-->>... nun kann ich - dottore sei Dank - endlich auch etwas mit Deinem Pseudonym anfangen. Ideologisch"verortet" hatten wir uns ja längst, nicht wahr?
Respekt - Du hast Dich wirklich kundig gemacht (sogar Antwort auf XS gelesen, aber 'dottore sei Dank' - ist mir da etwas entgangen?).
>Allerdings hoffe ich, daß in einer Diskussion mit Dir Inhalte im Vordergrund stehen und nicht Ideologien.
Kennst Du mich denn anders?
>Sonst wäre es sicherlich ein kurzes Vergnügen... ;-)
Absolute Zustimmung...
>>Ich bin vom Selbstverständnis her keineswegs Etatist. Jedoch werden m.E. nicht nur hier im Forum teilweise masslos übertriebene, scheinbar 'libertäre' Ansichten vertreten.
>Somit wäre schon einmal klar, daß wir offensichtlich beide keine Ideologen sind. Allerdings muß eine Idee auch einmal konsequent zu Ende gedacht und diskutiert werden, um Klarheit über die Konsequenzen zu bekommen. Das mag dann manchmal auch übertrieben erscheinen.
Ebenso Zustimmung. Deshalb halte ich aber auch Gegenargumente für so notwendig (es sei denn man bewegt sich auf einer Plattform für ausschliesslich libertäre Ideen - das nehme ich aber hier nicht an - wär ja auch fast subversiv ;-))
>>Obwohl ich mit extremen 'Hardlinern' ungern diskutiere (bringt einfach nichts; meine natürlich NICHT Dich), plädiere ich doch für ein ausgewogenes Mass an staatlicher Aktivität (auch wenn dies unmodern klingen mag).
>Mir scheint es weniger ein Problem der Modernität, sondern der Praktikabilität. Es gibt ja durchaus auch Libertäre, die die Idee eines Minimalstaates vertreten. Denen wird aber sofort (u. a.) vorgehalten, daß es noch niemals gelungen ist, dieses auch von Dir befürwortete"ausgewogene Mass" staatlicher Aktivität sicherzustellen. Staat bedeutet MachtMONOPOL. Es ist wie mit der Frage nach der göttlichen Allmacht: Kann Gott ein noch allmächtigeres Wesen schaffen?
Ja, Staat bedeutet Machtmonopol. Ich befürchte nur, dass den Staat - ginge er - andere Machtmonopole ersetzen würden. Diese würden m.E. mehr Macht und mehr Monopol bedeuten. Mir geht es also um maximale Freiheit für das Individuum, aber in der Realität.
>>Der Niedergang wird von einigen anscheinend gar nicht befürchtet, sondern geradezu erhofft.
>Da gebe ich Dir recht. Bitte aber zu bedenken, daß es eine ganz natürliche menschliche Haltung ist. Im Grunde möchte doch jeder ein klein wenig in die Zukunft schauen können, um nicht überrascht zu werden, um vorbereitet zu sein.
Denke ich auch, aber diese Menschen würden bitter enttäuscht werden.
>>Obgleich ich also deren Analyse in weiten Teilen zustimme (Niedergang), ist doch ihre Hoffnung für mich eher eine Schreckensvision (Eigenbedarfsdeckung usw.). Ich habe das von mir erwartete Resultat einer solchen Entwicklung mal überspitzt als 'Feudalfaschismus' bezeichnet.
>Feudalismus, ja. Faschismus? Da wäre ich vorsichtig. Kürzlich erschien im Spiegel (Online) eine Serie über das Mittelalter. Anscheinend war es nicht gar so dunkel, wie es heute gern vom Mainstream dargestellt wird.
Ich würde das Mittelalter auch nicht mit dem Begrif Feudalfaschismus charakterisieren. Mittelalteralterliche Zustände können sich m.E. aufgrund sozio-technischer Randbedingungen heute nicht mehr einstellen. Über den Begriff 'Faschismus' kann man natürlich immer streiten.
>Natürlich tue ich mich mit solcherlei Bewertung als Quasi-Libertärer leicht, weil für mich das Individuum im Vordergrund steht.
Für mich ebenso (siehe oben). Bin ich vielleicht auch Libertärer?
>>Hinsichtlich der von mir als wünschenswert erachteten staatlichen Aktivitäten hatte ich ja schon kurz Stellung genommen. Es besteht derzeit ein extremer Bedarf an Infrastrukturmassnahmen. Das Thema (Neu-) Verschuldung wäre aufgrund späterer Rückflüsse dieser rentablen Investitionen m.E. in diesem Zusammenhang praktisch irrelevant. Und auch wenn Keynes heute viele scheinbar für einen Dummkopf halten, so soll er doch immerhin ein erfolgreicher Spekulant gewesen sein...
>Hier können wir jetzt zwei Themen diskutieren: Kann ein Staat rentabel investieren? Ich behaupte nein, weil Rentabilität überhaupt nicht zu seinen Zielen gehört.
Hier liegt wohl unsere Hauptdifferenz. Ich denke, dass der Staat in etwa so rentabel investiert wie grosse Unternehmen (wo ist der Unterschied?). Auch gut möglich, dass Staatsinvestitionen sich nicht für EINE Generation rentieren. Aber haben sich nicht die grossen Transportsysteme und die Investitionen in Bildung langfristig für uns alle rentiert?
>Sein Ziel ist immer Erhalt und Ausdehnung seiner Macht.
Ja, das ist das Problem. Es müssen feste Regularien zur Machtbegrenzung geschaffen werden (z.B. Spitzensteuersatz).
>Das zweite Thema: Wie weit kann ein Staat seine Verschuldung ausdehnen, ohne an den Zinsen zu ersticken oder andere"Tribut-Quellen" ausfindig machen zu müssen?
Ich denke nicht, dass Verschuldung und Zinslast isoliert gesehen werden dürfen. Es ist doch wie bei Unternehmen. Eine gewisse, nicht zu hohe Verschuldung dürfte ok sein, wenn rentable Investitionen und entsprechende Rückflüsse gegenüberstehen.
>Mir wäre durchaus recht, wenn es noch lange so relativ unbeschwert und heiter weiterginge. Allerdings fürchte ich, daraus kann nichts werden.
Das befürchte ich auch - durch den 'extremistischen' Missbrauch libertären Gedankenguts. ;-)
>>Ja, schon allein dieses Forum ist eine gute Ãœbung, auch was schnelles Formulieren angeht.
>Da stimme ich Dir zu. Und gestatte mir noch den Hinweis, daß Beiträge nicht zu umfangreich werden sollten. Komplexe Themen lassen sich immer strukturieren.
Oh, das entspricht auch meiner Meinung (hat mich auch hin und wieder etwas gestört). Fandest Du denn meine Beiträge in der Vergangenheit zu umfangreich oder unstrukturiert?
Gruss
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