Pancho
16.10.2001, 12:11 |
DJ Greenspan, O'Neill Press For Derivatives Insolvency Law - dottore Thread gesperrt |
DJ Greenspan, O'Neill Press For Derivatives Insolvency Law
By Dawn Kopecki
Of DOW JONES NEWSWIRES
WASHINGTON (Dow Jones)--U.S. Federal Reserve Chairman Alan Greenspan and Treasury Secretary Paul O'Neill urged lawmakers to quickly enact legislation that allows financial institutions and corporations to close out their derivatives contracts during an insolvency.
"Congress should not fail to enact netting legislation this year," Greenspan and O'Neill wrote in a letter sent Thursday to House leaders and House Financial Services Chairman Michael Oxley, R-Ohio, as well as ranking Democrat John LaFalce of New York."Further delays would unnecessarily place the financial system at greater risk," they wrote.
The regulators were responding to a request from LaFalce and other members of the Financial Services Committee shortly after the Sept. 11 terrorist attacks shut down U.S. financial markets and destroyed the Manhattan offices of many Wall Street brokerage houses.
The lawmakers wrote in a Sept. 25 letter to O'Neill and Greenspan:"Even in the absence of a major bankruptcy or insolvency, we are concerned that the increased risk of counterparty failure may lead to market instability, reducing the ability of firms to use these markets to manage their risks."
The provision, contained within a broader bankruptcy bill, allows institutions to quickly close outstanding derivatives with bankrupt trading partners by netting all the losses and gains of individual contracts into one deal.
Greenspan and O'Neill said the legislation, whether part of the bankruptcy bill or enacted alone, would"reduce the impact of the failure of any one institution on the stability of the financial system."
Institutional investors have pressed lawmakers in the past five years to update U.S. insolvency laws. But the need for clear settlement and pricing guidelines has never been more apparent, industry officials said.
"In these situations, you have highly volatile markets where, as we saw, you couldn't get a price on a certain day," said Robert Pickel, chief executive officer and executive director of the International Swaps and Derivatives Association.
The $95 trillion international over-the-counter derivatives market didn't exist the last time the markets were closed for more than two days during World War II. But Greenspan and other top Washington officials say the decade-old industry has become vital to U.S. corporations and financial institutions looking to manage interest rates, currency or other financial risks.
Derivatives dealers"need to know that they can do transactions in good times and in bad," Pickel said."They need to have the certainty that they can close out in an orderly fashion and get the full value of their contract."
-By Dawn Kopecki, Dow Jones Newswires; 202-862-6637; Dawn.Kopecki@dowjones.com
(END) Dow Jones Newswires 15-10-01
2138GMT Copyright (c) 2001, Dow Jones & Company Inc
------
Gegen die 95 Billionen (engl. trillion) Dollar grosse Derivatenblase sind doch die Staatsschulden"Peanuts". Was können die Notenbanken und Regierungen tun, wenn hier etwas im Argen liegt? Seit dem 11.09.2001 hat man zu diesem Thema rein gar nichts gehört, obwohl die US-Märkte ein paar Tage geschlossen hatten und die Risiken für diese Derivate dadurch bestimmt nicht kleiner wurden. Wenn's hier im Karton raschelt, dann glaube ich, dass kaum Zeit bleibt die Inflationierung noch rechtzeitig zu starten. Ob's nach dem Platzen der Derivatenbubble (= massive Deflation) noch zu einer laut angekündigten und länger dauernden (ein oder zwei Jahre) Hyperinflation kommt, wage ich zu bezweifeln. Ist es nicht vorstellbar, dass es direkt zur Währungsreform kommt, ohne dass der Umweg über die Hyperinflation beschritten wird? Geschichtlich gesehen, ist dieses Ausmass an Derivaten völlig neu. Könnten deshalb auch neue"Lösungen" im obgenannten Sinne gefunden werden?
Viele Grüsse:-)
Pancho
<center>
<HR>
</center> |
Diogenes
16.10.2001, 12:27
@ Pancho
|
For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts |
Hallo Pancho,
Das Gesetz ist im Grunde für die Katz.
