Konzerne rechnen 2002
mit drastischen Umsatzeinbrüchen
Die größte Autoshow der Welt in Detroit wird in diesem Jahr von düsteren Aussichten für die Branche überschattet. Die in der Automobilmetropole im US-Bundesstaat Michigan versammelten Manager und Händler wird vor allem die Frage beschäftigen, wie rasch sich die Vereinigten Staaten als ihr größter Absatzmarkt von den Nachwirkungen der Terroranschläge des 11. September erholen können.
Zwar sanken die Verkaufszahlen in den USA im abgelaufenen Jahr nur leicht. Doch eins ist schon jetzt klar: In diesem Jahr kommt der große Einbruch bei den Neuzulassungen.
Autoverkauf schrumpfte
Der Autoverkauf schrumpfte in den USA im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent auf 17,18 Millionen Stück. Damit wurde die Rekordzahl von 17,4 Millionen aus dem Jahr 2000 nur leicht verfehlt. Jedoch wird die Bilanz durch zahlreiche Sondervergünstigungen verzerrt, die vor allem die US-Hersteller Ford und General Motors (GM) seit dem 11. September gewährten. Hohe Rabatte und zinslose Darlehen veranlassten viele Kunden in den vergangenen Monaten dazu, ihren ohnehin geplanten Autokauf vorzuziehen. Deshalb rechnen alle damit, dass es innerhalb der nächsten Monate zu einem Einbruch beim Autoabsatz kommt. Das Minus wird nach Schätzungen von General Motors, Ford und Chrysler zwischen zehn und 15 Prozent liegen.
»Wir denken, dass der US-Markt insgesamt auf 15 bis 15,5 Millionen verkaufte Fahrzeuge schrumpft», sagt beispielsweise GM-Chef Rick Wagoner. Auch Chrysler-Chef Dieter Zetsche, dessen Verkäufe bereits im vergangenen Jahr um zehn Prozent in den Keller gerauscht waren, rechnet nur noch mit insgesamt 15 bis 16 Millionen verkauften Neuwagen in den USA. Vor allem im ersten Halbjahr wird es die Autobauer wohl knallhart treffen. Die Konsequenz dürfte ein noch gnadenloserer Konkurrenzkampf sein, bei dem durch Rabatte und Sonderangebote die Margen der Konzerne weiter geschmälert werden. Schon jetzt brachten viele Verkäufe nach Angaben von Ford-Vize Nick Scheele wegen der hohen Preisnachlässe nach dem 11. September den Unternehmen nichts mehr ein.
Die meisten der derzeit laufenden Aktionen sind bis zum 14. Januar befristet. Doch auch für die Zeit danach wird der Marketingkampf weiter gehen. Schon kündigte Ford an, entsprechend der Jahreszahl mindestens bis Ende Februar jedem Käufer 2002 Dollar Rabatt zu geben. Die anderen werden wohl oder übel mithalten müssen.
Gehobener Standard immun
Die Detroiter Autoshow öffnet für Branchenvertreter am Mittwoch ihre Pforten, vom 12. bis 21. Januar ist dann das breite Publikum zugelassen. Große Aufmerksamkeit dürften erneut die deutschen Modelle auf sich ziehen. Autos made in Germany gehören in den USA zum gehobenen Standard und sind dort relativ immun gegen Konjunkturschwankungen.
Im Unterschied zu vielen anderen Kollegen können deshalb die deutschen Automanager - mit Ausnahme der Chrysler-geschädigten Daimler-Bosse - relativ gelassen nach Detroit reisen. BMW etwa konnte seine Verkaufzahlen in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr um stolze 12,5 Prozent steigern. In Detroit will das Unternehmen seine neue 7er-Reihe in den Mittelpunkt stellen. Porsche wiederum will seine neue 911-Variante GT2 in Detroit als Weltpremiere vorstellen.
Unterdessen wird der US-Autobauer Ford nach Presseinformationen in dieser Woche die Streichung von bis zu 20.000 Stellen in Nordamerika bekannt geben. Diese Zahl sei Teil des Restrukturierungsprogramms, das Ford am Freitag vorstellen werde, berichtete die «Financial Times». Dabei sei auch die Schließung mehrerer Fabriken in Nordamerika geplant.
Quelle: heute.online
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