Zardoz
22.01.2002, 00:35 |
Ratschläge für SteuereintreiberThread gesperrt |
Vor ungefähr 100 Jahren versuchte der italienische Finanzwissenschaftler Amilcare Puviani die Frage zu beantworten: Wie kann eine Regierung möglichst viel Geld aus ihren Untertanen pressen, ohne offenen Widerstand zu provozieren? Er machte folgende Vorschläge:
- Erhebe mehr indirekte als direkte Steuern, um so die Steuer im Preis der Waren zu verstecken.
- Finanziere einen wesentlichen Teil der Staatsausgaben durch Kredite, um so die Steuern auf künftige Generationen zu verschieben.
- Fördere die Inflation, denn diese mindert die Staatsschulden.
- Besteuere Schenkungen und Luxusgüter, denn der Empfang oder die Gabe von etwas Besonderem mindert den Ärger über die Steuer.
- Führe"zeitlich befristete" Steuern ein, um eine"Notlage" zu überwinden, wobei allerdings die Ausnahmesituation immer bestehen bleibt und mit ihr die temporäre Steuer.
- Nutze soziale Konflikte durch die Besteuerung von unpopulären Gruppen, wie z. B. den Reichen.
- Drohe mit dem sozialen Zusammenbruch und der Verweigerung von Diensten, auf welche die Regierung ein Monopol hat, falls Steuern verringert werden sollen.
- Treibe die Steuern in kleinen Raten über das ganze Jahr verteilt ein.
- Halte die Steuerzahler in Unwissenheit über die tatsächliche Höhe ihrer Belastung.
- Führe die Haushaltsberatungen im Parlament so, daß kein Normalbürger ihnen folgen kann.
- Verstecke im Haushaltsplan die einzelnen Ausgabepositionen unter wohlklingenden Allgemeinbegriffen wie"Erziehung" oder"Verteidigung", damit Außenstehende nicht die tatsächlichen Bestandteile des Budgets erkennen können.
Alle diese guten Ratschläge sind bereits seit langer Zeit verwirklicht. Man ersieht daraus, daß unsere Politiker wirklich innovativ, phantasievoll und lernfähig sind.
Schlaft gut,
Zardoz
<center>
<HR>
</center> |
Emerald
22.01.2002, 10:16
@ Zardoz
|
Re: Ratschläge für Steuereintreiber |
@zardoz; das einzige was m.e. neu ist, ist die oeko-steuer. alles übrige liest
sich 1:1 zu den jetzigen gegebenheiten.
emerald.
<center>
<HR>
</center> |
Euklid
22.01.2002, 10:26
@ Emerald
|
Re: Ratschläge für Steuereintreiber |
>@zardoz; das einzige was m.e. neu ist, ist die oeko-steuer. alles übrige liest
>sich 1:1 zu den jetzigen gegebenheiten.
>emerald.
Und die aus dem Nichts gezauberten Versicherungssteuern?Und die bald zu zahlenden Straßenbenutzungsgebühren?;-)Alles ist doch schon in der Pipeline.Das von der CDU -CSU propagierte Zaubermodell der vorgezogenen Steuerermäßigung wird halt einfach mit der Harmonisierung der Mehrwertsteuern locker überkompensiert.Ja und die Presse lobt das ganze natürlich mit der notwendigen Begleitmusik der gesenkten Steuern aber die Harmonisierung hört sich doch ganz harmonisch an oder?
Gruß EUKLID der inzwischen einsehen muß das es kein Entrinnen aus dem Steuer und Abgabenstaat gibt.Die Konsolidierung der Staatsfinanzen ist nur noch durch eine Währungsreform zu erreichen.Also ab mit den Kohlen ins Edelmetall.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
22.01.2002, 13:37
@ Zardoz
|
Re: Noch ein Link zu Puviani - lesen lohnt sich für alle Steuerbürger |
Hi,
Puviani galt schon zu meiner Uni-Zeit als Geheimtipp, durfte aber akademisch nicht behandelt werden. Es gab ihn auch nur in Exzeroeten auf deutsch.
Der wirklich vernünfte James Buchanan (dennoch Nobelpreisträger) hat ihm einen schönen Abschnitt gewidmet, der das Lesen lohnt. Unter:
http://www.econlib.org/library/Buchanan/buchCv4c10.html
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |