dottore
06.01.2002, 21:35 |
Monetaristen, Geldmengler, Freigeldianer - Euer ultimativer Lackmus-Test, hier:Thread gesperrt |
Hi,
wir haben uns doch immer gefragt, ob und in welcher Form, das heutige"Geld" oder gar die"Geldmenge" einen Einfluss auf wirtschaftliche Aktivitäten aller Art ausübt und wenn ja, wie und vor allem was:
Ready cash at hand, MZM, M1, M3, usw.?
Die Monetaristen aller Couleur behaupten, es gäbe da"Zusamenhänge", vor allem in dem Sinne, dass"mehr Geld" auch"mehr wirtschaftliche Aktivitäten" bedeute. Dabei wird von einer"Verzögerung" von einigen Monaten ausgegangen, was aber niemand bisher so richtig einleuchten konnte. Denn was hat das"vermehrte" Geld wohl in der Zwischenzeit gemacht, bevor es also"aktiv" wurde?
Dass ich persönlich die Geldmengen-, alias Monetarismustheorie (als Ex-Monetarist und Friedman-Schüler, immerhin) für Mumpitz halte, ist hier im Forum oft genug dargestellt worden. Für mich bestimmen ausschließlich Kredite (Schulden) den Wirtschaftsablauf, und ob und wie viel Schuldenderivate, wozu auch"Geld" heute gehört, eine Rolle spielen, ist niemals irgendwelchen"Geldmengen" abzuschauen, sondern ausschließlich"Schuldenmengen".
Nun gibt es diese sensationelle"Geld"-Statistik (Quellen: EZB, CSFB):
[img][/img]
Sie zeigt einen geradezu dramatischen Fall der Bargeldumlaufs im Euro-Raum, der ca. minus 20 Prozent erreicht (letzte verfügbare Zahlen).
Die M1-Zahlen im Euro-Raum (also vor allem incl. Giralforderungen) halten sich 2001 noch einigermaßen, auch der Bargeldumlauf in der schönen Schweiz ist nicht zusammen gebrochen.
Aber das"Bargeld im Umlauf im Euro-Raum" ist in Richtung auf ein Verschwindibus unterwegs gewesen.
Das bedeutet vor allem für alle Bargeld-Freaks (insonderheit Freigeldianer, die das Wirtschaften als ein Wirtschaften aus Bargeld heraus verstehen), dass es zu einem Kollaps der kaufkraftwirksamen Nachfrage im Jahr 2001 gekommen sein muss.
Wir alle kennen Oldys Waage bestens: bei einer solchen Verminderung des Bargeldes ("Geldmenge") im Euro-Raum kann es nur zu einem Zusammenbruch der anderen"Seite" der Waage (Waren x Preise) gekommen sein, d.h., da sich beide Seiten der Gleichung (Umsatz x Preise = Bargeld x Umlaufsgeschwindigkeit) zeitgleich abspielen (!), müssten also
- die Umsätze x Preise um 20 % gemindert sein, oder:
- die Umlaufsgeschwindigkeit auf der rechten Seite seiner Waage müsste sich um 20 % erhöht haben (ganz ohne"Umlaufsicherung", nebenbei).
Warten wir also die realen Zahlen (linke Seite der Waage) ab.
Die Monetaristen sonstiger Couleur haben sogar noch etwas Zeit, da sie immer von einer rätselhaften"Verzögerung" ausgehen.
Aber ein solcher Hieb in den Grundbestand ihrer wichtigsten"Geldmenge" (Friedman nennt es bekanntlich"high powered money") müsste sich alsbald im €-Raum in zusammengebrochenen Umsatz- bzw. Verkaufszahlen bemerkbar machen.
Sollten die Statistiken dies nicht zu erkennen geben (bisher gibt es sogar noch positive Inflationszahlen!), hätten alle"Geld"- oder"Geldmengentheorien" nur noch ihren letzten Weg zu gehen: Zum Friedhof gescheiterter Theorien. Voll genug ist er schon.
