Globalisierung
Globalisierung ist ein neues Wort fĂŒr eine altbekannte Sache: die kapitalistische Konkurrenz auf dem Weltmarkt.
Nicht ganz unberechtigt beginnen unsere GeschichtsbĂŒcher die Epoche des Kapitalismus mit den Entdeckungs- und Eroberungsfahrten der EuropĂ€er in alle Welt, denn âder Weltmarkt bildet selbst die Basis dieser Produktionsbasis.â K. Marx, Kapital III. S. 345.
Ab einer gewissen GröĂe muss sich jedes kapitalistische Unternehmen auf den Weltmarkt hin orientieren:
âDer Anteil der Ausfuhren am Gesamtumsatz nimmt mit wachsender FirmengröĂe zu.â LitDokAB 1993/94 a-332.
1. Mit der jĂŒngsten Expansion des Welthandels kehrte die Weltwirtschaft nur zu ihrem alten Entwicklungstrend zurĂŒck.
Was vielen Leuten an der Entwicklung der heutigen Weltwirtschaft neu erscheint, ist in Wahrheit eine RĂŒckkehr zu Entwicklungslinien, die durch zwei Weltkriege nur unterbrochen waren.
Zwischen 1913 und 1959 war ein relativer RĂŒckgang des Welthandels zu spĂŒren, wenn man das Welthandelsvolumen mit dem BSP der kapitalistischen LĂ€nder vergleicht. Erst ab 1960 nahm das wirtschaftliche Gewicht des Welthandels wieder zu und erreichte im Jahr 1990 das relative Niveau des Welthandels von 1913.
âDie internationalen AktivitĂ€ten der deutschen Unternehmen sind breit gestreut, es dominieren die Exporte.â LitDokAB 99/2000-2, b-502.
Heute werden wertmĂ€Ăig mehr Fertigprodukte als Rohstoffe international gehandelt. Im Jahr 1913 machten landwirtschaftliche Produkte rund 70 % des Welthandels aus, heute liegt ihr Anteil bei 17%.
Die Produkte werden relativ zu ihrem Wert immer leichter.
Durch den Ausbau der Verkehrs- und Informationssysteme wurden die Transportkosten fĂŒr Daten und Waren immer geringer.
Beides erleichtert und fördert den internationalen Handel.
âSoweit der auswĂ€rtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verbilligt, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem der die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt. Er wirkt ĂŒberhaupt in diesem Sinn, indem er erlaubt, die Stufenleiter der Produktion zu erweitern. Damit beschleunigt er einerseits die Akkumulation, andererseits aber auch das Sinken des variablen Kapitals gegen das konstante und damit den Fall der Profitrate.â K. Marx, Kapital III. S. 247.
Der Welthandel trug mit dazu bei, dass die Warenpreise von 1900 bis 1999 um rund 50 Prozent gefallen sind.
2. Die Ströme des Kapitalexports sind einerseits gewachsen und haben sich andererseits verlagert.
âNach Angaben der OECD haben die grenzĂŒberschreitenden Direktinvestitionen 1995 um mehr als ein Drittel auf etwas 450 Milliarden USD zugenommen. Das deutsche Engagement erreichte 1995 mit 48 Milliarden DM ebenfalls ein Rekordniveau. Als Zielregion dominieren die IndustrielĂ€nder, die EntwicklungslĂ€nder sind mit einem Anteil von 8 % hinter die ehemaligen OstblocklĂ€nder zurĂŒckgefallen.â LitDokAB 99/2000-2, b-500.
Lohnkosten machen derzeit rund 10 % der Produktionskosten in OECD-LĂ€ndern aus, 1970 waren es noch 25%. Soweit heute Kapital exportiert wird, stehen die Lohnkosten nicht mehr Vordergrund.
âUnter den Motiven bei der Wahl eines Standorts fĂŒr Direktinvestitionen ist die NĂ€he zu den AbsatzmĂ€rkten am bedeutendsten und politische StabilitĂ€t am Standort sehr wichtig. An dritter Stelle folgen Kostenaspekte (Lohnkosten, Steuerbelastung) und die Qualifikationen der ArbeitskrĂ€fte. Die Informations- und Kommunikationstechnologien haben ergĂ€nzenden Charakter, da es âeinfacherâ wird, die bestehenden oder neu entstandenen ökonomischen Vorteile zu nutzen. Vermutungen, nach denen die IuK-Technologien die wichtigste Triebfeder der Globalisierung sind, konnte die Umfrage nicht bestĂ€tigen.â LitDokAB 99/2000-2, b-502.
FĂŒr Direktinvestitionen in Deutschland und England gilt: âDie ursprĂŒngliche Investition wurde danach in erster Linie von dem Motiv geleitet, Marktzugang in dem jeweils anderen Land zu erlangen, wĂ€hrend andere Motive wie z.B. Arbeitskosten kaum eine Rolle spielen. LitDokAB 2000, b-358.
3. âArbeitsplĂ€tze im Inland statt Kapitalexportâ?
Der Arbeitsplatzverlust durch kapitalistische Rationalisierung im Inland und der Kapitalexport ins Ausland entstehen auf einer und derselben Grundlage: der Suche des Kapitals nach profitableren Anlagemöglichkeiten.
âWird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland beschĂ€ftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Ausland beschĂ€ftigt werden kann.â K. Marx, Kapital III. S. 266.
