Galiani
28.11.2001, 14:33 |
Ach ja! Da gab's noch etwas, was der Korrektur bedarf! Thread gesperrt |
Hallo alle miteinander
mguder schrieb:
>Hallo JüKü
>Wo ist das Problem? Galiani behauptet, es wäre bereits allgemein bekannt, was gut und was schlecht ist. Natürlich meint er damit implizit, daß er genau wisse, was gut und was schlecht >sei. Er behauptet also, 1., daß es ewige absolute Wahrheiten gibt, 2. Daß er und bestimmte Leute und Institutionen im Besitze einiger dieser Wahrheiten seien und 3. Daß sich alle >anderen Menschen gefälligst danach zu richten hätten.
>Ich lehne diese Aussagen vehement ab. Wer die Möglichkeit eines Fortschritts bestreitet, ist eindeutig ein Vertreter des Mittelalters....
>Ich werde hier also"beschuldigt" zu behaupten (was natürlich heißen soll:"fälschlich zu behaupten"), es wäre allgemein bekannt, was gut und was schlecht ist. Dem sei aber, nach Ansicht des Schreibers, nicht so!
Ich bekenne mich schuldig! Ich bin tatsächlich der Meinung, daß
die Menschen wissen, was gut ist und was böse! (- Zumindest jene, die sich ein Gewissen bewahrt haben.)
Darüber hinaus bin ich tatsächlich der Überzeugung, daß
es ewige absolute Wahrheiten gibt!
Ich weiß nicht, warum das den"Progressiven" so schwer fällt, einzusehen: Die Toten auf der Guillotine, in den Gaskammern und im Gulag sind doch eine direkte Folge davon, daß die Existenz solcher ewiger und absoluter Wahrheiten bestritten wird; insbesondere im konkreten Beispiel, daß es nicht erlaubt sein soll, Menschen willkürlich Schaden an Leib und Leben zuzufügen.
.
Drittens wähne ich keineswegs
nur mich"und bestimmte Leute" im Besitze dieser Wahrheit, sondern in einer funktionierenden Gesellschaft müssen diese"ewigen und absoluten Wahrheiten" Gemeinbestand sein, der von den existierenden Institutionen getragen und geschützt werden.
Darin besteht ja die Gefahr der so genannten progressiven Ideen, daß sie davon ausgehen, sich über diese"ewigen und absoluten Wahrheiten" hinwegsetzen zu können, was in schnurgerader logischer Linie zu den erwähnten Blutbädern führt. Der naive Kommentar der"Progressiven" dazu hört sich geradezu zynisch an: Man könne sich doch nicht dem"Fortschritt" verweigern. Gelegentlich müsse man doch mal was Neues ausprobieren! Genau in diesem Sinn hatte auch der Moskaukorrespondent der"New York Times", der Pulitzerpreisträger Walter Duranty, in den 30-er Jahren Stalins Massenmorde kommentiert:"ein paar Millionen toter Russen"..."Völlig unwichtig... Bloß eine Randerscheinung des mitreißenden Wandels, der sich hier abspielt..."
Ja, erkennt Ihr denn nicht die Gedankenlosigkeit und den Zynismus in diesem Satz, den mir mguder hier entgegenhält:>Wer die Möglichkeit eines Fortschritts bestreitet, ist eindeutig ein Vertreter des Mittelalters.</ul>
Man muß kein großer Denker sein, um als groben Unfug zu erkennen, was hier stillschweigend behauptet wird: Daß es nämlich mittelalterlichem Denken entspreche, wenn nicht erlaubt wird, Menschen zur Durchsetzung einer Idee umzubringen. Der"Progressive" meint allen Ernstes (wenn das auch selten so offen ausgesprochen wird): Für denjenigen, dem seine Idee nur groß genug erscheine, sei etwa das Umbringen von Menschen zur Durchsetzung solchen"Fortschrittes" durchaus gerechtfertigt!</ul>
Ja, ich bin, viertens (und im Gegensatz zu mguder und keineswegs nur als Jurist), dafür, daß sich >...alle anderen Menschen gefälligst nach diesen ewigen und absoluten Wahrheiten zu richten haben...
Sonst lieber bitte keinen Fortschritt! Das ganze Konzept des"Fortschritts", so wie ihn die"Progressiven" denken, ist, ich habe schon öfters darauf hingewiesen, ein intellektueller Denkfehler! Wie sagte einst Marc Chagall:"Es ist das Schicksal der Wegweiser, daß sie den Fortschritt nicht mitmachen können!"
Hoffend, diese Debatte (die uns doch sehr weit von Wirtschaft und Geld weggeführt hat) damit abschließen zu können, grüße ich alle sehr herzlich.
G.
<center>
<HR>
</center> |
Josef
28.11.2001, 17:24
@ Galiani
|
@Galiani: Wieder mal gebe ich dir absolut recht! Wie kann ich denn heraus- |
finden, welche Philosophen zu den"progressiven" gehoeren und welche nicht?
