Ghandi
09.09.2001, 11:17 |
Re: dottore - noch kleine Verständnisfragen zum Goldstandard Thread gesperrt |
Hallo dottore,
Du hast für Dich den „Charme“ des GS entdeckt.
Bitte sei nachsichtig mit den Typen hier im Forum,
die in dieser Beziehung auch gerne charmant wären, ;-)
würde nicht ihr Verstand sich dagegen sträuben.
Weiter unten schreibst Du, selbst die theoretische Steigerung
der Warenmenge um Faktor 41 innerhalb von zwei Jahren und
das dazu erforderliche Kreditvolumen zur Vorfinanzierung der
Produktion sei im GS prinzipiell möglich.
Aber wie? - Und mit welchen Konsequenzen?
Dein Extrem-Beispiel ist deshalb so gut, weil es meiner
Meinung nach auf einen Schwachpunkt des GS klopft.
Alternative 1:
Eine Finanzierung über das Bankensystem, verbunden mit
Geldschöpfung.
Wie geht das in größerem Umfang, wenn die Währung an eine
bestimmte, festgelegte Goldmenge gekoppelt ist?
Alternative 2:
Die Finanzierung über den Bondmarkt. - Dieser Weg wäre bei
einem GS wohl denkbar.
Aber ist das nicht genau die Schiene, über die die weltweiten
Verschuldungsorgien von Staat und Unternehmen im jetzigen
System auch laufen?
Hier sollten wir unterscheiden zwischen Staat und Wirtschaft.
Die staatliche Verschuldung sollte in Zukunft per Verfassung
grundsätzlich verboten sein. (In Estland gibt es das schon länger.)
Wenn es im Unternehmenssektor zu großen Über-Investitionen kommt,
wie wir sie nun erlebt haben, dann ist die anschließende Vernichtung von
Kapital (das der Bond-Käufer) eine unvermeidliche und logische Konsequenz.
Diese Geldvernichtung basiert auf Fehleinschätzungen der Investoren (schöne
Beispiele im High-Tech-Bereich, CISCO und viele andere) über die
voraussichtliche Menge der in Zukunft ab zu setzenden Waren. Und solche
Irrtümer wird es und muss es in jedem System, ob mit oder ohne GS, geben.
Wäre nun aber die Finanzierung der Produktion per Geldschöpfung übers Banken-
wesen gelaufen, würde doch nur ein Teil dieses - parallel zur Über-
Investition - neu geschöpften Geldes vernichtet und damit die deflationäre
Entwicklung vermindert. Oder nicht?
Gruß und schönen Sonntag
G.
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Euklid
09.09.2001, 11:52
@ Ghandi
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Re: dottore - noch kleine Verständnisfragen zum Goldstandard |
>Hallo dottore,
>Du hast für Dich den „Charme“ des GS entdeckt.
>Bitte sei nachsichtig mit den Typen hier im Forum,
>die in dieser Beziehung auch gerne charmant wären, ;-)
>würde nicht ihr Verstand sich dagegen sträuben.
>Weiter unten schreibst Du, selbst die theoretische Steigerung
>der Warenmenge um Faktor 41 innerhalb von zwei Jahren und
>das dazu erforderliche Kreditvolumen zur Vorfinanzierung der
>Produktion sei im GS prinzipiell möglich.
>Aber wie? - Und mit welchen Konsequenzen?
>Dein Extrem-Beispiel ist deshalb so gut, weil es meiner
>Meinung nach auf einen Schwachpunkt des GS klopft.
>
>Alternative 1:
>Eine Finanzierung über das Bankensystem, verbunden mit
>Geldschöpfung.
>Wie geht das in größerem Umfang, wenn die Währung an eine
>bestimmte, festgelegte Goldmenge gekoppelt ist?
>
>Alternative 2:
>Die Finanzierung über den Bondmarkt. - Dieser Weg wäre bei
>einem GS wohl denkbar.
>Aber ist das nicht genau die Schiene, über die die weltweiten
>Verschuldungsorgien von Staat und Unternehmen im jetzigen
>System auch laufen?
>Hier sollten wir unterscheiden zwischen Staat und Wirtschaft.
>Die staatliche Verschuldung sollte in Zukunft per Verfassung
>grundsätzlich verboten sein. (In Estland gibt es das schon länger.)
