doppelknoten
07.12.2002, 19:19 |
''Die goldene Rezession'' - so kann man es auch sehenThread gesperrt |
--><font size ="4">Die Goldene Rezession</font>
Gastkommentar
von Matthias Horx
M. Horx ist Leiter des Zukunftsinstitut mit Sitz in Wien.
Im Monat der Lichter zählt jeder Kassenbon: Kaufen gegen die Krise, Konsumieren für den Aufschwung! Doch der Konsument, das sonst willfährige Wesen, verweigert die Kreditkarte. Noch ein Indiz dafür, dass von allen wirtschaftlichen Szenarien für die kommenden Jahre die Goldene Rezession die wahrscheinlichste ist. Charakteristisch für dieses Phänomen ist:
a) die Konjunkturkurve zeigt eine mehr oder minder holperige Dauerlinie zwischen minus und plus einem Prozent,
b) alle jammern über diesen Zustand. Und alle richten sich komfortabel darin ein.
Eine ketzerische Frage: Ist das eigentlich schlecht?
In Japan herrschen seit einem Jahrzehnt Bankenkrise, Filz und Deflation. Aber wer in Tokio auf den Straßen flaniert, erlebt ein leuchtendes Wirtschaftswunderparadies. Luxusgüter werden an jeder Ecke inszeniert, die jungen Frauen sind erotischer gekleidet denn je. Die Preise sinken unaufhörlich, jeder Einkommensverlust wird kompensiert. Entstanden ist eine sarkastische, hoch kreative, zu virtuellen Spielen neigende Kultur. In Japans 30 Fernsehsendern laufen rund um die Uhr Karaoke-Brüllorgien und Sahnetortenattacken auf nackte Hintern. Das erinnert stark an den Dieter-Bohlen-Kult.
Oder die Schweiz: Seit einem guten Dezennium befindet sich unser Nachbar in einer vergoldeten Stagnation. Die Sparzinsen liegen bei höchstens 0,5 Prozent, das BSP-Wachstum ist nicht der Rede wert. Und die Schweizer? Sind ein bisschen verunsichert und diskutieren über das Verhältnis zu Europa - wie seit zwei Jahrhunderten. Das „grounding“ macht zu schaffen, der Verlust der stolzen Swissair. Aber schon fliegt die neue Airline, deren Logo vom Londoner Designer Tyler Brûlé so supercool gestaltet wurde, dass der Unterschied zu vorher gar nicht auffällt. Niemand würde bestreiten, dass es sich in der Schweiz gut leben lässt, und zwar materiell und kulturell und sozial.
Goldene Rezession ist jenes Reifestadium, in das satte Gesellschaften eintreten, wenn in ihnen die dynamischen Kräfte der sozialen Unterschiede erlahmen. Man neigt dazu, das Erreichte zu sichern. Man vermeidet hungrige Zuwanderer, störende Kinder, ökonomische Unwägbarkeiten. Man spart, baut ab, rationalisiert, schützt die Latifundien. So entsteht inmitten unermüdlicher (und chronisch vergeblicher) Reformversuche des Staates ein austariertes Netzwerk aus Interessenvertretern, Transfergewinnern und Nischenbewohnern.
Noch einmal: Ist das eigentlich schlecht? Hat eine demokratische Gesellschaft nicht das Recht, so zu leben - in wohlanständiger Stagnation mit eingebautem Klagemodus? Was wäre, wenn die Goldene Rezession kein Ausrutscher, keine Krise oder Phase, sondern die Zielgerade unserer ökonomischen Mentalität wäre? Ihre Wohlstandswellness schmeckt uns ungleich besser als die revolutionäre Aufgeregtheit der New Economy. Sie erspart uns das Gewusel einer globalen, offenen Konkurrenzgesellschaft mit ihren fiebrigen Märkten und ihrer hektischen upward mobility.
Südkorea wächst um sechs Prozent im Jahr. Von den alten Konglomeraten mit ihren Postenhierarchien und Verbeugungsritualen ist kaum ein Stein geblieben. Die Großstädte sind eine brodelnde Mixtur aus Tradition und Moderne. Philippinische „maids“ bieten Haushaltsdienste an jeder Ecke an, damit diejenigen, die durch extreme Bildungsanstrengungen auf den steilen Pfad nach oben kamen, bis zum Exzess arbeiten können. Minoritäten werden erst schamlos ausgebeutet und dann, wenn sie sich eine Nische erobert haben, integriert - nicht selten werden sie zur neuen dominanten Mittelschicht. Die Spielregeln sind ruppig, bisweilen grausam.
