Holmes
12.01.2002, 00:16 |
Offtopic: Der Lutetium-Standard (als Provokation für Reinhard ;-) ) Thread gesperrt |
Der Lutetium-Standard:
Ein nicht ernst gemeintes Pamphlet zur Unterhaltung:
Keynes hat doch gesagt, in einer Liquiditätsfalle sollte das Schatzamt Banknoten in leeren Minen vergraben, städtischen Müll drüberschütten und dann privaten Unternehmen es überlassen, das ganze Geld wieder auszugraben. Diese Denkweise gefällt mir.
Damit ist dottores Frage, nach welchen Regeln Nettogeld denn verteilt werden sollte (wenn man sich dazu entschließt, es zu verteilen), auch gelöst.
Das ganze wäre aber dann doch zu albern. Und „pecunia non olet“ würde eine ganz neue Bedeutung kriegen, wenn man Geld unter Hausmüll wieder ausgraben muss.
Netterweise liegt aber eine ähnliche Situation für Edelmetalle bereits vor: Diese sind ja im Boden natürlicherweise vergraben.. Man könnte dann das fehlende Geld durch Aufkaufen der Edelmetalle zu einem sehr hohen, staatlich garantierten Preis in die Wirtschaft bringen und so der Deflation entgegenwirken. Der technische Aufwand und Personalbedarf bei der Edelmetallgewinnung durchbricht die Defla-Spirale.
Ein hoher Gold-und Silberpreis (die Herausgabe von z. B. 1000 $ statt jetzt 42 bei Gold) hat aber leider viele Nachteile: Die Goldvorräte sind riesig gegenüber der Jahresproduktion, es gäbe Goldbesitzer und Nichtbesitzer, die Vorkommen sind geographisch völlig unterschiedlich verteilt, die Abbaumethoden umweltschädlich. Durch die riesigen short-Positionen gäbe es zumindest beim Silber sofort Probleme.
Außerdem haben diese Metalle eine gewisse praktische Bedeutung: Silber sowieso, Gold auch, bei elektronischen Kontakten, Zahnersatz etc.
Ein hoher, vom Staat garantierter Goldpreis wäre also toll zur Behebung einer Liquiditätskrise, wenn man ohne Vorräte an Gold neu anfangen könnte. Irgendwelche bereits bestehenden Derivate auf Gold dürfte es auch nicht geben. Gold sollte dann aber technisch wertlos sein, um die Produktion technischer Konsumgüter nicht mit hohen Goldpreisen zu belasten. Es wäre auch besser, wenn Gold gleichmäßig im Boden verteilt wäre. All dies ist für Gold nicht gegeben, und das lässt sich nicht ändern.
Deshalb mein Vorschlag: Der Lutetium-Standard.
· Lutetium gehört zu den sog. seltenen Erden, die aber gar nicht so selten sind. Nur sind sie entsetzlich schwierig zu reinigen.
· Lutetium ist technisch völlig nutzlos.
· Die Weltvorräte passen wahrscheinlich in eine Keksdose.
· Lutetium ist ubiquitär in der Erdkruste vorhanden.
Das Schatzamt zahlt also 5000 $ für jede Unze reinen Lutetiums.
Folge:
· Überall werden Spezialfirmen zur Lutetiumreinigung aus dem Boden schießen.
· Arbeitslosigkeit ist kein Thema mehr.
· Da nolens volens auch andere, nützliche Metalle bei der Lutetiumgewinnung anfallen, hat das ganze sogar einen real positiven Nebeneffekt.
· Die technischen Schwierigkeiten bei der Reinigung des Lutetiums werden zu ungeahnten Innovationen in der Verfahrenstechnik führen.
· Der eigentliche Sinn, natürlich: Reflationierung.
MfG
Holmes
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JüKü
12.01.2002, 00:21
@ Holmes
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Re: Offtopic: Der Lutetium-Standard (als Provokation für Reinhard ;-) ) |
Das klingt gut ;-)
Aber wenn das Zeug in eine Keksdose passt, sollten 5.000.000.000 $ pro Gramm gezahlt werden.
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Holmes
12.01.2002, 00:29
@ JüKü
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Re: Offtopic: Der Lutetium-Standard (als Provokation für Reinhard ;-) ) |
>Das klingt gut ;-)
>Aber wenn das Zeug in eine Keksdose passt, sollten 5.000.000.000 $ pro Gramm gezahlt werden.
Hallo Jükü!
Da das Zeug technisch so uninteressant ist, wird es niemand reinigen und lagern. Das meinte ich mit"Weltvorrat". Es kommt aber in bestimmten Sanden mit 1 ppm vor, d. h., die Vorkommen sind gigantisch.
