Hi Jung und Alt,
in diversen Postings von mir mit Antworten, u.a. von Galiani, AndrĂš, Jacques, gings um die Frage, ob es Sinn macht, aus der Vergangenheit zu lernen und das Gelernte von Generation zu Generation weiter zu reichen, damit sie eine Verbesserung der Lage aller Menschen, soweit ökonomisch definierbar, erreichen lieĂe.
Ich halte den Versuch fĂŒr gescheitert.
Jede neue Generation muss ihre eigenen Erfahrungen sammeln und wird sich von Erkenntnissen oder Analysen frĂŒherer Generationen nur selten beeinflussen lassen, in der Mehrheit auf keinen Fall.
Deshalb kommt es zu einem ewigen Da Capo von ZustĂ€nden, die man eigentlich nicht"wollte", die sich aber automatisch wieder einstellen, da Ursachen, AblĂ€ufe usw. frĂŒherer ZustĂ€nde diese als"nicht vergleichbar" darstellen.
<font color="FF0000">Motto:"This time it's different."</font>
Das gilt buchstĂ€blich fĂŒr alles, was in der Ă-konomie zu beobachten ist: Staatsverschuldung, Inflation, Deflation, Blow-offs, Crashs, Wohlstand, Elend, Verteilung, Umverteilung, etc., etc.
Es geht dabei weniger um die"menschliche Natur" als solche (siehe deren nachdenklich stimmende Ausmendelung durch Rawls, wie gepostet), sondern darum, dass es zur menschlichen Natur offenbar gehört, diese selbst nicht klar genug zu definieren und daraus die entsprechenden SchlĂŒsse zu ziehen sowie die entsprechenden Massnahmen zu ergreifen, um das darin Vorgegebene und das ökonomisch daraus zwangslĂ€ufig Folgende zu erkennen und als notwendigen Ablauf möglichst umsichtig in die Schranken zu weisen.
Das beste jĂŒngste Beispiel war die Börsenmanie der 90er Jahre. Ihren Ursachen (Disinflation und nicht etwa"new era" oder"new economy") ging kaum einer nach und nur wenige (JĂŒKĂŒ, Mandel) sahen sie als einen Ballon, der so oder so platzen musste (mit anschlieĂender Krise), wann auch immer.
Das unmittelbar vor einem Liegende wird immer fĂŒr"richtig" gehalten, und Fragen, woher es denn auf ein Mal zum Richtigen gekommen sei oder wohin das Richtige wohl fĂŒhren mag, weicht man aus. Sie wĂŒrde die Ăbereinstimmung zwischen dem Richtigen und demjenigen, der es fĂŒr richtig hĂ€lt und die daraus folgende Harmonie und das Wohlbehagen darĂŒber stören. Deshalb konnte auch die völlig kritiklose Darreichung und Akzeptanz von "Fundamentals" und seien sie noch so absurd wie z.B. ein"dynamisches KGV", so sensationelle UrstĂ€nde feiern wie bis vor kurzem.
Auch jetzt, nachdem schon viele kleinere Ballons geplatzt sind ("Neue MĂ€rkte"! - das"neu" ist auch so ein Wieselwort), wird beharrlich auf dem"This time it's different" herumgeritten, wie der folgende Beitrag in der FAZ beweist.
Dieser Artikel ist vor dem Hintergrund des legendĂ€ren "1929 kann sich nie wiederholen"-Artikels des Ex-Herausgebers der FAZ F.U. Fack vom FrĂŒhjahr 2001 zu sehen, der schon mit der <font color="FF0000">bewusst gefĂ€lschten Aussage</font> begann, 1929 sei vor dem Crash die Industrieproduktion in den USA um 20 Prozent gefallen - abgesehen davon, dass keinerlei ErklĂ€rung fĂŒr diesen sensationellen Fall der Industrieproduktion von Fack gegeben wurde.
TatsÀchlich verliefen die Daten bis zum Crash von 1929 so (untere Linie Industrieproduktion):
<font color="FF0000">Die FAZ fÀlscht sogar die simpelsten Fakten!</font>
DarĂŒber hinaus
brach seinerzeit der Welthandel zusammen, weil viele LĂ€nder
ihr Heil in einer Erhöhung der Einfuhrzölle und
exportfördernden Abwertungen suchten.