Man kann Gewinne (Forderungen) und Verluste (Verbindlichkeiten) gegeneinander aufrechen, was die Konkurs beschleunigt. Das ändert aber nichts am Counterparty risk. Es ändert nichts daran, daß andere plötzlich mit ungehedten Positionen dastehen und auch deren Buch in Schieflage gerät.
Bleiben nur Staatshilfen en masse, die letztendlich auf eine (Teil-)Monetarisierung der Derivate hinauslaufen. Das wäre in der Tat höchst-super-hyper-inflationär. To-big-to-fail, wie in D '23. Bailouts kommen ja bereits wieder groß in Mode.
Gruß
Diogenes
<center>
<HR>
</center> |
Pancho
16.10.2001, 12:36
@ Diogenes
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts - Nachfrage |
>Hallo Pancho,
>Das Gesetz ist im Grunde für die Katz.
>Man kann Gewinne (Forderungen) und Verluste (Verbindlichkeiten) gegeneinander aufrechen, was die Konkurs beschleunigt. Das ändert aber nichts am Counterparty risk. Es ändert nichts daran, daß andere plötzlich mit ungehedten Positionen dastehen und auch deren Buch in Schieflage gerät.
>Bleiben nur Staatshilfen en masse, die letztendlich auf eine (Teil-)Monetarisierung der Derivate hinauslaufen. Das wäre in der Tat höchst-super-hyper-inflationär. To-big-to-fail, wie in D '23. Bailouts kommen ja bereits wieder groß in Mode.
>Gruß
>Diogenes
Sollte ein solches Gesetz in Kraft treten, würden damit die anderen Gläubiger insbesondere Bankkunden mit ihren Bankguthaben zulasten der Derivatengläubiger benachteiligt bzw. im Forderungskuchen hintenangestellt? Das würde bedeuten, dass Bankguthaben durch dieses Gesetz noch unsicherer werden als sie jetzt schon sind...
<center>
<HR>
</center> |
Diogenes
16.10.2001, 13:32
@ Pancho
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts - Nachfrage |
>Sollte ein solches Gesetz in Kraft treten, würden damit die anderen Gläubiger insbesondere Bankkunden mit ihren Bankguthaben zulasten der Derivatengläubiger benachteiligt bzw. im Forderungskuchen hintenangestellt? Das würde bedeuten, dass Bankguthaben durch dieses Gesetz noch unsicherer werden als sie jetzt schon sind...
Wie das Gesetz - falls es beschlossen würde - genau aussieht, kann ich dir nicht sagen, es hängt davon ab, welchen Rang die Derivatenforderungen einnehmen.
In Ã- sind die Guthaben bis Ats 200.000/Sparbuch versichert. Soweit ich weiß, gibt es auch in den USA eine Staatsgarantie für Bankeinlagen. Was diese Einlagen im Falle des Falles noch kaufen, steht auf einem anderen Blatt.
Bei den Derivaten schätze ich mal, daß der Kleinspekulant mit seinen Calls/Puts durch die Finger schauen dürfte - wo nichts ist,....
Gruß
Diogenes
<center>
<HR>
</center> |
dottore
16.10.2001, 19:12
@ Pancho
|
Re: Es kann nie Volumen, sondern nur eingesetztes Kapital verloren werden |
Hi Pancho,
ein sehr interessantes Ding. danach soll erlaubt werden, aus Derivaten, die eh schon nicht mehr bedient werden (wg. Bankrotts der Gegenseite) aussteigen zu können, bevor sie ablaufen (und ergo der Schaden dann noch größer würde).
Ich hatte mir bereits unmittelbar nach dem 11. 9. erlaubt, darauf hinzuweisen, dass die Hedge-Fonds in größte Probleme kommen, weil sie - mangels Börsen - ihre Positionen auch dann nicht schließen (oder gegentraden) können, wenn ihre Computerprogramme dies zwingend vorschreiben.
