Heute gelesen:
zunächst bei Spiegel.de die (geheime) Ankündigung von Microsoft, Linux den Kampf anzusagen.
dann bei golem.de die Umsetzung: ein Brief des"Verbandes der Software Industrie Deutschland" (=Verband zur Erringung der Microsoftweltherrschaft) an den deutschen Bundestag.
Schnippel
INTERNE MICROSOFT-MAIL
"Angriffswelle" gegen Linux
Von Thomas Hillenbrand
Laut einer internen Mail aus der Microsoft-Zentrale soll eine neue Marketingkampagne die Konkurrenz-Software Linux in die Knie zwingen. Dazu hat der Gates-Konzern unter anderem eine"unabhängige" Studie in Auftrag gegeben, die beweisen soll, dass Windows kostengünstiger ist als das Gratis-Betriebssystem Linux.
Brian Valentine: Mehrere"Angriffswellen" gegen Linux
Hamburg/Redmond - Microsoft plant dem kostenlosen Open-Source Betriebssystem Linux stärker zu Leibe zu rücken, das laut dem Marktforschungsunternehmen IDC inzwischen auf immerhin 27 Prozent aller neu ausgelieferten Server aufgespielt wird.
Wie das funktionieren soll, erklärt Microsofts für Windows zuständiger Vice President Brian Valentine in einer internen E-Mail, die an die Verkaufs- sowie die Marketingabteilung versandt wurde. Die Online-News-Seite"The Register" hat diese Mail, wie bereits andere Nachrichten Valentines an seine Untergebenen, vollständig ins Netz gestellt.
Linux lauert überall
In der Mail warnt Valentine seine Verkäufer, dass sich auch bei ihren Kunden Linux breit mache."Linux ist da draußen, in einigen Eurer Accounts, ohne dass Ihr es wisst." Deshalb, so Valentine weiter, müssten die Microsoft-Berater ihre Kunden genauer unter die Lupe nehmen."Wir müssen unsere Kundenkonten aktiver betreuen und tiefer graben!", so die Mail.
Im Weiteren gibt Valentine den Verkäufern praktische Tipps an die Hand, die helfen sollen, den Feind aufzuspüren."Geht hin und macht eine Begehung vor Ort. (…) … wenn Ihr eine Sun- oder IBM-Maschine seht, dann fragt, wofür sie benutzt wird, wenn Ihr seltsame Server seht, deren Zweck Ihr nicht kennt - fragt, was darauf läuft und macht Euch Notizen."
Darüber hinaus plant Microsoft laut der Mail, seinen Verkäufern argumentative Munition zu geben, welche die"Linux-Mythen entlarven" soll. Die"erste Angriffswelle" werde sich gegen die nach Valentines Ansicht irrige Annahme richten, dass Linux umsonst sei. Die"zweite Welle" bestehe aus einer ausgefeilten Kostenanalyse zwischen Linux und Windows.
Verkaufsargumente vom"unabhängigen" Berater
Dazu habe Microsoft das Beratungsunternehmen D.H. Brown Associates Inc. beauftragt, eine"unabhängige Analyse" zu erstellen. Seltsamerweise scheint Brian Valentine bereits zu wissen, dass der Kostenvergleich zu Gunsten von Microsoft ausfällt - obwohl die Studie laut seiner Mail erst"im Mai" verfügbar sein wird. Wie sonst könnte er bereits jetzt versprechen, dass die Analyse dazu beitragen werde,"dem Kunden zu vermitteln, wie wettbewerbsfähig Microsoft in dieser Arena" sei, und dass man demnächst"die Lautstärke hoch drehen" werde? Microsoft könnte diese Frage vielleicht beantworten, reagierte auf eine entsprechende Anfrage von SPIEGEL ONLINE allerdings bisher nicht.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass D.H. Brown bis vor kurzem auf seiner eigenen Homepage für das Produkt"Compete to Win" warb. Die im Rahmen von"Compete to Win" erstellten Studien seien dazu gedacht,"Ihren Vertriebsleuten zu helfen … die Behauptungen ihrer Wettbewerber zu entkräften … damit sie in die Offensive gehen können, um einen Auftrag zu gewinnen." Sehr unabhängig klingt das nicht. Den entsprechenden Text hat D.H. Brown inzwischen von seiner Website entfernt. D.H. Browns Chef, Scott Winkler, wollte auf Anfrage nichts zu laufenden Aufträgen sagen. Er bestätigte jedoch, dass Microsoft in der Vergangenheit Analysen seines Unternehmens verwendet habe. Die"Compete to Win"-Seite werde derzeit überarbeitet und sei deshalb aus dem Netz genommen worden.
Am Ende der Mail beschwört Valentine die Kollegen, seine internen Memos, die in letzter Zeit wiederholt an die Ã-ffentlichkeit gelangt waren, vertraulich zu behandeln. Denn er verfolge ganz genau, welchen Weg seine Mails nähmen."Früher habe ich (Anmerkung: das veraltete Mailprogramm) Exchange benutzt - aber glaubt deshalb bloß nicht, dass ich diese Nachricht nicht nachverfolge. Leitet sie nicht an Dritte weiter!"