>Wenn es im Unternehmenssektor zu großen Über-Investitionen kommt,
>wie wir sie nun erlebt haben, dann ist die anschließende Vernichtung von
>Kapital (das der Bond-Käufer) eine unvermeidliche und logische Konsequenz.
>Diese Geldvernichtung basiert auf Fehleinschätzungen der Investoren (schöne
>Beispiele im High-Tech-Bereich, CISCO und viele andere) über die
>voraussichtliche Menge der in Zukunft ab zu setzenden Waren. Und solche
>Irrtümer wird es und muss es in jedem System, ob mit oder ohne GS, geben.
>Wäre nun aber die Finanzierung der Produktion per Geldschöpfung übers Banken-
>wesen gelaufen, würde doch nur ein Teil dieses - parallel zur Über-
>Investition - neu geschöpften Geldes vernichtet und damit die deflationäre
>Entwicklung vermindert. Oder nicht?
>
>Gruß und schönen Sonntag
>G.
Bin zwar nicht dottore aber versuche zu antworten.
Die Goldgegner behaupten immer wieder daß mit Gold die Expansion der Wirtschaftsleistung wegen fehlender Menge nicht gelingen würde.
Das Problem ist ganz einfach.Wenn es an der notwendigen Menge fehlt dann wird eben Gleichgewicht durch steigenden Goldpreis erzeugt.Dann muß die Menge an Gold dadurch weniger ansteigen.
Gerade weil es auf Gold keinen Zins gibt muß der Goldpreis eruptiv steigen und ein neues Gleichgewicht finden.
Daß was die Banken betreiben mit ihren Ausleihungszinsen ist nichts weiter als eine im Vorhinein abgeschöpfte Prämie für die irgendwann kommende Korrektur.
Würde man ein Gesetz machen daß Gold Zinsen bringt dann würde die Korrektur deulich schwächer ausfallen.
Oder die dritte Möglichkeit wäre den Goldpreis in kleinen Schritten jährlich am Weltwirtschaftswachstum und am Weltinflationsindex festzumachen.Dann würden sich die eruptiven Sprünge glätten und das Gold hätte genauso wie jedes andere Gut einen kontunuierlich angepassten Wert.
Dann könnte man aber auch kaum mehr damit spekulieren.
Ich habe vor kurzer Zeit einen Bericht über sämtliche Anlageformen gelesen in dem über 100 Jahre gerechnet das Gold und Grundstücke mit weitem Abstand an der Spitze lagen.Der Bericht war aber mit dem Datum noch vor der Aktienhausse irgendwann 1997.Es könnte sein daß im Hochpunkt März 2000 alles in etwa wieder gleich war.Verlierer war immer derjenige mit dem Sparbuch mit niedrigen Zinsen.Daß könnte sich aber auch hier kurzfristig ändern wenn der Aktienmarkt noch stärker einbricht!
Es gibt 2 Konstanten auf dieser Welt:
1.Die Masse an vorhandenem Gold auf der Erde ist bekannt und auf Grund der Zusammensetzung der Erde recherchierbar.
2.Die Oberfläche der Kugel gleich Erde genannt ist ebenfalls konstant und nicht vermehrbar.
Jedoch ist das Papiergeld nicht an Grenzen gebunden.Bevor das Papier nicht mehr reicht druckt man größere Zahlen drauf und diese sind endlos.Wenn man hier zu lange Zahlen bekommt dann bedient man sich der Kurzform mit Potenzen.
Ein lustiger Schein wäre zum Beispiel: 1Kilo-EURO,1Mega-EURO,1Giga-EURO,1Terra-EURO es sind überhaupt keine Grenzen gesetzt.Deswegen setze ich mehr auf die nicht vermehrbaren Güter auch wenn diese kurzfristig wie momentan beim Gold manipulierbar sind.
Gruß EUKLID
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Ghandi
09.09.2001, 14:59
@ Euklid
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kleine Verständnisfragen |
Danke für Deine Antwort.
Deine Version des Goldstandards ist also
ein Welt-Standard. in dem sich der
Goldpreis - wie auch immer - den Preisen
und der (Welt-)Wirtschaftsleistung anpasst.
