Baldur der Ketzer
28.09.2001, 00:10 |
Das Wort zum Sonntag - von Recht und Billigkeit Thread gesperrt |
Liebe Brüder und Schwestern,
die Ereignisse der letzten Tage verbieten es eigentlich, einen locker-flockigen Beitrag zu erstellen.
Aber der Amoklauf in Zuger Kantonalparlament hat möglicherweise eines gezeigt: es gibt einen Unterschied zwischen Recht und Billigkeit - vielleicht gilt dies auch im übertragenen Sinne für die WTC-Tragödie.
In einer Fernsehberichterstattung über das Bundesverfassungsgericht der BRD prangte der Satz: kein Verfassungsorgan sei berechtigt, festzustellen, daß ein Urteil des BVerfG dem Recht widerspreche .
Daraus spricht nach meiner Ansicht Hochmut und Anmaßung. Hieraus schreit ein päpstlicher Unfehlbarkeitsanspruch, der nur Führerstaaten eigen ist.
Der Attentäter im Zuger Parlament soll ein Querulant gewesen sein, was ich so nicht kommentieren kann, aber es soll ein verlorener Rechtsstreit der eigentliche Anlaß für sein Durchdrehen gewesen sein.
Wie kann das sein, wenn doch Recht gesprochen wird, objektiv, im Namen des Volkes, unangreifbar?
Hier taucht der Unterschied auf zwischen Recht und Billigkeit.
Es ist eben nicht alles recht UND billig, manches ist Recht, aber NICHT Billig.
Recht muß nicht billig sein, ist es oft nicht, denn sonst gäbe es keinen Erlaß aus Billigkeitsgründen, was an sich Recht sein soll.
Unbill.
Ein eigenartiges Wort.
Recht kann aus Billigkeit nicht angewandt werden, die Durchsetzung kann ausgesetzt werden.
Was kann dies anderes heißen, als das, daß Recht im Einzelfall eben kein Recht ist, sondern hier Unrecht?
Recht ist, was im Rahmen gültiger Gesetze erfolgt, bar jeder Bewertung.
Das 3.Reich hat eindrucksvoll bewiesen, was alles als rechtens verunglimpft wurde, aber Erich der überschlagen nuschelnde Generalsekretär Honecker steht dem nur wenig nach, und wenn ich so an heute und vor allem morgen denke, na, lassen wir das, Otto wird es früh genug richten -"richten", schon wieder so ein Wort.
Recht ist also alles, was vom unsichtbaren, allgegenwärtigen, unangreifbaren Gesetzgeber als solches bestimmt wird, ob Enteignung, Abtreibung, Wehrpflicht, Euro, Steuer, Kennzeichnungspflicht oder Gülleentsorgung ;-).
Aber, wie oben dargestellt, Recht wird nicht immer von den >billig-und-gerecht-denkenden< als Recht empfunden, sonst gäbe es keine Petitionsausschüsse und keine Billigkeitserlasse.
Recht kann von empfundener Gerechtigkeit abweichen.
Staatsterror ist im jeweiligen Inland legal, im Ausland ein Verbrechen.
Halten Staaten zusammen, so bedeutet dies nicht, daß geduldeter Staatsterror von den Bürgern ebenfalls toleriert, als billig anerkannt wird.
Hat sich das geschriebene Recht gar von der allgemein als sinnvoll erachteten, natürlich empfundenen Rechtsordnung gelöst?
Ich fürchte, ja, zumindest in weiten Teilen.
Es ist mir nicht anders erklärbar, daß Menschen arabischer wie schweizer Herkunft ihr Leben beenden, um in einem großen Paukenschlag eine Vielzahl von Mitmenschen mit in den Tod zu reißen und ein Zeichen zu setzen gegen - gegen was?
Gegen ein von ihnen als solches empfundenes Unrecht.
Oder ist es zwar recht, aber dennoch Unbill? Weil nicht ge-billigt?
Recht, das weithin nicht gebilligt wird, ist kein Recht, sondern Despotie.
Jetzt ist wiederum die Frage, ob ein einzelner Querulant, geistig oder psychisch verwirrter, oder ein verblendeter Fanatiker als Maßstab dienen soll, um Billigkeit zu messen.
Es scheint auf der Hand zu liegen, das geht nicht.
Wodurch mutiert nun ein Durchschnittsbürger zum Attentäter, der sich selbst aufgibt und seine Familie -billigend- ins Elend stürzt? Und mit ihr die Familien seiner Opfer?
Es muß grenzenlose Verzweiflung über Unbilligkeit sein - über empfundenes Un-Recht.
Vielleicht sollte dies an das überlieferte Prinzip von akzeptiertem Rechtsfrieden, salomonischen Urteilen und republikanischem Konsens gemahnen.
Ein anmaßend vorgetragenes Urteil von sogenannten immunen Richtern, das vor Fehlern strotzt, inhaltlich blanker Hohn ist, und jedem billigen Ermessen widerschreit, trägt den Keim des Aufbegehrens in sich.
Auch ich, meine Brüder und Schwestern, durfte in den Genuß kommen, im Namen des Volkes Worte zu hören, die mein Gerechtigkeitsgefühl sprengten.
Dennoch wäre ich nie in Versuchung geraten, meinerseits Unrecht zu stiften.
Denn ich bin noch jung und habe den Glauben an eine irgendwo diffus existierende Gerechtigkeit noch nicht verloren, so, wie der hellsichtig begabte Verurteilte, der mir kürzlich erzählte, er habe dem Richter seinen Hochmut leicht verziehen, weil er ihn habe im -einst kommenden- Tumult grausam umkommen sehen.
Es sei den Gesetzgebern und Rechtsprechern auf der Welt ins Stammbuch geschrieben - ihr habt keine Fälle vor Euch, sondern fühlende Menschen.
Würde dies nur zu einem Bruchteil berücksichtigt, gäbe es die beiden WTC-Türme noch und vielleicht wäre sogar die Tragödie in Zug nicht passiert.
Eine Robe, ein Amt, entbinden nicht von menschlichem Sachverstand und von gemeinschaftlichem Mitgefühl.
Das meint der Baldur, und er grüßt zu ungewöhnlicher Zeit in die Runde
P.S.: dies ist keine Rechtfertigung oder Billigung oder Rechtfertigung irgendwelcher Verbrechen.
ich finde beide Anschläge grausam und unentschuldbar, wobei ich gestehen muß, daß mir der Amoklauf in Zug näher geht als der Anschlag in NYC.
Aber in beiden Fällen stellt sich die Frage, was mag Mitmenschen wie Du und ich bewogen haben, mit allem zu brechen, was bisher das Leben bestimmte?
Für mich kann dies nur grenzenlose Enttäuschung sein, und die kommt wahrscheinlich nicht aus diplomatisch vorgetragenen Richtersprüchen, deren Ziel es ist, Rechtsfrieden zu stiften.
Friede ist nämlich nichts erzwungenes, sondern etwas von allen Seiten freiwillig gelebtes.
Davon ist die Welt meilenweit entfernt, und, wie es scheint, sogar der Hort bürgerlicher Freiheit, die Schweiz?
Ich kenne Zuger"Beamte" und fühle sehr mit ihnen, die Tat von heute ist durch keine Rasterfahnung und durch keine Flughafenkontrolle zu erkennen gewesen.
Es ist eine unheilvolle gewalttätige Phase, die uns aus dem Alltag herausrüttelt.
Nur sollten wir lehren daraus ziehen und nicht zur Tagesordnung übergehen - denn die Tagesordnung könnte neben einem Bin Laden noch andere Verletzte für uns bereithalten.........
Laßt uns dafür eintreten, niemanden durch Handlungen der Rechtsobrigkeit so zu verletzen, daß er hierdurch seinen Gerechtigkeitssinn einbüßt.
Der Täter ohne einen solchen Sinn sind nämlich schon genug auf dieser Welt, jeder weitere"gemachte" ist eine Katastrophe.
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Jagg
28.09.2001, 00:19
@ Baldur der Ketzer
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Re: Das Wort zum Sonntag - von Recht und Billigkeit |
>Liebe Brüder und Schwestern,
>..
Hallo lieber Baldur..
>In einer Fernsehberichterstattung über das Bundesverfassungsgericht der BRD >prangte der Satz: kein Verfassungsorgan sei berechtigt, festzustellen, daß >ein Urteil des BVerfG dem Recht widerspreche .
>...
Soweit erst mal als *Jura-Laie* eine Frage an alle:
Welches sind weitere Verfassungsorgane (andere als das BVerfG)?
gruss
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Baldur der Ketzer
28.09.2001, 00:27
@ Jagg
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Re: Das Wort zum Sonntag - von Recht und Billigkeit, von Organen und Wichtigkeit |
Hallo, Jagg,
im Beitrag wurde auf einen Konflikt zwischen Adenauer (Verfassungsorgan"Bumdeskanzler") bzw. Bundestagsfraktion (Verfassungsorgan"Parlament bzw. regierungstragende Mehrheit") und dem Robenträgerverein abgestellt.
Insoweit ist auch Bundestagsbartunkrautwuschelträger Thierse ein Verfassungsorgan, naämlich der Bundestagspräserdent.
Und der Bundespräserdent, und gleichzeitig Trauerredner, Bruder Ingo Appelt alias OldManRau, ebenso.
Und der Bumdeskanzler Gerhard Basta Schreijyder ebenfalls ;-).
