RolandLeuschel
25.07.2000, 22:28 |
Was passiert mittelfristig mit dem Euro? Thread gesperrt |
Zuerst viele Grüße an alle und speziellen Dank an Dottore für die prompte Beantwortung von Roland Leuschels Thesen.
Habe in meiner Bibliothek zweite Auflage (Sachwert schlägt Geldwert, 1983)
und siebte Auflage 1983 (Wann kommt der Staatsbankrott, September 1983)
Beim Buch wann kommt der Staatsbankrott habe ich auf Seite 153-155 handschriftliche Einträge gemacht, wann die Prophezeihungen (allesamt richtig von dottore vorausgesagt) tatsächlich eingetroffen sind. Sie hatten eine erstaunlich hohe Trefferquote. Dazu muß ich ihnen fast 17 Jahre später gratulieren und den Hut ziehen. Darin stand zu lesen
"Beamtengehälter"
Sie schrieben"Verzögerung der Anpassung" - tatsächlich eingetroffen 01.01.1992
"Bildungswesen"
Sie schrieben"Kostenlose Leistungen müssen wieder bezahlt werden" (Schulbücher) - eingetroffen 01.01.1992, nicht im ganzen Bundesgebiet einheitlich, Länderhoheit
"Forschung"
Etat-Kürzungen - eingetroffen - 01.01.1997
"Sozialbereich"
Kürzung erworbener Rechte, Senkung des sozialen Besitzstandes (Rentenanpassung je nach Kassenlage) - dies liest man jetzt genauso in den Zeitungen.
Beteiligung an Krankheitskosten, Rezeptgebühr - tatsächlich eingetroffen ab 01.01.1993
Beeinträchtigung der Lage der Arbeitslosen (müssen niedrigere Arbeiten annehmen oder erleiden Kürzungen) - tatsächlich eingetroffen ab 01.01.1997
Ab Seite 157 beschreiben sie in Abschnitt b den Vollbankrott
"Der Staat wird sich nicht bei diesem Teilbankrott aufhalten" das weitere möchte der Leser in der Literatur nachlesen.
Kreative Buchführung der Staaten, welche schon den Euro eingeführt haben (siehe Buch Euro Crash 2007, Autor: Bruno Hollnagel, erschienen Anfang 2000)
1) Frankreich: France Telecom bezahlt 37 Mrd. Franc an die Staatskasse zugunsten seiner Mitarbeiter. Buchmäßig ein Vermögenszugang von etwa 0,45% des Bruttoinlandsprodukts.
2) Belgien: Sie haben sich 1997 die Goldverkäufe gutschreiben lassen sowie die Goldgewinne der letzten fünf Jahre und im Vorgriff auf die Privatisierung der staatlichen Telefongesellschaft hat die Sparkassen Holding einen kräftigen Vorschuß an die Staatskasse bezahlt. Die Staatslotterie bezahlte den Gewinn von sieben Jahren im voraus an den Staat. Trotzdem hat die Verschuldung am BIP noch über 120% betragen.
3) Holland: Hat Gold verkauft um die Schuldenquote zu senken.
4) In Spanien hat man Steuervorauszahlungen verlangt.
5) Ã-sterreich hat den Straßenbau aus dem Etat ausgegliedert und Staatsanleihen an Banken verkauft.
6) Italien hat eine Europasteuer eingeführt, die 1999 wieder zurückgezahlt wurde. Auch hat Italien die Schwarzarbeit bewertet und in das BIP eingerechnet. Schwarz ist doch das was man nicht weiß! So etwas kann man doch gar nicht greifen! Mich würde mal interessieren, ob die Schwarzarbeit auch bei den Zahlungen an Brüssel mit einberechnet wird (Verteilungsschlüssel).
7) Bundesrepublik Deutschland: Verpflichtungen von Nachfolgegesellschaften der Treuhand von mehr als 220 Mrd. DM wurden ebensowenig erfaßt wie uneinbringliche Milliardenforderungen der Bundesrepublik gegenüber Drittstaaten (Rußland läßt grüßen - Jelzin hat die Milliarden nicht notiert, bei Kohl verschwinden die Akten"Männerfreundschaft" und Putin hat Schuldenerlasse kassiert). In mir als Steuerzahler kommt richtig Freude auf - die Steuern sinken, die Gesamtabgaben steigen jedoch weiterhin.
Deutschland hat die Zahlungen an Brüssel erst 1998 verbucht."Dies sind ja auch nur Peanuts".Schluß damit! Schauen wir jetzt in die Zukunft. Was wird aus dem Euro.
Mein Szenario der nächsten fünf bis zehn Jahre
1) Beitritt Griechenland - so gut wie sicher (Steigt der Euro?)
2) Beitritt von Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Litauen - schon fast klar (Steigt der Euro?)
3) Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Slowakei haben nur Chance auf Beitritt wenn die EU-Staaten den Staatenbankrott noch nicht erklärt haben.