"DarĂŒber hinaus" und"weil"? Wie jeder weiĂ, begann die Runde der Schutzzölle und anderer HandelsbeschrĂ€nkungen mit dem Hawley-Smoot Act vom Juni 1930, der von den bereits in tiefer Krise steckenden USA ausging und andere LĂ€nder zu GegenmaĂnahmen veranlasste. Die Runde der Abwertungen (logischerweise gegen Gold) begann erst viel spĂ€ter: Roosevelt 1934.
Beides hat die Krise zweifellos verlÀngert und verschÀrft (bzw. die Krise bei Goldaufwertungen exportiert), aber beides erklÀrt nicht den schon vorher Statt gehabten Beginn der US-Depression.
Die Notenbanken und
die anderen finanzpolitisch Verantwortlichen haben aus den
Fehlern der Vergangenheit gelernt. Sie haben 1987 rechtzeitig
das Ruder herumgerissen, die Geldschleusen geöffnet und die
Marktteilnehmer beruhigt. Auch inmitten der internationalen
Finanzkrisen in den SchwellenlÀndern zum Jahreswechsel
1997/98 und dem das Weltfinanzsystem bedrohenden
Beinahezusammenbruch des amerikanischen Hedgefonds
LTCM haben die Notenbanken entschlossen und zugleich
besonnen reagiert. Ăhnliches gilt heute. Vor allem die
amerikanische Notenbank lĂ€Ăt keinen Zweifel daran, daĂ sie
jederzeit die Banken und die FinanzmÀrkte mit ausreichend
billigen Geldern versorgen wird, damit ja keine Kreditklemme
aufkommen kann.
"Kreditklemme" ist ein absolutes Wieselwort. Kredite sind entweder bereits vorhandene oder kĂŒnftige. Wenn alte Kredite"klemmen", können sie im Klartext nicht zurĂŒckgezahlt werden. Das kann die Notenbank unter Hereinnahme von"klemmenden" Titeln (!) dadurch beheben, dass sie die RĂŒckzahlung streckt. Aber zurĂŒck gezahlt werden mĂŒssen die"klemmenden" Titel so oder so (egal ob sie bei der Notenbank liegen oder sonstwo, und ĂŒber die mit absoluter Sicherheit eintreffenden FĂ€lligkeiten lt. EZB hatte ich ausfĂŒhrlich gepostet).
Eine Notenbank kann sogar, wie die Reichsbank ab 1931 Titel ankaufen, die bereits geplatzt waren, nÀmlich Wechsel. Ihre Insolvenz ist dann nur eine Frage kurzer Zeit.
Wie die Reichsbank ĂŒbrigens die Wirtschaft nach dem Fall der DANAT-Bank (13. Juli 1931) mit"LiquiditĂ€t" versorgte, zeigt deutlich dieser Chart:
1931 wurde die"Deckung" von 60 % auf 25 % heruntergefahren, was im Klartext eine - wie auch im vorangegangenen Chart zu beobachtende Maximierung der"LiquiditĂ€t" gefĂŒhrt hat, jedenfalls jener LiquiditĂ€t, die zur Behebung jeglicher"Kreditklemmen" (bezogen auf bereits [u]vorhandene -! - Kredite) benötigt wurde.
Aber neue (!) Kredite, und die sind nun mal zwingend erforderlich, um das Wirtschaften fortzusetzen, konnte auch die Reichbank nicht"schaffen". Die musste schon die Wirtschaft selbst schaffen, was dann ab 1933 im groĂen Stil mit Hilfe der bekannten MEFO-Wechsel (Wechsel = Kredittitel) geschehen ist.
Und noch zum Rest der FAZ:
Hinzu kommen entscheidende Unterschiede
bei der Zinsstruktur. 1987 lag die Rendite fĂŒr dreiĂigjĂ€hrige
amerikanische Staatsanleihen bei 9 Prozent. Die amerikanische
Notenbank hatte 1987 die Zeichen der Zeit zu spÀt erkannt und
erst im September die Zinsen erhöht, als die MÀrkte die
Zinswende lÀngst vollzogen hatten.
Auch das ist ganz und gar gelogen und gefĂ€lscht! Die Benchmark-Renditen (!) sind bis unmittelbar vor dem Crash von 1987 gestiegen und zwar auf knapp ĂŒber 10 Prozent. Ich selbst hatte damals solche Papiere gekauft. Von einer"Zinswende" nach oben (noch dazu am ganz langen Ende, wo die Notenbank keinerlei Einfluss hat!) auf Seiten der Fed nichts gemerkt zu haben, ist eine nachgerade lĂ€cherliche Behauptung, da die Fed jeden Tag selbst im Markt war und auch auf Seite 1 des WSJ laufend die Kurve zu sehen war, wie die Renditen fĂŒr Festverzinsliche 1987 ununterbrochen angestiegen sind.
