dottore
26.04.2000, 09:53 |
Euro, Richebächer, ShillerThread gesperrt |
Besten Dank an JüKü, dass er noch einmal auf den Klassiker Richebächer hingewiesen hat (der selbstverständlich bei allen, die noch bei Verstand geblieben sind und waren, im Schatzkästchen ruht). Richebächer, einst Generalbevollmächtigter bei der Dresdner, war zwar immer schon ein Skeptiker, wenn nicht gar ein Doom-Man, aber sein Börsenzeitungs-Beitrag ist nun mal richtig und seine Deduktion einwandfrei.
Das bringt mich zum Problem EURO. Wenn so viel"assets" in den USA verdampfen, wie wir es gerade erleben (mit entsprechenden margin calls und Psychowirkungen - gestern kamen die neuen Zahlen des US-Consumer-Vertrauens heraus, sie weisen deutlich nach unten) - kann es da nicht sein, dass viele Amis, Anleger, Banken, Fonds etc. jetzt dringend Geld (Liquidität) brauchen und deshalb in Euroland Kasse machen müssen, um dann zurück in den Dollar zu huschen, was den Dollarkurs natürlich in die Höhe treibt? Die kleine Hausse der Euroland-Festverzinslichen spricht zwar dagegen, dass gross abgeladen wird, aber wer weiss? Vielleicht sind ja erste Adressen (auch"Hegde Funds") in Not und wir wissen es bloss noch nicht? Irgendwann (bald) wird jemand der Katze die Schelle umhängen und dann kann es bitter werden.
Das Buch von Bob Shiller (siehe mein Posting weiter unten) zur"Irrational Exuberance" gibt's bei amazon jetzt schon mit Discount ($19,57) - also zugreifen. Auch ein Klassiker. Interessant (wer Zeit hat) auch die Besprechungen des Shiller-Buchs bei amazon. Selbst dem guten Paul Krugman vom MIT ("Depression economies" u.a.) sind die Augen aufgegangen.
Schade, dass die Website eine Zeitlang ruht, die Diskussionen sind sehr lehr- und hilfreich und ich darf mich als Kombattant bei allen Teilnehmern bedanken. Aber vielleicht kommt das"sell in May..." in grossem Stil erst nach dem 18., wenn JüKü, dem wir alle die bestmögliche Rekreation wünschen, wieder seine grüne Knute schwingt.
In der Zwischenzeit kann, wer mag, sich an dem Kolossal-Schwachsinn ergötzen, der z.B. bei Wallstreet-Online etwa in Sachen Oti on track oder My Casino stattfindet oder Carola lauschen und ihr e-mailen, dass sie den optimalen Einstiegszeitpunkt endgültig gefunden haben wird, wenn ihre Lieblinge alle bei einem Euro stehen oder Morphosys mal so richtig shorten, wenn das von Förtsch avisierte Kursziel 1000 erreicht ist.
"Herr, wie sind deine Werke so gross, Deine Gedanken sind sehr tief. Ein Törichter glaubt das nicht und ein Narr begreift es nicht." (Psalm 92,7).
d.
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Klaus
26.04.2000, 13:48
@ dottore
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Gibt es auch interessante deutschsprachige Literatur? |
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dottore
26.04.2000, 14:58
@ Klaus
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Re: Gibt es auch interessante deutschsprachige Literatur? |
Zum Aktienwahn in einem theoretischen Approach habe ich z.Zt. nichts im Kopf (ausser in Teilen in älteren Büchern von P.C. Martin, z.B."Cash gegen den Crash" oder"Der Kapitalismus" oder"Aufwäts ohne Ende" oder"Krisenschaukel", siehe JüKüs Literaturliste).
Zum historischen Geschehen des Massenwahns: Mackay, hg. von HM Enzensberger (nur noch antiquarisch); Le Bon, Psychologie der Massen; Galbraith über den Crash von 1929, Peter Martin, Geschichte der großen Spekulationen (oder so ähnlich).
Ich werde noch weiter suchen.
Es ist eben ein säkulares Ereignis und die guten Bücher dazu werden erst post festum erscheinen. Denn wer schon vorher sagt, dass es eine Manie ist, was sich da abspielt, wird als Depp verlacht.
d.
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dottore
26.04.2000, 15:15
@ dottore
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Re: Gibt es auch interessante deutschsprachige Literatur? |
NACHTRAG!
Entdecke gerade noch aktuell die Financial Times Deutschland von heute. Auf S. 29 ein Beitrag von John Kay"Rechnung ohne die Wirtschaft gemacht - Die Verfechter der New Economy behaupten, die Kursanstiege der Internet-Firmen ließen sich mathematisch untermauern. Wer nachrechnet, bringt deren Modelle schnell zu Fall."
Der darin zitierte Top-Mathematiker Isaac Newton ging übrigens im South Sea Bubble von 1720 ebenfalls finanziell unter. Wie Rembrandt im Tulpenwahn von 1637.
d.
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dottore
26.04.2000, 16:39
@ dottore
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Re: Gibt es auch interessante deutschsprachige Literatur? |
Noch ein kleiner Nachtrag zu dem Artikel aus der deutschen FT auf S. 29, ein Beitrag von John Kay"Rechnung ohne die Wirtschaft gemacht - Die Verfechter der New Economy behaupten, die Kursanstiege der Internet-Firmen ließen sich mathematisch untermauern. Wer nachrechnet, bringt deren Modelle schnell zu Fall."
Das Modell, das Kay angreift, gibt's im Netz unter http://www.theatlantic.com/issues/99sep/9909dow.htm
Soviel dazu
i.A. d.
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NickLeeson
26.04.2000, 21:44
@ dottore
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Re: Gibt es auch interessante deutschsprachige Literatur? |
Den FT-Artikel (in englisch) findet man unter:
http://markets.ft.com/ft/gx.cgi/ftc?pagename=View&c=Article&cid=FT3MGOQ3F7C&live=true&useoverridetemplate=ZZZ6MJPM90C&tagid=ZZZGF39D20C&subheading=US%20equities
Lesenswert!
mfg, NickLeeson
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