Preisfrage: Ostdeutschland war weiter entwickelt als alle vorgenannten. Vielleicht bis auf Griechenland? Aus der Presse haben wir entnommen, daß Ostdeutschland ohne Erbsenzählerei ca. 1 Billion DM bis dato erfordert hat. Wer hat Ahnung wieviel die Beitrittsstaaten kosten? 10 Billionen DM, 20 Billionen DM oder sogar 30 Billionen DM und in welcher Zeit? Und was ist mit den Ungleichgewichten innerhalb der Euro-Partner? Bitte nennt mir Argumente, welche dazu führen können, das der Euro nicht fällt sondern steigt.
Meine Prognose bis 2010: 1 Euro = 0,50 US-Dollar, damit fast 4 DM, womit wir wieder in den siebziger Jahren wären, kurz vor der Einführung des Floatings. Dieses Szenario würde in den USA ein riesiges Handelsbilanzdefizit auslösen. Jeder versucht sich jetzt, durch Abwertung Vorteile im Export zu verschaffen, koste es was es wolle. Das die Importpreise steigen ist ja schon scheißegal. Der Abwertungswettlauf kann meines Erachtens nur durch Einführung des Goldstandards gestoppt werden. Dann kann nicht mehr jeder machen was er will. Lest als Lektüre hierzu"Cash - Strategie gegen den Crash".
RL
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Sascha
25.07.2000, 23:19
@ RolandLeuschel
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Das wäre der Staatsbankrott! |
Hallo!
> 10 Billionen DM, 20 Billionen DM oder sogar 30 Billionen DM und in > welcher Zeit?
Egal ob es 10, 20 oder 30 Billionen DM sein werden. Wer soll das bezahlen - das wäre doch der sichere Weg in den Bankrott!
Sascha
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dottore
25.07.2000, 23:43
@ RolandLeuschel
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Re: Was passiert mittelfristig mit dem Euro? |
Hi Roland -
I'm flabbergasted. Das war nun ein Feuerwerk, für das ich mich - neben so vielen anderen, die den Schlumenski auch kapiert haben - nur niederknien kann.
Doch was soll' das alles? Geh morgen in den neuen"Parsifal" von Bayreuth und danach werden Dir die ersten 135 (oder so ) Takte des"Rings des Nibelungen" sich
Deinen Ohren öffnen, und mehr vielleicht,wer weiß...?
Carpe diem - Pflücke den Tag!
Mehr gibt es in diesem Board nicht mitzuteilen - jedenfalls sehe ich das so. Eine ganz einfache Sache also,
C L A R O (-non?)
D.
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Sascha
25.07.2000, 23:58
@ RolandLeuschel
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Ausschließen kann ich einen Kurs des Euro unter 0,50 US-$ nicht |
Hallo!
> Meine Prognose bis 2010: 1 Euro = 0,50 US-Dollar
Angesichts der Punkte 1 bis 3 des Szenarios kann ein Fall des Euro auf 0,5 US-$ durchaus eintreten. Vielleicht kommts sogar noch schlimmer, d.h. Kurse unter einem halben US-$ pro Euro.
Wer weiß das schon heute?
Sascha
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dottore
26.07.2000, 00:35
@ Sascha
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Re: Das wäre der Staatsbankrott! JAWOLL (und langweilig) |
>Hallo!
>> 10 Billionen DM, 20 Billionen DM oder sogar 30 Billionen DM und in
>> welcher Zeit?
>Egal ob es 10, 20 oder 30 Billionen DM sein werden. Wer soll das bezahlen - das wäre doch der sichere Weg in den Bankrott!
>Sascha
Hi Sascha!
Bitte nicht naiv sein (oder so tun als, ob): Niemand bezahlt irgend etwas. Das ist ja geradezu die klassische PERVERSION der Demokratie.
Im Falle, dass Mehr gwünscht wird zum Thema - bitte Antipoden, aber auch Deckuung nehmen!
HIER, in JüKüs Board, sitzt nun dummerweise der einzige (!!!) Weltexperte zum Thema (und das bin ICH)"Staatschulden" usw. Also:
STAATSBANKROTT.
Und falls Du irgendeine meiner Deduktionen zum Thema"Wirtschaft" anzweifelst usw. - niedergelegt in der"Krisenschaukel" u. anderswo - HIMMEL, was hindert Dich daran, das Geld - 50 Mille!!! - bei mir abzukassieren?!!!
Ich habe mein Büchlein an jedweden Ordinarius der VWL & BWL in BRD plus CH & A geschickt. doch die hatten noch nicht die Zeit gefunden, diese mühelosen fünfzig Mille zu kassieren.
Ich breche also einfach ab und bitte um Verständnis (= Verstand???).
d.
Und für eingetragene Board-Members - nur Farbe GRÜN!!! -
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Sascha
26.07.2000, 00:44
@ dottore
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Staatsbankrott |
Hallo!
> was hindert Dich daran, das Geld - 50 Mille!!! - bei mir abzukassieren?!!!
Ich habe keine gescheiten Argumente dagegen da es einfach so ist!