âEs spricht vieles dafĂŒr, dass die HaupterklĂ€rung fĂŒr die Arbeitsmarktprobleme des Nordens... beim technisches Fortschritt zu finden sind.â LitDokAB 1998/99 a-685.
âIn der Tat scheinen TechnologieverĂ€nderungen die Hauptursache der beobachteten Ănderung der relativen Arbeitsnachfrage in der OECD zu sein.... Die empirische Evidenz scheint... auf eine Ănderung der Arbeits- und Firmenorganisation, die auf technologischen Fortschritt zurĂŒckzufĂŒhren ist, hinzuweisen.â LitDokAB 2000, a-118.
âEs zeigt sich, dass die strukturelle Arbeitslosigkeit... in den vergangenen 25 bis 30 Jahren einen tendenziell steigenden Verlauf aufweist, wĂ€hrend die qualifikatorische Mismatch-Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum ĂŒberwiegend abgenommen hat.â LitDokAB 2000, a-596.
Wer âArbeitsplĂ€tze im Inland statt Kapitalexportâ fordert, will zwar das Kapital, aber nicht den Profit. Oder er will nur das kleine Kapital, aber keine âglobal playersâ. Das sind hilflose und illusionĂ€re Standpunkte.
4. Das Anwachsen der FinanzmĂ€rkte ist ein Zeichen von wirtschaftlicher SchwĂ€che, nicht von StĂ€rke. Sofern Kapital massenweise auf die FinanzmĂ€rkte, statt in die Produktion strömt, so ist das immer ein Zeichen der SchwĂ€che und der Ăberakkumulation des Kapitals, dem profitable Anlagemöglichkeiten fehlen.
In den 90er Jahren erlebten wir eine Ă€hnliche Situation wie in den zwanziger Jahren: nur mĂ€Ăige Wirtschaftswachstumsraten trotz EinfĂŒhrung neuer Technologien, aber enorm steigende Aktienkurse.
Das ĂŒberakkumulierte Kapital fand nicht genĂŒgend profitable Anlagemöglichkeit und verlegte sich daher zunehmend auf Spekulation. Die Profite auf den FinanzmĂ€rkten waren nur auf das âPrinzip Hoffnungâ gegrĂŒndet und mussten irgendwann platzen.
Es scheint hier einen Konflikt zwischen Shareholder-Kapitalismus = Finanzkapital gegen den ârheinischen Kapitalismusâ = Industriekapital zu geben.
Dieser Schein kann dazu fĂŒhren, dass ein industrieller Kapitalist sich einbildet, er wĂ€re kein Ausbeuter, sondern wĂŒrde selber vom Finanzkapital ausgebeutet. Als industrieller Kapitalist und aktiver Unternehmer wĂ€re er in Wirklichkeit ein Arbeiter, wĂ€hrend die Börsianer und Spekulanten Profite ohne Arbeit einstreichen.
Alle negativen ZĂŒge des Kapitalismus werden so auf das Finanzkapital konzentriert. Das Industriekapital erscheint gegenĂŒber dem Finanzkapital als sozial nĂŒtzlich und als âproduktivâ. Es schafft ja ArbeitsplĂ€tze und Gebrauchswerte. Das Finanzkapital wird zur Verkörperung des âausbeuterischen Kapitals.â
Auf dieser GegenĂŒberstellung vom guten âarbeitendenâ Industriekapital und vom âbösenâ schmarotzenden Finanzkapital sind auch die Nazis geritten.
A. Hitler schrieb in âMein Kampfâ: âDer Kampf gegen das internationale Finanz- und Leihkapital ist zum wichtigsten Programmpunkt des Kampfes der deutschen Nation um ihre wirtschaftliche UnabhĂ€ngigkeit und Freiheit geworden.â MEIN KAMPF, S. 233.
Das âraffendeâ Finanzkapital wurde von A. Hitler mit den Juden identifiziert und personifiziert: âDie ersten Juden sind nach Germanien im Verlaufe des Vordringens der Römer gekommen, und zwar wie immer als HĂ€ndler... Er kommt als HĂ€ndler.. AllmĂ€hlich beginnt er sich langsam in der Wirtschaft zu betĂ€tigen, nicht als Produzent, sondern ausschlieĂlich als Zwischenglied... Er beginnt mit dem Verleihen von Geld, und zwar wie immer zu Wucherzinsen.... Endlich aber wĂ€chst die jĂŒdische Einflussnahme auf wirtschaftliche Belange ĂŒber die Börse nun unheimlich schnell an. Er wird zum Besitzer oder doch zum Kontrolleur der nationalen Arbeitskraft.â Mein Kampf, S. 338-345.
Gegen solche abstrusen Wirtschaftstheorien, gegen die auch Marxisten seit Hilferdings âDas Finanzkapitalâ nicht gefeit waren, muss man erklĂ€ren, dass Geldkapital und Industriekapital nur zwei Seiten einer MĂŒnze sind. Jedes Kapital war erst Geldkapital, es sucht dann Anlage als Industriekapital und verwandelt sich wieder in Geldkapital. Nur wenn es stĂ€ndig diesen Kreislauf vollzieht, kann es als Kapital sich vermehren und als Kapital ĂŒberleben. Die UnabhĂ€ngigkeit und die Macht des âFinanzkapitalsâ sind nur Schein. Die âMacht des Geldkapitalsâ löst sich schnell in Luft auf, wenn Produktionsmittel und Waren ĂŒberakkumuliert worden sind und die Produktion in eine ernste Wirtschaftskrise gerĂ€t.
