Cosa
08.01.2002, 10:18 |
US-Leistungsbilanz; kapier' es nicht Thread gesperrt |
Hi
Gerade versuche ich die US Leistungsbilanz zu verstehen, es treten aber nur Fragen auf. Zuletzt wurde diese am 12.12.2001 veröffentlicht.
Also, schaue ich mir die"Foreign-owned assets in the United States, net" (Zeile 55) an dann ergibt sich ein deutlicher Abfall alleine vom zweiten auf das dritte Quartal um -$174,470 Mrd.; von $226,581 Mrd. auf $52,111 Mrd.
Der wohl dafĂĽr verantwortliche Posten ist die"Other foreign assets in the United States, net" (Zeile 63) mit -$212,163 Mrd. Q2/Q3 und da insbesondere die"Direct investment." (Zeile 64) mit -$38,820 Mrd. und vor allem die"U.S. securities other than U.S. Treasury securities" (Zeile 66) mit -$63,057 Mrd.
Diese Posten liegen im Vergleich zu den Vorquartalen wirklich quer, aber was heisst das und vor allem was bedeutet das?
Warum dieser Abfall, was steckt dahinter?
Das ganze Ausmass auch graphisch:
<center>[img][/img] </center>
in der Hoffnung, dass jemand Licht ins Dunkel bringt
schöne Grüsse
Cosa
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XERXES
08.01.2002, 10:26
@ Cosa
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Re: US-Leistungsbilanz; kapier' es nicht |
Ein Grossteil des Rueckgangs duerfte durch die gesunkene Marktkapitalisierung der US-Boersen, sowie der starkgestiegenen Defaultrate der US-Bondmaertkte zu erklaeren sein.
Ich sag es doch schon immer: wollt Ihr euer Geld vernichten, investiert in die USA.
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le chat
08.01.2002, 11:52
@ Cosa
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Verkaufen die Japaner??? (owT) |
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FlyingCondor
08.01.2002, 12:01
@ Cosa
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Re: kleine Frage zum Chart |
Hi Cosa!
>Warum dieser Abfall, was steckt dahinter?
>Das ganze Ausmass auch graphisch:
><center>[img][/img] </center>
>in der Hoffnung, dass jemand Licht ins Dunkel bringt
>schöne Grüsse
Wieso geht dein Chart teilweise ins Minus? Entstanden durch Interpolation?
Eigentlich dürften die Zahlen doch maximal bis 0 sinken und wenn die Ausländer bei den USA Schulden hätten würde das doch in einer anderen Kategorie erfasst werden.
Cya
Condor
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Cosa
08.01.2002, 12:10
@ XERXES
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Re: US-Leistungsbilanz; kapier' es nicht |
>Ein Grossteil des Rueckgangs duerfte durch die gesunkene Marktkapitalisierung der US-Boersen, sowie der starkgestiegenen Defaultrate der US-Bondmaertkte zu erklaeren sein.
>Ich sag es doch schon immer: wollt Ihr euer Geld vernichten, investiert in die USA.
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Hi Xerxes!
Dir auch noch ein schönes neues Jahr!
An die Börsen und die gesunkene Marktkapitalisierung hatte ich auch zuerst gedacht, aber da ging es ja schon viel früher bergab. Erst vom zweiten zum dritten Quartal letzten Jahres war die massive Reduktion. Sozusagen ATH bei den foreign assets war im ersten Quartal 2001, die Börsen hatten aber doch vorher schon einiges Kapital verbraten. Da vermute ich eine andere Erklärung, aber welche. Für den 11. September wär die Zeit ein wenig kurz.
viele GrĂĽsse
Cosa
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XERXES
08.01.2002, 12:50
@ Cosa
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Re: US-Leistungsbilanz; kapier' es nicht |
>Hi Xerxes!
>Dir auch noch ein schönes neues Jahr!
>An die Börsen und die gesunkene Marktkapitalisierung hatte ich auch zuerst gedacht, aber da ging es ja schon viel früher bergab.
Hier die Frage, wann die sinkenden Kurse Bilanzwirksam werden? Doch erst am folgenden Bilanzstichtag, oder?
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Cosa
08.01.2002, 12:59
@ FlyingCondor
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Re: kleine Frage zum Chart |
Hi Condor!
Wieso geht dein Chart teilweise ins Minus? Entstanden durch Interpolation?
Eigentlich dürften die Zahlen doch maximal bis 0 sinken und wenn die Ausländer bei den USA Schulden hätten würde das doch in einer anderen Kategorie erfasst werden.
Die Daten habe ich nicht verändert; es sind die Originaldaten des BEA, und richtig zu Beginn der 90iger Jahre geben die negative Werte an, aber auch zuvor - vor allem in den 60iger Jahren - waren die Werte häufiger negativ. Da hätte ich einen semilogarithmischen Chart nehmen sollen, um dies darzustellen.
FĂĽr das erste Quartal 1990 sieht der Bilanzausschnitt so aus:
<pre>
Foreign-owned assets in the United States, net (increase/financial inflow (+)) -22824
Foreign official assets in the United States, net -6421
U.S. Government securities -6698
U.S. Treasury securities/9/ -6177
Other/10/ -521
Other U.S. Government liabilities/11/ -195
U.S. liabilities reported by U.S. banks, not included elsewhere 598
Other foreign official assets/12/ -126
Other foreign assets in the United States, net -16403
Direct investment 15774
U.S. Treasury securities -1891
U.S. securities other than U.S. Treasury securities 1311
U.S. currency 3600
U.S. liabilities to unaffiliated foreigners reported by U.S. nonbanking concern 12904
U.S. liabilities reported by U.S. banks, not included elsewhere -48101</pre>
>><center>[img][/img] </center>
Gruss
Cosa
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Cosa
08.01.2002, 13:16
@ XERXES
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Re: US-Leistungsbilanz; kapier' es nicht |
>>Hi Xerxes!
>>Dir auch noch ein schönes neues Jahr!
>>An die Börsen und die gesunkene Marktkapitalisierung hatte ich auch zuerst gedacht, aber da ging es ja schon viel früher bergab.
>Hier die Frage, wann die sinkenden Kurse Bilanzwirksam werden? Doch erst am folgenden Bilanzstichtag, oder?
--------------
Yo, klar die Verzögerung macht Sinn. Brauch wohl noch Coffein um endlich wach zu werden *g*
Aber"nur" die fallende Börse ist mir irgendwie zu wenig; dachte immer, dass da auch Verbindlichkeiten von Unternehmen mit drinstecken. Dottore hatte es mal erklärt, aber ich find das Posting nicht mehr wieder.
Gruss
Cosa
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dottore
08.01.2002, 14:33
@ Cosa
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Re: Vielleicht hilft dies (der Dollarkurs zeigt es deutlich...): |
>>>Hi Xerxes!
>>>Dir auch noch ein schönes neues Jahr!
>>>An die Börsen und die gesunkene Marktkapitalisierung hatte ich auch zuerst gedacht, aber da ging es ja schon viel früher bergab.
>>Hier die Frage, wann die sinkenden Kurse Bilanzwirksam werden? Doch erst am folgenden Bilanzstichtag, oder?
>--------------
>Yo, klar die Verzögerung macht Sinn. Brauch wohl noch Coffein um endlich wach zu werden *g*
>Aber"nur" die fallende Börse ist mir irgendwie zu wenig; dachte immer, dass da auch Verbindlichkeiten von Unternehmen mit drinstecken. Dottore hatte es mal erklärt, aber ich find das Posting nicht mehr wieder.
>Gruss
>Cosa
Hi Cosa,
den erläuternden Text aus der Quelle hier, der sich darauf bezieht:
Foreign-owned assets in the United States increased $52.1 billion in the third quarter,
following an increase of $226.6 billion in the second. There was a shift to a decrease in
liabilities reported by U.S. banks and reductions in inflows for net foreign purchases of U.S.
securities other than U.S. Treasury securities and for foreign direct investment in the United
States.
kennst Du natĂĽrlich.
Daraus geht nach meiner Meinung folgendes hervor:
1. Die US-Banken bzw. ihre (rechtlich selbständigen) Töchter außerhalb der USA und genuine"foreigners" haben im fraglichen Zeitraum um rd. 175 Mrd. $ weniger in die USA transferiert als im Zeitraum davor.
2. In den Zeiträumen davor nahmen die US-Banken große Summen, vor allem in Euroland auf (das war glaube ich mein Posting), was auch den starken Anstieg des US gegen € erklärt hat, der inzwischen so gut wie aufgehört hat. Wechselkurs im selben Zeitraum kaum verändert.
3. Von"Foreigners" (wie unter 1 beschrieben, also auch US-Bankentöchter) wurde weniger in die USA transferiert, was seine Ensprechung in einer geringeren Aufnahme von Bankschulden der"Foreigners" im Ausland finden müsste.
Oder anders: Die"Foreigners" haben sich weniger stark an den Geld- und Kapitalmärkten außerhalb der USA bedient, um die Summen danach in die USA zu transferieren.
Dass dieser Abfall der Inflows um die 175 Mrd. $ kein Pappenstiel sind, ist klar. Die US-Banken (wie oben) sind in ihrer Geldbeschaffung außerhalb der USA vorsichtiger geworden und ebenso in ihrer Einschätzung möglicher Kurssteigerungspotentiale an den US-Finanzmärkten, in die das im Ausland aufgenommene Geld Kapital via"Umtausch" in US$ zuvor sehr stark geflossen ist.
Der geringere"increase" beim Inflow in die USA entspricht also dem "decrease in liabilities" (Schulden), die (vor allem die US-connected)"Foreigners" außerhalb der USA eingegangen sind. Wozu natürlich die übrigen Käufe von US Securities durch Foreigners kommen, die ebenfalls zurück gegangen sind. Die"direct investments" hattest Du ja auch schon genannt.
Oder so (theoretische Beispiele):
Fall A: JPMorgan Europe hatte bisher 100 in Euroland aufgenommen (inflow in die USA = 100), jetzt nur noch 20 (inflow = 20, RĂĽckgang = um 80).
Fall B: Hypovereinsbank hatte bisher 100 (egal jetzt woher die 100 kamen, vielleicht als zusätzliche Verschuldung der HVB am €-Geld- und/oder Kapitalmarkt, vielleicht als ihr sonstwie zugegangene Mittel) in die USA transferiert (= inflow = 100). Jetzt nur noch 20 transferiert (= inflow = 20). Rückgang des Inflow = um 80.
Fall C: BMW hat entsprechend weniger in seine US-Affiliates gesteckt - ebenfalls niedrigerer inflow.
So könnte es hinkommen. Jedenfalls erklärt der Rückgang des inflows sehr klar den nicht mehr weiter gestiegenen (und wegen der schon erreichten WK-Realtion gestoppten) Kurs des US$.
Und damit zugleich auch, dass Wechselkurse heute gar nichts mehr mit"realen" Transaktion,"Kaufkraftparitäten" usw. zu tun haben, sondern nur noch mit dem Hin- und Herschießen von Geld & Kapital (obendrein zum größten Teil im jeweils anderen Teil in Form von Verschuldung aufgenommenem!), um an den Finanz- und Devisenmärkten erwartete Differenzgewinne mitzunehmen.
Lang lebe die Bubble of Finance!
GruĂź
d.
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dottore
08.01.2002, 14:36
@ le chat
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Re: Noch nicht! Es sind weniger Zu-, aber keine AbflĂĽsse ("flow"-Statistik!) (owT) |
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Cosa
08.01.2002, 19:50
@ dottore
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Re: Vielleicht hilft dies (der Dollarkurs zeigt es deutlich...): |
Vielen Dank, dottore!
Da muss ich erst einmal drüber nachdenken - in diese Richtung hatte ich nicht gedacht. Es dauert alles ein wenig länger.
Jetzt habe ich das Posting aber gespeichert!
Lang lebe die Bubble of Finance!
Ein Platzen möchte ich nicht erleben!
herzliche GrĂĽsse
Cosa
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XERXES
08.01.2002, 19:52
@ Cosa
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Re: Vielleicht hilft dies (der Dollarkurs zeigt es deutlich...): |
Sehr schoen hierbei ist der Chartvergleich - US-Leistungsbilanzdefizit gegen EUR/USD
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