Ja, ja, die Organe......;-)
Erinnern wir uns an dieser Stlle, liebe >Brüder und Schwestern, an die Fabel vom Streit der menschlichen Organe, welches denn das wichtigste sei, und das Gehirn meinte dies für sich, und das Herz seinerseits für sich, und die Lunge, und die Leber, und reihum, bis das kleine A..........., also, das Rektum, behauptete, es sei das wichtigste organ.
Darauf lachten alle anderen Organe, und das kleine A.....rächte sich und schwoll zu, so daß nach ein paar Studen alle anderen Organe siech wurden und es anflehten, doch bitte wieder auf Durchgang zu schalten, und sie gaben ihm Recht.
Und deswegen sind die wichtigsten Verfassungsorgane, äh, also, deswegen ist das wichtigste Körperorgan, na, du weißt schon ;-)
beste Grüße vom Ketzerbaldur
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Jagg
28.09.2001, 00:30
@ Baldur der Ketzer
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Re: Das Wort zum Sonntag - Danke, alles Klar:) (owT) |
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Chrizzy
28.09.2001, 01:01
@ Baldur der Ketzer
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Re: Das Wort zum Sonntag - von Recht und Billigkeit |
>Liebe Brüder und Schwestern,
>die Ereignisse der letzten Tage verbieten es eigentlich, einen locker-flockigen Beitrag zu erstellen.
>Aber der Amoklauf in Zuger Kantonalparlament hat möglicherweise eines gezeigt: es gibt einen Unterschied zwischen Recht und Billigkeit - vielleicht gilt dies auch im übertragenen Sinne für die WTC-Tragödie.
>In einer Fernsehberichterstattung über das Bundesverfassungsgericht der BRD prangte der Satz: kein Verfassungsorgan sei berechtigt, festzustellen, daß ein Urteil des BVerfG dem Recht widerspreche .
>Daraus spricht nach meiner Ansicht Hochmut und Anmaßung. Hieraus schreit ein päpstlicher Unfehlbarkeitsanspruch, der nur Führerstaaten eigen ist.
>Der Attentäter im Zuger Parlament soll ein Querulant gewesen sein, was ich so nicht kommentieren kann, aber es soll ein verlorener Rechtsstreit der eigentliche Anlaß für sein Durchdrehen gewesen sein.
>Wie kann das sein, wenn doch Recht gesprochen wird, objektiv, im Namen des Volkes, unangreifbar?
>Hier taucht der Unterschied auf zwischen Recht und Billigkeit.
>Es ist eben nicht alles recht UND billig, manches ist Recht, aber NICHT Billig.
>Recht muß nicht billig sein, ist es oft nicht, denn sonst gäbe es keinen Erlaß aus Billigkeitsgründen, was an sich Recht sein soll.
>Unbill.
>Ein eigenartiges Wort.
>Recht kann aus Billigkeit nicht angewandt werden, die Durchsetzung kann ausgesetzt werden.
>Was kann dies anderes heißen, als das, daß Recht im Einzelfall eben kein Recht ist, sondern hier Unrecht?
>Recht ist, was im Rahmen gültiger Gesetze erfolgt, bar jeder Bewertung.
>Das 3.Reich hat eindrucksvoll bewiesen, was alles als rechtens verunglimpft wurde, aber Erich der überschlagen nuschelnde Generalsekretär Honecker steht dem nur wenig nach, und wenn ich so an heute und vor allem morgen denke, na, lassen wir das, Otto wird es früh genug richten -"richten", schon wieder so ein Wort.
>Recht ist also alles, was vom unsichtbaren, allgegenwärtigen, unangreifbaren Gesetzgeber als solches bestimmt wird, ob Enteignung, Abtreibung, Wehrpflicht, Euro, Steuer, Kennzeichnungspflicht oder Gülleentsorgung ;-).
>Aber, wie oben dargestellt, Recht wird nicht immer von den >billig-und-gerecht-denkenden< als Recht empfunden, sonst gäbe es keine Petitionsausschüsse und keine Billigkeitserlasse.
>Recht kann von empfundener Gerechtigkeit abweichen.
>Staatsterror ist im jeweiligen Inland legal, im Ausland ein Verbrechen.
>Halten Staaten zusammen, so bedeutet dies nicht, daß geduldeter Staatsterror von den Bürgern ebenfalls toleriert, als billig anerkannt wird.
>Hat sich das geschriebene Recht gar von der allgemein als sinnvoll erachteten, natürlich empfundenen Rechtsordnung gelöst?
>Ich fürchte, ja, zumindest in weiten Teilen.
>Es ist mir nicht anders erklärbar, daß Menschen arabischer wie schweizer Herkunft ihr Leben beenden, um in einem großen Paukenschlag eine Vielzahl von Mitmenschen mit in den Tod zu reißen und ein Zeichen zu setzen gegen - gegen was?
