R.Deutsch
01.10.2001, 09:37 |
Was ist Kapitalismus? Thread gesperrt |
Versucht doch mal kurz zu erklären, was nach Eurem Verständnis Kapitalismus heißt und wie das System funktioniert.
Gruß
R.Deutsch
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R.Deutsch
01.10.2001, 09:50
@ R.Deutsch
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Re: eine Antwort |
Jede arbeitsteilige Gesellschaft muss das Problem lösen, Produktion und Konsumption in Übereinstimmung zu bringen. Die Produzenten müssen irgendwie erfahren, was die Konsumenten haben wollen und was deshalb sinnvoller Weise produziert werden sollte. (rote oder grüne Schuhe).
Der Sozialismus löst das Problem durch behördliche Zuteilung nach vermeintlichen Bedürfnissen, mit dem Ergebnis dass meist immer gerade die Schuhe produziert werden, welche die Menschen nicht haben wollen.
Der Kapitalismus löst das Problem mit Marktpreisen über die Kapitalrendite.
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Turon
01.10.2001, 09:51
@ R.Deutsch
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Was hälst Du Du davon |
selbst den Kapitalismus so zu beschreiben, daß jeder Schwein versteht, was Du
alle 100 Postings postulierst? ;)
Mal angenommen, was wäre bloß der göttliche Kapitialismus, wenn es jeder hätte?
Vermutlich härter als Kommunismus in einer ausgewachsener Krise. ;)
Aber falls Du es genau wissen willst: es ist nichts weiter als Abbild der Natur. Die stärkere Spezies lebt von schwächerer Spezies, in dem die schwächere verzehrt wird. Wenn man jetzt aber noch hinzufügen darf, daß demnach der Löwe
nach Vorbild von den Superreichen, mindestens 100 Antilopen täglich umbringen würde, müßte er wohl nach ausrottung aller Examplare die für ihn verzehrbar
wären selbt in den Kalender treten.
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Baldur der Ketzer
01.10.2001, 09:56
@ R.Deutsch
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Re: eine Antwort |
>Jede arbeitsteilige Gesellschaft muss das Problem lösen, Produktion und Konsumption in Übereinstimmung zu bringen. Die Produzenten müssen irgendwie erfahren, was die Konsumenten haben wollen und was deshalb sinnvoller Weise produziert werden sollte. (rote oder grüne Schuhe).
>Der Sozialismus löst das Problem durch behördliche Zuteilung nach vermeintlichen Bedürfnissen, mit dem Ergebnis dass meist immer gerade die Schuhe produziert werden, welche die Menschen nicht haben wollen.
>Der Kapitalismus löst das Problem mit Marktpreisen über die Kapitalrendite , indem die Konsumenten ihren Wünschen unvermittelt Ausdruck geben und der Prozent bzw. Anbieter aus purem Eigeninteresse der Gewinnmaximierung heraus das gewünschte Angebot bereitstellt, ohne, daß in diesen Mechanismen der Staat mitwirkt;
hinzu kommt, daß der Gewinn beim Anbieter bzw. Produzenten in einer maßgeblichen Höhe verbleibt und nicht weggesteuert oder umverteilt wird, und daß alle Ebenen der Angebotserstellung, insbesondere die Arbeitsverhältnisse und deren Ausgestaltung, frei aushandelbar sein müssen, statt effektiv festgezurrt zu sein.
beste GRüße vom Baldur
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Turon
01.10.2001, 10:00
@ R.Deutsch
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Wenn man annimmt.... |
Der Sozialismus löst das Problem durch behördliche Zuteilung nach vermeintlichen Bedürfnissen, mit dem Ergebnis dass meist immer gerade die Schuhe produziert werden, welche die Menschen nicht haben wollen.
....daß ich in Sozialismus immer noch die passende Schuhgröße hatte,
ja selbst als Kind, dann relativiert sich diese Aussage.
Fakt aber ist, daß in den behördlichen Ämtern früher Leute saßen, die sich nach Bedürfnissen gerichtet haben, die die Bevölkerung stellte, und diese völlig verblödete Sozialismus konstantere Wachstumsraten produzierte als Kapitalismus.
:)
Nun irgendwann passierte genau das gleiche in Sozialismus wie bei uns in den Firmen. Die Führungsetagen wurde durch komplette Vollidioten belegt. So produzierte der Kapitalismus jede Menge Ware die keine Sau haben will, aber kaufen muß, weil er sich das bessere nicht leisten kann, in Sozialismus hat man dann"gespart". [b]Wo gibt es hier nennenswerte Unterschiede?
