich auf den am meisten verbreiteten Rohstoff
konzentrieren, was diesen wiederum noch mehr Akzeptanz finden läßt. Diese Entwicklung wird sich
verstärken, bis dieser Rohstoff zum einzigen Tauschmittel wird. Der Gebrauch eines einzigen
Tauschmittels hat große Vorteile, und zwar aus den gleichen Gründen wegen deren eine
Geldwirtschaft einer Naturaltauschwirtschaft überlegen ist. Es ermöglicht einen Austausch in ungleich
größerem Umfang. Ob dieses eine Medium nun Gold ist, Silber, Muscheln, Vieh, oder Tabak, ist
beliebig und abhängig von dem Umfeld und der Entwicklung der jeweiligen Gesellschaft. In der Tat
wurde dies alles zu verschiedenen Zeiten als Tauschmittel verwendet. Sogar in unserem Jahrhundert
wurden zwei bedeutende Rohstoffe, nämlich Gold und Silber, als internationales Tauschmittel benutzt,
wobei Gold das beherrschende wurde. Gold, das sowohl künstlerischen als auch funktionalen
Gebrauch findet und relativ knapp ist, wurde immer als Luxusgut betrachtet. Es ist dauerhaft, leicht zu
transportieren, gleichartig, teilbar und hat deshalb bedeutende Vorteile gegenüber allen anderen
Tauschmittel. Seit Beginn des 1. Weltkrieges ist es praktisch der einzige internationale
Tauschstandard.
Wenn alle Güter und Dienste in Gold bezahlt werden müßten, wären große Zahlungen schwierig zu
bewerkstelligen und dies wiederum würde bis zu einem gewissen Grade den Umfang der
Arbeitsteilung und Spezialisierung einer Gesellschaft begrenzen. Die logische Fortsetzung der
Entwicklung eines Tauschmediums ist es daher, ein Banksystem und Kreditinstrument (Banknoten
und Einlagen) zu entwickeln, die als Stellvertreter funktionieren, aber in Gold umtauschbar sind. Ein
freies, auf Gold gegründetes Banksystem ist in der Lage, Kredit zu gewähren und so Banknoten
(Währung) und Guthaben zu schöpfen, entsprechend der Produktionserfordernisse der Wirtschaft.
Individuelle Goldbesitzer werden durch Zinszahlungen dazu gebracht, ihr Gold in einer Bank
einzulegen, worauf sie Schecks ziehen können. Und da in den seltensten Fällen alle Einleger ihr Gold
zur gleichen Zeit abziehen wollen, muß der Bankier nur einen Teil der gesamten Einlage in Gold als
Reserve vorhalten. Dies ermöglicht es dem Banker, mehr als seine Goldanlagen auszuleihen (d.h., er
hält Forderungen auf Gold statt wirkliches Gold als Sicherheit für seine Einlagen). Aber der Umfang
der Ausleihung, die er vornehmen kann, ist nicht willkürlich. Er muß es in ein Gleichgewicht zu seinen
Reserven und dem aktuellen Stand seiner Investionen bringen.
Wenn Banken Geld ausleihen, um produktive und profitable Unternehmen zu finanzieren, werden die
Ausleihungen rasch zurückgezahlt und Bankkredit ist weiterhin allgemein verfügbar. Aber, wenn die
mit Bankkredit finanzierten Geschäfte weniger profitabel sind und nur langsam zurückgezahlt werden,
spüren die Banker schnell, dass ihre ausstehenden Darlehen zu hoch sind im Verhältnis zu ihren
Goldreserven und sie fangen an, mit neuen Ausleihungen zurückhaltender zu sein, üblicherweise,
indem sie höhere Zinsen berechnen. Dies begrenzt die Finanzierung neuer Unternehmungen und
erfordert von den bestehenden Schuldnern, daß sie ihre Gewinnsituation verbessern, bevor sie Kredite
für weitere Expansionen bekommen können. Daher wirkt unter dem Goldstandard ein freies
Banksystem als Hüter von ökonomischer Stabilität und ausgeglichenem Wachstum.
Wenn Gold von den meisten oder gar allen Nationen als Tauschmittel akzeptiert wird, so begünstigt
und fördert ein ungehinderter freier Goldstandard weltweit die Arbeitsteilung und einen umfangreichen
internationalen Handel. Obwohl die Tauscheinheiten (Dollar, Pfund, Franc etc. ) von Land zu Land
uneinheitlich sind, so funktionieren die Wirtschaften der einzelnen Länder doch wie eine einheitliche
Wirtschaft, wenn die Einheiten alle in Gold definiert sind und sofern es keine Behinderungen für
Handel und freie Kapitalbewegungen gibt. Kredite, Zinsen und Preise reagieren dann nach
gleichartigen Mustern in allen Ländern. Wenn zum Beispiel die Banken in einem Land zu großzügig
Kredit gewähren, gibt es in diesem Land eine Tendenz zu fallenden Zinsen, was die Goldbesitzer
veranlasst, ihr Gold zu Banken in anderen Ländern zu verlagern, wo es höhere Zinsen bringt. Dies wird
unmittelbar zu einer Knappheit an Bankreserven in dem Land mit den lockeren Kreditbedingungen
führen, was wieder zu strengeren Kreditbedingungen und zu einer Rückkehr zu wettbewerbsgerechten
höheren Zinsen führt.
Ein vollkommen freies Banksystem und ein damit übereinstimmender Goldstandard wurde bisher
noch nie verwirklicht. Aber vor dem 1. Weltkrieg war das Banksystem in den Vereinigen Staaten (und
dem größten Teil der Welt) auf Gold gegründet, und obwohl die Regierungen zuweilen intervenierten,
war das Bankgeschäft doch überwiegend frei und unkontrolliert. Gelegentlich hatten sich die Banken,
aufgrund zu schneller Kreditexpansion, bis an die Beleihungsgrenzen ihrer Goldreserven exponiert,
worauf die Zinssätze scharf anzogen, neue Kredite nicht gewährt wurden und die Wirtschaft in eine
scharfe, aber kurze Rezession fiel (im Vergleich zu den Depressionen von 1920 und 1932 waren die
Konjunkturabschwünge vor dem 1. Weltkrieg in der Tat milde). Es waren die begrenzten Goldreserven,
die eine ungleichgewichtigte Expansion der Geschäftstätigkeit stoppten, bevor sie sich zum Desaster
entwickeln konnte, wie es nach dem ersten Weltkrieg geschah. Die Korrekturphasen waren kurz und
die Wirtschaft fand schnell wieder eine gesunde Basis für weitere Expansion.
Aber der Heilungsprozess wurde als Krankheit fehlinterpretiert. Wenn der Mangel an Bankreserven
einen Konjunkturabschwung bewirkte - so argumentierten die Wirtschaftsinterventionisten - warum
finden wir dann nicht einen Weg, um den Banken zusätzliche Reserven zur Verfügung zu stellen, so
daß sie nie knapp werden müssen. Wenn die Banken unbegrenzt fortfahren können, Geld zu verleihen
- so wurde behauptet - muß es keine Konjunkturrückschläge mehr geben. Und so wurde 1913 das
Federal Reserve System organisiert. Es bestand aus 12 regionalen Federal Reserve Banken, die
nominal zwar privaten Bankern gehörten, die aber in Wirklichkeit vom Staat gefördert, kontrolliert und
unterstützt wurden. Von diesen Banken geschöpfter Kredit wird praktisch (nicht gesetzlich) von der
Steuerkraft der Bundesregierung unterlegt. Technisch blieben wir beim Goldstandard; Privatpersonen
war es noch erlaubt, Gold zu besitzen und Gold wurde auch noch als Bankreserve benutzt. Aber jetzt
konnte zusätzlich zum Gold auch noch von den Federal Reserve Banken geschöpfter Kredit
(Papiergeldreserven) als legales Zahlungsmittel dienen, um die Einleger zu befriedigen.
Als die Konjunktur in den Vereinigten Staaten 1927 einen leichten Rückschlag erlitt, schöpften die
Federal Reserve Banken zusätzliche Papiergeldreserven in der Hoffnung, damit jeder Knappheit von
Bankreserven zuvorzukommen.
Katastrophaler jedoch war der Versuch der Federal Reserve, Großbritannien zu helfen, welches Gold
an uns verloren hatte, weil die Bank von England sich weigerte, die Zinsen steigen zu lassen, wie es
der Markt erfordert hätte (dies war politisch unerwünscht). Die Argumentationslinie der beteiligten
Instanzen war wie folgt: Wenn die Federal Reserve massiv Papiergeldreserven in die amerikanischen
Banken pumpt, würden die Zinsen in den Vereinigten Staaten auf ein Niveau fallen, das mit dem in
Großbritannien vergleichbar ist. Dies würde dazu führen, daß die englischen Goldabfluesse gestoppt
würden und politische Unannehmlichkeiten, die mit einer Zinsanhebung verbunden sind, so vermieden
würden. Die"Fed" hatte Erfolg: Sie stoppte die Goldverluste, aber gleichzeitig zerstörte sie fast die
Weltwirtschaft. Der übertriebene Kredit, den die Fed. in die Wirtschaft pumpte, floß in den
Aktienmarkt - und löste einen fantastischen spekulativen Aktienboom aus. Verspätet versuchten die
Federal Reserve Beamten die Überschußreserven abzusaugen und es gelang ihnen schließlich, den
Boom zu brechen. Aber es war zu spät: 1929 war das spekulative Ungleichgewicht so überwältigend,
daß dieser Versuch einen scharfen Rückgang noch beschleunigte mit einem daraus folgenden
Zusammenbruch des Geschäftsvertrauens. Im Ergebnis brach die amerikanische Wirtschaft ein.
Großbritannien ging es noch schlechter und statt die vollen Konsequenzen der vorherigen
Fehlentscheidungen zu akzeptieren, verließ es 1931 den Goldstandard komplett und zeriss so völlig
das Netz von Vertrauen, das noch geblieben war, was zu einer weltweiten Serie von
Bankzusammenbrüchen führte. Die Weltwirtschaft verfiel in die große Depression der 30er Jahre.
Mit der gleichen Logik, der sich auch die vorangehende Generation bediente, argumentierten die
Interventionisten, daß in erster Linie der Goldstandard verantwortlich war für das Debakel, das zur
großen Depression führte. Wenn der Goldstandard nicht existiert hätte, so argumentierten sie, hätte
Englands Abgehen von Goldzahlungen in 1931 nicht die Bankzusammenbrüche in der ganzen Welt
verursacht. (Die Ironie dabei war, daß wir seit 1913 keinen Goldstandard mehr hatten, sondern so
etwas wie einen"gemischten Goldstandard", gleichwohl wurde die Schuld aufs Gold geschoben)
Aber die Gegnerschaft gegen den Goldstandard in jeder Form - durch eine wachsende Zahl von
Wohlfahrtsstaat-Befürwortern - wurde von einer viel subtileren Erkenntnis gespeist - nämlich der
Erkenntnis, daß der Goldstandard unvereinbar ist mit chronischen Haushaltsdefiziten (dem
Wahrzeichen der Wohlfahrtsstaaten). Wenn man den akademischen Sprachschleier einmal wegzieht,
erkennt man, daß der Wohlfahrtsstaat lediglich ein Mechanismus ist, mit welchem die Regierungen
Vermögen der produktiven Mitglieder einer Gesellschaft konfiszieren, um zahlreiche
Wohlfahrtsprojekte zu finanzieren (unterstützen). Ein großer Teil der Vermögenskonfiskation erfolgt
durch Steuereinziehung. Aber die Wohlfahrtsbürokraten haben schnell erkannt, daß die Steuerlast
begrenzt werden mußte, wenn sie an der Macht bleiben wollten und daß sie auf massives deficit
spending ausweichen müssen, d.h. sie müssen Geld borgen, indem sie Staatsanleihen auflegen, um
im großen Stil Wohlfahrtsausgaben zu finanzieren.