>Gegen ein von ihnen als solches empfundenes Unrecht.
>Oder ist es zwar recht, aber dennoch Unbill? Weil nicht ge-billigt?
>Recht, das weithin nicht gebilligt wird, ist kein Recht, sondern Despotie.
>Jetzt ist wiederum die Frage, ob ein einzelner Querulant, geistig oder psychisch verwirrter, oder ein verblendeter Fanatiker als Maßstab dienen soll, um Billigkeit zu messen.
>Es scheint auf der Hand zu liegen, das geht nicht.
>Wodurch mutiert nun ein Durchschnittsbürger zum Attentäter, der sich selbst aufgibt und seine Familie -billigend- ins Elend stürzt? Und mit ihr die Familien seiner Opfer?
>Es muß grenzenlose Verzweiflung über Unbilligkeit sein - über empfundenes Un-Recht.
>Vielleicht sollte dies an das überlieferte Prinzip von akzeptiertem Rechtsfrieden, salomonischen Urteilen und republikanischem Konsens gemahnen.
>Ein anmaßend vorgetragenes Urteil von sogenannten immunen Richtern, das vor Fehlern strotzt, inhaltlich blanker Hohn ist, und jedem billigen Ermessen widerschreit, trägt den Keim des Aufbegehrens in sich.
>Auch ich, meine Brüder und Schwestern, durfte in den Genuß kommen, im Namen des Volkes Worte zu hören, die mein Gerechtigkeitsgefühl sprengten.
>Dennoch wäre ich nie in Versuchung geraten, meinerseits Unrecht zu stiften.
>Denn ich bin noch jung und habe den Glauben an eine irgendwo diffus existierende Gerechtigkeit noch nicht verloren, so, wie der hellsichtig begabte Verurteilte, der mir kürzlich erzählte, er habe dem Richter seinen Hochmut leicht verziehen, weil er ihn habe im -einst kommenden- Tumult grausam umkommen sehen.
>Es sei den Gesetzgebern und Rechtsprechern auf der Welt ins Stammbuch geschrieben - ihr habt keine Fälle vor Euch, sondern fühlende Menschen.
>Würde dies nur zu einem Bruchteil berücksichtigt, gäbe es die beiden WTC-Türme noch und vielleicht wäre sogar die Tragödie in Zug nicht passiert.
>Eine Robe, ein Amt, entbinden nicht von menschlichem Sachverstand und von gemeinschaftlichem Mitgefühl.
>Das meint der Baldur, und er grüßt zu ungewöhnlicher Zeit in die Runde
>P.S.: dies ist keine Rechtfertigung oder Billigung oder Rechtfertigung irgendwelcher Verbrechen.
>ich finde beide Anschläge grausam und unentschuldbar, wobei ich gestehen muß, daß mir der Amoklauf in Zug näher geht als der Anschlag in NYC.
>Aber in beiden Fällen stellt sich die Frage, was mag Mitmenschen wie Du und ich bewogen haben, mit allem zu brechen, was bisher das Leben bestimmte?
>Für mich kann dies nur grenzenlose Enttäuschung sein, und die kommt wahrscheinlich nicht aus diplomatisch vorgetragenen Richtersprüchen, deren Ziel es ist, Rechtsfrieden zu stiften.
>Friede ist nämlich nichts erzwungenes, sondern etwas von allen Seiten freiwillig gelebtes.
>Davon ist die Welt meilenweit entfernt, und, wie es scheint, sogar der Hort bürgerlicher Freiheit, die Schweiz?
>Ich kenne Zuger"Beamte" und fühle sehr mit ihnen, die Tat von heute ist durch keine Rasterfahnung und durch keine Flughafenkontrolle zu erkennen gewesen.
>Es ist eine unheilvolle gewalttätige Phase, die uns aus dem Alltag herausrüttelt.
>Nur sollten wir lehren daraus ziehen und nicht zur Tagesordnung übergehen - denn die Tagesordnung könnte neben einem Bin Laden noch andere Verletzte für uns bereithalten.........
>Laßt uns dafür eintreten, niemanden durch Handlungen der Rechtsobrigkeit so zu verletzen, daß er hierdurch seinen Gerechtigkeitssinn einbüßt.
>Der Täter ohne einen solchen Sinn sind nämlich schon genug auf dieser Welt, jeder weitere"gemachte" ist eine Katastrophe.
Hallo, Baldur,
das braucht wieder einmal keinen Kommentar.
Oft denke ich allerdings, daß Deine Geisteshaltung, die hinter den Artikeln steckt,in ganz andere Kreise getragen werden müsste.
Du weißt schon warum und was ich meine.
Bin schlagkaputt, hab vor ner Stunde 'Feierabend' gemacht.
