Hi Taktiker,
>Also nur weil staatliche Entscheidungen keinem strengen Preisdiktat unterliegen, sind sie nicht alle ineffizient!
in diesem Fall ging es nicht um die Höhe der Ausgaben, sondern um Fehlallokation.
>Auch staatliches Wirtschaften orientiert sich noch an Markttrends. Kein Staat stemmt sich auf alle Ewigkeit und überall gegen ökonomische Trends. Insofern müssen wir das Volumen der fehlgeleiteten Staatskapitalien schon mal deutlich eingrenzen.
Ich glaube nicht, daß es ein einziges AKW gäbe ohne staatliche Forschungsförderung oder staatliche Übernahme eines Großteils der Risiken. Das sind Fehlallokationen, deren mögliche Höhe nicht einmal ansatzweise zu beziffern ist.
>Richtig ist, dass das Momentum ein wenig stark ist und der Staat nicht mit der evtl. gebotenen Flexibilität und Schnelligkeit bzw. Nachhaltigkeit (Schröders Lieblingswort) reagiert. Hier ist Kritik auch ok und sie bewirkt ja auch manchmal was, nämlich eine Kurskorrektur.
Ich behaupte, wir brauchen keinen Riesentanker und Du erklärst mir, er wäre halt etwas schwerfällig zu steuern?
>Zum dritten ist in einigen Bereichen einfach kein striktes Kosten/Nutzendenken wünschenswert bzw. produktiv. In einigen Sektoren (wir sprachen drüber) ist es notwendig, dass der Staat den Markt bremst (zum Leid der Protagonisten, zum Wohl der Verlierer) oder auch mal anschiebt (zum Wohl der Protagonisten, zum Leid einiger Spekulanten). Die Sinuskurve ist halt etwas gedämpfter, als ließe man den Markt einfach gewähren. Dafür ist die Schwankungsbreite nicht so hoch.
Das hat doch alles mit der Realität nichts zu tun. Wie effizient (besser ineffizient) ist ein System, das 50% der Gesamtleistung benötigt, um die zugrunde liegende"Sinuskurve etwas zu dämpfen"? Du benötigst billige Wohnungen? Da würde ich auf striktes Kosten/Nutzendenken setzen. Du benötigst mehr Arbeitsplätze? Ich glaube Henry Ford hat erkannt, daß er schließlich auch Kunden für seine Thin Lizzy benötigt. Nicht irgendein weiser Staatslenker.
>Der Grad der Eingriffe - da werden wir wohl nie zueinander kommen, aber wie auch. Das ist Geschmackssache und erfahrungsabhängig. Es gibt sicher nicht DAS richtige Modell, höchstens eines, was Dir, eines, was mir besser gefällt. Und wir werden beide unsere Gründe haben, so wir Dir eine schwarze Wand besser gefällt, und mir eine rote (oder gelbe, oder weiße).
Ich würde Dir da völlige Freiheit lassen. Du allerdings bist ja der Meinung, der Staat solle die Farben ruhig ein wenig dämpfen - und uns die Maler zahlen lassen.
>Aber den Zahn muß ich am Ende doch noch ziehen: Die in Spekulationsblasen à la 1929 oder zuletzt bis 2000 fehlgeleiteten Geldmengen sind dermaßen gigantisch, dass Du ein ganzes Fußballstadion von Schmidts, Waigels oder Eichels bräuchtest, um das zu wiederholen.
Zahnarzt solltest Du vielleicht nicht unbedingt werden: Das entschuldigt doch auch keine staatliche Fehlallokation.
>Und Spekulationsmanien -so schrieb schon der alte Haudegen Marx- sind nun einmal ein ureigenes Phänomen des Kapitalismus, im speziellen in seinen -sorry-Endphasen. Für den Fall des Neuen Marktes von der Klippe hochdroben machst Du jetzt aber nicht den deutschen Staat verantwortlich, oder?! Oder im Falle der Nasdaq die US-Regierung?!
Auf jeden Fall scheint der Sinuswellen dämpfende Staat auch in diesen Fällen mal wieder Schwierigkeiten gehabt zu haben, irgendeine Wirkung zu zeigen.
>Ich sehe ja ebenfalls viel Bürokratie, viel Schlamm und Klüngel. Das behindert die Wirtschaft, aber dieses Problem hast Du in jeder Administration, auf kommunaler wie auf staatlicher Ebene.
Nein, das hast Du nicht in jeder Administration. Nämlich genau dann nicht - jedenfalls nicht lange - wenn ihr die zahlenden Kunden davonlaufen und zur Konkurrenz wechseln.
>Schaffe den Staat ab und gründe Fürstentümer, aber Du behälst den Klüngel und das Gemauschel und Vorschriften und örtliche Autoritäten und deren Eitelkeiten.
Fürstentümer sind ebenfalls Staaten.
>Aber ich denke nicht, dass die so rasche und massive Stagnation so großer Volkswirtschaften mit frechen Steuersätzen erklärt werden kann.
Nein, dazu kommen die fehlende Eigentumsgarantie und das Versprechen (welches aber niemals eingehalten wird), der Staat werde sich schon kümmern und niemand müsse sich selbst Gedanken machen.
>Kapitalismus/Marktwirtschaft ist einfach ein Kettenbriefsystem (buy low sell high), und da stehen nur wenige ganz oben, die meisten ganz unten.
Zu ersterem: Nein. Zu letzterem Shakespeare, Othello: Es können nicht alle Herren sein.
>Wenn man das so akzeptiert und sich dafür entscheidet, lieber den Weg nach oben zu erklimmen als das System selbst in Frage zu stellen, so ist das auch ok. Nur die vielen Verlierer können nicht geleugnet werden. Sie lassen das auch nicht mehr lange zu.
Wenn das ein Problem sein sollte: Selbstverständlich ist das OK. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich und verfügt darüber, wie ihm beliebt. Dann sei Du aber bitte auch so nett und lass die Finger aus meiner Brieftasche.
In diesem Sinne: Gute Nacht.
Zardoz
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