rodex
08.12.2001, 18:06 |
Argentinien: Regierung greift jetzt sogar in private Rentenkassen! Thread gesperrt |
"Persönliche private Rentenkonten waren den Argentiniern einst mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, sie seien viel sicherer als die vorher übliche staatliche Rentenversicherung. Doch in der Krise gibt es keine Tabus mehr. Die verzweifelte Regierung griff zu, als handle es sich um staatliche Fonds. Wann und wie sie den Versicherten ihr Geld ersetzen kann, weiß im Augenblick niemand."
Das ist doch mal ein Modell fuer Deutschland. Hier der Volltext...
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Pleite am La Plata
Auslandskredite für Argentinien werden eingefroren. Regierung greift jetzt sogar in private Rentenkassen
San Salvador taz Jetzt geht es in Argentinien Schlag auf Schlag. Am Mittwoch hatte der Internationale Währungsfonds einen dringend benötigten Kredit über 1,3 Milliarden Dollar vorläufig eingefroren. Am Donnerstag zogen die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank nach und sperrten die Auszahlung weiterer Kredite über 1,1 Milliarden Dollar. Es sieht so aus, als wollten die internationalen Finanzorganisationen den Staatsbankrott nicht mehr hinauszögern, sondern so schnell wie möglich abwickeln. Der argentinische Staat sitzt auf einem Schuldenberg von 132 Milliarden Dollar und hat wegen einer seit gut drei Jahren anhaltenden Rezession kein Geld mehr, um die Zinsen zu bezahlen. Noch im Dezember werden zwei Milliarden Dollar fällig. Die wollte Argentinien eigentlich mit den jetzt eingefrorenen Krediten bezahlen. Denn die Regierung unter Präsident Fernando de la Rúa hat nicht einmal mehr Geld für die längst gekürzten Staatsgehälter und Renten. Um Staatsbedienstete und Rentner trotzdem bezahlen zu können, griff de la Rúa am Donnerstag kurzerhand in die Fonds der privaten Rentenkassen, die in der staatlichen Nationalbank lagern. Persönliche private Rentenkonten waren den Argentiniern einst mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, sie seien viel sicherer als die vorher übliche staatliche Rentenversicherung. Doch in der Krise gibt es keine Tabus mehr. Die verzweifelte Regierung griff zu, als handle es sich um staatliche Fonds. Wann und wie sie den Versicherten ihr Geld ersetzen kann, weiß im Augenblick niemand. Finanzminister Domingo Cavallo flog am Donnerstag nach Washington, um dort vor den Zuständigen der internationalen Finanzorganisationen ein letztes Mal Kniefälle zu üben. Tags zuvor hatte er schon offen gedroht: Wenn kein frisches Geld nach Argentinien fließt, wird der Schuldendienst einfach eingestellt. Der historisch größte Fall einer Zahlungsunfähigkeit wäre dann eingetreten. TONI KEPPELER
http://www.taz.de/pt/2001/12/08/a0092.nf/text
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YIHI
08.12.2001, 18:26
@ rodex
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WARUM MELDEN DIE NICHT GANZ EINFACH KONKURS AN? owt |
>"Persönliche private Rentenkonten waren den Argentiniern einst mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, sie seien viel sicherer als die vorher übliche staatliche Rentenversicherung. Doch in der Krise gibt es keine Tabus mehr. Die verzweifelte Regierung griff zu, als handle es sich um staatliche Fonds. Wann und wie sie den Versicherten ihr Geld ersetzen kann, weiß im Augenblick niemand."
>Das ist doch mal ein Modell fuer Deutschland. Hier der Volltext...