Habe aber eine Bitte an Dich. Du hattest mal einen herrlichen Artikel von einem Maler(?) oder Dachdecker(?). Bitte, wo finde ich den.Ich muß nämlich mal wieder dringend laut lachen.
Viele Grüße,
Inge
Mir geht's so langsam wieder besser,
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Baldur der Ketzer
28.09.2001, 01:17
@ Chrizzy
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Re: Das Wort zum Sonntag - von der Gerechtigkeit und menschlichen Schicksalen |
Hallo, Chrizzy, geschätzte Inge,
ich danke Dir für Deine unterstützenden Worte.
Du bzw. Deine Erlebnisse bist/sind mir vorgestern wieder in den Sinn gekommen.
Unsere ehemalige Nachbarin ist letzte Woche früh mal nicht aufgestanden, die Rolläden blieben zu.
Dies fiel den Nachbarn auf, sie riefen die Schwiegertochter der alten Frau an, die schnappte sich einen Nachbarn, und sie fanden sie tot im bett.
Nun ja, 88 Jahre.
Das für mich unfaßbare: es war eine, ich sage es bedacht, abgrundtief schlechte Frau.
Sie schlug ihre Kinder mit der reitpeitsche, einer ihrer Söhne klagte, er müsse demnächst mal ein Stromkabel abisolieren, damit seine Mutter endlich mal verrecke, und dann würde er noch ein paar Nägel in den Sarg schlagen, damit sie ja nicht mehr herauskomme, und die Waffel müßte man ihr dann noch extra erschlagen.
Sie schnitt die Büsche und Bäume in ihrem Garten zu wahren Pflanzenkrüppeln, nachdem alles kahl war, schnitt sie noch die Sträucher auf unserem Grundstück, soweit sie herüberkam, sie warf uns Müll und Knochen herüber, vergiftete Hausmäuse im Garten, daß sie mit aufgeblähten Bäuchen zu uns herüberwankten, vergiftete jeden Käfer und jedes Insekt, sie hatte die Giftspritze in einer Hand und die Gartenschere in den anderen, und vergewaltigte, was ihr nicht entkommen konnte.
Sie wurde von jedermann gemieden, sie erpreßte ihre Kinder stets mit"Enterben", wurde von Ihrer zweiten Schwiegertochter zutreffend als Hexe bezeichnet, und ich muß sagen, auf diese Frau traf alles schlechte zu, was man sich nur denken kann.
Sie legte sich abends ins Bett, und wachte früh nicht mehr auf.
Ein friedliches Ableben wie kaum ein zweites.
Ihr einer Sohn, der das schlechte über sie sagen mußte, war ebenfalls ein Psychopath, schlug seine Frau, knüppelte seine Hunde, hetzte sie auf Katzen, und - schlief friedlich auf einer Bank im Wald ein, als er mit seinem Hund einem Jäger bei der Nachsuche half.
Du wirst Dich jetzt fragen, und ich frage mich schon lange, warum müssen edle menschen oftmals furchtbar leiden, und ethische Schweine in Menschengestalt genießen die Gnade der Vorsehung?
Ich weiß keine Antwort.
Aberr ich freue mich sehr, daß es bei Dir wieder bergauf geht - weiterhin alles Gute!
Herzlichste Grüße vom Baldur
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Chrizzy
28.09.2001, 02:53
@ Baldur der Ketzer
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Re: Das Wort zum Sonntag - von der Gerechtigkeit und menschlichen Schicksalen |
>Hallo, Chrizzy, geschätzte Inge,
>ich danke Dir für Deine unterstützenden Worte.
>Du bzw. Deine Erlebnisse bist/sind mir vorgestern wieder in den Sinn gekommen.
>Unsere ehemalige Nachbarin ist letzte Woche früh mal nicht aufgestanden, die Rolläden blieben zu.
>Dies fiel den Nachbarn auf, sie riefen die Schwiegertochter der alten Frau an, die schnappte sich einen Nachbarn, und sie fanden sie tot im bett.
>Nun ja, 88 Jahre.
>Das für mich unfaßbare: es war eine, ich sage es bedacht, abgrundtief schlechte Frau.
>Sie schlug ihre Kinder mit der reitpeitsche, einer ihrer Söhne klagte, er müsse demnächst mal ein Stromkabel abisolieren, damit seine Mutter endlich mal verrecke, und dann würde er noch ein paar Nägel in den Sarg schlagen, damit sie ja nicht mehr herauskomme, und die Waffel müßte man ihr dann noch extra erschlagen.