Jetzt wird dem also verklausuliert Rechnung getragen, wobei die bankrotte Gegenseite natürlich im Normalfall auch ein Hegder oder Hedge Fonds ist.
Also einer muss vom Schlitten! (Um wenigstens den anderen zu retten).
Jetzt zu Deinem Text:
>Gegen die 95 Billionen (engl. trillion) Dollar grosse Derivatenblase sind doch die Staatsschulden"Peanuts".
Ja. Aber so groß ist das Risiko keineswegs! Denn Du kannst die ganze Blase, die ja immer aus Geschäft und Gegengeschäft besteht, ganz langsam runterfahren (was bei Staatsschulden per se nicht geht, da der Staat nicht langsam anfangen kann, auszubuchen und die Leute mit Staatspapieren peu à peu ein bisschen Geld verlieren - alle würden sofort alle Staatspapiere verkaufen).
Da bei Derivaten zuletzt von großer Hedgern zwischen 12 und 20 % Profit gemeldet wurde, den zunächst andere Hedger gegen sich laufen hatten, so dass sie gezwungen waren, ihrerseits zuzulegen, da Hedgen auf Dauer kein Nullsummenspielchen ist, sondern immer auf Zeitablauf spekuliert und Zeit immer Zinsgewinn bzw. -verlust bedeutet (Profite waren übrigens schon mal vor der LTCM-Schote > 40 %) und da wir die Derivate immer zweimal rechnen müssen, ergibt sich:
95./. 2 = ca. 43.
Davon - sofern alles geclosed werden müsste - netto ca. 15 % aufgelaufener Gewinn/Verlust, sagen wir also 6 Billionen. In der Höhe (absolut maximal, ich glaube eher dass es, da inzwischen zuviele Hedger im Markt, bestensfalls 10 % entstehen, so dass wir bei ca. 4 Bio wären) würden also die gewinnenden Hedger von den verlierenden nicht bedient.
Das ist aber für die nicht gewinnenden kein Verlust! Nur eben kein Gewinn.
(Liefe auch nie auf ein (!) Mal, da Hedgen immer ein permanentes Angleichen und damit Gewinnen und Verlieren ist und sich endlos hinzieht, sofern weiter gehedgt wird oder werden darf, wobei im Zeitablauf durch ständig neu dazukommende Positionen und Gegenpositionen das Volumen sich immer weiter aufbläht und sich die möglichen Gewinne/Verluste entsprechend steigern).
Der nicht eintreffende Gewinn ist für die gewinnenden Hedger ein Problem nur in dem Sinne, dass sie jetzt keinen Profit auskehren können, so dass die Teilnehmer an Hegde-Fonds auf entsprechende Gewinne auf ihr eingesetztes Kapital verzichten müssten. Dies ist, sofern noch nicht in irgendeiner Form"vorab" ausgeschüttet, auch kein Problem, da ein nicht kassierter Gewinn eben kein Gewinn ist und bleibt. Die Ergebnisrechnungen, die man sich schon"schön gemalt" hatte, verdunkeln sich natürlich.
Für die verlierenden Hedger ist es natürlich ein Problem, da sie jetzt bankrott sind und die Teilnehmer (Banken, Fat Cats) ihr eingezahltes Kapital verlieren. Sie verlieren niemals mehr als das Kapital, das auch der Kleinanleger verliert, der sich Calls oder Puts gekauft hat, die wertlos auslaufen - es gibt da kein"Nachschusspflicht"! (Egal wieviel mit den Calls/Puts theoretisch bewegt wurde, siehe Beispiel ganz unten).
Dies dürfte sich auf max. 40 bis 70 Milliarden belaufen. LTCM hatte 1997 in der Spitze 7 Mrd."equity capital", ging dann runter. Keine einzelne Adresse ist beim Hedging mit - aufs Spiel gesetzt als"equity" - mehr als 500 bis 700 Mio dabei - nach LTCM ziemlich ausgeschlossen.
Nehmen wir also sogar 70 Mrd., die echt verloren sind (auf der bankrotten Hedger-Seite), ist dies nicht das Ende der Welt, aber das Ende möglicherweise so mancher Bank, nicht unbedingt solvenz- und liquditätsmäßig, aber vom Image her.