(Die postings von mguder haben mich ziemlich erschreckt. Gibt es viele, die
so menschenverachtend ausgerichtet sind? Hoffentlich nicht solche, die an der
Spitze unserer neuen Supermacht stehen.)
<center>
<HR>
</center> |
riwe
28.11.2001, 18:48
@ Galiani
|
Wer fortschreitet, steht nur mit einem Bein auf der Erde! Also Vorsicht! |
>Hallo alle miteinander
>mguder schrieb:
>>Hallo JüKü
>>Wo ist das Problem? Galiani behauptet, es wäre bereits allgemein bekannt, was gut und was schlecht ist. Natürlich meint er damit implizit, daß er genau wisse, was gut und was schlecht >sei. Er behauptet also, 1., daß es ewige absolute Wahrheiten gibt, 2. Daß er und bestimmte Leute und Institutionen im Besitze einiger dieser Wahrheiten seien und 3. Daß sich alle >anderen Menschen gefälligst danach zu richten hätten.
>>Ich lehne diese Aussagen vehement ab. Wer die Möglichkeit eines Fortschritts bestreitet, ist eindeutig ein Vertreter des Mittelalters....
>>Ich werde hier also"beschuldigt" zu behaupten (was natürlich heißen soll:"fälschlich zu behaupten"), es wäre allgemein bekannt, was gut und was schlecht ist. Dem sei aber, nach Ansicht des Schreibers, nicht so!
>Ich bekenne mich schuldig! Ich bin tatsächlich der Meinung, daß
>die Menschen wissen, was gut ist und was böse! (- Zumindest jene, die sich ein Gewissen bewahrt haben.)
>
>Darüber hinaus bin ich tatsächlich der Überzeugung, daß
>es ewige absolute Wahrheiten gibt!
>Ich weiß nicht, warum das den"Progressiven" so schwer fällt, einzusehen: Die Toten auf der Guillotine, in den Gaskammern und im Gulag sind doch eine direkte Folge davon, daß die Existenz solcher ewiger und absoluter Wahrheiten bestritten wird; insbesondere im konkreten Beispiel, daß es nicht erlaubt sein soll, Menschen willkürlich Schaden an Leib und Leben zuzufügen.
>.
>Drittens wähne ich keineswegs
>nur mich"und bestimmte Leute" im Besitze dieser Wahrheit, sondern in einer funktionierenden Gesellschaft müssen diese"ewigen und absoluten Wahrheiten" Gemeinbestand sein, der von den existierenden Institutionen getragen und geschützt werden.
>Darin besteht ja die Gefahr der so genannten progressiven Ideen, daß sie davon ausgehen, sich über diese"ewigen und absoluten Wahrheiten" hinwegsetzen zu können, was in schnurgerader logischer Linie zu den erwähnten Blutbädern führt. Der naive Kommentar der"Progressiven" dazu hört sich geradezu zynisch an: Man könne sich doch nicht dem"Fortschritt" verweigern. Gelegentlich müsse man doch mal was Neues ausprobieren! Genau in diesem Sinn hatte auch der Moskaukorrespondent der"New York Times", der Pulitzerpreisträger Walter Duranty, in den 30-er Jahren Stalins Massenmorde kommentiert:"ein paar Millionen toter Russen"..."Völlig unwichtig... Bloß eine Randerscheinung des mitreißenden Wandels, der sich hier abspielt..."
>Ja, erkennt Ihr denn nicht die Gedankenlosigkeit und den Zynismus in diesem Satz, den mir mguder hier entgegenhält:>Wer die Möglichkeit eines Fortschritts bestreitet, ist eindeutig ein Vertreter des Mittelalters.</ul>
>Man muß kein großer Denker sein, um als groben Unfug zu erkennen, was hier stillschweigend behauptet wird: Daß es nämlich mittelalterlichem Denken entspreche, wenn nicht erlaubt wird, Menschen zur Durchsetzung einer Idee umzubringen. Der"Progressive" meint allen Ernstes (wenn das auch selten so offen ausgesprochen wird): Für denjenigen, dem seine Idee nur groß genug erscheine, sei etwa das Umbringen von Menschen zur Durchsetzung solchen"Fortschrittes" durchaus gerechtfertigt!</ul>
>
>Ja, ich bin, viertens (und im Gegensatz zu mguder und keineswegs nur als Jurist), dafür, daß sich >...alle anderen Menschen gefälligst nach diesen ewigen und absoluten Wahrheiten zu richten haben...
>Sonst lieber bitte keinen Fortschritt! Das ganze Konzept des"Fortschritts", so wie ihn die"Progressiven" denken, ist, ich habe schon öfters darauf hingewiesen, ein intellektueller Denkfehler! Wie sagte einst Marc Chagall:"Es ist das Schicksal der Wegweiser, daß sie den Fortschritt nicht mitmachen können!"