Leider bist du auf die Rolle des Bondmarktes
gar nicht eingegangen, der meiner Ansicht nach
sowohl im jetzigen Geldsystem als auch in einem
GS eine entscheidende Rolle spielt - sofern man
diese explosionsartig wachsende Form der Geldbe-
schaffung auch nach einem gedachten Systmwechsel
weiter tolerieren würde.
Was in der gesamten Diskussion darüber hinaus völlig
fehlt, ist die Rolle, die der Mensch im Wirtschafts-
system spielt.
Die Boomphase, die wir in den letzten Jahren an den Märkten
erlebt haben, ist doch nur zu verstehen, wenn man bedenkt,
welche Euphorie die neuen technischen Errungenschaften
wie Handy, Internet und PC bei vielen (vor allem jungen)
Menschen ausgelöst hat.
Es sind doch letztlich diese psychologischen Faktoren, die
bei Unternehmern als auch beim (kleinen) Börsenspekulanten
zu massiven Fehl-Investitionen geführt haben - mit den
zwangsläufigen verheerenden Folgen.
Wenn wir also mal vom Thema Staatsverschuldung ganz absehen
(Die, wie gesagt, meiner Meinung nach generell zu ver-
bieten ist):
Wie hätte sich der Boom der 90er Jahre in einem GS entwickelt?
Und was wäre ganz konkret besser als jetzt?
Danke.
MfG
G.
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Diogenes
10.09.2001, 14:23
@ Ghandi
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Re: dottore - noch kleine Verständnisfragen zum Goldstandard |
Hi Ghandi,
Du klebst etwas zu sehr am"Geld". ;-)
Bei Investitionen geht es um die Beschaffung von Produktionsmitteln und das sind reale Güter, nicht irgendwelche Zettel. Die Zettel sind lediglich ein Mittel, um auf die realen Güter zuzugreifen.
In der Welt der realen Güter muß grundsetzlich gespart werden, wenn investiert werden soll. Man kann etwas nicht gleichzeitig investieren und verkonsumieren. Soll die Wirtschaft wachsen, muß gespart werden, anderst geht es nicht.
Die Frage ist, wie es zu den Ersparnissen kommt. Hat man einen Goldstandart mit 100 % Deckung, so erfolgt das Sparen freiwillig.
Bei fractional banking kann mehr"Geld" verliehen werden, als gespart wurde. Da dadurch mehr"Geld" um die gleichen Waren konkurriert, kommt es zu Preissteigerungen - Zwangssparen via Inflation.
(NB: Fractional banking verwischt den Unterschied zwischen Geld und Kredit. Man weis nicht mehr genau, womit man es zu tun hat, das ist das teuflische daran.)
Ob die Ersparnisse vom Sparer zum Kreditnehmer via Bank oder Aneihen kommen ist im Prinzip egal.
Entscheidend ist, daß die Leute sparèsam und fleißig sind und gute Investitionen tätigen, dann wird das Land wohlhabend. Konsum auf Pump, so wie wir es jetzt haben, ist der Weg in den Ruin.
Gruß
Diogenes |
dottore
10.09.2001, 16:46
@ Diogenes
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Re: dottore - noch kleine Verständnisfragen zum Goldstandard |
>Hi Ghandi,
>Du klebst etwas zu sehr am"Geld". ;-)
>Bei Investitionen geht es um die Beschaffung von Produktionsmitteln und das sind reale Güter, nicht irgendwelche Zettel. Die Zettel sind lediglich ein Mittel, um auf die realen Güter zuzugreifen.
>In der Welt der realen Güter muß grundsetzlich gespart werden, wenn investiert werden soll. Man kann etwas nicht gleichzeitig investieren und verkonsumieren. Soll die Wirtschaft wachsen, muß gespart werden, anderst geht es nicht.
>Die Frage ist, wie es zu den Ersparnissen kommt. Hat man einen Goldstandart mit 100 % Deckung, so erfolgt das Sparen freiwillig.
>Bei fractional banking kann mehr"Geld" verliehen werden, als gespart wurde. Da dadurch mehr"Geld" um die gleichen Waren konkurriert, kommt es zu Preissteigerungen - Zwangssparen via Inflation.