>Was können die Notenbanken und Regierungen tun, wenn hier etwas im Argen liegt?
Sollen sich Insolvenzen/Illiquiditäten anbahnen - die verlorenen Milliarden ersetzen. Die Notenbanken könnten dies nur über eine Art"Zwischenfinanzierung" tun - am Ende und das sehr bald (maximal nach einem Tag) muss der Staat ran und die kränkelnden Adressen rauspauken (neue Staatsschulden, logo).
Wenn's rauskommt (und es kommt raus!), ist dies ein schwerer Imageschaden (zumal nach LTCM) für die gesamte Finanzwirtschaft, auch klar. Von wegen: Nichts dazu gelernt, sondern fröhlich weiter gezockt.
Dieser Imageschaden kann sich schnell flächenbrandartig ausweiten und zu Barabhebungen etc. führen, was die Notenbanken zwar durch Reinnahme weiterer Sicherheiten, die ihnen die Banken andienen (siehe M3-Explosion in den USA, sozusagen schon vorbeugend) konterkarieren können (jeder kriegt also sein Geld zurück, zunächst die Giralgelder, ab dann wird's aber schon kritischer). Aber der Kredit (credere = vertrauen) dürfte größten Schaden nehmen. Und das dürfte die heraufziehende Krise verschärfen.
>Seit dem 11.09.2001 hat man zu diesem Thema rein gar nichts gehört, obwohl die US-Märkte ein paar Tage geschlossen hatten und die Risiken für diese Derivate dadurch bestimmt nicht kleiner wurden.
Ja, sie wurden nicht nur nicht kleiner, sondern automatisch (Zeitablaufsspekulation) größer. Und durch bereits abgelaufene Zeit verursachte Schäden sind durch keinen weiteren Zeitablauf mehr wett zu machen.
>Wenn's hier im Karton raschelt, dann glaube ich, dass kaum Zeit bleibt die Inflationierung noch rechtzeitig zu starten.
Von der sind wir so oder so meilenweit entfernt. Durch den Ersatz von verlorenem Geld (bankrotte Hedger, siehe oben) wird niemals inflationiert.
>Ob's nach dem Platzen der Derivatenbubble (= massive Deflation) noch zu einer laut angekündigten und länger dauernden (ein oder zwei Jahre) Hyperinflation kommt, wage ich zu bezweifeln.
Ja! Massive Deflation nur bei massivem Vertrauens-(= Kreditvergabe- und -nahme-)-Verlust. Aber sehr gut möglich.
>Ist es nicht vorstellbar, dass es direkt zur Währungsreform kommt, ohne dass der Umweg über die Hyperinflation beschritten wird?
<font="FF0000">NEIN! Währungsreform ist IMMER Staatsbankrott, siehe meine Postings heute Morgen dazu (Reichsbank 1945).</font>
Und die Deckung der Bankrott-Hedger-Verluste (wie gesagt, ich glaube nicht an mehr als max. 70 Milliarden, die dort als KAPITAL, also als eingezahlt, verdampfen) haut die Staaten noch lange nicht um.
>Geschichtlich gesehen, ist dieses Ausmass an Derivaten völlig neu. Könnten deshalb auch neue"Lösungen" im obgenannten Sinne gefunden werden?
Das Ausmaß ist neu, keine Frage. Aber man muss es runterbrechen, wie oben.
Es ist so wie bei Deinem Put. Du hast 1000 Puts auf je eine Aktie zum Kurs von 1000 à 1 Dollar gekauft. Die Aktie fällt von 1000 auf Null. Deine Puts werden nicht bedient. Du verlierst nicht 1.000.000 (die gewinnst Du leider bloß nicht), sondern nur die 1000, die Du auch verloren hättest, wenn die Aktie auf 1000 geblieben wäre.