Gruß
d.
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JüKü
06.01.2002, 21:48
@ dottore
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Re: Monetaristen / dottore: Chart nicht da, ist auch nicht in Ihrem Verzeichnis (owT) |
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dottore
06.01.2002, 22:40
@ JüKü
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@JüKü: Chart jetzt zu sehen? Bei mir sieht er gut aus... (owT) |
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JüKü
06.01.2002, 22:43
@ dottore
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Re: @JüKü: Chart jetzt zu sehen? Bei mir sieht er gut aus... / Nein...mT |
Bei Ihnen ist er ja auch auf der Platte, deshalb sehen sie ihn.
Ich würde ihn aber auch gern sehen.....
Schicken Sie ihn mir zu?
elliottwaves@gmx.de
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JÜKÜ
06.01.2002, 23:02
@ dottore
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Re: Monetaristen,.../ dottores Chart ist im Original jetzt drin (hier auch) |
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XERXES
08.01.2002, 10:21
@ dottore
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Re: Monetaristen, Geldmengler, Freigeldianer - Euer ultimativer Lackmus-Test, hier: |
Der Chart zeigt eindeutig, dass es in den letzten 18 Monaten zu massiven umtauschaktionen von Euro-Inwaehrungen-Schwarzgeld in CHF oder USD gekommen ist. Sonst garnichts!
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Diogenes
08.01.2002, 14:42
@ dottore
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Euer ultimativer Lackmus-Test, hier: / Lösungsmöglichkeit: |
>[img][/img]
Da die Wirtschaft noch steht, schätze ich des Rätsels Lösung liegt in den Fristigkeiten mit denen"bezahlt" wird. M2 ohne M1 bzw. M3 ohne M2 müßten gestiegen sein. Zu gut Deutsch: Die Fälligkeiten wurden weiter in die Zukunft verschoben.
Hat jemand einen Chart dazu?
Lebe heute und zahle morgen,
zahle morgen mit weiter borgen.
Gruß
Diogenes
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XERXES
08.01.2002, 15:32
@ dottore
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Re: Monetaristen, Geldmengler, Freigeldianer - Euer ultimativer Lackmus-Test, hier: |
Alle Diskussion ist hiermit makulatur!
Banknotenumlauf im Euro-System in der Woche zum 28.12.01 278,1 mrd EUR,
Woche zum 04.01.02 394,6 mrd EUR das ist ein Plus von 41,9 %!
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dottore
08.01.2002, 16:51
@ XERXES
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Re: Und die UMTS-Auktion als Geldvermehrer gleich noch drauf... |
>Alle Diskussion ist hiermit makulatur!
>Banknotenumlauf im Euro-System in der Woche zum 28.12.01 278,1 mrd EUR,
>Woche zum 04.01.02 394,6 mrd EUR das ist ein Plus von 41,9 %!
Danke Xerxes,
genau das wollte ich doch lesen. Die Frage, womit in der Wirtschaft (die nicht zusammengebrochen ist, siehe den Beitrag von Diogenes) gekauft und bezahlt wird, ist damit beantwortet.
Dazu noch ein wunderbares Zitat aus dem GB (2000) der Buba:
"Das Geldmengenwachstum lag im vergangene Jahr erneut durchgängig über dem Referenzwert von 4 1/2 %... Einem kräftigen Anstieg von M3 in den Monaten Februar und März... folgte im zweiten Quartal eine spürbare Beruhigung der Geldmengenexpansion. <font color="FF0000">In den Sommermonaten Juli und August verstärkte sie sich unter dem Einfluss der Versteigerung der deutschen UMTS-Lizenzen zwar erneut.</font> Danach verlief die monetäre Dynamik aber wieder in ruhigeren Bahnen...
Damit ist wohl auch endgültig Makulatur die Behauptung, dass die"Geldmenge" die Preise macht und nicht umgekehrt die zu konkreten Preise ausgeübte Nachfrage die"Geldmenge".
