André
26.11.2001, 12:24 |
Es gibt auch großen Konjunkturoptimismus, nicht nur Börsenoptimismus! Thread gesperrt |
Die Macht des billigen Geldes
HOLGER SCHMIEDING, Macro Europe Consulting
Selten waren die Zinsen so niedrig wie heute. Dennoch geht die Wirtschaftsleistung in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Rund um den Globus wachsen die Zweifel, ob die Geldpolitik bald einen neuen Aufschwung herbeiführen kann. Für solch"Dauer"-Pessimismus gibt es jedoch wenig Anlaß.
Niedrigere Zinsen entfalten ihre belebende Wirkung erst nach knapp einem Jahr. Nachdem die amerikanische Notenbank die Zinsen seit Januar schrittweise gesenkt hat, hat der Terrorschock des 11. September offenbar verhindert, daß sich die amerikanische Konjunktur bereits in diesem Herbst stabilisiert. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Die Verbraucher in den Vereinigten Staaten nutzen bereits das billige Geld, um Hypothekenkredite günstig umzuschulden. Gleichzeitig stärken umfangreiche Steuersenkungen und niedrige Ã-lpreise ihre Kaufkraft. Die Verbraucher können deshalb mehr auf die hohe Kante legen, ohne im kommenden Jahr ihren Konsum einschränken zu müssen. Im Oktober haben die Amerikaner mehr Autos gekauft als je zuvor, angelockt durch das kurzzeitige Angebot zinsloser Kredite. Der Autoabsatz wird sich zwar bald normalisieren. Aber dieses Verhalten beweist, daß die Verbraucher sehr wohl auf den Anreiz niedriger Zinsen zu reagieren wissen.
Auch das Investitionsverhalten der amerikanischen Unternehmen belegt eher die Macht als die Ohnmacht der Geldpolitik. Denn mit niedrigen Zinsen hatte die amerikanische Notenbank nach der Rußland-Krise zunächst Investitionen und Aktienkurse zu sehr stimuliert. Anschließend hat die Bank mit ihren Zinserhöhungen des Jahres 2000 die Bereinigungskrise mit ausgelöst. Nach der notwendigen Investitionspause in diesem Jahr können das billige Geld und ein zunehmender Ersatzbedarf für kurzlebige Technologie-Produkte den Investitionen im kommenden Jahr neuen Schwung verleihen.
Der Vergleich zwischen Japan und den Vereinigten Staaten zeigt ebenfalls, wie sehr es auf die Geldpolitik ankommt. In beiden Ländern war eine Blase am Aktienmarkt geplatzt, in Japan Ende 1989, in den Vereinigten Staaten Anfang 2000. Bereits 18 Monate danach hatte die aggressive amerikanische Notenbank den realen, also inflationsbereinigten Geldmarktzins auf unter Null gedrückt. In Japan hatte eine viel zu restriktive Geldpolitik dazu sieben Jahre gebraucht. Deshalb ist Japan in eine Depression auf Raten gerutscht, für die es in den Vereinigten Staaten keine Anzeichen gibt.
In den Vereinigten Staaten mag der weiterhin starke Dollar die Wirkung der niedrigen Zinsen ein wenig dämpfen. Aber über den Außenwert der Währung geht keine Nachfrage verloren. Der Wechselkurs sorgt nur dafür, daß ein entsprechender Teil der amerikanischen Nachfrage vom Ausland bedient wird. Auch dies wird die Weltkonjunktur stützen - und die Wirkung der Zinssenkungen in Europa vergrößern.
Wie im Herbst 1998 warnen manche Auguren wieder vor der Gefahr einer Deflation. Tatsächlich dürfte der aktuelle Verfall der Ã-lpreise die Inflationsrate beispielsweise im Euro-Raum im kommenden Sommer kurzzeitig auf ein Prozent drücken. Aber für Ã-leinfuhrländer wie Deutschland und die Vereinigten Staaten wirken die niedrigen Ã-lpreise wie eine kraftvolle Konjunkturspritze, da sie die Kaufkraft der Bürger erhöhen und die Kosten der Unternehmen senken. Mit einer echten Deflation hat dies nichts zu tun. Die Zentralbanken sollten sich hüten, den Nachfrageschub noch zu verstärken, indem sie auf diesen Rückgang der Inflation mit neuen Zinssenkungen reagieren.
Die Zinsen sind niedrig, die Zinskurve ist steil, das Wachstum der Geldmenge beschleunigt sich. Auf beiden Seiten des Atlantiks deuten alle monetären Indikatoren auf einen Aufschwung im kommenden Jahr hin. Selbst der volatile Aktienmarkt scheint sich diesem Urteil anzuschließen.
Manche Pessimisten verweisen darauf, daß diesmal alle großen Volkswirtschaften der Welt gleichzeitig in der Krise stecken. Statt daß eine Region die andere stützt, schwächen sich die Vereinigten Staaten, Japan, Asien und Europa gegenseitig. Aber dieses Argument spricht nicht gegen eine konjunkturelle Wende. Im Gegenteil. Da fast alle Notenbanken ihre Zinsen deutlich gesenkt haben, dürfte dem gemeinsamen Abschwung bald ein ebenso synchronisierter und deshalb überraschend kräftiger Aufschwung folgen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2001, Nr. 275 / Seite 27
SCHAUN MER MAL,
DANN SEHN MER SCHO!!!