Richtig. Und sehr wichtiger Punkt! Da aber die Kredite, die beim"fractional banking" entstehen (auf Geld lautend) schließlich zurück gezahlt werden müssen, kann diese Rückzahlung ihrerseits wiederum nur bewerkstelligt werden, indem zusätzliche Güter angeboten und gegen Geld verkauft werden. Diese [b]zusätzlichen Güter sind als Angebot vorhanden und drücken ihrerseits, da sie Waren und Leistungen sind, ihren in Geld ausgedrückten Preis.
Wir haben also zuerst Inflation, dann Deflation. Und das heißt in einer Wirtschaft, in der Leistungsdruck herrscht und erzwungen wird (mit Hilfe von Konkursdrohung), dass wir Millionen kleiner Inflationen und Millionen kleiner Deflation haben, alles in minimaler Zeitversetzung, so dass das Preisniveau (technischen Fortschritt, usw. mal außen vor) das"Preisniveau" im wesentlichen gleich bleben muss.
Nur wenn statt Leistungen anzubieten der Schuldner die Möglichkeit hat, sich mit weiteren, zusätzlichen Schulden aus der Affäre zu ziehen, haben wir Dauerinflation (wie gehabt). Aber die Schulden, die diese Inflation erst definieren und verursachen konnten (immer höhere natürlich) sind allesamt offen geblieben und sie drängen dann alle auf einmal mit Hilfe von Leistungserbringung bzw. Liquiditätsbeschaffungsversuchen über Preissenkungen auf den Markt - und die KRISE ist da. Und so wie's heute aussieht, wird's halt leider eine dicke fette Krise.
Jede Krise ist immer eine Kreditkrise, definiert dadurch, dass fällige oder fällig gestellte Kredite nicht zurückgezahlt werden oder zurückgezahlt werden können.
>(NB: Fractional banking verwischt den Unterschied zwischen Geld und Kredit. Man weis nicht mehr genau, womit man es zu tun hat, das ist das teuflische daran.)
Das stimmt. Am Besten: Sich immer nur an die Schuld- bzw. Kreditverhältniss 0e halten (das Geld ist immer nur ein Derivat davon). Werden die Schuldverhältnisse mit Hilfe von vermarktetem BIP abgelöst - alles okay. Wird aufgeschuldet (hochgebucht) - wird der Leistungszeitpunkt nur in die Zukunft verschoben.
Solange bis es nicht mehr geht, siehe heute. Und dann scheppert's richtig.
>Ob die Ersparnisse vom Sparer zum Kreditnehmer via Bank oder Aneihen kommen ist im Prinzip egal.
Die Ersparnisse ja. Aber schau Dir die Finanzierung der UMTS-Summen an. Zuerst erhielten Telekom0@ & Co. von ihren Banken Kreditlinien. Dann nutzten sie diese Linien, die Banken streckten die Gelder kurzfristig vor. Kredit der Banken out of the blue (wie zunächst alle Bankkredite), die Refinanzierung erledigten die Banken am Geldmarkt (Zinsen tendenziell rauf) notfalls durch Abruf von Geld bei der NB gegen die bereits dafür zur Verfügung stehenden (alten) Sicherheiten.
Dann mussten die UMTS-Käufer die kurzfristigen Verbindlichkeiten ablösen. Dazu legten sie Anleihen auf. Die wurden von den Sparern g@Pekauft. Erst dann kam es zum Konsumverzicht.
Das Problem ist wie immer in der Wirtschaft ein Problem von"früher"/"später".
>Entscheidend ist, daß die Leute sparsam und fleißig sind und gute Investitionen tätigen, dann wird das Land wohlhabend. Konsum auf Pump, so wie wir es jetzt haben, ist der Weg in den Ruin.
Das ist überhaupt keine Frage. Denn Konsumkredite sind nichts anderes als das Ziehen auf künftige Lohn- und Gehaltseinkommen. Fallen die aus (Arbeitslosigkeit usw.), dann sind die P`Leute ruiniert (Privatkonkurse steigen ja schon jetzt weltweit rasant).