China vollzieht den heiklen, brachialen Übergang vom agrarischen Zeitalter direkt in die postindustrielle Moderne. Mexiko verringert seine Armutsquote jedes Jahr um zwei Prozent. Indien ist nur noch in den nordöstlichen Landesteilen ein Hungerstaat - 250 Millionen Mittelschichtangehörige bilden den größten ungesättigten Konsummarkt der Welt, und jedes Jahr verlassen 100 000 Ingenieure und Computertechniker die erstklassigen Universitäten. Ägypten, auch ein Wachstumsgigant, wächst aus der turbulenten Dynamik seiner Großstädte heraus, aus Kleinhandel, unendlicher Emsigkeit und dem Hunger der Habenichtse.
Wie lange unser goldenes Modell gut gehen kann? Lange. Wir haben Reserven. Solange wir im Abendrot des europäischen Kapitalismus verharren, haben andere eine Chance. Vielleicht sind wir in 20 Jahren die verlängerte Werkbank von Malaysia-Korea. Und die Alpen werden zum gemütlichen Themenpark - als Altersheim für wohlhabende Chinesen.
Wer die globale Gerechtigkeit befürwortet - und wer täte das nicht? -, wie könnte der dagegen sein?
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tas
07.12.2002, 20:05
@ doppelknoten
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Re: interessanter artikel |
-->... nach dem konjunkturellen null-riding (statt bullriding:-) sieht es auf jeden fall für die nächste zukunft aus. da die märkte der konjunkturkurve mehr oder weniger folgen werden, wird da langfristig auch alles ruhiger.
kein drama und kein hype - damit ließe sich auch leben. den meisten gehts passabel bis komfortabel, aber alle haben was zu jammern dabei:-)
auffällig ist in japan nur die hohe verdeckte aggressivität in der fröhlichen spielgesellschaft - geht schon heftig zur sache, nicht nur in takeshi's castle... no risk no fun. wenn sonst alle zeiger flach auf null stehen...
in europa könnte es mit der osterweiterung noch zu verwerfungen kommen, falls die politik ohne jeden weitblick nur kurzfristigst vor sich hinwurstelt, statt wenigstens ein paar zukunftskonzepte zu entwickeln. aber rekord-arbeitslosigkeit west und dafür rekorde in lohnintensiver produktion im osten plus reichlich neue eu-transferzahlungen und im gegenzug hungriger mehrkonsum würde die vorhandenen ungleichgewichte wenigstens schnell kompensieren und das nullsummenspiel weiter stabil halten. und selbst schuldentürme stehen recht stabil, solange jeder jedem mißtrauisch vertraut und keiner die unterste dose aus dem stapel ziehen muß...
allgemeiner nonsenskonsens einer satten verwöhnten postindustriegesellschaft...
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Miesespeter
07.12.2002, 20:44
@ doppelknoten
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So siehts aus! |
-->Kapitalismus boomt! Nur eben nicht in Mitteleuropa und den USA. Deflation? Nicht in China. Staatsbankrott? Nicht in Russland.
Es entstehen gerade haufenweise Wirtschaftswunder in mehreren Laendern dieser Welt. Warum also ueber den deutschen Untergang jammern? Warum sich nicht erfreuen an den Erfolgen der Anderen?
Da liegt auch die Antwort fuer die richtige Kapitalerhaltungspolitik. Euro oder Dollar? Gold? Das geht alles bergab, gemeinsam mit den durch diese representierten Wirtschaften. Kapitalbesitz in Wirtschaftswunderlaendern ist die Zukunftssicherung schlechthin. Hatte man 1950 sein Geld wohl besser in der Ostzone, oder in der BRD angelegt.......?
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marsch
08.12.2002, 13:56
@ Miesespeter
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Re: So siehts aus! Na ja, ich weiß nicht recht. |
-->>Kapitalismus boomt! Nur eben nicht in Mitteleuropa und den USA. Deflation? Nicht in China. Staatsbankrott? Nicht in Russland.