>Sie schnitt die Büsche und Bäume in ihrem Garten zu wahren Pflanzenkrüppeln, nachdem alles kahl war, schnitt sie noch die Sträucher auf unserem Grundstück, soweit sie herüberkam, sie warf uns Müll und Knochen herüber, vergiftete Hausmäuse im Garten, daß sie mit aufgeblähten Bäuchen zu uns herüberwankten, vergiftete jeden Käfer und jedes Insekt, sie hatte die Giftspritze in einer Hand und die Gartenschere in den anderen, und vergewaltigte, was ihr nicht entkommen konnte.
>Sie wurde von jedermann gemieden, sie erpreßte ihre Kinder stets mit"Enterben", wurde von Ihrer zweiten Schwiegertochter zutreffend als Hexe bezeichnet, und ich muß sagen, auf diese Frau traf alles schlechte zu, was man sich nur denken kann.
>Sie legte sich abends ins Bett, und wachte früh nicht mehr auf.
>Ein friedliches Ableben wie kaum ein zweites.
>Ihr einer Sohn, der das schlechte über sie sagen mußte, war ebenfalls ein Psychopath, schlug seine Frau, knüppelte seine Hunde, hetzte sie auf Katzen, und - schlief friedlich auf einer Bank im Wald ein, als er mit seinem Hund einem Jäger bei der Nachsuche half.
>Du wirst Dich jetzt fragen, und ich frage mich schon lange, warum müssen edle menschen oftmals furchtbar leiden, und ethische Schweine in Menschengestalt genießen die Gnade der Vorsehung?
>Ich weiß keine Antwort.
>Aberr ich freue mich sehr, daß es bei Dir wieder bergauf geht - weiterhin alles Gute!
>Herzlichste Grüße vom Baldur
Ich danke Dir, Baldur,
wir sollten aber um solche Menschen uns nicht den Kopf heiß machen,
die Gerechtigkeit sehen wir in den wenigsten Fällen bewußt.
Das ist die Überzeugung von
Inge,
genannt 'sunny' (von bea)
hol's der Teufel, wie sie drauf kommt.
Liebe Grüße,
Inge
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Chrizzy
28.09.2001, 02:59
@ Chrizzy
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Re: Das Wort zum Sonntag - von der Gerechtigkeit und menschlichen Schicksalen |
>>Hallo, Chrizzy, geschätzte Inge,
>>ich danke Dir für Deine unterstützenden Worte.
>>Du bzw. Deine Erlebnisse bist/sind mir vorgestern wieder in den Sinn gekommen.
>>Unsere ehemalige Nachbarin ist letzte Woche früh mal nicht aufgestanden, die Rolläden blieben zu.
>>Dies fiel den Nachbarn auf, sie riefen die Schwiegertochter der alten Frau an, die schnappte sich einen Nachbarn, und sie fanden sie tot im bett.
>>Nun ja, 88 Jahre.
>>Das für mich unfaßbare: es war eine, ich sage es bedacht, abgrundtief schlechte Frau.
>>Sie schlug ihre Kinder mit der reitpeitsche, einer ihrer Söhne klagte, er müsse demnächst mal ein Stromkabel abisolieren, damit seine Mutter endlich mal verrecke, und dann würde er noch ein paar Nägel in den Sarg schlagen, damit sie ja nicht mehr herauskomme, und die Waffel müßte man ihr dann noch extra erschlagen.
>>Sie schnitt die Büsche und Bäume in ihrem Garten zu wahren Pflanzenkrüppeln, nachdem alles kahl war, schnitt sie noch die Sträucher auf unserem Grundstück, soweit sie herüberkam, sie warf uns Müll und Knochen herüber, vergiftete Hausmäuse im Garten, daß sie mit aufgeblähten Bäuchen zu uns herüberwankten, vergiftete jeden Käfer und jedes Insekt, sie hatte die Giftspritze in einer Hand und die Gartenschere in den anderen, und vergewaltigte, was ihr nicht entkommen konnte.
>>Sie wurde von jedermann gemieden, sie erpreßte ihre Kinder stets mit"Enterben", wurde von Ihrer zweiten Schwiegertochter zutreffend als Hexe bezeichnet, und ich muß sagen, auf diese Frau traf alles schlechte zu, was man sich nur denken kann.
>>Sie legte sich abends ins Bett, und wachte früh nicht mehr auf.
>>Ein friedliches Ableben wie kaum ein zweites.
>>Ihr einer Sohn, der das schlechte über sie sagen mußte, war ebenfalls ein Psychopath, schlug seine Frau, knüppelte seine Hunde, hetzte sie auf Katzen, und - schlief friedlich auf einer Bank im Wald ein, als er mit seinem Hund einem Jäger bei der Nachsuche half.
>>Du wirst Dich jetzt fragen, und ich frage mich schon lange, warum müssen edle menschen oftmals furchtbar leiden, und ethische Schweine in Menschengestalt genießen die Gnade der Vorsehung?
>>Ich weiß keine Antwort.