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Galiani
01.10.2001, 11:32
@ Baldur der Ketzer
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Re: eine Antwort - SEHR GUTE DEFINITION! |
Der Kapitalismus löst das Problem mit Marktpreisen über die Kapitalrendite, indem die Konsumenten ihren Wünschen unvermittelt Ausdruck geben und der Produzent bzw. Anbieter aus purem Eigeninteresse... das gewünschte Angebot bereitstellt, ohne, daß in diesen Mechanismen der Staat mitwirkt.
Hinzu kommt, daß der Gewinn beim Anbieter bzw. Produzenten in einer maßgeblichen Höhe verbleibt und nicht weggesteuert oder umverteilt wird, und daß alle Ebenen der Angebotserstellung, insbesondere die Arbeitsverhältnisse und deren Ausgestaltung, frei aushandelbar sein müssen, statt effektiv festgezurrt zu sein.
[b]Sehr gut gesagt, Baldur!!!!
@R.Deutsch: Im übrigen halte ich den Begriff"Kapitalismus" für unscharf. Besser ist meiner Meinung nach"Marktwirtschaft"!
Liebe Grüße an Dich, Baldur, und alle anderen.
G.
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DIRK
01.10.2001, 12:15
@ R.Deutsch
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Re: Was ist Kapitalismus? - kurz und knapp: GELD regiert die WELT! |
>Versucht doch mal kurz zu erklären, was nach Eurem Verständnis Kapitalismus heißt und wie das System funktioniert.
>Gruß
>R.Deutsch
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R.Deutsch
01.10.2001, 12:46
@ Galiani
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Re: Kapitalismus ist schon richtig |
Lieber Galiani,
Du schreibst:
@R.Deutsch: Im übrigen halte ich den Begriff"Kapitalismus" für unscharf. Besser ist meiner Meinung nach"Marktwirtschaft"!
Im Kapitalismus wird die Produktion über die Kapitalrendite gesteuert - daher der Name Kapitalismus. Marktwirtschaft bezieht sich auf die Preisbildung. Die Konsumenten bestimmen mit ihren Geldzetteln die Preise und signalisieren so, was sie haben wollen (Marktwirtschaft) und die Produzenten reagieren mit der Produktion, indem sie über die Preise eine Kapitalrendite erzielen (Kapitalismus).
Gruß
R.Deutsch
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dottore
01.10.2001, 13:06
@ DIRK
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Re: GELD regiert die WELT! Und da GELD heute nur aus SCHULDEN kommt - was? (owT) |
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dottore
01.10.2001, 13:07
@ R.Deutsch
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Re: Siehe Paul C. Martin: Der Kapitalismus (1986). Kennst Du doch bestens |
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dottore
01.10.2001, 13:14
@ Galiani
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Re: eine Antwort - SEHR GUTE DEFINITION! Noch besser wäre |
die Beantwortung der Frage, wie denn dieser hier beschriebene Gewinn realisiert werden kann, da die Kosten der Produzenten (=Einkommen der Nachfrager nach den Produkten) nicht ausreichen können, den Gewinn zu realisieren.
Was - leider muss ich's nochmals sagen - nur durch zusätzliche Verschuldung der Nachfrager möglich ist. Kapitalismus = Kettenbriefsystem.
>Hinzu kommt, daß der Gewinn beim Anbieter bzw. Produzenten in einer maßgeblichen Höhe verbleibt und nicht weggesteuert oder umverteilt wird,
Auch damit ist die Realisierung des Gewinns nicht geklärt, der nur weggesteuert werden kann, nachdem er entstanden ist.
>und daß alle Ebenen der Angebotserstellung, insbesondere die Arbeitsverhältnisse und deren Ausgestaltung, frei aushandelbar sein müssen, statt effektiv festgezurrt zu sein.
Das ist allerdings absolut richtig.
>[b]Sehr gut gesagt, Baldur!!!!
>@R.Deutsch: Im übrigen halte ich den Begriff"Kapitalismus" für unscharf. Besser ist meiner Meinung nach"Marktwirtschaft"!
Kapitalismus kann (siehe Buch) ganz scharf definiert werden."Marktwirtschaft" ist so eine Art Feigenblatt.
Grüße
d.
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Galiani
01.10.2001, 13:26
@ R.Deutsch
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Re: Kapitalismus ist schon richtig - WAR DAS EI ODER DIE HENNE FRÜHER DA? |
Der Diskussionsfaden:
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Galiani schrieb:
@R.Deutsch: Im übrigen halte ich den Begriff"Kapitalismus" für unscharf. Besser ist meiner Meinung nach"Marktwirtschaft"!
Antwort von R.Deutsch:
Im Kapitalismus wird die Produktion über die Kapitalrendite gesteuert - daher der Name Kapitalismus. Marktwirtschaft bezieht sich auf die Preisbildung. Die Konsumenten bestimmen mit ihren Geldzetteln die Preise und signalisieren so, was sie haben wollen (Marktwirtschaft) und die Produzenten reagieren mit der Produktion, indem sie über die Preise eine Kapitalrendite erzielen (Kapitalismus).
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Das sind doch, lieber R.Deutsch, recht eigentlich nur die zwei Seiten ein und derselben Münze! Jedenfalls hat Schumpeter das in seinem berühmten Buch, das ich gerade in meinem Diskussionsfaden mit Jochen erwähnt habe ("Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung - Eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus", Wien 1912), mit überzeugenden und kaum widerlegbaren Argumenten behauptet.
Außerdem hat der"Kapitalismus" durch Karl Marx ein kleines"Haut-güle" bekommen (wie die Schwaben sagen)! Ich bleibe deshalb lieber bei"Marktwirtschaft"!
Beste Grüße zurück.
G.
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dottore
01.10.2001, 15:12
@ Galiani
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Re: Kapitalismus ist schon richtig - WAR DAS EI ODER DIE HENNE FRÜHER DA? |
>Der Diskussionsfaden:
>.
>Galiani schrieb:
>@R.Deutsch: Im übrigen halte ich den Begriff"Kapitalismus" für unscharf. Besser ist meiner Meinung nach"Marktwirtschaft"!
>Antwort von R.Deutsch:
>Im Kapitalismus wird die Produktion über die Kapitalrendite gesteuert - daher der Name Kapitalismus.
Stimmt auch nicht. Kapitalismus von Kapital, dieses von "caput" = lat. Haupt, dann Hauptgut, also demjenigen an Waren oder Metall, was die Handelsherren einlegten. Das Hauptgut war ihr Eigentum, das sie fortan Risiken aussetzten. Geschichte der Datini, Fugger, Welser usw. studieren!
Außerdem braucht der Kapitalismus den freien Lohnarbeiter, einen Sklavenkapitalismus gibt es ex definitione nicht. Der freie Lohnarbeiter, siehe ausführlich Geschichtsbuch, entstand zunächst auf breiter Front in England nach den Lollardenaufständen (Wat Tyler etc., vorher: tributpflichtige"Hintersassen", siehe ausführlich im Lexikon die Stichwörter"Grundherrschaft","Leibeigenschaft" usw.)
>Marktwirtschaft bezieht sich auf die Preisbildung. Die Konsumenten bestimmen mit ihren Geldzetteln die Preise und signalisieren so, was sie haben wollen (Marktwirtschaft) und die Produzenten reagieren mit der Produktion, indem sie über die Preise eine Kapitalrendite erzielen (Kapitalismus).
Das"Reagieren" stimmt auch nicht, weil es sich nur auf bereits existente Produkte bezeihen kann, nicht auf neue oder neu erfundene. Auf welche"Geldzettel" hat wohl Bill Gates"reagiert"? Geldzettel von Verbrauchern, die Software haben wollten, von der sie noch gar nicht wissen konnten, was es ist?
Der Unternehmer (siehe eben auch Schumpeter) ist kein Wasserwerker, der halt mehr Wasser rauslässt, weil die Leute mehr Wasser haben wollen. Sondern jemand, der aus Wasser Coca Cola macht.
>Das sind doch, lieber R.Deutsch, recht eigentlich nur die zwei Seiten ein und derselben Münze! Jedenfalls hat Schumpeter das in seinem berühmten Buch, das ich gerade in meinem Diskussionsfaden mit Jochen erwähnt habe ("Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung - Eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus", Wien 1912), mit überzeugenden und kaum widerlegbaren Argumenten behauptet.
Eine Seite: Wasserwerker, andere Seite: Cola-Erstfabrikant.
>Außerdem hat der"Kapitalismus" durch Karl Marx ein kleines"Haut-güle" bekommen (wie die Schwaben sagen)! Ich bleibe deshalb lieber bei"Marktwirtschaft"!
Vor Marx wird nicht gekuscht! Wo kämen wir denn da hin? Außerdem: Es war doch gerade Marx (siehe"Kommunistisches Manifest"!!!), [b]der die Kapitalisten über den grünen Klee gelobt und bejubelt hat.
In diesem Sinne bin und bleibe ich gern Kapitalist und bei Marx bewundere ich seinen einzig wirklich guten Gedanken, den mit dem Kreislauf und der Frage, wo das Geld wohl herkommt, um den Mehrwert zu realisieren (Band III).
Gruß
d.
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