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>Pleite am La Plata
>Auslandskredite für Argentinien werden eingefroren. Regierung greift jetzt sogar in private Rentenkassen
>San Salvador taz Jetzt geht es in Argentinien Schlag auf Schlag. Am Mittwoch hatte der Internationale Währungsfonds einen dringend benötigten Kredit über 1,3 Milliarden Dollar vorläufig eingefroren. Am Donnerstag zogen die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank nach und sperrten die Auszahlung weiterer Kredite über 1,1 Milliarden Dollar. Es sieht so aus, als wollten die internationalen Finanzorganisationen den Staatsbankrott nicht mehr hinauszögern, sondern so schnell wie möglich abwickeln. Der argentinische Staat sitzt auf einem Schuldenberg von 132 Milliarden Dollar und hat wegen einer seit gut drei Jahren anhaltenden Rezession kein Geld mehr, um die Zinsen zu bezahlen. Noch im Dezember werden zwei Milliarden Dollar fällig. Die wollte Argentinien eigentlich mit den jetzt eingefrorenen Krediten bezahlen. Denn die Regierung unter Präsident Fernando de la Rúa hat nicht einmal mehr Geld für die längst gekürzten Staatsgehälter und Renten. Um Staatsbedienstete und Rentner trotzdem bezahlen zu können, griff de la Rúa am Donnerstag kurzerhand in die Fonds der privaten Rentenkassen, die in der staatlichen Nationalbank lagern. Persönliche private Rentenkonten waren den Argentiniern einst mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, sie seien viel sicherer als die vorher übliche staatliche Rentenversicherung. Doch in der Krise gibt es keine Tabus mehr. Die verzweifelte Regierung griff zu, als handle es sich um staatliche Fonds. Wann und wie sie den Versicherten ihr Geld ersetzen kann, weiß im Augenblick niemand. Finanzminister Domingo Cavallo flog am Donnerstag nach Washington, um dort vor den Zuständigen der internationalen Finanzorganisationen ein letztes Mal Kniefälle zu üben. Tags zuvor hatte er schon offen gedroht: Wenn kein frisches Geld nach Argentinien fließt, wird der Schuldendienst einfach eingestellt. Der historisch größte Fall einer Zahlungsunfähigkeit wäre dann eingetreten. TONI KEPPELER
>http://www.taz.de/pt/2001/12/08/a0092.nf/text
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rodex
08.12.2001, 18:39
@ YIHI
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Re: WARUM MELDEN DIE NICHT GANZ EINFACH KONKURS AN? |
Ich vermute mal, weil die wichtigsten Politiker geschmiert sind, und ihr Land solange auspluendern, bis entweder nichts mehr zu holen ist, oder sie vom Volk abgesetzt werden.
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apoll
08.12.2001, 19:47
@ YIHI
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Re: WARUM MELDEN DIE NICHT GANZ EINFACH KONKURS AN? owt |
>>"Persönliche private Rentenkonten waren den Argentiniern einst mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, sie seien viel sicherer als die vorher übliche staatliche Rentenversicherung. Doch in der Krise gibt es keine Tabus mehr. Die verzweifelte Regierung griff zu, als handle es sich um staatliche Fonds. Wann und wie sie den Versicherten ihr Geld ersetzen kann, weiß im Augenblick niemand."
>>Das ist doch mal ein Modell fuer Deutschland. Hier der Volltext...
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>>Pleite am La Plata
>>Auslandskredite für Argentinien werden eingefroren. Regierung greift jetzt sogar in private Rentenkassen
>>San Salvador taz Jetzt geht es in Argentinien Schlag auf Schlag. Am Mittwoch hatte der Internationale Währungsfonds einen dringend benötigten Kredit über 1,3 Milliarden Dollar vorläufig eingefroren. Am Donnerstag zogen die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank nach und sperrten die Auszahlung weiterer Kredite über 1,1 Milliarden Dollar. Es sieht so aus, als wollten die internationalen Finanzorganisationen den Staatsbankrott nicht mehr hinauszögern, sondern so schnell wie möglich abwickeln. Der argentinische Staat sitzt auf einem Schuldenberg von 132 Milliarden Dollar und hat wegen einer seit gut drei Jahren anhaltenden Rezession kein Geld mehr, um die Zinsen zu bezahlen. Noch im Dezember werden zwei Milliarden Dollar fällig. Die wollte Argentinien eigentlich mit den jetzt eingefrorenen Krediten bezahlen. Denn die Regierung unter Präsident Fernando de la Rúa hat nicht einmal mehr Geld für die längst gekürzten Staatsgehälter und Renten. Um Staatsbedienstete und Rentner trotzdem bezahlen zu können, griff de la Rúa am Donnerstag kurzerhand in die Fonds der privaten Rentenkassen, die in der staatlichen Nationalbank lagern. Persönliche private Rentenkonten waren den Argentiniern einst mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, sie seien viel sicherer als die vorher übliche staatliche Rentenversicherung. Doch in der Krise gibt es keine Tabus mehr. Die verzweifelte Regierung griff zu, als handle es sich um staatliche Fonds. Wann und wie sie den Versicherten ihr Geld ersetzen kann, weiß im Augenblick niemand. Finanzminister Domingo Cavallo flog am Donnerstag nach Washington, um dort vor den Zuständigen der internationalen Finanzorganisationen ein letztes Mal Kniefälle zu üben. Tags zuvor hatte er schon offen gedroht: Wenn kein frisches Geld nach Argentinien fließt, wird der Schuldendienst einfach eingestellt. Der historisch größte Fall einer Zahlungsunfähigkeit wäre dann eingetreten. TONI KEPPELER
>>http://www.taz.de/pt/2001/12/08/a0092.nf/text
...das ist ein abgekartetes Spiel, die Regierung wird von den Intl.Institutionen
gezwungen erst mal alles Private einzusammeln, erst dann gibt´s wieder was und
die Masse verelendet.
