JÜKÜ
12.11.2001, 09:44 |
Meldungen am Morgen Thread gesperrt |
~ Der Konsumgüterkonzern Henkel hat mit seinem
Quartalsergebnis die Analystenerwartungen verfehlt, seine
Jahresprognosen erneut gesenkt und ein Restrukturierungsprogramm
angekündigt, das unter anderem den Abbau von 2500 bis 3000
Arbeitsplätzen vorsieht. Der Überschuss im dritten Quartal sei
auf 105 von 114 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen und
Steuern (Ebit) um 10,7 Prozent auf 216 Millionen Euro gefallen,
teilte Henkel am Montag mit. Der Umsatz sei indes um 2,3 Prozent
auf 3,330 Milliarden Euro geklettert. Für das Gesamtjahr werde
ein Rückgang des betrieblichen Ergebnisses von etwa 5 bis 7
Prozent erwartet, teilte Henkel weiter mit. Der Jahresüberschuss
und das Ergebnis je Aktie würden leicht unter Vorjahr liegen. Im
August hatte Henkel noch erklärt, betriebliches Ergebnis und
Jahresüberschuss 2001 würden wohl auf dem Vorjahresniveau liegen
oder dieses leicht übertreffen.
Da das operative Ergebnis 2001 unter dem Vorjahr liegen
werde, sei die ein weltweites Restrukturierungsprogramm für die
Jahre 2002 und 2003 beschlossen worden, das unter anderem den
Abbau von 2500 bis 3000 der weltweit 60.400 Stellen bei Henkel
vorsehe, hieß es zudem. Henkel teilte darüber hinaus mit, seine
Spezialchemietochter Cognis für 2,5 Milliarden Euro anstatt der
bislang genannten 2,6 Milliarden Euro zu verkaufen.
~ Die Deutsche Lufthansa muss einem Bericht der
"Financial Times Deutschland" zufolge für die Genehmigung der
Allianz mit Austrian Airlines begehrte Start- und
Landerechte abtreten. Nach schwierigen Verhandlungen in den
vergangenen Monaten sei EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti
bereit, das Luftfahrtbündnis unter Auflagen zu genehmigen,
schreibt das Blatt weiter.
~ Opel-Chef Carl-Peter Forster hat einem
Zeitungsbericht zufolge Erwartungen auf eine schnelle
Ergebniswende durch das Programm"Olympia" gedämpft."Neben der
Ergebnisverbesserung im operativen Bereich bedingt der
sozialverträgliche Stellenabbau in den Jahren 2002 und 2003
einmalige, außerordentliche Aufwendungen, die das Jahresergebnis
belasten werden", sagte Forster der"Financial Times
Deutschland".
~ EZB-Chefvolkswirt Issing hält den Euro im Vergleich
zum Dollar für unterbewertet. Niemand wisse genau, was
der richtige Wechselkurs sei. Das jetzige Niveau des Euro
entspreche aber sicherlich nicht seiner inneren Stärke.
Über kurz oder lang werde der Außenwert wieder höher
sein.
~ In einem Zeitungsinterview hat sich Issing gegen voreilige
staatliche Programme zur Belebung der Konjunktur gewandt.
Von deren Ankurbelungseffekten „bliebe nichts
übrig“. In Erwartung höherer Steuern würden die
Verbraucher nicht mehr ausgeben, sondern sparen.
~ Bundeskanzler Schröder lehnte erneut ein Vorziehen der
nächsten Steuerreform-Stufe ab. Dadurch werde derzeit
nicht der Konsum angekurbelt, sondern lediglich die Sparquote
erhöht.
~ Bundesfinanzminister Eichel kann sein Ziel eines ausgeglichenen
Haushalts im Jahr 2006 nach eigenen Worten
ohne Bilanzierungstricks und höhere Steuern erreichen.
Die Finanzprobleme im Haushalt des kommenden Jahres
seien beherrschbar.