5. Indem die internationalen Konzerne weiter wachsen, schwindet relativ der Einfluss der Nationalstaaten bzw. Regierungen.
In den 14 reichsten LĂ€ndern der Erde gab es 1969 ca. 7.000 internationale Unternehmen. Heute sind es ca. 24.000.
3.700 Multis agieren weltweit. Auf sie entfallen rund 1/3 aller Aktienwerte. Der Umsatz dieser Multis ist so groĂ wie das BSP der USA. Sie kontrollieren rund die HĂ€lfte der weltweiten Industrieproduktion und des weltweiten Handels.
Sie beuten durchschnittlich 2/3 ihrer Lohnarbeiter in ihrem Kernland aus und machen hier auch 2/3 des Umsatzes. 1/3 ihrer Lohnarbeiter und ihres Umsatzes sind ĂŒber die Welt verteilt.
VW z.B. ist stĂ€rker als der Durchschnitt der Multis globalisiert, denn VW beutet 45 % seiner Arbeiter auĂerhalb Deutschlands aus.
5.1. Hilft der Nationalstaat gegen Globalisierung?
In der Globalisierungsdebatte wird so getan, als seien die nationalen Regierungen die natĂŒrlichen Gegner des groĂen Kapitals. Diese Vorstellung ist absurd. Die Kapitalgruppen innerhalb eines Landes waren immer VerbĂŒndete des jeweiligen Staates und der Staat bzw. die Regierung waren Interessenvertreter der Konzerne des Landes.
Zwischen 1850 und 1950 konkurrierten auf dem Weltmarkt vor allem national organisierte Kapitale miteinander. Die Weltmarktorientierung jedes national organisierten Kapitals war identisch mit nationalem bzw. staatlichem Interesse.
Jetzt scheint diese IdentitÀt auseinander zubrechen. Ich denke, das ist insgesamt eine positive Entwicklung.
FrĂŒher hatte die Koalition von Konzernen und Staatsmacht wirtschaftliche, politische und militĂ€rische Macht eines jeden kapitalistischen Landes gebĂŒndelt. Jede kapitalistische GroĂmacht suchte sich im Ausland mit allen wirtschaftlichen, politischen und militĂ€rischen Mitteln Einflusszonen zu sichern, von denen andere MĂ€chte ausgeschlossen waren und suchte gleichzeitig die Einflusszonen der anderen zu infiltrieren.
Falls ein wirtschaftlicher Konflikt in der Welt auftrat, stand dahinter sofort eine militĂ€rische Macht, die mit Gewalt die betroffenen wirtschaftlichen Interessen durchsetzen wollte und konnte. Das hat einerseits zu Kolonialismus und andererseits zu den imperialistischen Weltkriegen gefĂŒhrt.
Weder fĂŒr die Linke der Welt noch fĂŒr die Dritte Welt waren die reichen Nationalstaaten VerbĂŒndete gegen die GroĂkonzerne und ihre Interessen. Die StĂ€rkung der Nationalstaaten ging immer in Richtung imperialistische GroĂmacht.
Mit dem Zusammenbruch der Kolonialreiche ist die Zahl der souverĂ€nen Staaten deutlich gestiegen und die politische und militĂ€rische Kontrolle der groĂen kapitalistischen LĂ€nder wurde weitgehend auf ihr eigenes Staatsgebiet beschrĂ€nkt. Dass die kapitalistischen GroĂmĂ€chte das wieder Ă€ndern wollen, zeigt das militĂ€rische Eingreifen im Irak, auf dem Balkan und in Afghanistan. Aber immer noch ist es ein Ausnahmefall, wenn Wirtschaftsinteressen mit militĂ€rischen Mitteln in fremden LĂ€ndern durchgesetzt werden. Der Normalfall ist, dass sich die GroĂkonzerne aller Welt mit den Mitteln der Wirtschaftsverhandlungen gegenseitig Konkurrenz machen. Der Normalfall ist, dass Konzernvertreter mit Koffern voller Versprechungen und voller Bestechungsgeld in einem Land der Dritten Welt erscheinen, nicht Soldaten in Kanonenbooten und Flugzeugen.
5.2. Die Angst, dass die schwindende Macht der Nationalstaaten die kapitalistischen Ăbel vergröĂern könnte, ist unbegrĂŒndet.
DafĂŒr zwei Belege:
5.2.1. Falls ein groĂer, starker Staat mehr Schutz vor imperialistischer Bevormundung wĂ€re: Wie ist es dann zu erklĂ€ren, dass es 1913 nur 62 unabhĂ€ngige Staaten auf der Welt gab - 1946 waren es 74, heute sind es 193 souverĂ€ne Staaten?
Hat dieser moderne Trend zu kleineren Staaten etwa die LebensverhĂ€ltnisse verschlechtert? Hat er die Kriegsgefahr vergröĂert? Das Gegenteil ist der Fall.