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Schnippel Ende
Jetzt Golem.de:
Schnippel
Softwareverband stellt freie Software in Frage
Gallist:"Bundestag darf nicht als Marketinginstrument missbraucht werden."
Rudolf Gallist, Vorsitzender des Verbandes der Software Industrie Deutschland und vormals im Management von Microsoft Deutschland tätig, wendet sich in einem offenen Brief an Daniel Riek, Vorsitzender des Linux-Verbandes, gegen die Einführung von Open-Source-Software im Deutschen Bundestag. Laut Gallist stehen den"vermeintlich so klaren Vorteilen von"freier Software" eine Reihe nicht unerheblicher Argumente entgegen".
Gallist weist daraufhin, dass"die Auslieferung von Quellcodes ein schon seit Jahren praktizierter Bestandteil der Softwarelizenzierung in Deutschland ist und heute von fast jedem Softwarehersteller angeboten wird." Er wirft Riek in diesem Zusammenhang vor, künstliche Gegensätze aufzubauen.
Für eine Entscheidung des deutschen Bundestages sollten nach Meinung von Gallist vor allem die Fragen entscheidend sein:
Wie steht es um die Zukunftssicherheit von IT-Investitionen?
Sind Fragen der Gewährleistung eindeutig geklärt?
Kann ich mich auf sofortige technische Hilfe bei Problemen verlassen, 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche?
Ist es zulässig, einen"neuen" Ansatz von Softwareentwicklung einseitig zu fördern und damit das gesamte Geschäftsmodell der deutschen Softwareindustrie in Frage zu stellen?
Weiterhin führt Gallist an, dass das"klassische" Modell, das Software als geistiges Eigentum des Programmierers betrachtet, die Grundlage eines überaus erfolgreiches Geschäftsmodells darstellt."Auf der Basis der Lizenzierung von Software sind zahlreiche erfolgreiche Unternehmen entstanden, die heute Tausende von IT-Spezialisten beschäftigen. Im Laufe der Jahre haben sich flexible Strukturen gebildet, die sich immer wieder auf schnell ändernde Marktbedingungen einstellen mussten - man denke nur an die rasante Entwicklung, die durch das Internet hervorgerufen wurde. Diese Softwarehersteller haben jahrelange Erfahrungen mit Unternehmen gesammelt, ihre Produkte optimiert und auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. Unter dem Gesichtspunkt der Investitionssicherheit sind dies Argumente, die schwerlich zu entkräften sein dürften."
Gerade die Gewährleistung sieht Gallist als einen Punkt, der auch für den deutschen Bundestag von beträchtlichem Interesse sei."Hier vermisse ich bis heute ein klares Statement, wie es sich damit bei"Open Source" verhält." Auch zweifelt Gallist an, das im OpenSource-Bereich rund um die Uhr eine kompetente Hilfestellung zu erhalten ist.
Zudem führt Gallist den Anteil der Software-Industrie an der Bruttowertschöpfung der Bundesrepublik Deutschland an, die mit 52 Milliarden DM größer ist als die Bruttowertschöpfung von Fischerei, Land- und Forstwirtschaft zusammen (42,77 Milliarden DM)."Diese Wertschöpfung von über 20.000 Unternehmen sichert neben Tausenden von Arbeitsplätzen heute auch die Innovationskraft von morgen." Der Ansatz von"freier Software" stelle dagegen das seit Jahren erfolgreiche Geschäftsmodell des Großteils der Software-Unternehmen in Deutschland in Frage. Damit seien hohe Risiken bis hin zu einem Ansteigen von Insolvenzen im Software-Bereich verbunden, die zu entsprechendem Stellenabbau führen können, so Gallist.
"Das teilweise angeführte"Open Source Patent", ein von öffentlicher Hand finanziertes Subventionsmodell als Anreiz zur Entwicklung von Software, ist sicherlich keine Alternative zu einem funktionierenden und erfolgreichen Geschäftsmodell in einer Zukunftsindustrie!"
Gallist fordert weiter, dass die Entscheidung, ob"freie Software" für die Bewältigung der Aufgaben des deutschen Bundestags eine Alternative zu jetzigen Lösungen darstellen kann, auf sachlichen Gesichtspunkten beruhen müsse und keine Lösung bereits im Vorfeld aus politischen Gründen ausgeschlossen werden darf."In jeder Hinsicht ist der Versuch, die Bundesregierung und die Bundestagsverwaltung als Marketinginstrument zu missbrauchen, abzulehnen und sollte nicht zum Erfolg führen."
Schnippel Ende
Rumpel meint:"In jeder Hinsicht ist der Versuch der Bundesregierung und der Bundestagsverwaltung sich der amerikanischen Spionage zu entziehen, abzulehnen und sollte nicht zum Erfolg führen."
...
Air conditioned environment, do not open Windows!
... use Linux!
Grüße
R.
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