Von einer Zinswende nach unten kann auch keine Rede sein. Die Zinswende kam erst im und nach dem Crash, als alle in"rettende" Festverzinsliche flohen. AuĂerdem: Was ist das Ganze fĂŒr eine Logik? Die Renditen steigen und die Fed muss ihre SĂ€tze erhöhen und erhöhte Fed-SĂ€tze verhindern Börsen-Crashs? Ein"Zeichen der Zeit" ist, dass die FAZ heute nicht mal mehr die BasiszusammenhĂ€nge versteht.
Zudem heizte seinerzeit ein
schwacher Dollar die Inflationsgefahren in den Vereinigten
Staaten an. Zugleich wuchsen das amerikanische Handels- und
Haushaltsdefizit in schwindelerregende Höhen. Ganz anders
sieht es heute aus. Amerikas Notenbank hat allein in diesem
Jahr ihre Leitzinsen in acht Schritten um 3,25 Prozentpunkte
auf 3 Prozent gesenkt. Die Rendite langlaufender
Dollar-Staatsanleihen pendelt derzeit um 5,6 Prozent. Der
Dollar ist unverÀndert stabil. Und das amerikanische
Haushaltsbudget ist alles andere als ein Problem.
Und wo bleibt das Handelsbilanzdefizit? Diese Rechnung ist wohl auch noch offen. Und wenn die Amerikaner jetzt die Importe drosseln, könnte - wie auch noch und noch gepostet - ihr BIP sogar steigen, da Ex-Im kleiner werden kann.
Es gibt also
gute GrĂŒnde, den Crashpropheten der Börse nicht unbesehen
zu folgen.
Es gibt gute GrĂŒnde, die FAZ als eine notorische FĂ€lscher- und Gesundbeter-Werkstatt zu bezeichnen und ihren"Analysen" durchaus nicht zu folgen.
GruĂ
d.,
der sich jetzt und in den nĂ€chsten Tagen mehr auf den Gold-in-der-Geschichte-Vortrag fĂŒr Friedrichroda vorbereiten muss, von dem ich schon jetzt versprechen kann, dass er höchst interessant und anregend wird. Auch die hart gesottensten Gold-Freaks werden Dinge hören und sehen, von denen sie bisher vermutlich keinerlei Ahnung hatten.
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>Hi Jung und Alt,
>in diversen Postings von mir mit Antworten, u.a. von Galiani, AndrĂš, Jacques, gings um die Frage, ob es Sinn macht, aus der Vergangenheit zu lernen und das Gelernte von Generation zu Generation weiter zu reichen, damit sie eine Verbesserung der Lage aller Menschen, soweit ökonomisch definierbar, erreichen lieĂe.
>Ich halte den Versuch fĂŒr gescheitert.
>Jede neue Generation muss ihre eigenen Erfahrungen sammeln und wird sich von Erkenntnissen oder Analysen frĂŒherer Generationen nur selten beeinflussen lassen, in der Mehrheit auf keinen Fall.
>Deshalb kommt es zu einem ewigen Da Capo von ZustĂ€nden, die man eigentlich nicht"wollte", die sich aber automatisch wieder einstellen, da Ursachen, AblĂ€ufe usw. frĂŒherer ZustĂ€nde diese als"nicht vergleichbar" darstellen.
><font color="FF0000">Motto:"This time it's different."</font>
>Das gilt buchstĂ€blich fĂŒr alles, was in der Ă-konomie zu beobachten ist: Staatsverschuldung, Inflation, Deflation, Blow-offs, Crashs, Wohlstand, Elend, Verteilung, Umverteilung, etc., etc.
>Es geht dabei weniger um die"menschliche Natur" als solche (siehe deren nachdenklich stimmende Ausmendelung durch Rawls, wie gepostet), sondern darum, dass es zur menschlichen Natur offenbar gehört, diese selbst nicht klar genug zu definieren und daraus die entsprechenden SchlĂŒsse zu ziehen sowie die entsprechenden Massnahmen zu ergreifen, um das darin Vorgegebene und das ökonomisch daraus zwangslĂ€ufig Folgende zu erkennen und als notwendigen Ablauf möglichst umsichtig in die Schranken zu weisen.