Die 95 Billionen (durch zwei = 43 Billionen!) wurden mit angenommen 70 Milliarden bewegt. Dann hätten wir ein Verhältnis von ca. 600: 1. Beim LTCM-Hedging ging's in der Spitze um 1200: 1, ansonsten, siehe auch Mark Smith: Toward Rational Exuberance, 2001. LTCM hatte bis zu 28fach seines"equity capital" als"securities", was allerdings nicht nur Derivate waren, sondern u.a. auch Staatspapiere, z.B. italienische).
Also LTCM als leuchtendes Beispiel vor Augen und die Derivate als"securities" verbucht, kämen wir auf ein 28tel der 43 Bio, mithin 1,5 Billionen"equity capital", was mir ganz ausgeschlossen erscheint, da sonst fast alles Banken-Equity zum Zocken unterwegs wäre.
Es muss sich also bei den Derivaten nicht um konkrete Titel handeln, sondern eben um Derivate (und Derivate von Derivaten), also um Optionspyramiden, die im Rahmen des oben Dargestellten immer nur aufs"equity capital" durchschlagen und dort Verluste verursachen können.
Sollten aber die Banken (es wäre dann der Mega-GAU) 1,5 Billionen tatsächlich im Feuer haben und verlieren (die andere Hälfte gewinnt ja die Verluste nicht) - wäre das allerdings das endgültige AUS.
Falls nicht klar geworden, versuche ich es nochmal.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
16.10.2001, 19:18
@ Diogenes
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts |
Hi,
>Bleiben nur Staatshilfen en masse, die letztendlich auf eine (Teil-)Monetarisierung der Derivate hinauslaufen.
Niemals! Wenn Deine Calls oder Puts nicht bedient werden, passiert gar nichts.
Denn niemand ist verpflichtet, im Konkursfall nicht enstandene Gewinne zu ersetzen.
>Das wäre in der Tat höchst-super-hyper-inflationär. To-big-to-fail, wie in D '23. Bailouts kommen ja bereits wieder groß in Mode.
Nein, nein! Bei der Nichtbedienung von Optionen passiert was?
NIX!
(Es ist ja kein Verlust entstanden, welcher denn?).
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
Diogenes
16.10.2001, 20:35
@ dottore
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts |
>Hi,
>>Bleiben nur Staatshilfen en masse, die letztendlich auf eine (Teil-)Monetarisierung der Derivate hinauslaufen.
>Niemals! Wenn Deine Calls oder Puts nicht bedient werden, passiert gar nichts.
>Denn niemand ist verpflichtet, im Konkursfall nicht enstandene Gewinne zu ersetzen.
Ich rede nicht von meinen Puts/Calls, die interessieren niemanden von den Herren.
Was aber wird mit den Großbanken, Hedgefonds,..., die plötzlich selber in Schieflage geraten, weil ihre Gegenpartei pleite ist? Da hilft nur ein bailout, wenn es denn noch igendwie geht.
>>Das wäre in der Tat höchst-super-hyper-inflationär. To-big-to-fail, wie in D '23. Bailouts kommen ja bereits wieder groß in Mode.
>Nein, nein! Bei der Nichtbedienung von Optionen passiert was?
>NIX!
Und LTCM? Nichts passiert? Ich wünschte du hättest recht.
>(Es ist ja kein Verlust entstanden, welcher denn?).
Bei meinen Optionen besteht der Verlust im Zeitwert der Option. Das ist aber nicht der Punkt. Es könnte ein ganz anderer Verlust entstehen, der Einsturz der Derivat-Kredit-Pyramide.
>Gruß
>d.
Gruß
Diogenes
<center>
<HR>
</center> |
Pancho
17.10.2001, 01:01
@ dottore
|
Re: Es kann nie Volumen, sondern nur eingesetztes Kapital verloren - Danke |
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, dottore.
Grüsse:-)
Pancho
<center>
<HR>
</center> |
dottore
17.10.2001, 09:22
@ Pancho
|
Re: Fehler! Musste 48 statt 43 heißen, ändert aber an der Sache nichts |
<center>
<HR>
</center>
|
dottore
17.10.2001, 10:26
@ Diogenes
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts |
>>Hi,
>>>Bleiben nur Staatshilfen en masse, die letztendlich auf eine (Teil-)Monetarisierung der Derivate hinauslaufen.