Dieser Trend zu kleineren Staaten wirkt immer noch. Immer mehr Staatsangehörige votieren fĂŒr immer kleinere Staatsgebilde. Siehe Schottland und Wales in GroĂbritannien. Meine ErklĂ€rung dafĂŒr ist: Je kleiner ein Staatsgebilde ist, desto leichter haben es die Lohnarbeiter und das Volk, Druck auf ihre Regierung auszuĂŒben, desto leichter haben sie es, ihre Interessen gegen die herrschende Klasse durchzusetzen. GroĂe Staaten werden leichter vom groĂen Kapital beherrscht.
5.2.2. Wachsende UmsĂ€tze der Multis können gegenĂŒber der Wirtschaftskraft der Nationalstaaten rechnerisch auch als Schrumpfung der LĂ€nder gegenĂŒber den Konzernen dargestellt werden, so dass im Vergleich zu den Multis ein Land wie die Bundesrepublik auf eine GröĂe wie meinetwegen Belgien schrumpft.
Die Frage ist dann, ob die Bevölkerung von Belgien schlechter dran ist, als die in der Bundesrepublik. Falls diese Relation wirklich aussagekrĂ€ftig wĂ€re, dann mĂŒssten kleine Staaten, weil sie angeblich den Konzernen noch mehr ausgeliefert sind, schlechtere LebensverhĂ€ltnisse bieten als groĂe Staaten. TatsĂ€chlich ist das nicht der Fall:
Die 10 kleinsten Staaten in der Dritten Welt (Tonga, Grenada, Seychellen, Tuvalu, Nauru, u.a.) verfĂŒgten 1995 ĂŒber ein BSP pro Kopf von rund 3300 US-Dollar.
Die zehn gröĂten Staaten der Dritten Welt verfĂŒgten dagegen nur ĂŒber ein BSP pro Kopf 670 US-Dollar.
Falls nicht anders vermerkt stammen Zitate und Daten aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt fĂŒr Arbeit, div. Jhrg.
Wal Buchenberg, 9.11.2001
<ul> ~ www.marx-forum.de</ul>
<center>
<HR>
</center> |
>Globalisierung
>Globalisierung ist ein neues Wort fĂŒr eine altbekannte Sache: die kapitalistische Konkurrenz auf dem Weltmarkt.
Globalisierung bedeutet bei WarenmĂ€rkten und freiem Handel nicht kapitalistische Konkurrenz (was soll das anderes sein als Konkurrenz selbst), sondern vollstĂ€ndige Konkurrenz. Kennzeichen: MarktgröĂen-Maximierung und andauernder Fall der Profitraten, die umso gröĂer sind, je kleiner die MĂ€rkte.
>Nicht ganz unberechtigt beginnen unsere GeschichtsbĂŒcher die Epoche des Kapitalismus mit den Entdeckungs- und Eroberungsfahrten der EuropĂ€er in alle Welt, denn âder Weltmarkt bildet selbst die Basis dieser Produktionsbasis.â K. Marx, Kapital III. S. 345.
Die Basis der Basis? Was darf man sich darunter vorstellen?
>Ab einer gewissen GröĂe muss sich jedes kapitalistische Unternehmen auf den Weltmarkt hin orientieren:
>âDer Anteil der Ausfuhren am Gesamtumsatz nimmt mit wachsender FirmengröĂe zu.â LitDokAB 1993/94 a-332.
Das hat mit"Ausfuhren" nichts zu tun, da Ausfuhren nur ein zolltechnischer bzw. grenzĂŒberschreitungstechnischer Vorgang sind. Der Ausfuhren-Zuwachs der deutschen Wirtschaft war in die Staaten von Euro-Land am gröĂten (summenmĂ€Ăig, nicht relativ). Also was ist, wenn der Euro kommt? Es werden BinnenumsĂ€tze.
Das Ganze ist eine Tautologie: Was gröĂer wird, wird gröĂer.
>1. Mit der jĂŒngsten Expansion des Welthandels kehrte die Weltwirtschaft nur zu ihrem alten Entwicklungstrend zurĂŒck.
Die demnĂ€chst allerjĂŒngste"Expansion" könnte sich durchaus als eine Abnahme heraustellen. Und dann?
>Was vielen Leuten an der Entwicklung der heutigen Weltwirtschaft neu erscheint, ist in Wahrheit eine RĂŒckkehr zu Entwicklungslinien, die durch zwei Weltkriege nur unterbrochen waren.
Der Handel, der vor WK I massiv zugenommen hatte (Volumen) war der zwischen den entwickelten LĂ€ndern, z.B. D/GB, USA/EU usw.
>Zwischen 1913 und 1959 war ein relativer RĂŒckgang des Welthandels zu spĂŒren, wenn man das Welthandelsvolumen mit dem BSP der kapitalistischen LĂ€nder vergleicht. Erst ab 1960 nahm das wirtschaftliche Gewicht des Welthandels wieder zu und erreichte im Jahr 1990 das relative Niveau des Welthandels von 1913.
Das sagt uns nichts, siehe oben.
>âDie internationalen AktivitĂ€ten der deutschen Unternehmen sind breit gestreut, es dominieren die Exporte.â LitDokAB 99/2000-2, b-502.
Das ist so nicht richtig. Denn die"Dominanz" ist scharf rĂŒcklĂ€ufig. Bosch produziert in mehr als 60 LĂ€ndern, der Export von Bosch ex D. ist demgegenĂŒber, was Bosch im Ausland inzwischen produziert, zurĂŒckgegangen. (Viele andere Firmen Ă€hnlich, Auto, Chemie vor allem; das Wort"internationale AktivitĂ€ten" ist also nichtssagend.