>>Aberr ich freue mich sehr, daß es bei Dir wieder bergauf geht - weiterhin alles Gute!
>>Herzlichste Grüße vom Baldur
>
>Ich danke Dir, Baldur,
>wir sollten aber um solche Menschen uns nicht den Kopf heiß machen,
>die Gerechtigkeit sehen wir in den wenigsten Fällen bewußt.
>
>Das ist die Überzeugung von
>Inge,
>genannt 'sunny' (von bea)
>hol's der Teufel, wie sie drauf kommt.
>Liebe Grüße,
>Inge
PS. Noch ein kleines PS.
Du hast mir wirklich geholfen - damals- vor einigen Monaten.
Es ist komisch, ich kenne Dich nicht wirklich, aber ich habe viele Deiner Worte in mir gehabt, und die haben mir sehr geholfen.
Ich wünsche Dir das Allerbeste,
take care,
Inge
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Cujo
28.09.2001, 13:39
@ Baldur der Ketzer
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Re: Das Wort zum Sonntag - von Recht und Billigkeit |
hallo baldur,
da du dir unten die frage stellst wie es dazu kommt, daß harmlose bürger einfach ausklinken, durchdrehen und losballern...habe ich dir ein interessantes buch rausgesucht, in dem dies fesselnd beschrieben wird:
willemsen, roger, an der grenze. gespräche mit attentätern, bankräubern, mördern, politischen gefangenen, autoknackern, todeskandidaten und gewaltopfern, kiepenheuer&witsch, 1994
lieben gruß
rene
>Liebe Brüder und Schwestern,
>die Ereignisse der letzten Tage verbieten es eigentlich, einen locker-flockigen Beitrag zu erstellen.
>Aber der Amoklauf in Zuger Kantonalparlament hat möglicherweise eines gezeigt: es gibt einen Unterschied zwischen Recht und Billigkeit - vielleicht gilt dies auch im übertragenen Sinne für die WTC-Tragödie.
>In einer Fernsehberichterstattung über das Bundesverfassungsgericht der BRD prangte der Satz: kein Verfassungsorgan sei berechtigt, festzustellen, daß ein Urteil des BVerfG dem Recht widerspreche .
>Daraus spricht nach meiner Ansicht Hochmut und Anmaßung. Hieraus schreit ein päpstlicher Unfehlbarkeitsanspruch, der nur Führerstaaten eigen ist.
>Der Attentäter im Zuger Parlament soll ein Querulant gewesen sein, was ich so nicht kommentieren kann, aber es soll ein verlorener Rechtsstreit der eigentliche Anlaß für sein Durchdrehen gewesen sein.
>Wie kann das sein, wenn doch Recht gesprochen wird, objektiv, im Namen des Volkes, unangreifbar?
>Hier taucht der Unterschied auf zwischen Recht und Billigkeit.
>Es ist eben nicht alles recht UND billig, manches ist Recht, aber NICHT Billig.
>Recht muß nicht billig sein, ist es oft nicht, denn sonst gäbe es keinen Erlaß aus Billigkeitsgründen, was an sich Recht sein soll.
>Unbill.
>Ein eigenartiges Wort.
>Recht kann aus Billigkeit nicht angewandt werden, die Durchsetzung kann ausgesetzt werden.
>Was kann dies anderes heißen, als das, daß Recht im Einzelfall eben kein Recht ist, sondern hier Unrecht?
>Recht ist, was im Rahmen gültiger Gesetze erfolgt, bar jeder Bewertung.
>Das 3.Reich hat eindrucksvoll bewiesen, was alles als rechtens verunglimpft wurde, aber Erich der überschlagen nuschelnde Generalsekretär Honecker steht dem nur wenig nach, und wenn ich so an heute und vor allem morgen denke, na, lassen wir das, Otto wird es früh genug richten -"richten", schon wieder so ein Wort.
>Recht ist also alles, was vom unsichtbaren, allgegenwärtigen, unangreifbaren Gesetzgeber als solches bestimmt wird, ob Enteignung, Abtreibung, Wehrpflicht, Euro, Steuer, Kennzeichnungspflicht oder Gülleentsorgung ;-).
>Aber, wie oben dargestellt, Recht wird nicht immer von den >billig-und-gerecht-denkenden< als Recht empfunden, sonst gäbe es keine Petitionsausschüsse und keine Billigkeitserlasse.
>Recht kann von empfundener Gerechtigkeit abweichen.
>Staatsterror ist im jeweiligen Inland legal, im Ausland ein Verbrechen.
>Halten Staaten zusammen, so bedeutet dies nicht, daß geduldeter Staatsterror von den Bürgern ebenfalls toleriert, als billig anerkannt wird.
>Hat sich das geschriebene Recht gar von der allgemein als sinnvoll erachteten, natürlich empfundenen Rechtsordnung gelöst?
