Caspar
11.01.2002, 19:51 |
@ Kapitalisten & Sozialisten (ohne Emo) Thread gesperrt |
Hi,
In der hitzigen"K-Debatte" ist ja die (unter anderem) These aufgestellt worden, dass der Kapitalismus Armut erzeugt. Das wurde teilweise bestritten, ich habe zum Beispiel auf dottore verwiesen, der ja sagt, je mehr Staatsverschuldung (die zugleich eine risikofreie Anlageform sind, zumindest bis jetzt), desto mehr Arbeitslosigkeit.
Einfacher: wenn es viele Festverzinsliche Staatspapiere gibt, denn investieren Unternehmer lieber in diese Papiere. statt in reale Unternehmungen mit Arbeitsnehmern.
Jetzt habe ich mal einen Chart gemacht dazu: Entwicklung der Arbeitslosenquote (normiert) und Entwicklung der Staatsverschuldung Deutschland, 1960-99.
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Die Daten der AL-Quote und der SV stellen anfang der 90er auf um, sie enthalten dann auch Daten der neuen Bundesländer, daher die Farbeunterschiede.
Alle Daten aus dem Statistische Taschenbuch, das man sich beim BM für Arbeits runterlanden kann.
Ich finde dottores Zusammenhang auch so schon überzeugend. Aber dieser Chart bestätigt es doch schon, oder nicht? Eiegntlich müsste man natürlich alle risikolosen ("gewaltbesicherten") Wertpapiere bei der SV einbeziehen -- klar. Deutsche kaufen ja auch T-Bonds, JGB, etc. Aber immerhin.
Das ist also ein Indiz, dass nicht der Kapitalismus ungerecht wirkt, sondern andere Einflüsse, gerade die, die sich nicht an die kapitalistischen Regeln halten müssen (Kunde hat die Wahl, etc.).
Gruss,
-caspar
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mguder
11.01.2002, 20:26
@ Caspar
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Re: @ Kapitalisten & Sozialisten (ohne Emo) |
>Hi,
>In der hitzigen"K-Debatte" ist ja die (unter anderem) These aufgestellt worden, dass der Kapitalismus Armut erzeugt. Das wurde teilweise bestritten, ich habe zum Beispiel auf dottore verwiesen, der ja sagt, je mehr Staatsverschuldung (die zugleich eine risikofreie Anlageform sind, zumindest bis jetzt), desto mehr Arbeitslosigkeit.
>Einfacher: wenn es viele Festverzinsliche Staatspapiere gibt, denn investieren Unternehmer lieber in diese Papiere. statt in reale Unternehmungen mit Arbeitsnehmern.
>Jetzt habe ich mal einen Chart gemacht dazu: Entwicklung der Arbeitslosenquote (normiert) und Entwicklung der Staatsverschuldung Deutschland, 1960-99.
>Die Daten der AL-Quote und der SV stellen anfang der 90er auf um, sie enthalten dann auch Daten der neuen Bundesländer, daher die Farbeunterschiede.
>Alle Daten aus dem Statistische Taschenbuch, das man sich beim BM für Arbeits runterlanden kann.
>Ich finde dottores Zusammenhang auch so schon überzeugend. Aber dieser Chart bestätigt es doch schon, oder nicht? Eiegntlich müsste man natürlich alle risikolosen ("gewaltbesicherten") Wertpapiere bei der SV einbeziehen -- klar. Deutsche kaufen ja auch T-Bonds, JGB, etc. Aber immerhin.
>Das ist also ein Indiz, dass nicht der Kapitalismus ungerecht wirkt, sondern andere Einflüsse, gerade die, die sich nicht an die kapitalistischen Regeln halten müssen (Kunde hat die Wahl, etc.).
>Gruss,
>-caspar
Hallo Caspar,
Deine Schlussfolgerung ist nicht ganz sauber. Es besteht eine offensichtliche positive Korrelation zwischen Staatsschulden und Arbeitslosigkeit. Daraus kann man noch längst nicht schlussfolgern, daß Kapitalismus ohne Staatschulden keine Ungerechtigkeiten und noch andere sehr viel unangenehmere Folgen hat(Elend und Ungerechtigkeit in einem gewissen Rahmen wären ja eventuell noch akzeptabel(wobei aber eine gute Rechtfertigung gegeben werden müsste), aber die allmähliche Vernichtung der Natur ist es nicht). Die Staatsschulden sind ja nicht ohne Grund gemacht worden, sondern sie waren notwendig, um die ins Stocken geratene Wirtschaft"anzukurbeln"(neue Schulden mussten gemacht werden, und da privat weniger Verschuldungsbereitschaft da war, ist der Staat mit Begeisterung eingesprungen). Die Staatsschulden sind in einem System mit Kreditgeld unvermeidlich, um den Systemkollaps hinauszuzögern.
Was nun das Elend angeht, welches durch den Kapitalismus hervorgerufen wird, so gab es dies auch schon zu Zeiten des Goldstandards. Die Ausrede, das Elend des 18/19. Jahrhunderts sei einzig durch erhöhtes Bevölkerungswachstum hervorgerufen worden, ist nicht stichhaltig.
Der Kapitalismus ist ein unmenschliches und wahnsinniges System, genauso wie der Sozialismus. Beide Systeme sind zwei Seiten ein und derselben Medaille, nämlich des Diktats der Ã-konomie über den Menschen. Ã-konomie darf aber niemals Selbstzweck sein, was sie aber in beiden Systemen offensichtlich ist.
Einen Ausweg aus der Krise gibt es nur bei einer RADIKALEN UMORIENTIERUNG der Werte. Ob die Menschheit dazu fähig sein wird, bleibt abzuwarten. Mittelfristig hat sie aber keine Wahl.
Gruß
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Zardoz
11.01.2002, 20:48
@ mguder
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Re: @ Kapitalisten & Sozialisten (ohne Emo) |
>Einen Ausweg aus der Krise gibt es nur bei einer RADIKALEN UMORIENTIERUNG der Werte. Ob die Menschheit dazu fähig sein wird, bleibt abzuwarten. Mittelfristig hat sie aber keine Wahl.
>Gruß
Wenn ich wüßte, es gibt nur eine Möglichkeit - ich würde die andere nehmen.
Nicht von mir, deshalb gut.
Zardoz
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Ghandi
11.01.2002, 21:16
@ Caspar
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.... das kannst du auch John-Maynard-Keynes - Kurve nennen |
Hi caspar,
eine schöne Excel-Grafik.
Leider muß auch ich dir widersprechen.
Schau mal den Bundeshaushalt an."Arbeit und Soziales"
ist mit Abstand der größte Ausgabenposten.
Die Staatsverschuldung steigt vor allem auch deshalb,
WEIL die Arbeitslosigkeit im Land seit Anfang der 70er
Jahre zunimmt (unmittelbare Ursache war die Ã-lkrise).
Der damalige BK Schmidt wußte sich keinen anderen Rat
als die naiven Ideen von Keynes in die Tat umzusetzen.
(In schlechten Zeiten über kreditfinanzierte Ausgaben
die Wirtschaft ankurbeln, in der Hoffnung damit höhere
Steuereinnahmen in der Zukunft zu generieren).
Der Staat spielt im System sicherlich eine unrühmliche
Rolle, keine Frage. Nur ist es unfair, ihn jetzt, wo sein
Versagen immer deutlicher sichtbar wird, nur als großen
Bösewicht darzustellen.
Sein ursprüngliches Anliegen war, den Kapitalisnus zu
zähmen und ihm mit Ludwig Ehrhards"sozialer" Markt-
wirtschaft ein menschliches Antlitz zu geben.
Daran wird er je länger die Chose noch läuft, desto
deutlicher scheitern, weil DIESER Ansatz den Kapitalismus
leider nicht in seine Schranken weisen kann und das ganze
Spiel in einen absurden bürokratischen Popanz verwandelt,
an dem mitzuspielen weder die Hilfsbedürftigen noch die
Gewinner Spaß haben.
Also müssen wir darüber nachdenken, wie man die Markt-
wirtschaft gestalten kann - OHNE Bürokratie und OHNE
Staatsverschuldung.
Dazu braucht es neben klugen Regeln noch etwas anderes.
mguder hat es in seinem letzten Satz angedeutet.
Schönen Abend
G.
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Zardoz
11.01.2002, 21:31
@ Ghandi
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Wie immer man es nennen kann... |
Hallo Ghandi,
>Schau mal den Bundeshaushalt an."Arbeit und Soziales"
>ist mit Abstand der größte Ausgabenposten.
>Die Staatsverschuldung steigt vor allem auch deshalb,
>WEIL die Arbeitslosigkeit im Land seit Anfang der 70er
>Jahre zunimmt (unmittelbare Ursache war die Ã-lkrise).
das führt umgehend zu der Frage: Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei?
>Sein ursprüngliches Anliegen war, den Kapitalisnus zu
>zähmen und ihm mit Ludwig Ehrhards"sozialer" Markt-
>wirtschaft ein menschliches Antlitz zu geben.
So wird es erzählt. Aber ob es stimmt? Vielleicht wollten ja die Kapitalisten auch ihren Kapitalismus nur besser verkaufen?
>Daran wird er je länger die Chose noch läuft, desto
>deutlicher scheitern, weil DIESER Ansatz den Kapitalismus
>leider nicht in seine Schranken weisen kann und das ganze
>Spiel in einen absurden bürokratischen Popanz verwandelt,
>an dem mitzuspielen weder die Hilfsbedürftigen noch die
>Gewinner Spaß haben.
Gewinner haben Spaß. Sonst sind sie keine. Und wenn es keine Gewinner gibt, wer soll den Bedürftigen helfen?
>Also müssen wir darüber nachdenken, wie man die Markt-
>wirtschaft gestalten kann - OHNE Bürokratie und OHNE
>Staatsverschuldung.
Das ist doch einfach: Kein Staat = keine Staatsschulden & keine Staatsbürokratie.
>Dazu braucht es neben klugen Regeln noch etwas anderes.
Wer klug ist, braucht keine Regeln. Und wer Regeln braucht, ist nicht klug. Damit dürfte klar sein, wer in einem Staat für wen die Regeln aufstellt.
Nice evening,
Zardoz
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