>Heute werden wertmĂ€Ăig mehr Fertigprodukte als Rohstoffe international gehandelt. Im Jahr 1913 machten landwirtschaftliche Produkte rund 70 % des Welthandels aus, heute liegt ihr Anteil bei 17%.
Der Anteil der Produktion von kommerziell eingesetzten GroĂseglern ging noch mehr zurĂŒck. Auf Null. Was soll uns das also sagen?
>Die Produkte werden relativ zu ihrem Wert immer leichter.
>Durch den Ausbau der Verkehrs- und Informationssysteme wurden die Transportkosten fĂŒr Daten und Waren immer geringer.
>Beides erleichtert und fördert den internationalen Handel.
Was soll"international" besagen? Handel reicht doch.
>âSoweit der auswĂ€rtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verbilligt, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem der die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt. Er wirkt ĂŒberhaupt in diesem Sinn, indem er erlaubt, die Stufenleiter der Produktion zu erweitern. Damit beschleunigt er einerseits die Akkumulation, andererseits aber auch das Sinken des variablen Kapitals gegen das konstante und damit den Fall der Profitrate.â K. Marx, Kapital III. S. 247.
Profitratenfall geht nach Marx nie unter Null - womit die"Zusammenbruchsthese" erledigt ist und deshalb der Profitratenfall ohne Aussagekraft.
>Der Welthandel trug mit dazu bei, dass die Warenpreise von 1900 bis 1999 um rund 50 Prozent gefallen sind.
Welche Preise welcher Waren? Alle Rohstoffe sind heute - in US-$ gerechnet - teurer als 1900.
>2. Die Ströme des Kapitalexports sind einerseits gewachsen und haben sich andererseits verlagert.
>âNach Angaben der OECD haben die grenzĂŒberschreitenden Direktinvestitionen 1995 um mehr als ein Drittel auf etwas 450 Milliarden USD zugenommen. Das deutsche Engagement erreichte 1995 mit 48 Milliarden DM ebenfalls ein Rekordniveau. Als Zielregion dominieren die IndustrielĂ€nder, die EntwicklungslĂ€nder sind mit einem Anteil von 8 % hinter die ehemaligen OstblocklĂ€nder zurĂŒckgefallen.â LitDokAB 99/2000-2, b-500.
Hier werden absolute Zahlen mit Prozentzahlen durcheinander gebracht. Die EntwicklungslĂ€nder sind zwar prozentual zrĂŒckgefallen, was aber nicht an einem absoluten RĂŒckgang liegt, sondern einfach daran, dass es niemals mehr als 100 % geben kann.
>Lohnkosten machen derzeit rund 10 % der Produktionskosten in OECD-LĂ€ndern aus, 1970 waren es noch 25%. Soweit heute Kapital exportiert wird, stehen die Lohnkosten nicht mehr Vordergrund. > âUnter den Motiven bei der Wahl eines Standorts fĂŒr Direktinvestitionen ist die NĂ€he zu den AbsatzmĂ€rkten am bedeutendsten und politische StabilitĂ€t am Standort sehr wichtig. An dritter Stelle folgen Kostenaspekte (Lohnkosten, Steuerbelastung) und die Qualifikationen der ArbeitskrĂ€fte. Die Informations- und Kommunikationstechnologien haben ergĂ€nzenden Charakter, da es âeinfacherâ wird, die bestehenden oder neu entstandenen ökonomischen Vorteile zu nutzen. Vermutungen, nach denen die IuK-Technologien die wichtigste Triebfeder der Globalisierung sind, konnte die Umfrage nicht bestĂ€tigen.â LitDokAB 99/2000-2, b-502.
Welcher Unternehmer sollte weshalb anders entscheiden? SchlieĂlich will er das Investment nicht möglichst schnell verlieren.
>FĂŒr Direktinvestitionen in Deutschland und England gilt: âDie ursprĂŒngliche Investition wurde danach in erster Linie von dem Motiv geleitet, Marktzugang in dem jeweils anderen Land zu erlangen, wĂ€hrend andere Motive wie z.B. Arbeitskosten kaum eine Rolle spielen. LitDokAB 2000, b-358.
Was ist daran unvernĂŒnftig? Selbst VW ist wieder in die USA zurĂŒckgekrochen.
>3. âArbeitsplĂ€tze im Inland statt Kapitalexportâ?
>Der Arbeitsplatzverlust durch kapitalistische Rationalisierung im Inland und der Kapitalexport ins Ausland entstehen auf einer und derselben Grundlage: der Suche des Kapitals nach profitableren Anlagemöglichkeiten.
Also was nun? Entweder zunĂ€chst die Sicherheit und dann die Lohnkosten (die immerhin auch ĂŒber den Profit entscheiden? Oder der Profit, der sich durch Erlöse minus Kosten ergibt?
>âWird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland beschĂ€ftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Ausland beschĂ€ftigt werden kann.â K. Marx, Kapital III. S. 266.
Ja, genau das hat der Barmener Unternehmer Friedrich Engels perfekt durchexerziert. Er stopfte sich in England so die Taschen voll, dass er 1869, noch nicht 49 Jahre alt, komplett ausgesorgt hatte.
>âEs spricht vieles dafĂŒr, dass die HaupterklĂ€rung fĂŒr die Arbeitsmarktprobleme des Nordens... beim technisches Fortschritt zu finden sind.â LitDokAB 1998/99 a-685.
Technischer Fortschritt setzt immer ArbeitskrÀfte frei, sonst wÀrs keiner.
>âIn der Tat scheinen TechnologieverĂ€nderungen die Hauptursache der beobachteten Ănderung der relativen Arbeitsnachfrage in der OECD zu sein.... Die empirische Evidenz scheint... auf eine Ănderung der Arbeits- und Firmenorganisation, die auf technologischen Fortschritt zurĂŒckzufĂŒhren ist, hinzuweisen.â LitDokAB 2000, a-118.
>âEs zeigt sich, dass die strukturelle Arbeitslosigkeit... in den vergangenen 25 bis 30 Jahren einen tendenziell steigenden Verlauf aufweist, wĂ€hrend die qualifikatorische Mismatch-Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum ĂŒberwiegend abgenommen hat.â LitDokAB 2000, a-596.
>Wer âArbeitsplĂ€tze im Inland statt Kapitalexportâ fordert, will zwar das Kapital, aber nicht den Profit. Oder er will nur das kleine Kapital, aber keine âglobal playersâ. Das sind hilflose und illusionĂ€re Standpunkte.
Nicht zu verstehen, zumal nach Obigen nicht. Leider.
>4. Das Anwachsen der FinanzmĂ€rkte ist ein Zeichen von wirtschaftlicher SchwĂ€che, nicht von StĂ€rke. Sofern Kapital massenweise auf die FinanzmĂ€rkte, statt in die Produktion strömt, so ist das immer ein Zeichen der SchwĂ€che und der Ăberakkumulation des Kapitals, dem profitable Anlagemöglichkeiten fehlen.
Erstens ist der"fund inflow" in den USA netto schon in den 90er Jahren rĂŒcklĂ€ufig gewesen (wurde bereits gepostet). Zweitens strömt nicht"Kapital" auf die FinanzmĂ€rkte, denn mit Maschinen kann niemand Aktien kaufen. Drittens is an den FinanzmĂ€rkten jede Anlage profitabel, die enen Differenzgewinn spendiert (rauf wie runter).
>In den 90er Jahren erlebten wir eine Ă€hnliche Situation wie in den zwanziger Jahren: nur mĂ€Ăige Wirtschaftswachstumsraten trotz EinfĂŒhrung neuer Technologien, aber enorm steigende Aktienkurse.
Die gleiche Disinflation und x-mal hier ausgebreitet. Allein die Kurse der T-Bonds (15 Jahre, Chicago) haben sich zwischen 1984 (= 50) und 1999 (112) weit mehr als verdoppelt.
>Das ĂŒberakkumulierte Kapital fand nicht genĂŒgend profitable Anlagemöglichkeit und verlegte sich daher zunehmend auf Spekulation. Die Profite auf den FinanzmĂ€rkten waren nur auf das âPrinzip Hoffnungâ gegrĂŒndet und mussten irgendwann platzen.
Welches Kapital wurde an den T-Bonds-MĂ€rkten"ĂŒberakkumuliert", in dem Sinne, dass da Kapital"zusammengehĂ€uft" (to accumulate) wurde. Man musste seinen Bond nur stehen lassen und er wurde automatisch wertvoller.
>Es scheint hier einen Konflikt zwischen Shareholder-Kapitalismus = Finanzkapital gegen den ârheinischen Kapitalismusâ = Industriekapital zu geben.
>Dieser Schein kann dazu fĂŒhren, dass ein industrieller Kapitalist sich einbildet, er wĂ€re kein Ausbeuter, sondern wĂŒrde selber vom Finanzkapital ausgebeutet.
Das mit dem"Ausbeuter" muss heute (9. November 2001) nun wirklich nicht mehr sein. Was"Nicht-Ausbeuter" drauf hatten, konnten wir am Live-Experiment bestens studieren.
>Als industrieller Kapitalist und aktiver Unternehmer wÀre er in Wirklichkeit ein Arbeiter, wÀhrend die Börsianer und Spekulanten Profite ohne Arbeit einstreichen.
>Alle negativen ZĂŒge des Kapitalismus werden so auf das Finanzkapital konzentriert. Das Industriekapital erscheint gegenĂŒber dem Finanzkapital als sozial nĂŒtzlich und als âproduktivâ. Es schafft ja ArbeitsplĂ€tze und Gebrauchswerte. Das Finanzkapital wird zur Verkörperung des âausbeuterischen Kapitals.â
>Auf dieser GegenĂŒberstellung vom guten âarbeitendenâ Industriekapital und vom âbösenâ schmarotzenden Finanzkapital sind auch die Nazis geritten.
Noch besser: Martin Luther lesen: Von Kaufshandlung und Wucher (1524). Alles bestens beschrieben und mit flammender Anklage gegen die"Fuckerei" (= die FinanzgeschÀfte der Fugger).
>A. Hitler schrieb in âMein Kampfâ: âDer Kampf gegen das internationale Finanz- und Leihkapital ist zum wichtigsten Programmpunkt des Kampfes der deutschen Nation um ihre wirtschaftliche UnabhĂ€ngigkeit und Freiheit geworden.â MEIN KAMPF, S. 233.