>Das beste jĂŒngste Beispiel war die Börsenmanie der 90er Jahre. Ihren Ursachen (Disinflation und nicht etwa"new era" oder"new economy") ging kaum einer nach und nur wenige (JĂŒKĂŒ, Mandel) sahen sie als einen Ballon, der so oder so platzen musste (mit anschlieĂender Krise), wann auch immer.
>Das unmittelbar vor einem Liegende wird immer fĂŒr"richtig" gehalten, und Fragen, woher es denn auf ein Mal zum Richtigen gekommen sei oder wohin das Richtige wohl fĂŒhren mag, weicht man aus. Sie wĂŒrde die Ăbereinstimmung zwischen dem Richtigen und demjenigen, der es fĂŒr richtig hĂ€lt und die daraus folgende Harmonie und das Wohlbehagen darĂŒber stören. Deshalb konnte auch die völlig kritiklose Darreichung und Akzeptanz von "Fundamentals" und seien sie noch so absurd wie z.B. ein"dynamisches KGV", so sensationelle UrstĂ€nde feiern wie bis vor kurzem.
>Auch jetzt, nachdem schon viele kleinere Ballons geplatzt sind ("Neue MĂ€rkte"! - das"neu" ist auch so ein Wieselwort), wird beharrlich auf dem"This time it's different" herumgeritten, wie der folgende Beitrag in der FAZ beweist.
>Dieser Artikel ist vor dem Hintergrund des legendĂ€ren "1929 kann sich nie wiederholen"-Artikels des Ex-Herausgebers der FAZ F.U. Fack vom FrĂŒhjahr 2001 zu sehen, der schon mit der <font color="FF0000">bewusst gefĂ€lschten Aussage</font> begann, 1929 sei vor dem Crash die Industrieproduktion in den USA um 20 Prozent gefallen - abgesehen davon, dass keinerlei ErklĂ€rung fĂŒr diesen sensationellen Fall der Industrieproduktion von Fack gegeben wurde.
>TatsÀchlich verliefen die Daten bis zum Crash von 1929 so (untere Linie Industrieproduktion):
>> AktienmĂ€rkten mit den KursstĂŒrzen von 1929 und dem > Oktober 1987 zu vergleichen.
>Das"verlockend" soll schon suggerieren, dass hier jemand nur dann Vergleiche zieht, wenn er irrational vorgeht, denn nur Toren lassen sich zu etwas"verlocken". AuĂerdem sind 1929 und 1987 weder in sich zu vergleichen noch 1987 mit heute. Ein"Crash auf Raten" war es 1987 schon ĂŒberhaupt nicht und - wenn schon einen Crash auf Raten - warum nicht Japan 1990 ff. oder die AblĂ€ufe der"Neuen MĂ€rkte" seit MĂ€rz 2000 mit heute vergleichen?
>Auch wenn es einige Parallelen > gibt, so reagieren die Notenbanken heute völlig anders als > damals. Sie haben aus ihren Fehlern gelernt und stellen den > FinanzmĂ€rkten ausreichend LiquiditĂ€t zur VerfĂŒgung.
>Daraus folgt im Umkehrschluss, dass die Notenbanken keine Fehler machen, wenn sie Bubbles zulassen bzw. zur Fortsetzung bringen, womit logischerweise die Ursache fĂŒr Bubbles niemand anders sein kann als die Notenbanken selbst."Ausreichende" LiquiditĂ€t ist also offenbar nicht nur fĂŒr die Realwirtschaft notwendig, sondern auch fĂŒr jegliche Form von Börsenexzessen bzw. deren Fortgang, z.B. um ein neues ATH beim Dow zu erreichen.
>
>Langer Kursrutsch ohne > Massenpanik
>Damit wird suggeriert, dass am Kursrutsch selbst schon deshalb etwas nicht"stimmen" kann, er daher ĂŒber kurz oder lang enden wird, da es keine"Massenpanik" gegeben hat. Was aber weder Japan 1990 ff. erklĂ€rt noch ausschlieĂt, dass noch eine Massenpanik kommen kann. > > Erst langsam wird das ganze AusmaĂ der wirtschaftlichen > Folgen des Angriffs auf Amerika sichtbar
>Damit wird der schon lange vor dem"Angriff auf Amerika" deutlich sichtbare Verfall auch der Blue Chips (vom Nasdaq ganz zu schweigen) unterschlagen. AuĂerdem wird nicht erklĂ€rt, welche"wirtschaftlichen Folgen" stark fallende Kurse haben (der bekannte negative"wealth effect").
>Die"wirtschaftlichen Folgen" des Angriffs selbst, sofern sie realwirtschaftliche Folgen sein sollen, sind bekanntlich minimal: Steigende BĂŒromieten in New York, Fehlen von wirtschaftlicher Kompetenz in einigen Finanzteilbereichen (Bonds-Handel usw.), da dort viele Opfer zu beklagen sind. Ansonsten werden die SachschĂ€den durch Versicherungen usw. abgedeckt. > hst. FRANKFURT, 21. September. Die Folgen des Angriffs > auf Amerika an den FinanzmĂ€rkten sind drastisch. Die Kurse > an den Weltbörsen brechen ein. Angesichts der Tagesverluste > von rund fĂŒnf Prozent bei groĂen Indizes und zweistelligen > KursstĂŒrzen mancher Aktien herrschte AktienhĂ€ndlern zufolge > am Freitag phasenweise Panik am Markt.
>"Phasenpanik", aber eben keine"Massenpanik", siehe oben. Man mogelt sich elegant um das Panikproblem herum.
>Immer mehr > Privatanleger verlieren die Nerven und werfen ihre Aktien oder > Fondsanteile auf den Markt.
>"Immer mehr" - also doch? Wie laufen Paniken ab? Bei allen gleichzeitig oder zuerst bei einzelnen, dann bei"immer mehr"? Die FAZ sollte HandbĂŒcher zum Thema zu Rate ziehen.
>Kaum anders verhalten sich die > institutionellen Investoren. Viele Versicherer, Pensionsfonds, > Versorgungskassen und Unternehmen bekommen kalte FĂŒĂe > oder werden von den AufsichtsĂ€mtern gezwungen, Teile ihrer > AktienbestĂ€nde zu verkaufen, weil durch den Kurssturz die > Risiken in ihren Portefeuilles zu groĂ geworden sind.
>Wieder ein neuer Gedanke: ZWANG. Aber der Zwang wird nicht erklĂ€rt. Risiken weisen bekanntlich in die Zukunft. Zwang aber wird in der Gegenwart ausgeĂŒbt - und zwar nicht wegen möglicherweise kommender AblĂ€ufe, sondern wegen bereits nachvollziehbar erfolgter AblĂ€ufe. Die FAZ kann Gegenwart und Zukunft nicht auseinander halten. > Seit dem 11. September, dem Tag der barbarischen > TerroranschlĂ€ge auf New York und Washington, stĂŒrzte der > Dax um 23 Prozent in die Tiefe. Am Neuen Markt brachen die > Kurse um weitere 25 Prozent ein. Bemerkenswert ist, daĂ > bislang die Aktienkurse in New York mit > Durchschnittsverlusten von rund 13 Prozent weniger stark > gefallen sind als in Europa. SchlĂŒssig begrĂŒnden können dies > professionelle Marktteilnehmer nicht. Angst vor langwierigen > militĂ€rischen Konflikten, das Risiko steigender Ă-lpreise, die > Gefahr einer Rezession der Weltwirtschaft und die > bevorstehende Welle von Gewinnwarnungen von Unternehmen > beschleunigen den Ausverkauf an den Börsen und die Flucht in > sichere Anlageformen wie Anleihen, Termingelder oder > Immobilien.
>"Bemerkenswert"? Und dann kommt die ĂŒbliche Litanei, die z.B. betreffend die"Gefahr" einer"Rezession der Weltwirtschaft", die aber deutlichst sichtbar bereits vor den AnschlĂ€gen existiert hatte. > Das alles muĂ vor dem Hintergrund der ohnehin extremen > NervositĂ€t an den FinanzmĂ€rkten gesehen werden. SchlieĂlich > fallen die Kurse nach der technologiegetriebenen > Jahrhunderthausse schon seit MĂ€rz 2000. An fast allen > internationalen Börsen sind die Aktien so billig wie zuletzt 1997.
>"Billig"? Damit wird suggeriert, man mĂŒsse jetzt kaufen. Denn was"billig" ist, kann nur ein SchnĂ€ppchen sein. > Der Durchschnittswert der 30 gröĂten deutschen Aktien im > Dax hat sich seit dem Rekordhoch vom MĂ€rz 2000 mehr als > halbiert. Am Neuen Markt sind die Kurse im Durchschnitt um > 93 Prozent eingebrochen. Der amerikanische Technologieindex > Nasdaq rauschte um 71 Prozent in die Tiefe, und der Dow > Jones sowie der marktbreite Standard & Poor's bĂŒĂten fast ein > Drittel ein. In Paris verlor der CAC-40-Index 46 Prozent, in > London der FTSE-100-Index 37 Prozent. Und in Japan ist der > Nikkei auf den tiefsten Stand seit 18 Jahren gefallen. Die > inzwischen 18 Monate wĂ€hrende Baisse hat tiefe Spuren an den > Kurszetteln hinterlassen und viele Milliarden Euro an > Börsenwert vernichtet.
>Wo bleibt die ErklĂ€rung fĂŒr die AblĂ€ufe seit MĂ€rz 2000 bis zum Tag vor dem Anschlag? Warum gab es die"Baisse" also vorher? Hatten die VerkĂ€ufer so etwas wie eine"Vorahnung" des Terrors - und das schon 18 Monte lang? Die Japaner sogar schon 11 Jahre lang? > Ausgerechnet jetzt steht auch noch der Oktober vor der TĂŒr. > Und wie alle Anleger wissen, lieben Crashpropheten den > Oktober.
>Durch die EinfĂŒhrung von"Crashpropheten" (und auĂerdem ihrer in moralischen Kategorien erfolgten Bezeichnung"lieben") soll dem Leser suggeriert werden, dass es um metaökonomische Dinge geht, die abwegig sind: Wer sollte sich an der Börse (die allerdings dummerweise ihrerseits eine Prophezeiungsveranstaltung ist) von"falschen" Propheten beeinflussen lassen?
>Denn dieser Monat hat den Börsianern schon > mehrfach ĂŒbel mitgespielt. Zwar hat den groĂen Börsenkrach > von 1929 kaum ein aktiver Marktteilnehmer miterlebt. Doch > der Schreck des Kurssturzes von 1987 steckt noch vielen > Anlegern in den Knochen. Am 19. Oktober 1987, der als > Schwarzer Montag in die Börsengeschichte eingegangen ist, > brach an der New Yorker Börse der Dow-Jones-Index um > 22,6 Prozent auf 1746 Punkte ein. Das war der gröĂte > Tagesverlust aller Zeiten. In den letzten beiden Handelsstunden > ging der Kursrutsch in den freien Fall ĂŒber. Erst die > SchluĂglocke der New Yorker Börse stoppte den Absturz. > Der Börsenkrach vom 29. Oktober 1929, der Auftakt zur > groĂen Weltwirtschaftskrise, war ein Dienstag."Um elf Uhr > dreiĂig war der Markt von blinder, hoffnungsloser Angst > erfĂŒllt. Die Panik war da. DrauĂen auf der StraĂe hörte man > wildes Geschrei.... GerĂŒcht um GerĂŒcht fegte ĂŒber die Wall > Street hinweg. Aktien wurden um ein Butterbrot verkauft." Mit > diesen drastischen Worten schildert John Kenneth Galbraith in > seinem Buch"Der groĂe Krach" den Beginn der schlimmsten > Finanzkrise der Börsengeschichte, die in einer > Weltwirtschaftskrise mĂŒndete. In nur sechs Tagen halbierten > sich bei vielen Aktien die Preise. Der Dow Jones stĂŒrzte > innerhalb weniger Jahre von 400 auf 40 Punkte und trieb viele > Anleger in den Ruin. Sein Hoch von 1929 erreichte der Dow > Jones erst ein knappes Vierteljahrhundert spĂ€ter.
>Absolut nichtssagende, weil nur reportierende Darstellung. Wann werden wohl Nasdaq und Nemax wieder ihr"Hoch" erreichen? Der Nemax mĂŒste sich mehr als verzehnfachen! In 25 Jahren? > NatĂŒrlich reizen die Entwicklungen der historischen > Börsenhaussen in den"goldenen Zwanzigern" bis zum groĂen > Krach von 1929 und die Kursgewinne von 1982 bis 1987 > sowie die New-Economy-Hausse von 1990 bis 2000 mit den > jeweils nachfolgenden KursstĂŒrzen zum Vergleich. Auch > hinsichtlich der Marktpsychologie lassen sich einige Parallelen > ziehen. Im Laufe der Jahre 1928/29 wie im SpĂ€tsommer 1987 > und auch auf dem Höhepunkt der um sich greifenden > Internet-Begeisterung zum Jahreswechsel 1999/2000 haben > Banken und Vermögensberater jeweils ein goldenes > Börsenzeitalter ausgerufen. Die Spekulationsfreude der Anleger > kannte keine Grenzen mehr. Alle Bevölkerungsgruppen jagten > dem vermeintlich schnellen Gewinn mit Aktien hinterher.