Unter einem Goldstandard wird der Kreditumfang, den eine Wirtschaft verkraften kann, von den realen
Sachwerten der Wirtschaft begrenzt, weil jedes Kreditverhältnis letztlich ein Anspruch auf einen realen
Sachwert ist. Aber Staatsanleihen sind nicht durch reale Sachwerte unterlegt, sondern nur durch das
Regierungsversprechen, aus künftigen Steuereinnahmen zu bezahlen. Sie können daher nicht ohne
weiteres von den Finanzmärkten aufgenommen werden. Eine große Menge neuer Staatsanleihen
kann der Ã-ffentlichkeit nur zu ständig steigenden Zinssätzen verkauft werden. Deshalb ist staatliche
Schuldenfinanzierung unter einem Goldstandard eng begrenzt. Die Abschaffung des Goldstandards
ermöglichte es den Verfechtern des Wohlfahrtsstaates, das Banksystem für eine unbegrenzte
Kreditexpansion zu mißbrauchen. In Form von Staatsanleihen haben sie Papiervermögen erzeugt,
welches die Banken, nach einer komplexen Folge von Schritten, wie Realvermögen als Sicherheit
akzeptieren, gleichsam als Ersatz für das was früher eine Einlage in Gold war. Der Inhaber einer
Staatsanleihe oder eines auf Papiergeld gegründeten Bankguthabens glaubt, er hat einen gültigen
Anspruch auf Realwerte. In Wirklichkeit sind aber mehr Ansprüche auf Realwerte im Umlauf, als
Realwerte vorhanden sind.
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage läßt sich nicht aufheben. Wenn das Angebot an Geld
(Ansprüchen) im Verhältnis zum Angebot von realen Guetern in der Wirtschaft steigt, müssen die
Preise unweigerlich steigen. Das heißt, Erträge, die von den produktiven Teilen der Gesellschaft
erspart wurden, verlieren in Gütern ausgedrückt an Wert. Unter dem Strich der Bilanz ergibt sich
dann, daß dieser Verlust genau den Gütern entspricht, die von der Regierung zu Wohlfahrts- und
anderen Zwecken erworben wurden mit dem Geld aus Staatsanleihen, die über Kreditexpansion der
Banken finanziert wurden.
Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu
schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müßte die
Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde
(Goldbesitz war in Amerika bis 1976 für Privatleute verboten, Anm. d. Ü.). Wenn z. B. jedermann sich
entscheiden würde, all seine Bankguthaben in Silber, Kupfer oder ein anderes Gut zu tauschen und
sich danach weigern würde, Schecks als Zahlung für Güter zu akzeptieren, würden Bankguthaben
ihre Kaufkraft verlieren und Regierungsschulden würden kein Anspruch auf Güter mehr darstellen. Die
Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates macht es erforderlich, daß es für Vermögensbesitzer keine
Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, daß hinter der Verteufelung des
Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein
Mechanismus für die"versteckte" Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen
Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr
schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind.
Greenspan, 1966
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Im Forum hier: http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/11712.htm (am 29. August 2000 von Gatsby)
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Hi Galiani,
ja, die von Euklid angestoßene Debatte ist hoch interessant.
Ich hatte seinerzeit den Greenspan-Artikel, den ich aus seiner Zeit als Mitarbeiter beim"Objectivist" (Ayn Rand) kannte, in der"Welt am Sonntag" serviert (ich glaube, es ist immer noch die Übersetzung, die ich damals fabriziert hatte), aber es ging mir mehr um einen Aha-Effekt, der auch prompt eintrat. Kostolany war außer sich vor Wut und wollte mir die Freundschaft aufkündigen.
Weiter hatte ich damals nicht über die Sache nachgedacht, was ich hiermit aber nachholen möchte.
Da wir"wirtschaftliche Freiheit" üblicherweise mit"freien Märkten" oder"freier Marktwirtschaft" verbinden, und diese trotz allerorten zu besichtigenden Einschränkungen im wesentlichen doch verwirklicht haben (Monopol- und Kartellverbot - die Gewerkschaften oder solche Sachen wie die OPEC ausgenommen, freier Welthandel, Diskriminierungsverbote, Meistbegünstigungsklausel usw.), ist also nach dem Zusammenhang zwischen Gold und wirtschaftlicher Freiheit zu fragen und zwar über das hinaus, was Greenspan ausgeführt hat.
Zunächst geht es zweifelsfrei um die staatlichen Monopolnotenbanken. Staatliche Banken sind per se ein Eingriff in freie Märkte, da solche Banken durch das Backing des Staates (und damit letztlich sein Kredit-Rating) einen Wettbewerbsvorteil haben, der inzwischen bekanntlich auch der EU-Kommission aufgestoßen ist, man denke an die WestLB-Geschichte u.ä.