>Ich fürchte, ja, zumindest in weiten Teilen.
>Es ist mir nicht anders erklärbar, daß Menschen arabischer wie schweizer Herkunft ihr Leben beenden, um in einem großen Paukenschlag eine Vielzahl von Mitmenschen mit in den Tod zu reißen und ein Zeichen zu setzen gegen - gegen was?
>Gegen ein von ihnen als solches empfundenes Unrecht.
>Oder ist es zwar recht, aber dennoch Unbill? Weil nicht ge-billigt?
>Recht, das weithin nicht gebilligt wird, ist kein Recht, sondern Despotie.
>Jetzt ist wiederum die Frage, ob ein einzelner Querulant, geistig oder psychisch verwirrter, oder ein verblendeter Fanatiker als Maßstab dienen soll, um Billigkeit zu messen.
>Es scheint auf der Hand zu liegen, das geht nicht.
>Wodurch mutiert nun ein Durchschnittsbürger zum Attentäter, der sich selbst aufgibt und seine Familie -billigend- ins Elend stürzt? Und mit ihr die Familien seiner Opfer?
>Es muß grenzenlose Verzweiflung über Unbilligkeit sein - über empfundenes Un-Recht.
>Vielleicht sollte dies an das überlieferte Prinzip von akzeptiertem Rechtsfrieden, salomonischen Urteilen und republikanischem Konsens gemahnen.
>Ein anmaßend vorgetragenes Urteil von sogenannten immunen Richtern, das vor Fehlern strotzt, inhaltlich blanker Hohn ist, und jedem billigen Ermessen widerschreit, trägt den Keim des Aufbegehrens in sich.
>Auch ich, meine Brüder und Schwestern, durfte in den Genuß kommen, im Namen des Volkes Worte zu hören, die mein Gerechtigkeitsgefühl sprengten.
>Dennoch wäre ich nie in Versuchung geraten, meinerseits Unrecht zu stiften.
>Denn ich bin noch jung und habe den Glauben an eine irgendwo diffus existierende Gerechtigkeit noch nicht verloren, so, wie der hellsichtig begabte Verurteilte, der mir kürzlich erzählte, er habe dem Richter seinen Hochmut leicht verziehen, weil er ihn habe im -einst kommenden- Tumult grausam umkommen sehen.
>Es sei den Gesetzgebern und Rechtsprechern auf der Welt ins Stammbuch geschrieben - ihr habt keine Fälle vor Euch, sondern fühlende Menschen.
>Würde dies nur zu einem Bruchteil berücksichtigt, gäbe es die beiden WTC-Türme noch und vielleicht wäre sogar die Tragödie in Zug nicht passiert.
>Eine Robe, ein Amt, entbinden nicht von menschlichem Sachverstand und von gemeinschaftlichem Mitgefühl.
>Das meint der Baldur, und er grüßt zu ungewöhnlicher Zeit in die Runde
>P.S.: dies ist keine Rechtfertigung oder Billigung oder Rechtfertigung irgendwelcher Verbrechen.
>ich finde beide Anschläge grausam und unentschuldbar, wobei ich gestehen muß, daß mir der Amoklauf in Zug näher geht als der Anschlag in NYC.
>Aber in beiden Fällen stellt sich die Frage, was mag Mitmenschen wie Du und ich bewogen haben, mit allem zu brechen, was bisher das Leben bestimmte?
>Für mich kann dies nur grenzenlose Enttäuschung sein, und die kommt wahrscheinlich nicht aus diplomatisch vorgetragenen Richtersprüchen, deren Ziel es ist, Rechtsfrieden zu stiften.
>Friede ist nämlich nichts erzwungenes, sondern etwas von allen Seiten freiwillig gelebtes.
>Davon ist die Welt meilenweit entfernt, und, wie es scheint, sogar der Hort bürgerlicher Freiheit, die Schweiz?
>Ich kenne Zuger"Beamte" und fühle sehr mit ihnen, die Tat von heute ist durch keine Rasterfahnung und durch keine Flughafenkontrolle zu erkennen gewesen.
>Es ist eine unheilvolle gewalttätige Phase, die uns aus dem Alltag herausrüttelt.
>Nur sollten wir lehren daraus ziehen und nicht zur Tagesordnung übergehen - denn die Tagesordnung könnte neben einem Bin Laden noch andere Verletzte für uns bereithalten.........
>Laßt uns dafür eintreten, niemanden durch Handlungen der Rechtsobrigkeit so zu verletzen, daß er hierdurch seinen Gerechtigkeitssinn einbüßt.
>Der Täter ohne einen solchen Sinn sind nämlich schon genug auf dieser Welt, jeder weitere"gemachte" ist eine Katastrophe.
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