Beim Goldstandard ist das Kreditieren out of the blue eben eingeschränkt. Die Banken können zwar auf die NB ziehen, aber die kann ihrerseits nicht unbegrenzt NB-Geld (Banknoten z.B.) zur Verfügung stellen, da ihr Geld die bekannte Deckungsvorschrift in Gold hat. Ist die Deckungsgrenze erreicht, muss die NB ihren Satz so hoch setzen, bis bei ihr keine zusätzliche Liquidität mehr abgefordert wird, was die Geldmarktsätze entsprechend i`pn die Höhe treibt und damit die Inanspruchnahme von Kreditlinien (falls diese überhaupt dann noch gegeben werden) sofort einschränkt.
Hätten sich also die UMTS-Käufer, um die Kaufsumme zu beschaffen, bei den Banken, damit am Geldmarkt und damit letztlich bei der NB, zu 25 % oder gar 50 % verschulden müssen, wäre die UMTS-Auktion bei 10 Mio (oder so) Zuschlag pro Käufer beendet gewesen. Ein Goldstandard hätte also den UMTS-Exzess gar nicht erst möglich gemacht.
Genauso hätte man 1914 den GoldstpPandard auch beibehalten können. Der Staat hätte sich die Mittel am Geldmarkt besorgen müssen und die Herren Kaiser und Könige hätten jeden Schuss aus ihren Kanonen zu 1000 % Tagesgeld finanzieren müssen. Da wäre ihnen das Krieg spielen schnell vergangen.
Gruß
d.
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Fürst Luschi
10.09.2001, 16:59
@ Diogenes
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Re: dottore - noch kleine Verständnisfragen zum Goldstandard |
>Hi Ghandi,
>Du klebst etwas zu sehr am"Geld". ;-)
>Bei Investitionen geht es um die Beschaffung von Produktionsmitteln uP
`
nd das sind reale Güter, nicht irgendwelche Zettel. Die Zettel sind lediglich ein Mittel, um auf die realen Güter zuzugreifen.
--
Die Zettel sind verbriefte (heute anonymisierte) Eigentumsrechte an den Gütern (der Schuldner=derjenigen in deren Besitz die Güter zeitweilig sind).
>In der Welt der realen Güter muß grundsetzlich gespart werden, wenn investiert werden soll. Man kann etwas nicht gleichzeitig investieren und verkonsumieren. Soll die Wirtschaft wachsen, muß gespart werden, anderst `
p
geht es nicht.
--
Man kann einen Sack Mehl nich essen und sich zugleich ein Lebkuchenhaus draus backen. Aber hier gehts doch um Investitionsgüter und Konsumgüter. Da muss nichts gehortet werden, sondern es reicht aus, wenn die Menschen die Investionsgüter herstellen"just-in-time" von den Konsumgüterherstellern mit durchgefüttert werden. Wie bring ich die auf Dauer das zu tun.
>Die Frage ist, wie es zu den Ersparnissen kommt. Hat man einen Goldstandart mit 100 % Deckung, so erfolgt das Spp
aren freiwillig.
--
Dann isses kein Goldstandard.
>Bei fractional banking kann mehr"Geld" verliehen werden, als gespart wurde. Da dadurch mehr"Geld" um die gleichen Waren konkurriert, kommt es zu Preissteigerungen - Zwangssparen via Inflation.
--
Es können zu hohe Kredite auf überbewertete Sicherheiten gegeben werden oder wie beim Staat auf zweifelhafte oder wie früher bei den Goldschmieden auf vorgegaukelte. Diese (gefälschten) Anrechte auf Eigentum treiben dann den Pre
is des Eigentums. Hat mit Geld an sich nix zu tun. Selbst wenn sich die Präferenzen verändern und wir wieder mehr Bargeld halten(verdoppeln wirs doch), hat das keine Auswirkung auf die Preise. Auch bei Panikkäufen - wenn das gesamte Bargeld ausgegeben wird - führt das nur zu kurzen Spitzen - das Geld kauft einmal und ist weg - zurück bleibt Ebbe in der Geldbörse. Kuck dir das Verhältnis von Bargeldsumme zu BIP an.
>(NB: Fractional banking verwischt den Unterschied zwischen Geld und Kredit. Man weis ni
cht mehr genau, womit man es zu tun hat, das ist das teuflische daran.)
>Ob die Ersparnisse vom Sparer zum Kreditnehmer via Bank oder Aneihen kommen ist im Prinzip egal.
>Entscheidend ist, daß die Leute sparsam und fleißig sind und gute Investitionen tätigen, dann wird das Land wohlhabend.