>>Niemals! Wenn Deine Calls oder Puts nicht bedient werden, passiert gar nichts.
>>Denn niemand ist verpflichtet, im Konkursfall nicht enstandene Gewinne zu ersetzen.
>Ich rede nicht von meinen Puts/Calls, die interessieren niemanden von den Herren.
>Was aber wird mit den Großbanken, Hedgefonds,..., die plötzlich selber in Schieflage geraten, weil ihre Gegenpartei pleite ist? Da hilft nur ein bailout, wenn es denn noch igendwie geht.
Ja, aber der Bailout bezieht sich nicht auf die nicht realisierbaren Gewinne, sondern nur auf das Kapital, das der Pyramide letztlich zugrunde liegt.
Wenn Du 1 Mio hast und alles in Calls steckst, und die Calls brächten Dir 10 Mio Gewinn, den Du aber nicht kassieren kannst, weil die andere Seite pleite ist, dann wird Dir beim Bailout nur die 1 Mio ersetzt (als einfaches Beispiel). Nicht realisierbare Gewinne werden nicht ersetzt. Das Ganze läut natürlich um x Ecken, aber letztlich wird immer nur der tatsächlich entstandene Verlust (wg. Pleite der Gegenseite) ersetzt, aber nicht der nicht realisierte Gewinn.
Bei LTCM standen Ende 1997 4,9 Mrd. $ im Feuer. Damit hatte LTCM zunäshst Papiere gekauft, und dabei bereits geleveraged (z.B. 10% Einschuss beim Kauf von Staatspapieren o.ä.), um mit Hilfe der auf diesen Kursen anfallenden Differenzen zu"idealen" Kursverlauf (auf das Aufspüren solcher Differenzen war der Fonds mit seinem Nobelpreisträger an Board spezialisiert) in Derivaten zu machen.
Die Derivate stiegen immer höher, weil die Jungs ununterbrochen minimale Abweichungen ausnutzten (zu den immer gleich gehaltenen geleveragdten Papieren) und sich ununterbrochen minimale Abweichungen (3. und 4. Stelle hinterm Komma o.ä.) ergaben. Mark Smith von Goldman, Sachs (297):
"Beyond the highly leveraged positions (z.B. die Staatspapiere, vor allem Italiener) on LTCM's balance sheet, there were huge derivatives contracts 'off balance sheet', totaling to an astronomical amount in excess of $1 trillion."
Der Derivate-Hebel (und den diskutieren wir hier) lag also bei ca. 200: 1.
Wären die Derivate nicht bedient worden (was damsl nicht der Fall war), hätte LTCM nicht ein Billion ersetzt bekommen, sondern eben nur das durch den Einsatz zur Ermöglichung des Leveragens mit Derivaten verlorene Kapital, also die 4,9 Mrd $.
Nun fiel LTCM allerdings damals nicht wegen nicht bedienter Derivate (was wir hier diskutieren), sondern weil die geleveragten Papiere selbst in der Russlandkrise nicht den"idealen" Kursverlauf einnahmen, sich also die Renditen der Italiener nicht dem der anderen €-Staatspapiere anglichen, sondern - Bonitätsproblem Italiens, ergo Kursabschläge am Markt! - davon abwichen, so dass natürlich die Leverage-Basis selbst in Schieflage kam.
Diese Schieflage war höher als die 4,9 Mrd $"equity", so dass der LTCM pleite war. Da aber die Italiener sich übr kurz oder lang doch dem idealen Kursverlauf wieder anpassen mussten (in der €-Zone ging das nicht anders, es sei denn man hätte den € selbst, d.h. seine Einführung platzen lassen), kam es bei LTCM nur darauf an, die Zeit bis zur Wieder-Anpassung der Italiener an den zwangsläufig kommen müssenden Kursverlauf zu überbrücken, was die Fed dann in bekannter Manier managte.