>Das âraffendeâ Finanzkapital wurde von A. Hitler mit den Juden identifiziert und personifiziert: âDie ersten Juden sind nach Germanien im Verlaufe des Vordringens der Römer gekommen, und zwar wie immer als HĂ€ndler... Er kommt als HĂ€ndler.. AllmĂ€hlich beginnt er sich langsam in der Wirtschaft zu betĂ€tigen, nicht als Produzent, sondern ausschlieĂlich als Zwischenglied... Er beginnt mit dem Verleihen von Geld, und zwar wie immer zu Wucherzinsen.... Endlich aber wĂ€chst die jĂŒdische Einflussnahme auf wirtschaftliche Belange ĂŒber die Börse nun unheimlich schnell an. Er wird zum Besitzer oder doch zum Kontrolleur der nationalen Arbeitskraft.â Mein Kampf, S. 338-345.
Das mĂŒssen wir nun wirklich nicht lesen. AuĂerdem gibt's noch ganz andere Stellen.
>Gegen solche abstrusen Wirtschaftstheorien, gegen die auch Marxisten seit Hilferdings âDas Finanzkapitalâ nicht gefeit waren, muss man erklĂ€ren, dass Geldkapital und Industriekapital nur zwei Seiten einer MĂŒnze sind. Jedes Kapital war erst Geldkapital, es sucht dann Anlage als Industriekapital und verwandelt sich wieder in Geldkapital.
Und danach wieder in Industriekapital? Wie schön! Dann sind bald alle Arbeitslosen wieder weg.
>Nur wenn es stĂ€ndig diesen Kreislauf vollzieht, kann es als Kapital sich vermehren und als Kapital ĂŒberleben.
RĂ€tselhafterweise wurde der"Kreislauf" immer wieder durch groĂe Bankrotte unterbochen. Wie kömmt's?
>Die UnabhĂ€ngigkeit und die Macht des âFinanzkapitalsâ sind nur Schein. Die âMacht des Geldkapitalsâ löst sich schnell in Luft auf, wenn Produktionsmittel und Waren ĂŒberakkumuliert worden sind und die Produktion in eine ernste Wirtschaftskrise gerĂ€t.
Wie kann die"Produktion" in eine Krise geraten? Ist der Strom ausgefallen? Was in einer Krise gerĂ€t, ist immer der Absatz der Produktion. GrĂŒnde dafĂŒr hier noch und noch diskutiert.
> 5. Indem die internationalen Konzerne weiter wachsen, schwindet relativ der Einfluss der Nationalstaaten bzw. Regierungen.
>In den 14 reichsten LĂ€ndern der Erde gab es 1969 ca. 7.000 internationale Unternehmen. Heute sind es ca. 24.000.
>3.700 Multis agieren weltweit. Auf sie entfallen rund 1/3 aller Aktienwerte. Der Umsatz dieser Multis ist so groĂ wie das BSP der USA. Sie kontrollieren rund die HĂ€lfte der weltweiten Industrieproduktion und des weltweiten Handels.
Was heisst"kontrollieren"? Die Chip-Hersteller hÀtten so was wie eine"Kontrolle des weltweiten Handels" heute sehr, sehr gern. Ist aber leider nichts.
>Sie beuten durchschnittlich 2/3 ihrer Lohnarbeiter in ihrem Kernland aus und machen hier auch 2/3 des Umsatzes. 1/3 ihrer Lohnarbeiter und ihres Umsatzes sind ĂŒber die Welt verteilt.
>VW z.B. ist stĂ€rker als der Durchschnitt der Multis globalisiert, denn VW beutet 45 % seiner Arbeiter auĂerhalb Deutschlands aus.
Ach, das sind doch nichts als SprĂŒche. Die DDR hat 100 % ihrer Arbeiter in der DDR "nicht" ausgebeutet. Deshalb ging's denen auch so Klasse.
>5.1. Hilft der Nationalstaat gegen Globalisierung?
>In der Globalisierungsdebatte wird so getan, als seien die nationalen Regierungen die natĂŒrlichen Gegner des groĂen Kapitals. Diese Vorstellung ist absurd. Die Kapitalgruppen innerhalb eines Landes waren immer VerbĂŒndete des jeweiligen Staates und der Staat bzw. die Regierung waren Interessenvertreter der Konzerne des Landes.
>Zwischen 1850 und 1950 konkurrierten auf dem Weltmarkt vor allem national organisierte Kapitale miteinander. Die Weltmarktorientierung jedes national organisierten Kapitals war identisch mit nationalem bzw. staatlichem Interesse.
>Jetzt scheint diese IdentitÀt auseinander zubrechen. Ich denke, das ist insgesamt eine positive Entwicklung.
Wenn sie denn auseinanderbricht...
>FrĂŒher hatte die Koalition von Konzernen und Staatsmacht wirtschaftliche, politische und militĂ€rische Macht eines jeden kapitalistischen Landes gebĂŒndelt. Jede kapitalistische GroĂmacht suchte sich im Ausland mit allen wirtschaftlichen, politischen und militĂ€rischen Mitteln Einflusszonen zu sichern, von denen andere MĂ€chte ausgeschlossen waren und suchte gleichzeitig die Einflusszonen der anderen zu infiltrieren.
>Falls ein wirtschaftlicher Konflikt in der Welt auftrat, stand dahinter sofort eine militĂ€rische Macht, die mit Gewalt die betroffenen wirtschaftlichen Interessen durchsetzen wollte und konnte. Das hat einerseits zu Kolonialismus und andererseits zu den imperialistischen Weltkriegen gefĂŒhrt.