So hat man jahrtausendelang"gewirtschaftet". Ein oder zwei Missernten und das Land war mal wohlhabend. Genau umgekehrt wird ein Schuh draus. Eigentümer müssen sich verschulden (um zu investieren) bis das die Schwa
rte kracht - dann wird ein Land wohlhabend.
--
>Konsum auf Pump, so wie wir es jetzt haben, ist der Weg in den Ruin.
Nur wenn Habenichtse auf Pump konsumieren.
>Gruß
>Diogenes
Grüsse
Fürst Luschi |
Diogenes
10.09.2001, 20:55
@ Fürst Luschi
|
Re: dottore - noch kleine Verständnisfragen zum Goldstandard |
>>Hi Ghandi,
>>Du klebst etwas zu sehr am"Geld". ;-)
>>Bei Investitionen geht es um die Beschaffung von Produktionsmitteln undP` das sind reale Güter, nicht irgendwelche Zettel. Die Zettel sind lediglich ein Mittel, um auf die realen Güter zuzugreifen.
>--
>Die Zettel sind verbriefte (heute anonymisierte) Eigentumsrechte an den Gütern (der Schuldner=derjenigen in deren Besitz die Güter zeitweilig sind).
Wenn die Zettel verbriefte Eigentumsrechte an bestehenden Waren sind, dann haben wir Depotscheine/Warengeld.
Schuld heißt Versprechen auf zukünftige Erbringung einer Leistung.
Der"zeitweilige Besitz an Gütern`p" allein ist wirtschaftlich nutzlos. Man leiht sich Güter aus, stellt sie in die Ecke und gibt sie später wieder zurück. Wozu?
>
>>In der Welt der realen Güter muß grundsetzlich gespart werden, wenn investiert werden soll. Man kann etwas nicht gleichzeitig investieren und verkonsumieren. Soll die Wirtschaft wachsen, muß gespart werden, anderst geht es nicht.
>--
>
>Man kann einen Sack Mehl nich essen und sich zugleich ein Lebkuchenhaus draus backen. Aber hier gehts doch um Investitionsgüter upnd Konsumgüter. Da muss nichts gehortet werden,...
Jede Wirtschaft hat nur einen begrenzten Pool an Resourcen. Es geht also um die Frage, was damit gemacht wird - Investitionsgüter oder Konsumgüter.
Sparen hat ist kein böswilliges"horten", es ist Konsumverzicht, was die Investitionen erst möglich macht.
>... sondern es reicht aus, wenn die Menschen die Investionsgüter herstellen"just-in-time" von den Konsumgüterherstellern mit durchgefüttert werden.
"Durchfüttern" ist schön für die Hersteller, aber sie können ihre Investitionsgüter nicht aus Luft und Liebe machen, sie brauchen Resourcen, diese sind begrenzt, womit wir wieder beim sparen sind.
>Wie bring ich die auf Dauer das zu tun.
Dazu bringen? Normalerweise besorgen das unsere eigenen Bedürfnisse, vorausgesetzt wir haben einen freien Markt, ansonsten hilfen Peitsche Arbeislager ;-)
>
>>Die Frage ist, wie es zu den Ersparnissen kommt. Hat man einen Goldstandart mit 100 % Deckung, so erfolgt das Sparen freiwillig.
>--
Ã->Dann isses kein Goldstandard.
Bitte?
>>Bei fractional banking kann mehr"Geld" verliehen werden, als gespart wurde. Da dadurch mehr"Geld" um die gleichen Waren konkurriert, kommt es zu Preissteigerungen - Zwangssparen via Inflation.
>--
>Es können zu hohe Kredite auf überbewertete Sicherheiten gegeben werden oder wie beim Staat auf zweifelhafte oder wie früher bei den Goldschmieden auf vorgegaukelte. Diese (gefälschten) Anrechte auf Eigentum treiben dann den Preis des Eigentums. HaÃ-t mit Geld an sich nix zu tun.
>Selbst wenn sich die Präferenzen verändern und wir wieder mehr Bargeld halten(verdoppeln wirs doch), hat das keine Auswirkung auf die Preise. Auch bei Panikkäufen - wenn das gesamte Bargeld ausgegeben wird - führt das nur zu kurzen Spitzen - das Geld kauft einmal und ist weg - zurück bleibt Ebbe in der Geldbörse. Kuck dir das Verhältnis von Bargeldsumme zu BIP an.