Es wurde also vorübergehend fehlendes equity dem Fonds zur Verfügung gestellt, das wiederum sehr hoch war, weil die Italiener selbst schon mit 10: 1 (oder so) geleveraged waren. Als die Italiener wieder auf Kurs lagen, konnte das Geld wieder zurückgezahlt werden. Also alle haben ihr Geld zurück, das sie damals zur Rettung des LTCM eingesetzt hatten.
Dies ist ein insofern anderer Fall als bei Hedgern, die equity einsetzen und gleich damit direkt leveragen. Dann verdampfen die sich aus den Derivaten errechneten Gewinne und es verdampft das eingesetzte Kapital.
Hätte also LTCM ohne Umweg über die Italiener mit seine 4,9 Mrd $ direkt Derivate fabriziert und wären die Derivate (1 Billion) definitiv und per Bedienungstag so gegen LTCM gelaufen, dass die 4,9 verloren gewesen wären, hätte LTCM nur die 4,9 Mrd $ verloren und da das von Banken und Fat Cats gekommen war, eben diese.
Dann hätte man prüfen müssen, ob ein solcher Verlust von 4,9 Mrd $ außer dem LTCM (pleite) noch andere mit in die Tiefe reißt, z.B. Banken, die ja die 4,9 Mrd auf ihrer Aktivseite unter"Beteiligung an LTCM" verbucht hatten und die sie jetzt hätten ausbuchen müssen.
Daher ja die Überlegung des maximal möglichen MEGA-GAUS: Wieviel equity der Hegder (= in den Banken als Aktiva unter Beteiligungen verbucht) kann maximal verdampfen? Denn mehr als ihr Kapital kann nicht verdampfen, da aus Derivaten nicht realisierte Gewinne das sind, was sie sind: nicht realisiert, so sorry (und kein Kapital). Auch in der größten Börsenkatastrophe würde niemals die nicht realisierten Gewinne ersezt, sondern bestenfalls, das ursprünglich eingesetzte Kapital, z.B. indem der Staat dieses via Neuverschuldugn wieder herstellt oder Bürgschaften aller Art leistet, damit noch von so etwas wie Kapital gesprochen werden kann, weil die Geschäfte immerhin weiter geführt werden können.
Nehmen wir an: Banken haben 1000 in Aktien investiert. Die buchen sie als 1000 aktiv (Niederstwertprinzip). Nun steigen die Aktien auf 10.000 und die Banken realisieren nicht die Gewinn. Die Kurse fallen wieder auf 1000 - dann ersetzt niemand den Banken die Differenz (9000).
Jetzt das Probelm: Die Aktien fallen auf null. Dann müssen die Banken die Position 1000 aus ihren Aktivseiten nehmen. Sollten sie dadurch in Probleme kommen, könnte sich die Frage nach einem Bailout der Banken stellen (wenn nicht schon die Firmen, deren Aktien auf null gefallen waren, gebailoutet wurden, so dass sich der Kurs ihrer Aktien vielleicht wieder auf 500 stellt).
Also maximal kann es immer nur um einen Ersatz des einmal eingezalten bzw. den Hedgern zur Verfügung gestellten Kapitals gehen.
Diese Nummer ist übrigens uralt. Schon in Rom versuchte man die Kurse gefallenen Aktiva (damals Immobilien) wieder in die Höhe zu treiben, indem frühere Werte wieder"eingeführt" wurden (Lex Julia de Bonis Cendendis) oder indem Immobilienkauf (also tendenzielle Immobilieninflation) gesetzlich verordnet wurde (Tiberius).
>>>Das wäre in der Tat höchst-super-hyper-inflationär. To-big-to-fail, wie in D '23. Bailouts kommen ja bereits wieder groß in Mode.
>>Nein, nein! Bei der Nichtbedienung von Optionen passiert was?
>>NIX!
>Und LTCM? Nichts passiert? Ich wünschte du hättest recht.