>Weder fĂŒr die Linke der Welt noch fĂŒr die Dritte Welt waren die reichen Nationalstaaten VerbĂŒndete gegen die GroĂkonzerne und ihre Interessen. Die StĂ€rkung der Nationalstaaten ging immer in Richtung imperialistische GroĂmacht.
>Mit dem Zusammenbruch der Kolonialreiche ist die Zahl der souverĂ€nen Staaten deutlich gestiegen und die politische und militĂ€rische Kontrolle der groĂen kapitalistischen LĂ€nder wurde weitgehend auf ihr eigenes Staatsgebiet beschrĂ€nkt. Dass die kapitalistischen GroĂmĂ€chte das wieder Ă€ndern wollen, zeigt das militĂ€rische Eingreifen im Irak, auf dem Balkan und in Afghanistan.
So viel war da nicht zu holen und wurde auch nicht geholt. Was ist mit den Kosten von ca. 20 Mrd. DM, die die BRD im Golfkrieg hatte? Auch nur der Anflug einer Verzinsung in Sicht?
>Aber immer noch ist es ein Ausnahmefall, wenn Wirtschaftsinteressen mit militĂ€rischen Mitteln in fremden LĂ€ndern durchgesetzt werden. Der Normalfall ist, dass sich die GroĂkonzerne aller Welt mit den Mitteln der Wirtschaftsverhandlungen gegenseitig Konkurrenz machen. Der Normalfall ist, dass Konzernvertreter mit Koffern voller Versprechungen und voller Bestechungsgeld in einem Land der Dritten Welt erscheinen, nicht Soldaten in Kanonenbooten und Flugzeugen.
Ja, das lÀuft genau so ab.
>5.2. Die Angst, dass die schwindende Macht der Nationalstaaten die kapitalistischen Ăbel vergröĂern könnte, ist unbegrĂŒndet.
>DafĂŒr zwei Belege:
>5.2.1. Falls ein groĂer, starker Staat mehr Schutz vor imperialistischer Bevormundung wĂ€re: Wie ist es dann zu erklĂ€ren, dass es 1913 nur 62 unabhĂ€ngige Staaten auf der Welt gab - 1946 waren es 74, heute sind es 193 souverĂ€ne Staaten?
>Hat dieser moderne Trend zu kleineren Staaten etwa die LebensverhĂ€ltnisse verschlechtert? Hat er die Kriegsgefahr vergröĂert? Das Gegenteil ist der Fall.
>Dieser Trend zu kleineren Staaten wirkt immer noch. Immer mehr Staatsangehörige votieren fĂŒr immer kleinere Staatsgebilde. Siehe Schottland und Wales in GroĂbritannien. Meine ErklĂ€rung dafĂŒr ist: Je kleiner ein Staatsgebilde ist, desto leichter haben es die Lohnarbeiter und das Volk, Druck auf ihre Regierung auszuĂŒben, desto leichter haben sie es, ihre Interessen gegen die herrschende Klasse durchzusetzen. GroĂe Staaten werden leichter vom groĂen Kapital beherrscht.
Interessanter Gedanke.
>5.2.2. Wachsende UmsĂ€tze der Multis können gegenĂŒber der Wirtschaftskraft der Nationalstaaten rechnerisch auch als Schrumpfung der LĂ€nder gegenĂŒber den Konzernen dargestellt werden, so dass im Vergleich zu den Multis ein Land wie die Bundesrepublik auf eine GröĂe wie meinetwegen Belgien schrumpft.
Der kleine Unterschied: Konzerne sind auf freiwillige ausgeĂŒbte Nachfrage angewiesen, um UmsĂ€tze zu machen. Staaten machen ihre UmsĂ€tze mit Hilfe letztlich der BetriebsprĂŒfer, Gerichtsvollzieher, Steuerfahnder...
>Die Frage ist dann, ob die Bevölkerung von Belgien schlechter dran ist, als die in der Bundesrepublik. Falls diese Relation wirklich aussagekrĂ€ftig wĂ€re, dann mĂŒssten kleine Staaten, weil sie angeblich den Konzernen noch mehr ausgeliefert sind, schlechtere LebensverhĂ€ltnisse bieten als groĂe Staaten. TatsĂ€chlich ist das nicht der Fall:
>Die 10 kleinsten Staaten in der Dritten Welt (Tonga, Grenada, Seychellen, Tuvalu, Nauru, u.a.) verfĂŒgten 1995 ĂŒber ein BSP pro Kopf von rund 3300 US-Dollar.
>Die zehn gröĂten Staaten der Dritten Welt verfĂŒgten dagegen nur ĂŒber ein BSP pro Kopf 670 US-Dollar.
Vergleich ist nicht sauber. Hamburg ist die reichste Stadt Europas (Pro Kopf), Liechtenstein reicher als die Schweiz. Diese reicher als Frankreich, usw. Letztlich gibt's immer einen, der reicher ist als ein anderer.
>Falls nicht anders vermerkt stammen Zitate und Daten aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt fĂŒr Arbeit, div. Jhrg.
>Wal Buchenberg, 9.11.2001
Schönen Dank jedenfalls.
GruĂ
d.
<center>
<HR>
</center> |