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PuppetMaster
09.12.2001, 15:05
@ YIHI
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Re: WARUM MELDEN DIE NICHT GANZ EINFACH KONKURS AN? |
wie stellst du dir das praktisch vor?
wer soll das konkursverfahren abwickeln? was gehört in die konkursmasse, staatliche ländereien & anlagen oder gleich auch die argentinier selbst?"billig abzugeben aus konkurs: argentinische arbeitskräfte in allen farben, formen und grössen"...
eine' währungsreform' finde ich etwas wahrscheinlicher ;)
gruss
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Dionysos
09.12.2001, 16:43
@ PuppetMaster
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Re: Menschen als Konkursmasse |
Hallo PuppetMaster,
so weit hergeholt ist das gar nicht. Spanien wirbt in Uruguay
junge Männer an mit einem Wechsel in die spanischen Staats-
bürgerschaft. Einzige Bedingung ist der Eintritt in die
spanische Armee.
Schönen Advent noch
Dionysos
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dottore
10.12.2001, 10:19
@ PuppetMaster
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Re: WARUM MELDEN DIE NICHT GANZ EINFACH KONKURS AN? Siehe neuen IWF-Vorschlag |
>wie stellst du dir das praktisch vor?
>wer soll das konkursverfahren abwickeln? was gehört in die konkursmasse, staatliche ländereien & anlagen oder gleich auch die argentinier selbst?"billig abzugeben aus konkurs: argentinische arbeitskräfte in allen farben, formen und grössen"...
Du sprichst indirekt den Fall an, den Anna Krueger vom IWF am 26. November vorgestelt hat. Große Surprise!
Danach soll es sowas wie chapter 11 auch für Staaten geben (es geht nur um Auslandsschulden!). Zu den rechtlichen Details der chapter-Pleiten siehe das vorzügliche Posting von cosa kürzlich dazu.
Krueger:
"At the moment too many countries with unsurmountable debt problems leave it too long, imposing unnecessarily heavy economic costs on themselves and on the international community hat has to help pick up the pieces."
Kern des IWF-Planes:
- Bondholder sollen nicht mehr in das Land und seine Aktiva vollstrecken dürfen.
- Kapitalverkehrskontrollen, um Geldflucht zu verhinden (ähnlich wie Malaysia vermutlich).
Zeitrahmen allerdings:"In zwei bis drei Jahren".
Jeffrey Sachs (Havard) hatte dazu gute Vorschläge ausgearbeitet.
Folgen:
Die Staatspleiten werden wie chapter-11-Pleiten abgewickelt (kein Zugriff in die Aktiva, keine Vollstreckung, z.B. auf ausländische Konten).
ABER: Es wird dann niemand mehr dem Land neue Kredite geben und je näher der Termin der Einfürung der neuen Regelung rückt, desto schneller wird man sich als Bondholder noch von den Titeln trennen (= weiterer starker Kursverlus).
Allerdings tauchen dann lohnende Speklationen aus: Titel ief kaufen, und s lange warten, bis das Land abgewickelt hat, Klartext: In langen Jahren alles doch zu 100 wieder zurückzahlt (was ich bei ARG mit 132 Mrd. $ Auslandsschulden nicht vor dem Jahr 2030/2050 sehe, wie auch, da Schulden dann nur mit Exportüberschüssen reguliert werden könnten).
>eine' währungsreform' finde ich etwas wahrscheinlicher ;)
Die kommt nur für Inlandsschulden in Frage, Modell 1948.
Gruß
d.