Da wirfst du jetzt aber einiges durcheinander. Ich rede vom Goldstandard, du von unserer Bubbelökonomie.
>>Entscheidend ist, daß die Leute sparsam und fleißig sind und gute Investitionen tätigen, dann wird das Land wohlhabend.
>So hat man jahrtausendelang"gewirtschaftet"...
Ich vergaß, wir haben ja die jetzt einen New Economy, in der man das alles nicht mehr braucht. ;-)
>...Ein oder zwei Missernten und das Land war mal wohlhabend...
Das ist heute auch nicht anderst, ohne Futter am Teller ist Sense, subito.
>... Genau umgekehrt wird ein Schuh draus. Eigentümer müssen sich verschulden (um zu invÜestieren) bis das die Schwarte kracht - dann wird ein Land wohlhabend.
Verschulden alleine macht es nicht. Es müssen mit den Schulden gute (=profitable)Investitionen getätigt werden. Fehlinvestitionen wirken konsumtiv, mindern den zukünftigen Wohlstand und enden meist mit Kreditausfällen.
>--
>>Konsum auf Pump, so wie wir es jetzt haben, ist der Weg in den Ruin.
>Nur wenn Habenichtse auf Pump konsumieren.
Investitionskredite und Konsumkredite sind zwei gänzlich verschiedene Paar Schuhe. Wohin KonÜsum auf Pump führt werden wir sehr bald erleben, live und in Farbe, in Amerika und auch bei uns, demnächt in diesem Theater. Reservieren Sie nicht, jeder bekommt einen Platz.
Gruß
Diogenes |
boso
10.09.2001, 21:34
@ dottore
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Klasse: Goldstandard in the nutshell!! Danke dottore&Diogenes! |
>>Hi Ghandi,
>>Du klebst etwas zu sehr am"Geld". ;-)
>>Bei Investitionen geht es um die Beschaffung von Produktionsmit0@teln und das sind reale Güter, nicht irgendwelche Zettel. Die Zettel sind lediglich ein Mittel, um auf die realen Güter zuzugreifen.
>>In der Welt der realen Güter muß grundsetzlich gespart werden, wenn investiert werden soll. Man kann etwas nicht gleichzeitig investieren und verkonsumieren. Soll die Wirtschaft wachsen, muß gespart werden, anderst geht es nicht.
>>Die Frage ist, wie es zu den Ersparnissen kommt. Hat man einen Goldstandart mit 100 % Deckung, so erfolgt das Sparen freiwill@Pig.
>>Bei fractional banking kann mehr"Geld" verliehen werden, als gespart wurde. Da dadurch mehr"Geld" um die gleichen Waren konkurriert, kommt es zu Preissteigerungen - Zwangssparen via Inflation.
>Richtig. Und sehr wichtiger Punkt! Da aber die Kredite, die beim"fractional banking" entstehen (auf Geld lautend) schließlich zurück gezahlt werden müssen, kann diese Rückzahlung ihrerseits wiederum nur bewerkstelligt werden, indem zusätzliche Güter angeboten und gegen Geld verkauft P`werden. Diese [b]zusätzlichen Güter sind als Angebot vorhanden und drücken ihrerseits, da sie Waren und Leistungen sind, ihren in Geld ausgedrückten Preis.
>Wir haben also zuerst Inflation, dann Deflation. Und das heißt in einer Wirtschaft, in der Leistungsdruck herrscht und erzwungen wird (mit Hilfe von Konkursdrohung), dass wir Millionen kleiner Inflationen und Millionen kleiner Deflation haben, alles in minimaler Zeitversetzung, so dass das Preisniveau (technischen Fortschritt, usw. mal außen vor) `pdas"Preisniveau" im wesentlichen gleich bleben muss.
>Nur wenn statt Leistungen anzubieten der Schuldner die Möglichkeit hat, sich mit weiteren, zusätzlichen Schulden aus der Affäre zu ziehen, haben wir Dauerinflation (wie gehabt). Aber die Schulden, die diese Inflation erst definieren und verursachen konnten (immer höhere natürlich) sind allesamt offen geblieben und sie drängen dann alle auf einmal mit Hilfe von Leistungserbringung bzw. Liquiditätsbeschaffungsversuchen über Preissenkungen auf denp Markt - und die KRISE ist da. Und so wie's heute aussieht, wird's halt leider eine dicke fette Krise.