Viele Grüsse und gut's Nächtle
Holmes
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R.Deutsch
12.01.2002, 11:23
@ Holmes
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Re: Offtopic: Der Lutetium-Standard (als Provokation für Reinhard ;-) ) |
Lieber Holmes,
das Keynes Argument ist natürlich schlichter Stuss. Der Witz einer Deckung ist ja gerade, dass Geld nicht beliebig von Menschen erzeugt werden kann. Bei einer Lutetium Deckung wäre das auch der Fall, aber wo sollte der Vorteil liegen?
Im Grunde ist es egal, was man als Deckung nimmt - es muss nur praktikabel sein und da hat sich Gold und Silber eben am besten bewährt.
Die Argumente, die Du gegen Gold vorträgst,
Die Goldvorräte sind riesig gegenüber der Jahresproduktion, es gäbe Goldbesitzer und Nichtbesitzer, die Vorkommen
sind geographisch völlig unterschiedlich verteilt, die Abbaumethoden umweltschädlich. Durch die riesigen short-Positionen gäbe es zumindest beim Silber sofort Probleme.
Außerdem haben diese Metalle eine gewisse praktische Bedeutung: Silber sowieso, Gold auch, bei elektronischen Kontakten, Zahnersatz etc.
sind alle schon zig mal widerlegt (siehe Archiv). Aber wenn Du willst, gerne noch mal.
Gruß
RD
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Holmes
12.01.2002, 17:17
@ R.Deutsch
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Keynes und Gold:@Reinhard |
Lieber Reinhard,
Angenommen, man wollte das Rezept von Keynes (Geld in Minen vergraben und Hausmüll drüber) wortwörtlich nehmen. Silbe für Silbe. Das geht schon deshalb nicht, weil Papier verrottet. Also vergräbt man Gold statt Geld. Das Wiederausgraben und Einlösen des Goldes ist Konjunkturprogramm und Reflationierung in einem. Das Gold kann beliebig oft vergraben werden. Die FED kann jeden im Goldpreis überbieten, und ihr Gold zurückkaufen. Ziel ist die Reflationierung in der Krise, nicht ein langfristig stabiler Goldstandard.
Bis klar wird, dass das Eulen nach Athen tragen heisst: Das Gold ist bereits im Boden. Der Preis muss nur so hoch sein, dass es sich lohnt, danach zu suchen.
Mir ging es erstmal um die formale Analogie des Rezeptes von Keynes (Geld vergraben ) und dem"vergrabenen" Gold, dessen Wert der Staat doch beliebig hochsetzen kann, wenn er will. Oder täusche ich mich? Hindert irgendetwas die USA daran, Gold zu so hohen Preisen zu kaufen, dass sich Goldwaschen in USA lohnt?
Zu dem, was Du angeführt hast, später. Erstmal die Frage, ob die Analogie stimmt. Aber sag bitte nicht, dass Gold der Feind des derzeitigen Geldsystems sei, und deshalb untenbleiben muss. Das war ja mein Argument, warum man Gold selbst nicht nehmen kann.
Mit freundlichen Grüssen
Holmes
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Dimi
12.01.2002, 18:34
@ R.Deutsch
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Re: Keine Provokation für Reinhard |
>Der Witz einer Deckung ist ja gerade, dass Geld nicht beliebig von Menschen erzeugt werden kann.
Also ist 'real thing' kein Wert an sich, sondern Mittel (zur Umsetzung einer Grenze)?
Gruß, Dimi
<ul> ~ www.seasonalcharts.com</ul>
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R.Deutsch
12.01.2002, 18:51
@ Dimi
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Re: Keine Provokation für Reinhard |
>>Der Witz einer Deckung ist ja gerade, dass Geld nicht beliebig von Menschen erzeugt werden kann.
>Also ist 'real thing' kein Wert an sich, sondern Mittel (zur Umsetzung einer Grenze)?
>Gruß, Dimi
[b]ja - natürlich. Habe ich je etwas Anderes gesagt:-)
Gruß
R > > > >
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Dimi
12.01.2002, 19:06
@ R.Deutsch
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Re: Keine Provokation für Reinhard |
>>>Der Witz einer Deckung ist ja gerade, dass Geld nicht beliebig von Menschen erzeugt werden kann.
>>Also ist 'real thing' kein Wert an sich, sondern Mittel (zur Umsetzung einer Grenze)?
>>Gruß, Dimi
>[b]ja - natürlich. Habe ich je etwas Anderes gesagt:-)
Grob geschätzt: Zehntausend Mal? ;-))
Gruß, Dimi
Ps.: Dann könnte man - rein theoretisch gedacht, versteht sich - diese Grenze auch anders erzielen?
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