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R.Deutsch
26.11.2001, 12:54
@ André
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Re:Alles Tricks |
Hallo André,
der Schmieding schreibt:
Die Verbraucher in den Vereinigten Staaten nutzen bereits das billige Geld, um Hypothekenkredite günstig umzuschulden.
Ja das stimmt wohl. Die Refinanzierung von Hypotheken ist um 763% gegen Vorjahr gestiegen. Die durchschnittliche Auszahlung von Cash aufgrund dieser Refinanzierung beläuft sich auf ca. 34.000 Dollar.
Dies war die einzig verbliebene Möglichkeit den Konsumenten rasch Liquidität zur Verfügung zu stellen. Aber weil Greenspan nur die kurzfristigen Zinsen beeinflussen kann und nicht die Hypothekenzinsen, wurde der longbond abgeschafft. Der Trick hat offenbar funktioniert (für ein paar Monate).
Gruß
Reinhard
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JüKü
26.11.2001, 13:32
@ André
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Re: Es gibt auch großen Konjunkturoptimismus, nicht nur Börsenoptimismus! |
>Die Macht des billigen Geldes >
>HOLGER SCHMIEDING, Macro Europe Consulting
Der Herr Schmieding hatsenichalle.
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André
26.11.2001, 13:46
@ R.Deutsch
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Re:Alles Tricks - Schon |
>Hallo André,
>der Schmieding schreibt:
>Die Verbraucher in den Vereinigten Staaten nutzen bereits das billige Geld, um Hypothekenkredite günstig umzuschulden.
>Ja das stimmt wohl. Die Refinanzierung von Hypotheken ist um 763% gegen Vorjahr gestiegen. Die durchschnittliche Auszahlung von Cash aufgrund dieser Refinanzierung beläuft sich auf ca. 34.000 Dollar.
>Dies war die einzig verbliebene Möglichkeit den Konsumenten rasch Liquidität zur Verfügung zu stellen. Aber weil Greenspan nur die kurzfristigen Zinsen beeinflussen kann und nicht die Hypothekenzinsen, wurde der longbond abgeschafft. Der Trick hat offenbar funktioniert (für ein paar Monate).
>Gruß
>Reinhard
Hallo Reinhard,
Du hast ja recht."Der Trick hat offenbar funktioniert" wie Du schreibst, und auch wenn dies nur mal für einige Monate sein sollte,
scheint das Ergebnis: (ein freilich längerfristig ungerechtfertigter) Ausbau von Vertrauen.
Dieses wachsende Vertrauen"wir haben´s wieder mal geschafft" + politisch-militärische Erfolge sowie die große durch Greenspan geschaffene Liquidität, dürften dann auch DAS Potential sein für die große Aufwärtswelle, die Jükü prognostiziert hat. Freilich erwartet er zuvor nochmals DOW unter 8000, aber dazu bedarf es nochmals eines Anlasses für einen kurzfristigen Stimmungsumschwung.
Die Vola hat zwar bereits kräftig abgenommen und manche Indikatoren verheißen einen Rückschlag, aber bisher keineswegs bereits einen von über 10%. Dazu scheint es mehr zu bedürfen.
Noch immer interpretieren die Instiutionellen Anleger jede schlechte Nachricht als Kaufgelegenheit.
Hoffen wir, dass der Blick bals wieder realistischer wird.
MfG
A.
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Emerald
26.11.2001, 14:19
@ André
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Re:Alles Tricks - bis es knallt..... |
ich denke der rückschlag wird sich einstellen, wenn einer der bekannten
broker bzw. eine city-bank (nicht die citi-bank) ihre tore schliessen wird,
weil die schieflagen in einem oder mehreren bereichen dies verlangt.
namen sind genügend vorhanden, und ich erwarte den"knall-effekt" kurz vor
neujahr allerspätestens vor dem 10.januar 2002, wenn die bilanzen nicht mehr
frisiert werden können.
abwarten.
emerald.
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R.Deutsch
26.11.2001, 15:04
@ André
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Re:man darf nicht übersehen, |
dass in den letzten 2 Wochen 10 bis 20% an den Bondmärkten verloren wurden. Das ist enorm und es wird kaum drüber geredet.
Gruß
R
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R.Deutsch
26.11.2001, 16:08
@ R.Deutsch
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Re:Noch ein Trick |
Hier wurde letztens berichtet, dass der Pensionsfond einer amerikanischen Firma die 2 Mrd Einlagen vergeigt hat, und die Pensionäre in die Röhre gucken. Dies ist jetzt leider bei vielen Firmen der Fall.
Der amerikanische Staat bereitet jetzt ein Gesetz vor, dass die Pensionen garantiert - die Aktien und Anleihen können also nicht mehr fallen. Damit soll verhindert werden, dass die Leute ihr Geld abziehen. Solange niemand abzieht, weil das Geld"garantiert" ist, kann man ja so tun als ob noch alles da wäre. Der Trick ist alt.
Gruß
R.Deutsch
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