>Das schreibt ein AchtklĂ€ssler besser."Reizen","einige","um sich greifend","Begeisterung","golden","Freude","vermeintlich schnell" - alles kindische Deskriptionen! > Doch trotz mancher Ăhnlichkeiten ist der gegenwĂ€rtige Crash > auf Raten an den Weltbörsen nicht mit den KursstĂŒrzen von > 1929 oder 1987 zu vergleichen.
>Jetzt sind wir auf die BegrĂŒndung fĂŒr das"nicht zu vergleichen" gespannt! Und da ist sie auch schon:
>Die internationalen > Notenbanken verschlimmerten 1929 die Krise, indem sie das > Geld verteuerten, anstatt die GeldhÀhne aufzudrehen, um ja > keine LiquiditÀtsklemme entstehen zu lassen.
>Die US-Notenbank hat 1929 mit den bekannten Diskontsenkungen das Geld keinesfalls"verteuert" - ganz im Gegenteil, wie der untere Chart hier beweist (auch die Commercial Paper-Rate fiel ununterbrochen, mittlerer Chart):
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><font color="FF0000">Die FAZ fÀlscht sogar die simpelsten Fakten!</font>
>DarĂŒber hinaus > brach seinerzeit der Welthandel zusammen, weil viele LĂ€nder > ihr Heil in einer Erhöhung der Einfuhrzölle und > exportfördernden Abwertungen suchten.
>"DarĂŒber hinaus" und"weil"? Wie jeder weiĂ, begann die Runde der Schutzzölle und anderer HandelsbeschrĂ€nkungen mit dem Hawley-Smoot Act vom Juni 1930, der von den bereits in tiefer Krise steckenden USA ausging und andere LĂ€nder zu GegenmaĂnahmen veranlasste. Die Runde der Abwertungen (logischerweise gegen Gold) begann erst viel spĂ€ter: Roosevelt 1934.
>Beides hat die Krise zweifellos verlÀngert und verschÀrft (bzw. die Krise bei Goldaufwertungen exportiert), aber beides erklÀrt nicht den schon vorher Statt gehabten Beginn der US-Depression.
>Die Notenbanken und > die anderen finanzpolitisch Verantwortlichen haben aus den > Fehlern der Vergangenheit gelernt. Sie haben 1987 rechtzeitig > das Ruder herumgerissen, die Geldschleusen geöffnet und die > Marktteilnehmer beruhigt. Auch inmitten der internationalen > Finanzkrisen in den SchwellenlĂ€ndern zum Jahreswechsel > 1997/98 und dem das Weltfinanzsystem bedrohenden > Beinahezusammenbruch des amerikanischen Hedgefonds > LTCM haben die Notenbanken entschlossen und zugleich > besonnen reagiert. Ăhnliches gilt heute. Vor allem die > amerikanische Notenbank lĂ€Ăt keinen Zweifel daran, daĂ sie > jederzeit die Banken und die FinanzmĂ€rkte mit ausreichend > billigen Geldern versorgen wird, damit ja keine Kreditklemme > aufkommen kann.
>"Kreditklemme" ist ein absolutes Wieselwort. Kredite sind entweder bereits vorhandene oder kĂŒnftige. Wenn alte Kredite"klemmen", können sie im Klartext nicht zurĂŒckgezahlt werden. Das kann die Notenbank unter Hereinnahme von"klemmenden" Titeln (!) dadurch beheben, dass sie die RĂŒckzahlung streckt. Aber zurĂŒck gezahlt werden mĂŒssen die"klemmenden" Titel so oder so (egal ob sie bei der Notenbank liegen oder sonstwo, und ĂŒber die mit absoluter Sicherheit eintreffenden FĂ€lligkeiten lt. EZB hatte ich ausfĂŒhrlich gepostet).
>Eine Notenbank kann sogar, wie die Reichsbank ab 1931 Titel ankaufen, die bereits geplatzt waren, nÀmlich Wechsel. Ihre Insolvenz ist dann nur eine Frage kurzer Zeit.