~ Ministerpräsident Koizumi: Er werde alle Versuche abwehren,
seine Reformbemühungen bei Staatsunternehmen
zu umgehen. Am Monatsende werde er konkrete Maßnahmen
verkünden.
~ Mit der Revision der japanischen BIP-Zahlen für das 2.
Quartal ergibt sich ein Rückgang des Wachstums um 0,7
Prozent auf Quartalsbasis von vorher 0,8 Prozent.
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dottore
12.11.2001, 13:43
@ JÜKÜ
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Re: Worauf warten die Bürger nach Auflage von"Konjunkturprogrammen"? |
Laut Herrn Issing... (hier, aus JüKüs MaMs):
In einem Zeitungsinterview hat sich Issing gegen voreilige
staatliche Programme zur Belebung der Konjunktur gewandt.
Von deren Ankurbelungseffekten „bliebe nichts
übrig“. In Erwartung höherer Steuern würden die
Verbraucher nicht mehr ausgeben, sondern sparen.
... warten sie also auf die Enteignung ihrer Sparguthaben, falls"angekurbelt" würde. Denn weshalb würden sie sonst nicht"mehr ausgeben", sondern"sparen"?
Was im Falle von Konjunkturprogrammen sehr staatstragend ist. Rührend! Man legt also schon die Ersparnisse"beiseite", damit sie sich der Staat"dann" (wenn's um die Rückzahlung der Programme über höhere Steuern geht) mühelos abholen kann. Toll!
Auf was warten denn die Bürger eigentlich noch?
Herrn Issing (Ordinarius! EZB-"Chefvolkswirt"!) ist im übrigen ein Grundkurs in Ã-konomie zu empfehlen. Diesen gibt's kurz gefasst bei Henry Hazlitt,"Economics in One Lesson" (EA 1946) und er lautet in diesem Punkt:
"Saving" in short, in the modern world, is only another form of spending. The usual diference is that the money is turned over to someone else to spend on means to increase production...
Gruß
d.
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JüKü
12.11.2001, 13:56
@ dottore
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Re: Worauf warten die Bürger nach Auflage von / verwirrt..... |
... bin ich leicht.
Waren Sie nicht auch der Meinung (bezogen auf Japan), dass Konjunkturprogramme nichts bringen, weil das Geld nicht ausgegeben, sondern gespart würde? Bzw. dass bestehende Schulden abgebaut würden?
Hat Issing nicht vielleicht doch Recht?
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Galiani
12.11.2001, 14:34
@ dottore
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Vollkommen richtig dottore! Das ist der Punkt! Gruß G. (owT) |
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dottore
12.11.2001, 14:53
@ JüKü
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Re: Worauf warten die Bürger nach Auflage von / verwirrt..... |
>... bin ich leicht.
>Waren Sie nicht auch der Meinung (bezogen auf Japan), dass Konjunkturprogramme nichts bringen, weil das Geld nicht ausgegeben, sondern gespart würde?
Ja, natürlich. Aber es wird nicht gespart, weil die Japaner schon tenno-ergeben auf die demnächst auf sie zukommenden höheren Steuern warten (abgesehen davon, dass die sowieso nicht mehr kommen können), die aber kommen müssten (und so nur ist Issing zu verstehen), um dem Staat das Geld für die Rückzahlung der Konjunkturprogramme zu beschaffen. Und wer will oder kann schon von seinem Konsum (in Summe) runter?
Davon abgesehen: Japan spart
- zum einen, weil die Zinssätze immer niedriger geworden sind, und man nicht von Sätzen (Prozent) im Alter leben kann, sondern von den Zinsen (Summe).
- zum anderen, weil sich sparen"lohnt", denn ich kann mit meinen Guthaben in der Deflation, also"später", mehr kaufen.
<font color="FF0000">Und d a n n kommt das:</font>
>Bzw. dass bestehende Schulden abgebaut würden?
Jaaa! Denn die Ersparnisse kann derjenige, der sie sich Zug um Zug bei der Bank abholen kann (als Kredite, die ihm dort eingeräumt werden) entweder dort abholen, um damit etwas zu kaufen (Realwirtschaft) oder um sich zu entschulden, d.h. zunächst höher verzinsliche Schulden in niedriger verzinsliche zu verwandeln (Finanzwirtschaft).
Dieses funktioniert in Japan noch. So wird der ganze Block der Uneinbringlichkeiten zinssatzmäßig herunter gefahren, aber dadurch wird der Block nicht kleiner. Selbst wenn sich Japan komplett auf 2 Prozent (oder noch weniger) herunter"zinsen" könnte, wäre damit kein Yen der vorhandenen Schulden getilgt.
Dadurch, dass die Schulden niedriger verzinslich werden, sind sie nicht weg. Dies wäre auch beim kompletten Nullzins nicht möglich. Denn ich könnte dann zwar meine 10-%-Schulden in 0-%-Schulden wandeln (Idealfall), aber auch mit null Prozent-Geld auf allen Stufen, könnte ich keinen Yen der Schulden tilgen, sondern nur die höher verzinslichen in niedriger verzinsliche wandeln. Denn auch zu null Prozent geliehenes Geld eröffnet immer eine neue Schuld in der Höhe, in der ich das Geld"leihe".
Auch Kostnix-Geld muss, falls geliehen, zu Fälligkeiten zurück gezahlt werden.
Man kann natürlich auch die Fälligkeiten abschaffen. Das muss dann aber wiederum auf beiden Seiten geschehen, denn sonst kommen die Sparer und wollen ihr Geld abheben und die Banken sagen:"Ist nicht fällig!"
Sparer:"Wann denn? Morgen? Nächsten Monat? Nächstes Jahr?"
Banken:"Nein, nie. Auch nächstes Jahr können Sie nichts abheben!"
Dann wäre das Geld der Sparer auf diese Weise weg, ein für alle Mal. Mit allen damit verbundenen Folgen, als erstes natürlich: Volksaufstand.
Wenn sich die Einlagen zu null verzinsen (und es bleibt bei Fälligkeiten, ich kann also abheben, wann ich will, Sichtguthaben zumindest, Depositen"wachsen" auf der Zeitachse in ihre Fälligkeiten hinein), habe ich das Deflationsproblem, also wird gewartet.
Und wer verschuldet sich zu 0 Prozent in der Deflation? Auch niemand, weil er sich nicht 1000 leiht, um sie sich anzugucken und nach einem Jahr zurückzubringen. Sondern weil er investieren will oder Konsum auf Kredit veranstalten will.
Fall A (Unternehmer): Nach einem Jahr muss der Unternehmer real mehr zurückzahlen als er sich geliehen hat (wg. Preisverfall).
Fall B (Konsument): Der Konsument kriegt weniger Lohn oder ist gleich arbeitslos. Mit was zahlt er dann nach einem Jahr zurück?
>Hat Issing nicht vielleicht doch Recht?
Nein. Er verwechselt, bezogen auf die Realwirtschaft"Sparen" (= Geldausgeben durch andere) mit Horten. Und - viel schlimmer - er sieht schon von vorneherein nicht, dass"fresh money" bei Überschuldung nicht etwa verkonsumiert oder investiert wird (Realwirtschaft), sondern dringend ersehnt und dann genutzt wird, um die Schuldenlast zu mindern (Finanzwirtschaft): Der realwirtschaftliche Effekt ist dann natürlich null.