Bei LTCM ist tatsächlich nichts passiert, siehe oben. Selbst wenn man LTCM hätte fallen lassen, wären eben letztlich nur die 4,9 Mrd $ verloren gewesen, allerdings hätte eine solche Mega-Pleite das ganze System schwer erschüttert. Es wäre zu Kündigung en masse gekommen usw.
>>(Es ist ja kein Verlust entstanden, welcher denn?).
>Bei meinen Optionen besteht der Verlust im Zeitwert der Option. Das ist aber nicht der Punkt. Es könnte ein ganz anderer Verlust entstehen, der Einsturz der Derivat-Kredit-Pyramide.
Nein. Eine Option ist kein Kredit. Selbst wenn eine Option 10 Milliarden"wert" wäre, ist sie damit noch nicht realisiert. Und kann sie nicht realisiert werden, wird die Gegenseite natürlich in Konkurs geschickt. Denn sie kann den Optionsvertrag nicht erfüllen. Verloren geht dann auf der Gegenseite das dort vorhandene und eingezahlte Kapital - kein Cent mehr.
Angenommen, die Gegenseite hätte die 4,9 Mrd $ Kapital wie LTCM, dann sind die 4,9 Milliarden weg (die Option, wenns nur eine ist bleibt mit 5,1 Mrd $ offen und unbezahlt, es sei denn jemand haftet für die Erfüllung der Option, dann ist dessen Kapital in entsprechender Höhe weg).
Von Ansätzen zu Hyperinflation sind wir bei Ersatz von Kapital durch zusätzliche Staatsverschuldung ganz weit weg.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
nereus
17.10.2001, 11:16
@ dottore
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts - sehr interessant! |
Hallo dottore!
Sie schreiben: Wären die Derivate nicht bedient worden (was damals nicht der Fall war), hätte LTCM nicht ein Billion ersetzt bekommen, sondern eben nur das durch den Einsatz zur Ermöglichung des Leveragens mit Derivaten verlorene Kapital, also die 4,9 Mrd $.
Das leuchtet ein wie auch die restliche Abhandlung die mir hinsichtlich der Hedgefonds noch nie so recht plausibel war.
Ist es aber nicht auch so, siehe Ihr Aktienbeispiel, daß neben der Ausbuchung von Geldvermögen auch noch andere Verbindlichkeiten beginnen zu wackeln.
Das Wertpapierdepot ist in"guten" Zeiten immer höher beliehen worden.
In Japan wurde es jawohl so gemacht.
Und in"schlechten" Zeiten brechen dann die Sicherheiten weg und reißen damit noch viel mehr in den Abgrund als nur die verfallenden Aktien.
Ist das nicht auch eine Art Hebeleffekt bzw. Dominoprinzip?
Aber einen inflationären Effekt würde ich hierbei auch nicht sehen.
mfG
nereus
<center>
<HR>
</center> |
dottore
17.10.2001, 15:43
@ nereus
|
Re: For Derivatives Insolvency Law - nützt nichts - sehr interessant! |
Hi,
>Das leuchtet ein wie auch die restliche Abhandlung die mir hinsichtlich der Hedgefonds noch nie so recht plausibel war.
>Ist es aber nicht auch so, siehe Ihr Aktienbeispiel, daß neben der Ausbuchung von Geldvermögen auch noch andere Verbindlichkeiten beginnen zu wackeln.
>Das Wertpapierdepot ist in"guten" Zeiten immer höher beliehen worden.
>In Japan wurde es jawohl so gemacht.
Ja, bis heute. Wird endlich ausgebucht, ist die Aktivseite (künstlich hoch gehalten) weg. Entsprechend fehlt's passiv: Die Sparer müssen den Schaden tragen.
>Und in"schlechten" Zeiten brechen dann die Sicherheiten weg und reißen damit noch viel mehr in den Abgrund als nur die verfallenden Aktien.
Bei nicht korekt bewerteten Aktiva ja.
>Ist das nicht auch eine Art Hebeleffekt bzw. Dominoprinzip?
Ja, natürlich.
>Aber einen inflationären Effekt würde ich hierbei auch nicht sehen.
Richtig.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |