Schon mal vorab: FTD sollte ins Fernsehen, anschließend gäbe es noch einen
Gewinnspiel und Frühstück mit Rudolf Scharping, das er angeblich selbst vorbereitet - das hätte wirklich Eindruck gemacht.
Der Goldpreis kann gar nicht steigen
Von Lucas Zeise, Frankfurt, 30.5.2001.
Erzkonservative Anleger geben ausgerechnet den Zentralbanken die Schuld an der Baisse. Es gibt die risikofreudigen und die konservativen Anleger.
Wenn man sich als moderner und potenter Journalist ausgibt, darf man durchaus behaupten es gibt zwei Sorten von Anlegern, aber wenn man ganz real
die Welt betrachtet - gibt es nur eine Sorte von Anlegern - jedenfalls jetzt -
Verlierer.
Und dann gibt es noch eine dritte, ganz eigenartige Gruppe. Am besten nennt man sie die Gold-Junkies.
Den goldenen Staub schnüffeln sie höchstwahrscheilnlich in den Fixerstuben.
Das sind diejenigen, die eine Weltkrise des Geldes, Kriege in allen Regionen der Welt, Verschwörungen und generell den Zusammenbruch der kapitalistischen Welt(un)ordnung voraussehen.
Hört, hört!
Und deshalb auf Gold als das geeignete Anlagemedium zur Sicherung des Lebensabends in stürmischen Zeiten setzen.
Ja - manche - vorwiegend östlicher Herkunft beginnen damit schon mit 30 -
wenn nach überhöhten Alkoholkonsum die zweiten von alleine rausfallen.
Erst in der vergangenen Woche witterten diese erzkonservativen Anleger Morgenluft. Der Goldpreis war an einem Tag um 25 $ gestiegen und erreichte fast wieder 300 $.
Wie? an einem Tag? Wer hat das Gold bei 278 Dollar gesehen?
Die kurze Rally entsprang vermutlich dem Verdacht einiger Akteure am Finanzmarkt, dass die langen Jahre sinkender Inflationsraten vorbei sind. Wie so oft hat sich aber die Aufregung schnell gelegt. Denn der Preis für Gold kann nicht wirklich steigen.
Das beruhigt mich ungemein, dann gehöre ich zu dem großen Verliererclub,
der im Jahre 2000 in die Aktien und Aktien auf Aktien, Aktien auf Optionscheine,
vornehmlich auf dem Kartoffelmarkt gehandelt haben.
Zum einen ist der Goldmarkt von einem Angebotsüberhang geprägt.
Komisch ich dachte jetzt aktuell, gibt es weniger Idioten als Aktien,
deswegen liegt der Neuer Markt irgendwo in der Gosse, weil das Rettungskomitee
bereits vor einiger Zeit Konkurs angemeldet hat. Ist übrigens noch da, als Mantel - und immer noch im Sonderangebot (zur Erklärung - Venture Capital pder besser Kapitulation)
Die Zentralbanken verfügen über nutzlose Goldbestände, die ein Vielfaches der Jahresproduktion ausmachen.
Sie verfügen aber auch über jede Menge von sehr wertvollen Papier, daß man
dann jeweils auch noch bedrucken kann - und zwar von jeder Seite anders -
mit Gold ist das ja gar nicht machbar - man stelle sich vor Franklin auf einem
Goldbarren - eine Zumutung.
Zum anderen ist Gold kein effektives Gegenmittel mehr, um eine Inflation an den Gütermärkten zu überstehen.
Die Aktie übersteht dann allerdings fast jede Inflation - man schaue da bloß auf so etwas wie Dow Jones. Seit Jahren werden immer mehr Aktien ausgegeben.
Papier ist eben im Gegensatz zu Gold geduldig und macht keine Sprünge.
Dass es wieder zu einem Anstieg der Inflationsraten kommen könnte, ist als Gefahr nicht von der Hand zu weisen. Auch am Bondmarkt spiegelt der Anstieg der Renditen 10- und 30-jähriger Papiere die Erwartung steigender Preissteigerungsraten wider.
Wenn Gold sowas nachmachen könnte - aber nein - diese 15% seit letztem Jahr
das ist ja absolut lächerlich.
Verblassender Glanz
Als Anlagemedium bieten sich jedoch zu viele und zu attraktive Alternativen zum Gold.
Anm: Ab jetzt betätigt sich der Frühstück-Lucas als Marktguru - ja - vielleicht gründet er auch einen Börsenbrief. Rettet sich wer kann -
6 Millionen Dollar in Papierscheinen haben so manche schon umgebracht, wenn sie so vom Himmel fallen.
Wenn der Dollar verfällt, so entschädigen dramatisch steigende Zinsen die Anleger.
Der moderne und erfolgreicher Nemax Anleger besitzt natürlich Beides:
Anlage in den Dollar und natürlich Bonds. Gold? der Goldbarren dient wohl nur
als ein Gegenstand, der bei zu hoher Windstärke, daß Papiergeld fixieren soll.
Wem das zu unsicher scheint, greift zu Zweit- und Drittwährungen wie Euro, Yen oder Schweizer Franken.
Oder zu Rubel, Yuan, oder Zloty (Zloty aber eher nicht - denn übersetzt bedeutet Zloty dummerweise"goldiges Gegenstand". Hier sollte man klar erwähnen, daß"Zloty" in der Hyperinfla verfallen ist, im Jahre 1990 und erst eine Währungsreform hat die Stabilität walten lassen. Selbstverständlich kann das mit echten physischen Gold genauso passieren - und das Gold hyperinflationieren wird steht sicher, denn es werden immer mehr Galeonen
geborgen, als Atomuboote.
So ist es kein Wunder, dass Gold-Haussiers schon den Zusammenbruch der Weltfinanzmärkte prophezeien müssen, um einen dauerhaften Preisanstieg beim Gold erwarten zu können.
Wieso müssen? Die Goldhaussiers werden die Finanzsysteme in echte Turbulenzen bringen, wenn man den ungezogenen Burschen nicht mal so ordentlich Zucht und Ordnung beibringt - vornehmlich als Feldjäger in Afghanistan.
Die Erbitterung der Goldliebhaber ist im vergangenen Jahrzehnt, dem goldenen der Aktienbesitzer, stetig gewachsen. Nach einer schier unglaublichen Hausse des gelben Metalls Ende der 70er Jahre erlebte der Goldpreis in den 80er Jahren noch zwei etwas weniger ausgeprägte Aufwärtsperioden und mündete dann in einen gemächlichen Abwärtstrend nach unten. Das scheint erstaunlich genau mit dem Rückgang der Inflationsraten seit Ende der 70er Jahre zu korrelieren. Die Goldminengesellschaften und die im internationalen Goldhandel tätigen Banken (Bullion Banks) stellten sich darauf ein, dass Gold wie ein normaler Rohstoff zu behandeln war. Es galt ihn billig zu produzieren und die Nachfrage vornehmlich der Schmuckindustrie zu stimulieren, um erträgliche Renditen zu erzielen.
Aha! aber auch hier könnte die Nachfrage erst Recht wegbrechen, denn die moderne Eva hält von Gold gar nichts mehr, seit dem es den Ehering aus der Dollarnote gibt, die dazu entsprechend dehnbar ist, wenn man mal mehr davon braucht.
Dennoch weist der Goldmarkt eine Besonderheit auf. Sie hängt damit zusammen, dass das Metall früher Geldersatz war und auch heute noch im Verkehr der Zentralbanken untereinander als Zahlungsmittel gilt - auch wenn die diese nur noch aus historischen Gründen einen Teil ihrer Währungsreserven in Gold halten.
Das war aber alles mindestens 200 Jahre her gewesen, da gab es noch kein Papier - denn Papier haben Amerikaner - damals bei Gründung erst erfunden.
In den Kellern der Zentralbanken lagern zur Zeit noch 28.560 Tonnen Gold.
Dabei muß man auch noch erwähnen, daß die Lagerhaltungskosten derzeit
überall wegrationalisiert werden. Wenn das Gold noch billiger geworden wäre,
könnte man die Lagerung quasi auf Straße und Schiene verlagern - was wesentlich billiger wäre. Vielleicht wird man es in Zukunft so machen, daß zwischen
zwei Goldtransportern (natürlich zur Ablenkung) ein Geldtransporter fahren wird. Ein Räuber wird es da schon wesentlich schwieriger haben an das wertvolle Papier zu kommen.
Dazu kommen die Bestände der internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Das addiert sich auf etwa 33.000 Tonnen.
Wenn man das alles verkaufen könnte, könnte man die Lagerräume endlich gewinnbringend vermieten - an Obdachlose oder eine Kirche zum Beispiel.
Das würde die Börse entsprechend mit steigenden Aktienkursen honorieren.
Wenn man diese Ziffer in Beziehung setzt zur jährlichen weltweiten Goldproduktion, die im Jahr 2000 mit 2573 Tonnen angegeben wird, so ergibt sich, dass rein theoretisch der Goldverbrauch der Welt zwölfeinhalb Jahre lang gedeckt werden könnte, ohne dass eine weitere Unze gefördert werden müsste.
Das ist ein typisches Beispiel für Verschwenung von Humankapital - familienfeindliche Politik der Goldminenbetreiber ist eine Frechheit.
Kein anderer Rohstoff weist einen solchen Bestandsüberhang auf. Angesichts solcher Relationen ist es nur der Zurückhaltung der Zentralbanken zu verdanken, dass der Goldpreis nicht stärker gefallen ist und dass die weltweite Minenproduktion nicht schrumpft, sondern immer noch leicht wächst.
Sehr plausibel - zumindest für mich. Komisch diese BullionBanken.
Das Geschäft mit der Goldleihe
Im vergangenen Jahr haben alle Zentralbanken der Welt lediglich 471 Tonnen verkauft. Das ist ein dünnes Rinnsal und reflektiert das Bemühen der Zentralbanker, den Wert ihrer Goldbestände so gut es eben geht zu erhalten. Der Vorwurf, sie seien an niedrigen Goldpreisen interessiert, geht ins Leere.
Das wird jetzt bremslig: denn wenn sie Ihre 60.000 Tonnen Gold verkaufen würden, wäre der Preis vom Gold derart gefallen, daß sie sich für Pleite erklären mußten. Für teueres Papier haben sie so ein Schrott über Jahre angehäuft.
Im Abkommen vom September 1999 haben sich im Gegenteil die europäischen Zentralbanken verpflichtet, bis 2004 nicht mehr als 2000 Tonnen Gold zu verkaufen. Darüber hinaus haben sie erklärt, das Geschäft mit der Goldleihe nicht weiter auszudehnen.
Und wieder das Selbe - das geschmeidige Papier bringt mehr.
Das Goldleihegeschäft der Zentralbanken ist ein Produkt der Dauer-Baisse des Goldpreises. Zentralbanken verleihen dabei einen Bruchteil ihrer Goldbestände an Banken - für niedrige Zinsen, die in der Regel zwei Prozent nicht übersteigen. Die Banken verkaufen das bezogene Gold auf dem Kassamarkt und legen die Gelder auf dem Geldmarkt zu etwa dem Dreifachen des Zinssatzes an.
Da kriegen die Jungs zumindest was für Ihr Gold - um die Fixkosten zumindest teilweise abzudecken.
Da sie in Zukunft Gold liefern müssen, erwerben sie von den Minengesellschaften Gold auf Termin. Die Goldproduzenten ihrerseits haben damit sichere und über dem aktuellen Kassapreis liegende Erlöse aus ihrer geplanten Produktion eingekauft.
Wie weise, wenn das Gold nicht steigen kann! Alle machen dabei ein goldiges Geschäft. Die Gelackmeierten sind die Goldbesitzer
Wenn der Goldpreis steigt, funktionieren die Leihgeschäfte nicht. Weder sind dann die Minengesellschaften bereit, Gold auf Termin zu verkaufen, noch akzeptieren die Zentralbanken die lächerlich niedrigen Zinsen auf das in Zukunft teurere Gold. Und die Bullion Banks erleiden Spekulationsverluste. Daraus aber zu schließen, dass die Zentralbanken die Schuld an der Goldpreismisere haben, ist bestenfalls naiv. Produzenten, Zentralbanken und Händlerbanken sind - im Gegensatz zu den Gold-Junkies - Realisten.
Jo. Wenn man sich aber vorstellt, daß es ungedgte Minen gibt - so muß man wohl klar einsehen: nicht jedes Managment liest die FTD.
© 2001 Financial Times Deutschland
Und jetzt sollte auch noch die Umfrage kommen, warum Gold nicht wirklich steigen kann - der Gewinner bekommt dann 100 LetsBuyIt.com Aktien, damit er weiß, was sichere Anlage ist. Überreicht von Rudolf Sharping.
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In dem Sinne:
es ist bald Ostern - die richtige Zeit sich nahezu 4 Tage lang die Eier zu schaukeln. ;)
Alles Gute und erholsame Tage. Wünscht gutgelaunter T.
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