So etwas wie eine <b"monetäre Dynamik"[/b] gibt es leider nicht, auch wenn die Bundesbank das so schön formuliert. Die Dynamik kommt aus der Wirtschaft und zwar aus gewollten und realisierten Käufen (= Ausüben von Nachfrage).
Käufe sind Kontrakte, die erfüllt werden müssen. Und das zur Kontrakterfüllung erforderliche Schuldendeckungsmittel ("Geld") muss man sich beschaffen, was die"Geldmenge" just in dem Umfang und zu den Terminen verändert, in dem die Kontrakte fällig werden.
Alles ganz einfach. Hätte Eichel mit der Bezahlung der UMTS-Lizenzen bis heute gewartet, hätte sich die"Geldmenge" im Sommer 2000 nicht um einen Pfennig erhöht. Rechnungen allein erhöhen bestenfalls die Anfälligkeit für Schweißausbrüche, aber niemals beeinflussen sie die"Geldmenge".
Und zur Nichtbezahlung von Rechnungen, die selbstverständlich nur entstehen können, nachdem gekauft wurde, braucht man auch keinerlei"Geldmenge", sondern nur gute Nerven.
Gruß
d.
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dottore
08.01.2002, 17:00
@ dottore
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Re: Muss heißen"monetäre Dynamik" gibt es nicht, auch wenn's die Buba glaubt (owT) |
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dottore
08.01.2002, 17:01
@ dottore
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Re: Textchen nochmal, sorry! |
>>Alle Diskussion ist hiermit makulatur!
>>Banknotenumlauf im Euro-System in der Woche zum 28.12.01 278,1 mrd EUR,
>>Woche zum 04.01.02 394,6 mrd EUR das ist ein Plus von 41,9 %!
>Danke Xerxes,
>genau das wollte ich doch lesen. Die Frage, womit in der Wirtschaft (die nicht zusammengebrochen ist, siehe den Beitrag von Diogenes) gekauft und bezahlt wird, ist damit beantwortet.
>Dazu noch ein wunderbares Zitat aus dem GB (2000) der Buba:
>"Das Geldmengenwachstum lag im vergangene Jahr erneut durchgängig über dem Referenzwert von 4 1/2 %... Einem kräftigen Anstieg von M3 in den Monaten Februar und März... folgte im zweiten Quartal eine spürbare Beruhigung der Geldmengenexpansion. <font color="FF0000">In den Sommermonaten Juli und August verstärkte sie sich unter dem Einfluss der Versteigerung der deutschen UMTS-Lizenzen zwar erneut.</font> Danach verlief die monetäre Dynamik aber wieder in ruhigeren Bahnen...
>Damit ist wohl auch endgültig Makulatur die Behauptung, dass die"Geldmenge" die Preise macht und nicht umgekehrt die zu konkreten Preise ausgeübte Nachfrage die"Geldmenge".
>So etwas wie eine "monetäre Dynamik" gibt es leider nicht, auch wenn die Bundesbank das so schön formuliert. Die Dynamik kommt aus der Wirtschaft und zwar aus gewollten und realisierten Käufen (= Ausüben von Nachfrage).
>Käufe sind Kontrakte, die erfüllt werden müssen. Und das zur Kontrakterfüllung erforderliche Schuldendeckungsmittel ("Geld") muss man sich beschaffen, was die"Geldmenge" just in dem Umfang und zu den Terminen verändert, in dem die Kontrakte fällig werden.
>Alles ganz einfach. Hätte Eichel mit der Bezahlung der UMTS-Lizenzen bis heute gewartet, hätte sich die"Geldmenge" im Sommer 2000 nicht um einen Pfennig erhöht. Rechnungen allein erhöhen bestenfalls die Anfälligkeit für Schweißausbrüche, aber niemals beeinflussen sie die"Geldmenge".
>Und zur Nichtbezahlung von Rechnungen, die selbstverständlich nur entstehen können, nachdem gekauft wurde, braucht man auch keinerlei"Geldmenge", sondern nur gute Nerven.
>Gruß
>d.
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Oldy
08.01.2002, 21:12
@ dottore
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Re: Muss heißen |
$$$ Da die schöne Graphik wieder einmal dazu herhalten muß alles was die Wirtschaftswissenschaft zur Geldmenge zählt als umlaufendes Geld anzusehen und deshalb jegliche Diskussion mit Leuten darüber nutzlos ist, welche z.B. Sparguthaben zur"umlaufenden" Geldmenge zählen, genau so wie gehortetes Bargeld, dessen Existenz sie bisher abgestritten haben - aber jetzt manchmal recht kleinlaut doch zugeben müssen, mache ich es mir einfach.
Ich stelle einfach den folgenden Beitrag von MV hier herein:
>Ich hab keine Lust, mich in diesem Forum zu registrieren. Deshalb poste ich hier (evtl kannst du es weiterleiten, Oldy):
>Der Link im Zizat führt zu einer sehr interessanten Grafik, die den Bargeldumlaufrückgang von 20% im letzten Jahr"belegt".
>Diese Grafik, die als Beweis gegen Oldy verwendet wird, hat allerdings einen gravierenden Fehler: Was ist der"Bargeldumlauf"?
>Die Antwort darauf hat Klaus aus Hamburg eigentlich schon gegeben (danke ;)). Da ich den Beitrag, in dem ähnliches angesprchen wurde, gerade nicht finde, versuche ich es hier zusammenzufassen:
>Die EZB (von der stammt die Grafik! Die Quellenangabe steht ja dabei) sieht als umlaufende Geldmenge alles an, was"draußen" ist - also sämtliches Bargeld, dass sie ausgeeben hat, egal wieviel davon gehortet wurde und gar nicht umläuft.
>Wenn nun Leute zur Bank gehen und Bargeld einzahlen, dann spricht die EZB von einem Rückgang der Bargeldmenge.
>Allerdings ist das, wie wir wissen, falsch! Denn die umlaufende Bargeldmenge geht nur zurück, wenn man ungehortetes Geld zur Bank bringt. Werden allerdings gehortete Geldmengen enthortet und zur Bank gebracht, so hat das auf die umlaufende Geldmenge überhaupt keinen vermindernden Einfluss!
>Im Zug der Euro-Einführung müssen gehortete DM-Beträge zwangsläufig enthortet werden. Somit fließt viel Geld, das für den Umlauf heute völlig uninteressant ist und NICHT zur umlaufenden Bargeldmenge gehört, zur EZB.
>Und deshalb kommt eine solche Statistik zustande, die im Elliot-Forum gegen Oldy verwendet wird, die aber, wenn man sich mit ihrer Entstehung befasst, in Wirklichkeit die Freigeldtheorie stützt! Denn die Freigeldtheorie sagt exakt dieses Verhalten vorraus! Sie hat sich (mal wieder) in der Praxis bewährt. Danke an dottere, dass du uns hilfst.
Kleiner Zusatz:
Da oben ist mir ein Mißgeschick unterlaufen. Natürlich hat die Enthortung einen Einfluss auf die umlaufende Geldmenge. Die enthorteten Geldmengen, die nun zur bank gebracht werden und als"Rückgang" des Bargeldumlaufs angesehen werden, werden ja weiterverliehen.
Somit dokumentiert dieser"Rückgang" des Bargeldumlaufes keinen eigentlichen Rückgang sondern die Enthortung von Bargeld, also eine Steigung der umlaufenden Geldmenge (was bei der Euro-Einführung auch logisch ist, deshalb wird das Geld ja enthortet).
Was ich eigentlich ausdrücken wollte: Die gehorteten Geldmengen, die jetzt enthortet und zur bank gebracht werden, mindern die umlaufende Geldmenge nicht (beeinflussen: ja, mindern: nein).
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