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dottore
10.12.2001, 10:26
@ apoll
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Re: Argentinie war mal eins der reichsten Länder überhaupt - bis Peron! |
>...das ist ein abgekartetes Spiel, die Regierung wird von den Intl.Institutionen
>gezwungen erst mal alles Private einzusammeln, erst dann gibt´s wieder was und
>die Masse verelendet.
Na ja, die Masse hatte zunächst auch etwas von dem Geld, das in Form von Krediten geflossen ist, zum Teil jedenfalls, wieviel hängt vom Korruptionsgrad der Regierungen ab (wieviel sie also gleich wieder ins Ausland auf eigene Konten geschaufelt hatten).
Der Kreditgeber ist nicht der Schurke, damit machst Du es Dir zu einfach. Zunächst wird er ja als Wohltäter gefeiert (Geld kommt, wie schön), und erst, wenn die Fälligkeiten da sind, wird er in den Boden gestampft als Wucherer und Ausbeuter.
Kredite aufzwingen geht nicht. Der Kreditwunsch kommt immer zunächst von dem, der kein Geld hat. Warum er es nicht hat, steht auf einem anderen Blatt. ARG war schon mal eines der reichsten Länder der Welt (reicher als Schweiz pp.) und mit Peron begann dann das verwursten erst der Reserven (int. Guthaben - Kasse macht sinnlich, und ist schön geeignet, Macht zu kaufen), dann die int. Schuldenmacherei.
Gruß
d.
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Euklid
10.12.2001, 16:59
@ dottore
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Re: WARUM MELDEN DIE NICHT GANZ EINFACH KONKURS AN? Siehe neuen IWF-Vorschlag |
>>wie stellst du dir das praktisch vor?
>>wer soll das konkursverfahren abwickeln? was gehört in die konkursmasse, staatliche ländereien & anlagen oder gleich auch die argentinier selbst?"billig abzugeben aus konkurs: argentinische arbeitskräfte in allen farben, formen und grössen"...
>Du sprichst indirekt den Fall an, den Anna Krueger vom IWF am 26. November vorgestelt hat. Große Surprise!
>Danach soll es sowas wie chapter 11 auch für Staaten geben (es geht nur um Auslandsschulden!). Zu den rechtlichen Details der chapter-Pleiten siehe das vorzügliche Posting von cosa kürzlich dazu.
>Krueger:
>"At the moment too many countries with unsurmountable debt problems leave it too long, imposing unnecessarily heavy economic costs on themselves and on the international community hat has to help pick up the pieces."
>Kern des IWF-Planes:
>- Bondholder sollen nicht mehr in das Land und seine Aktiva vollstrecken dürfen.
>- Kapitalverkehrskontrollen, um Geldflucht zu verhinden (ähnlich wie Malaysia vermutlich).
>Zeitrahmen allerdings:"In zwei bis drei Jahren".
>Jeffrey Sachs (Havard) hatte dazu gute Vorschläge ausgearbeitet.
>Folgen:
>Die Staatspleiten werden wie chapter-11-Pleiten abgewickelt (kein Zugriff in die Aktiva, keine Vollstreckung, z.B. auf ausländische Konten).
>ABER: Es wird dann niemand mehr dem Land neue Kredite geben und je näher der Termin der Einfürung der neuen Regelung rückt, desto schneller wird man sich als Bondholder noch von den Titeln trennen (= weiterer starker Kursverlus).
>Allerdings tauchen dann lohnende Speklationen aus: Titel ief kaufen, und s lange warten, bis das Land abgewickelt hat, Klartext: In langen Jahren alles doch zu 100 wieder zurückzahlt (was ich bei ARG mit 132 Mrd. $ Auslandsschulden nicht vor dem Jahr 2030/2050 sehe, wie auch, da Schulden dann nur mit Exportüberschüssen reguliert werden könnten).
>>eine' währungsreform' finde ich etwas wahrscheinlicher ;)
>Die kommt nur für Inlandsschulden in Frage, Modell 1948.
>Gruß
>d.
Soll der Staatskonkurs eingeführt werden damit der größte Schuldner der Erde nämlich die USA einen sauberen Konkurs fabrizieren kann????
Und wird nicht anschließend den größten Gläubigern nämlich Japan und die Bundesrepublik der Verlust ihrer sogenannten Währungsüberschüsse mit den Lasten aus WKII gerechtfertigt.??Nachtigall ick hör dir trapsen!
Gruß EUKLID
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