>Jede Krise ist immer eine Kreditkrise, definiert dadurch, dass fällige oder fällig gestellte Kredite nicht zurückgezahlt werden oder zurückgezahlt werden können.
>>(NB: Fractional banking verwischt den Unterschied zwischen Geld und Kredit. Man weis nicht mehr genau, womit man es zu tun hat, das ist das teuflische daran.)
>Das stimmt. Am Besten: Sich immer nur an die Schuld- bzw. Kreditverhältnisse halten (das Geld ist immer nur ein Derivat davon). Werden die Schuldverhältnisse mit Hilfe von vermarktetem BIP abgelöst - alles okay. Wird aufgeschuldet (hochgebucht) - wird der Leistungszeitpunkt nur in die Zukunft verschoben.
>Solange bis es nicht mehr geht, siehe heute. Und dann scheppert's richtig.
>>Ob die Ersparnisse vom Sparer zum Kreditnehmer via Bank oder Aneihen kommen ist im Prinzip egal.
>Die Ersparnisse ja. Aber schau Dir die Finanzierung der UMTS-Summen an. Zuerst erhielten Telekom & Co. von ihren Banken Kreditlinien. Dann nutzten sie diese Linien, die Banken streckten die Gelder kurzfristig vor. Kredit der Banken out of the blue (wie zunächst alle Bankkredite), die Refinanzierung erledigten die Banken am Geldmarkt (Zinsen tendenziell rauf) notfalls durch Abruf von Geld bei der NB gegen die bereits dafür zur Verfügung stehenden (alten) Sicherheiten.
>Dann mussten die UMTS-Käufer die kurzfristigen Verbindlichkeiten ablösen. Dazu legten sie Anleihen auf. Die wurden von den Sparern gekauft. Erst dann kam es zum Konsumverzicht.
>Das Problem ist wie immer in der Wirtschaft ein Problem von"früher"/"später".
>>Entscheidend ist, daß die Leute sparsam und fleißig sind und gute Investitionen tätigen, dann wird das Land wohlhabend. Konsum auf Pump, so wie wir es jetzt haben, ist der Weg in den Ruin.
>Das ist überhaupt keine Frage. Denn Konsumkredite sind nichts anderes als das Ziehen auf künftige Lohn- und Gehaltseinkommen. Fallen die aus (Arbeitslosigkeit usw.), dann sind die Leute ruiniert (Privatkonkurse steigen ja schon jetzt weltweit rasant).
>Beim Goldstandard ist das Kreditieren out of the blue eben eingeschränkt. Die Banken können zwar auf die NB ziehen, aber die kann ihrerseits nicht unbegrenzt NB-Geld (Banknoten z.B.) zur Verfügung stellen, da ihr Geld die bekannte Deckungsvorschrift in Gold hat. Ist die Deckungsgrenze erreicht, muss die NB ihren Satz so hoch setzen, bis bei ihr keine zusätzliche Liquidität mehr abgefordert wird, was die Geldmarktsätze entsprechend in die Höhe treibt und damit die Inanspruchnahme von Kreditlinien (falls diese überhaupt dann noch gegeben werden) sofort einschränkt.
>Hätten sich also die UMTS-Käufer, um die Kaufsumme zu beschaffen, bei den Banken, damit am Geldmarkt und damit letztlich bei der NB, zu 25 % oder gar 50 % verschulden müssen, wäre die UMTS-Auktion bei 10 Mio (oder so) Zuschlag pro Käufer beendet gewesen. Ein Goldstandard hätte also den UMTS-Exzess gar nicht erst möglich gemacht.
>Genauso hätte man 1914 den GoldstaKndard auch beibehalten können. Der Staat hätte sich die Mittel am Geldmarkt besorgen müssen und die Herren Kaiser und Könige hätten jeden Schuss aus ihren Kanonen zu 1000 % Tagesgeld finanzieren müssen. Da wäre ihnen das Krieg spielen schnell vergangen.
>Gruß
>d.
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