Und selbst dieser Professor hätte wohl keine Chance gehabt, das hat er anscheinend gewußt.
Sascha
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black elk
26.07.2000, 09:12
@ RolandLeuschel
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Re: Wer ist stärker, der Einarmige oder der Blinde? |
Hi,
diese Frage stelle ich mir im Bezug auf die USA und Euroland. Japan kann man auch noch einbeziehen. Alle Länder haben die gleichen Systemprobleme und insbesondere die hohe Verschuldung. Die Europäer sehen natürlich den Euro stark, die Amerikaner den USD und Japan hat es nach eigenen Angaben auch fast geschafft aus der Krise zu kommen. Wer hat nun Recht?
Ich habe mir wegen der These DM/USD 4,- nochmal den Chart angeguckt (ab 1975). An das alte Hoch bei knapp 3,50 kann ich mich noch gut erinnern. War damals in den USA + Karibik und habe die letzten Tage im Bus übernachtet, da ich keine Dollars mehr für ein Hotel hatte. Wenn die Dollarstärke wieder kommt, dann können wir unseren URlaub wirklich in den Kasseler Bergen verbringen ( Welteke Zitat).
Ich zähle zur Zeit folgendermaßen:
Seit dem Top bei 3,44 DM/USD folgte von 1985 bis 1995 eine WXY Korrektur. Vom Low starete dann ein neue übergeordneter Impuls.
-Welle 1 bis August 97
-WElle 2 bis Okt. 98
-Welle 3 bis Mai 99
-Welle 4 aktuell!!?
Die momentan erwartete Eurostärke wäre somit nur eine Welle 4 und damit eine Aufwärtskorrektur. Was fehlt ist die Welle 5 und damit neue Low bei Euro/USD. Auch die Relation USD/Yen könnte wie früher beschrieben Richtung 170 USD/Yen gehen.
Fazit: Noch sehe ich keine Dollarkrise. Man muß sich eher fragen, ob nicht Japan oder wir selbst in Euroland im Zentrum einer kommenden Krise sitzen, mit wertloser Währung und haushohen Zinsen. Ich erinnere hierzu an den Bund Future count, der deutet auf steigende Zinsen hin, paßt soch gut: Schwacher Euro, hohe Zinsen (als Risikoaufschlag).
black elk
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JüKü
26.07.2000, 09:25
@ black elk
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Re: Wer ist stärker, der Einarmige oder der Blinde? |
>Hi,
>diese Frage stelle ich mir im Bezug auf die USA und Euroland. Japan kann man auch noch einbeziehen. Alle Länder haben die gleichen Systemprobleme und insbesondere die hohe Verschuldung. Die Europäer sehen natürlich den Euro stark, die Amerikaner den USD und Japan hat es nach eigenen Angaben auch fast geschafft aus der Krise zu kommen. Wer hat nun Recht?
Stimme voll zu! Jedes Land könnte zuerst"kippen" - oder auch alle gleichzeitig und langsam. Daraus einen starken oder schwachen Dollar, Euro oder Yen abzuleiten ist wohl unmöglich.
Letztlich kommt der USD von 4,20 DM und ging bis 1,35 DM. Eine"normale" 61,8 %-Korrektur wäre 3,11 DM. Langfristig kann ich den Euro nur schwach, sehr schwach sehen - ohne den Versuch einer Begründung.
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JüKü
26.07.2000, 09:27
@ RolandLeuschel
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Re: Was passiert mittelfristig mit dem Euro? |
Danke für den Beitrag! Wirklich inteessant zu sehen, wie viele langfristige"Prophezeihungen" eingetreten sind!
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black elk
26.07.2000, 10:28
@ JüKü
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Re: Wer ist stärker, der Einarmige oder der Blinde? |
>Letztlich kommt der USD von 4,20 DM und ging bis 1,35 DM. Eine"normale" 61,8 %-Korrektur wäre 3,11 DM. Langfristig kann ich den Euro nur schwach, sehr schwach sehen - ohne den Versuch einer Begründung.[/b]
Hallo Jürgen,
meine Prognose war eine Art Ersteinschätzung von DM/USD, wegen des Leuschel Artikels. Alle reden den Euro stark, auch wegen der so positiven Fundamentaldaten, aber was die dem Euro genützt haben, hat man ja gesehen. Niemand ist wirklich pessimistisch für den Euro, alle aktzeptieren die Einführung weil niemand etwas dagegen tun kann. So wichtig politisch gesehen ein Ã-ffnung der EU nach Osten ist, so fatal könnte sich das auf die Währung auswirken. Mal ehrlich, wenn man 1 Mio in sicherheit bringen will, kauft man da Euro? Eine Währung die noch gar nicht existiert. In der ganzen Welt wird mit USD bezahlt. Das ist ein enormer psychologischer Vorteil.
Das der Yen schwächer wird, kann man auch aus der Relation Euro/Yen ableiten. Das Top sollte gesehen worden sein. Wenn er gegenüber Euro schwächer wird, dann über die crossrates auch gegenüber USD.
black elk
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