Dann geht es um das staatliche Monopol, Banknoten als gesetzliche Zahlungsmittel ausgeben zu dürfen. Dies war im Goldstandard bis 1914 nicht durchgehend der Fall, so gab es überall Privatnotenbanken, im Deutschen Reich kursierten noch bayerische Banknoten, in GB Noten der Bank of Scotland (die sogar bis heute eigene Noten herausgibt).
Letztlich kann es im GS zwar ein Notenmonopol geben, aber kein Geldmonopol, da die Förderung von Gold in privaten Minen völlig frei ist und frei war und jedermann beliebige Mengen neu geförderten Goldes (die Förderung dabei abhängig allein von der Kostenstruktur der Mine) der Notenbank (notfalls über den Umweg über Münzanstalten, die im Umfang ihrer Ausprägung keinerlei Beschränkungen unterlagen) andienen und Banknoten dafür abfordern konnte.
Also muss"wirtschaftliche Freiheit" auf mehr zielen als nur auf das von Greenspan Dargestellte, was so schwer nachzuvollziehen auch wieder nicht ist.
Wirtschaftliche Freiheit im Zusammenhang mit Gold (ich nenne es, wie bereits vor Tagen schon ausgeführt der Einfachheit halber jetzt Geld, um die Goldgeldfrage nicht wieder ab ovo neu aufzurollen - die offenen Fragen dazu sind bekannt), bedeutet zunächst einmal die Freiheit, Gold zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren. Dies beinhaltet eine Ausweitung des Kontraktbegriffes in dem Sinne, dass Kontrakte erfüllungstechnisch auf alles Mögliche lauten können.
Die Grenze verläuft natürlich beim sog."gesetzlichen Zahlungsmittel".
Existiert es, wird die Kontraktmöglichkeit eingeschränkt, was, wenn wir"goldgedeckte" gesetzliche Zahlungsmittel haben, letztlich darauf hinausläuft, dem Gold als Geld eine Monopolstellung zu verschaffen.
Dass dies nicht mit wirtschaftlicher Freiheit vereinbar ist, versteht sich von selbst. Der Rekurs auf"Tradition" oder"kulturelle Übereinkunft" hilft da nicht weiter, zumal Gold als"Währungsmetall" eine sehr kurze Geschichte hat.
Vor dem 19. Jh. gab es keinen weltweiten Goldstandard, sondern einen Silberstandard, so dass Gold als Währungsmetall sozusagen erst zwangsweise eingeführt werden musste. Im Deutschen Reich hatte nur der Stadtstaat Bremen schon vor dem Kaiserreich eine Goldwährung. Alle anderen Einzelstaaten hatten einen Silberstandard (Gulden im Süden, Taler im Norden, in Hamburg die Banco-Mark, ebenfalls auf Silber, das in der Hamburger Bank deponiert war, basierend).
Die Einführung von Gold als Geld war also ein staatlicher Zwangsakt, was nicht übersehen werden darf, auch wenn die Ergebnisse, die der Goldstandard dann nach einer Übergangsphase, in der hart diskutiert wurde (Ludwig Bamberger usw.) zeitigte, letztlich überzeugten.
Es hat bisher in der Geschichte kein besseres Währungssystem gegeben und der Abgang vom Goldststandard, um mit Hilfe von willkürlichem Printing of Notes den Weltkrieg zu"finanzieren" ist eine der ganz großen Tragödien der Weltgeschichte. Bei einem durchgehaltenen Goldstandard hätte der Weltkrieg nach wenigen Tagen mangels entsprechender Finanzierungsmöglichkeit beendet werden müssen.
Abgesehen von dem, private Freiheitsrechte aushebelnden, Übergang zum Gold als Währung in festem staatlich verfügten Standard, muss aber noch weiter gedacht werden.
Gold in einem nicht staatlich verfügten Standard, also jeweils in freier privater Vereinbarung zu akzeptieren oder nicht und jeweils in frei vereinbartem Umfang (Gewicht bei ebenfalls frei zu vereinbarender und unschwer zu überprüfender Feinheit pro Gewichtseinheit) wäre dann in der Tat das, was unter"wirtschaftlicher Freiheit" zu verstehen wäre.
Die Freiheit bezieht sich dabei nicht nur auf das völlig freie Vereinbaren von Kontrakten mit jeweils frei vereinbarter Erfüllung derselben, sondern auch darauf, dass die Kontraktparteien (und"Wirtschaften" heißt immer Kontrahieren, also Verträge schließen!) in ihren jeweiligen Einschätzungen der Preisentwicklung von Gold (als Gewicht in jeweiliger Feinheit) bezogen auf die Zukunft (und Wirtschaften ist, da auf Kontrakten basierend, immer zukunftsbezogen!) verglichen mit anderen Gütern und Leistungen und vice versa, völlig frei gewesen wären.
Damit ergibt sich also aus dem Ansatz"Gold und wirtschaftliche Freiheit" dieses:
<font color="FF0000">1. Es kann mit auf Gold lautenden Kontrakten gewirtschaftet werden - oder nicht.
2. Falls sich die Marktparteien auf Gold als Kontraktgegenstand einigen, sind die Kontrahierenden völlig frei, ihre jeweiligen in die Zukunft gerichteten Erwartungen über das Verhältnis von Gold zu anderen Gütern und Leistungen individuell und unbeeinflusst in ihren Kontrakten festzuschreiben.
3. Kontrakte, die Gold als Leistung beinhalten, können jederzeit zur Zession angeboten werden, wobei der Markt (also die Summe aller anderen) darüber entscheidet, ob er bereit ist, den Kontrakt mit einem Auf- oder Abgeld zu übernehmen, also zu welchen Konditionen jemand als neuer Gläubiger in diesen einzusteigt, wobei dies auf freien Märkten ausgehandelt wird. </font>
Da die Goldkontrakte über Zeit laufen (sonst wären es keine), können sich alle möglichen Formen von Auf- und Abgeldern ergeben, was im Grunde dem entspricht, was wir heute an den Terminmärkten erleben, wo spätere Termine zwar normalerweise ein Aufgeld haben, aber durchaus auch ein Abgeld aufweisen können.
Wir kennen aus den aktuellen Notizen, wo Brent Crude z.B. per September 2001 zu 25,80 gehandelt wird, aber per Juni 2002 nur 24,10 kostet, während Kupfer zu den gleichen Terminen mit 65,70 bzw. 68,90 aus dem Markt geht (Terminpreise vom 13. August 2001).
Das scheint meine Vermutung, die ich aus den frühen Edelmetallkontrakten Babylons zu ermitteln versuchte, zu bestätigen, dass die Preise (in gewogenen Shekel) für Stück-Güter letztlich keine Kassapreise, sondern Terminpreise waren - jeweils natürlich frei und individuell ausgehandelt.
Die wirkliche wirtschaftliche Freiheit kommt also nur dann zur vollen Entfaltung, wenn es keinen Kassa-Standard für Edelmetall gibt (was bei einer staatlich oktroierten Parität immer der Fall ist), sondern wenn alle Preise über alle Termine, einschließlich der Kasse (die letztlich nichts anderes ist, als ein zum Erfüllungstag abgelaufener Terminpreis) völlig frei vereinbar sind.
Im Goldstandard ist der Kassapreis für Gold stets staatlich fixiert (die"Parität"), während Terminpreise minmal darum herum schwanken können, auch die Preise, die den Termin zwischen Förderung und Einlieferung an die Münzanstalten abdecken, weshalb es überhaupt nur zu Veränderungen im Bestand an ausgemünztem Gold kommen kann, wie er beobachtet wurde. (Umgekehrt ist es der Termin zwischen Entnahme der Münzen vom Markt und Einschmelzen derselben in einer Affinerie).
Im Gegensatz zu frei auszupreisendem Gold schränkt der Goldstandard die wirtschaftliche Freiheit also ein.
Selbst wenn wir dies als vernachlässigenswerten Nachteil bezeichnen wollten, liegt die alles entscheidende Gefahr beim Goldstandard (mit Parität also) darin, dass die Parität geändert werden kann (Goldaufwertungen, auch -abwertungen wären möglich) oder sogar völlig aufgehoben wird.
Diese Gefahr wurde virulent als die Staaten ihr Militärmonopol und schließlich ihr Staatsausgaben- alias Umverteilungsmonopol nutzten, um den Goldstandard zu verlassen.
Unter den Folgen leiden wir bis heute.
Gruß
d.
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