>Hoffend, diese Debatte (die uns doch sehr weit von Wirtschaft und Geld weggeführt hat) damit abschließen zu können, grüße ich alle sehr herzlich.
>G.
Guten Abend Galiani,
danke für den Zusatz, wie auch für künftige Beiträge dieser Art. Börse als psychologisches Spiel oder Psychologie als Börse des Lebens, wo ist da der Unterschied? -:))
gruss
riwe
<center>
<HR>
</center> |
André
28.11.2001, 23:12
@ Galiani
|
Re: @ Galiani - Der Baum der Erkenntnis von gut und böse |
Soeben, spät am Abend lese ich den Beitrag und möchte hier weitestgehend beipflichten, zumal auch ich"altmodisch" ="ultrarevolutionär" an den zugleich immanenten wie transzendenten Werten hange und sehr wohl weiss, dass sie eine Wahrheit verkörpern, ja eine Wahrheit sind, wenngleich wir auf dieser Ebene unserer Natur allein ihr Schattenbild erfahren können (sic. Höhlengleichnis des Plato).
Wie oben bereits gesagt, die Früchte des Baumes der Erkenntnis sind gut und böse. Daraus, statt von den Früchten des Baumes des Lebens, lebt der Mensch, d.h. er lebt aus der Dualität und wird diese, solange er dies tut, auch zwangsläufig erfahren.
Zu diesem Aspekt war auch in meinem Beitrag über den Dschiddha gesprochen worden, woraus ich nochmals zitiere:
"Diese Naturbegierden,(gemeint waren das individuelle Straben nach Macht, Ehre und Reichtum) insbesondere in den oben genannten drei Ausprägungen zu überwinden, war zwingender Teil des Prozesses in den Mysterien-Religionen und widerspiegelt sich deshalb im Christentum in der dreifachen Versuchung in der Wüste.
Mit den natürlichen Veranlagungen und Begierden des Menschen ist also stets zu rechnen, homo homini lupus (oder angelus?) Beide Möglichkeiten sind im Menschen beschlossen und es liegt an ihm allein, wem er zum Durchbruch verhilft.
Zumeist wird hieraus (wiederum sehr naturverbunden) der Schluss gezogen, das sog. Gute anzustreben und das Böse zu bekämpfen, sei das Ziel und empfehlenswert, welch ein Irrtum! Gut und böse sind wie Soll und Haben in der Bilanz. Man kann nicht die Aktivseite ausbauen, ohne die Passivseite zu erhöhen. Diese unsere Natur ist dipolar mit all den daraus folgenden Konsequenzen (z.B. Heilmittel = Gift, es kommt allein auf die Dosis an), was leider die wenigsten erkennen wollen, weil es dem natürlichen Gütestreben und Gütewahn (z.B. in seinen Ausformungen Humanismus und Sozialismus) Einhalt gebietet. Das ist keine neue Erkenntnis. Goethe läßt z.B. Mephisto sagen: Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft", wohl wissend, dass genau auch die Umkehrung gilt: Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will (= insbes. unsere Politiker) und doch das Böse schafft, sic. in Goethes Worten:"Wohltat wird zur Plage".
Das Allein-Gute, das was man das Göttliche zu bezeichnen pflegt, ist nicht auf der dipolaren Ebene zu finden. (wiewohl es im Menschen immanet ist und er den Auftrag hat, es in sich (nicht etwa in den Anderern) zu verwirklichen!
Wenn wir in dieser Gesellschaft jedoch die Rahmenbedingungen beeinflussen können, so sollten wir sie deshalb so gestalten, dass die individuelle Bilanz vergleichsweise kurz bleibt, d.h. nicht auf dem Aktivsektor so aufgebläht ist, dass auf der Passivseite zu viele Verpflichtungen (d.h. Schulden, die abgearbeitet werden müssen) auftreten, vielmehr ein gesellschaftlich (wenn auch zwangsläufig stets labiles) Gleichgewicht auf allen Ebenen angestrebt und angesteuert wird."
Die Kritiker haben also insoweit recht, dass sich auf der Ebene der Natur (Dipolarität) das Gute oder besser die gute Tat (z.B. mehr Krankenhäuser) stets
in das Böse verwandelt (je mehr Krankeninstitutionen, desto mehr werden die zum Selbstzweck und schaffen sich"ihre" Kranken = Ertrag). Das ist immer so und wird auch so bleiben. Gute Tat gebiert Böses. Oder des einen Uhl des anderen Nachtigall.
Laotse sagte sinngemäß, (kann morgen gerne nachschlagen) als die göttliche Weisheit verloren ging, kam das menschliche Recht in Erscheinung.
Mit besten Grüßen
André
<center>
<HR>
</center> |
Galiani
29.11.2001, 14:02
@ André
|
@André: Danke für diese sehr tiefdringende Untersuchung der Frage! Gruß (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|