>Wie die Reichsbank ĂŒbrigens die Wirtschaft nach dem Fall der DANAT-Bank (13. Juli 1931) mit"LiquiditĂ€t" versorgte, zeigt deutlich dieser Chart:
>
>1931 wurde die"Deckung" von 60 % auf 25 % heruntergefahren, was im Klartext eine - wie auch im vorangegangenen Chart zu beobachtende Maximierung der"LiquiditĂ€t" gefĂŒhrt hat, jedenfalls jener LiquiditĂ€t, die zur Behebung jeglicher"Kreditklemmen" (bezogen auf bereits [u]vorhandene -! - Kredite) benötigt wurde.
>Aber neue (!) Kredite, und die sind nun mal zwingend erforderlich, um das Wirtschaften fortzusetzen, konnte auch die Reichbank nicht"schaffen". Die musste schon die Wirtschaft selbst schaffen, was dann ab 1933 im groĂen Stil mit Hilfe der bekannten MEFO-Wechsel (Wechsel = Kredittitel) geschehen ist.
>Und noch zum Rest der FAZ:
>Hinzu kommen entscheidende Unterschiede > bei der Zinsstruktur. 1987 lag die Rendite fĂŒr dreiĂigjĂ€hrige > amerikanische Staatsanleihen bei 9 Prozent. Die amerikanische > Notenbank hatte 1987 die Zeichen der Zeit zu spĂ€t erkannt und > erst im September die Zinsen erhöht, als die MĂ€rkte die > Zinswende lĂ€ngst vollzogen hatten.
>Auch das ist ganz und gar gelogen und gefĂ€lscht! Die Benchmark-Renditen (!) sind bis unmittelbar vor dem Crash von 1987 gestiegen und zwar auf knapp ĂŒber 10 Prozent. Ich selbst hatte damals solche Papiere gekauft. Von einer"Zinswende" nach oben (noch dazu am ganz langen Ende, wo die Notenbank keinerlei Einfluss hat!) auf Seiten der Fed nichts gemerkt zu haben, ist eine nachgerade lĂ€cherliche Behauptung, da die Fed jeden Tag selbst im Markt war und auch auf Seite 1 des WSJ laufend die Kurve zu sehen war, wie die Renditen fĂŒr Festverzinsliche 1987 ununterbrochen angestiegen sind.
>Von einer Zinswende nach unten kann auch keine Rede sein. Die Zinswende kam erst im und nach dem Crash, als alle in"rettende" Festverzinsliche flohen. AuĂerdem: Was ist das Ganze fĂŒr eine Logik? Die Renditen steigen und die Fed muss ihre SĂ€tze erhöhen und erhöhte Fed-SĂ€tze verhindern Börsen-Crashs? Ein"Zeichen der Zeit" ist, dass die FAZ heute nicht mal mehr die BasiszusammenhĂ€nge versteht.
>Zudem heizte seinerzeit ein > schwacher Dollar die Inflationsgefahren in den Vereinigten > Staaten an. Zugleich wuchsen das amerikanische Handels- und > Haushaltsdefizit in schwindelerregende Höhen. Ganz anders > sieht es heute aus. Amerikas Notenbank hat allein in diesem > Jahr ihre Leitzinsen in acht Schritten um 3,25 Prozentpunkte > auf 3 Prozent gesenkt. Die Rendite langlaufender > Dollar-Staatsanleihen pendelt derzeit um 5,6 Prozent. Der > Dollar ist unverÀndert stabil. Und das amerikanische > Haushaltsbudget ist alles andere als ein Problem.
>Und wo bleibt das Handelsbilanzdefizit? Diese Rechnung ist wohl auch noch offen. Und wenn die Amerikaner jetzt die Importe drosseln, könnte - wie auch noch und noch gepostet - ihr BIP sogar steigen, da Ex-Im kleiner werden kann.
>Es gibt also > gute GrĂŒnde, den Crashpropheten der Börse nicht unbesehen > zu folgen.
>Es gibt gute GrĂŒnde, die FAZ als eine notorische FĂ€lscher- und Gesundbeter-Werkstatt zu bezeichnen und ihren"Analysen" durchaus nicht zu folgen.
>GruĂ
>d.,
>der sich jetzt und in den nĂ€chsten Tagen mehr auf den Gold-in-der-Geschichte-Vortrag fĂŒr Friedrichroda vorbereiten muss, von dem ich schon jetzt versprechen kann, dass er höchst interessant und anregend wird. Auch die hart gesottensten Gold-Freaks werden Dinge hören und sehen, von denen sie bisher vermutlich keinerlei Ahnung hatten.
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