So oder so: Zum Schluss gibt's entweder gar nichts mehr (alle Ersparnisse verdampfen, siehe oben, mit deflationären Gesamtkollaps). Oder es gibt alles, was konkret heisst: Alle Schulden (nicht nur die des Staates) müssen in täglich fällige Guthaben bzw. Bargeld in Form von Banknoten verwandelt werden (alle Ersparnisse ebenfalls wertlos, da dann nicht mehr gespart werden kann, sondern alles so schnell wie möglich ausgegeben werden muss, um überhaupt noch"etwas" für sein Geld - = komplettmonetarisierte Schulden - zu kriegen, wobei First come, first serve diejenigen kurz bevorzugt, die schneller zum Point of Sale laufen können - die klassische Hyperinflation in einer dem Computerzeitalter angepassten neuen Form, nämlich der Subito-Variante).
Gruß
d.
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Galiani
12.11.2001, 15:02
@ JüKü
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@JüKü: Hallo! Sparen & Schulden bezahlen = 'turning the money to sombody else' |
Hallo, nochmals!
Ich glaube nicht, daß sich dottore grundsätzlich gegen Issing's Meinung stellt.
Wirklich berückend ist nur, - da hat dottore natürlich Recht! - Issings Begründung (Man würde sparen, um das Geld für künftige Steuern bereit zu haben! So einen Blödsinn habe ich tatsächlich noch nie gehört!)
Aber es besteht natürlich keinerlei Anlaß, verwirrt zu sein:
Niemand kann sagen was der Empfänger des Geldes, das sich die Bürger zusammensparen, damit tun wird. Was er damit tun sollte, ist klar: Produktionsgüter erzeugen.
Wenn er sich aber bis über beide Ohren verschuldet hat (und ihn vielleicht - weil alle anderen auch überschuldet sind - die Schuldzinsen mehr kosten, als er sich bestenfalls ausrechnen kann, mit der Herstellung von Produktionsgütern am Markt zu verdienen) so wird es für ihn vorteilhaft, statt Produktionsgüter zu erzeugen, Schulden zurückzuzahlen.
Hat er keine Schulden und sieht er überdies voraus, daß infolge der vorgenannten Entwicklungen deflationäre Kräfte zu wirken beginnen, also die Preise fallen, wird er wahrscheinlich anfangen, das ihm zukommende Geld zu horten (ins Schließfach zu sperren oder unter der Matratze zu verstecken).
Das ist ja die Aussage der"Krisenschaukel": Verschuldung lähmt und überwuchert den Wirtschafts-Organismus!
Grüße
G.
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Galiani
12.11.2001, 15:02
@ JüKü
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@JüKü: Hallo! Sparen & Schulden bezahlen = 'turning the money to sombody else' |
Hallo, nochmals!
Ich glaube nicht, daß sich dottore grundsätzlich gegen Issing's Meinung stellt.
Wirklich berückend ist nur, - da hat dottore natürlich Recht! - Issings Begründung (Man würde sparen, um das Geld für künftige Steuern bereit zu haben! So einen Blödsinn habe ich tatsächlich noch nie gehört!)
Aber es besteht natürlich keinerlei Anlaß, verwirrt zu sein:
Niemand kann sagen was der Empfänger des Geldes, das sich die Bürger zusammensparen, damit tun wird. Was er damit tun sollte, ist klar: Produktionsgüter erzeugen.
Wenn er sich aber bis über beide Ohren verschuldet hat (und ihn vielleicht - weil alle anderen auch überschuldet sind - die Schuldzinsen mehr kosten, als er sich bestenfalls ausrechnen kann, mit der Herstellung von Produktionsgütern am Markt zu verdienen) so wird es für ihn vorteilhaft, statt Produktionsgüter zu erzeugen, Schulden zurückzuzahlen.
Hat er keine Schulden und sieht er überdies voraus, daß infolge der vorgenannten Entwicklungen deflationäre Kräfte zu wirken beginnen, also die Preise fallen, wird er wahrscheinlich anfangen, das ihm zukommende Geld zu horten (ins Schließfach zu sperren oder unter der Matratze zu verstecken).
Das ist ja die Aussage der"Krisenschaukel": Verschuldung lähmt und überwuchert den Wirtschafts-Organismus!
Grüße
G.
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