Prinzipiell:
»Diese globalen Finanzmärkte, angetrieben durch eine schnelle Verbreitung grenzüberschreitender Kapitalflüsse und Finanzinstrumente, haben eine Fähigkeit zur Fehlerübertragung entwickelt, die sich mit erheblich größerer Geschwindigkeit durch das Finanzsystem ausbreiten als es früheren Generationen bekannt war.«
Russland:
Vor der Abwertung war Rußland mit einem Verhältnis von Auslandsschulden zum BIP von rund 26 % im Vergleich zum Durchschnitt der Entwicklungsländer eher unterdurchschnittlich verschuldet ( Tabelle 20 ), nach der Krise mit einem Anteil von rund 68 % jedoch deutlich überdurchschnittlich. Inzwischen liegt dieses Verhältnis bei rund 100 %. Der wesentliche Grund hierfür ist die starke reale Abwertung, verbunden mit der Tatsache, daß die ausländischen Verbindlichkeiten in Fremdwährung denominiert sind, das BIP als Bezugsgröße indes in Rubel erfaßt und dann in US-Dollar umgerechnet wird.
Im Vergleich zu den jährlichen Exporten lag der Schuldenstand Ende 1998 bei rund 200 % gegenüber rund 120 % in den Jahren zuvor; hierin kommt auch der Rückgang der Exporte im Jahr 1998 zum Ausdruck. Dieser Wert liegt an der unteren Grenze des kritischen Bereichs (200 bis 250 %), [107] von dem an nach den Kriterien des IWF die Tragbarkeit des Schuldenstandes gefährdet ist, jedoch über dem Durchschnittswert für Entwicklungsländer generell. Ebenso stieg das Verhältnis zwischen tatsächlich geleistetem Schuldendienst und Exporten von 6,5 auf 8,8 %, blieb aber deutlich unter dem Durchschnitt aller Entwicklungsländer (17,6 %). Das Verhältnis zwischen Währungsreserven und Importen hatte sich zwar im Jahr 1998 zunächst verschlechtert, stieg jedoch 1999 vorläufigen Zahlen zufolge wieder auf 2,8 Monate (Durchschnittswert für Entwicklungsländer 4,8 Monate für 1998). Dabei waren aber die Währungsreserven außerordentlich gering. Das Verhältnis zwischen Währungsreserven und Schulden fiel von 14 auf 6,6 %, gegenüber einem durchschnittlichen Wert von gut 28 % für Entwicklungsländer.
<ul> ~ Die wirtschaftliche Lage Rußlands</ul>
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Miesespeter
08.12.2002, 14:14
@ marsch
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Re: So siehts aus! Na ja, ich weiß nicht recht. |
-->Russlands Auslandsschulden
die Auslandsverschuldung wuerde ich bei der Betrachtung differenziert angehen. Diese sind nur dann relevant, wenn sie von den Glaeubigern auch eingetrieben werden koennen (siehe analog auch USA). Die Preisfrage lautet also: muss Russland diese Schulden auch tatsaechlich bedienen? Und weitergehend: Erwarten die Glaeubiger ueberhaupt Zinszahlungen, oder gar Tilgung? Wer sind die Glaeubiger ueberhaupt?
Die Inlandsverschuldung, die viel brisanter ist, wenn es um Fragen wie den Staatsbankrott geht, ist in Russland quasi inexistent.
Was glaubst Du hat mehr Einfluss auf das Leben der Argentinier: die Tatsache, dass Argentinien seine Auslandskredite nicht mehr tilgt, oder die Tatsache, dass die Bankschalter geschlossen sind?
Meine unbedeutende Spekulation hierzu ist diese: Die Kredite, die Russland von westlichen Staaten (nicht Privatanlegern) zur Verfuegung gestellt werden, sind alle politisch motiviert. Sie sind Subventionen, um Russland samt seines Erdgases und Militaers politisch zu binden, und ausserdem gedacht, per Rueckfluss in die Wirtschaft der Geberlaender selbige anzukurbeln. Tilgung erwartet niemand, und Russland denkt auch nicht im Traum daran zu tilgen.
Sollte es dann eines Tages offiziell zur Tilgungsverweigerung kommen, so ist das kein Bankrott, sondern die schlichte Weigerung zu zahlen (zB durch Abtretung der Rohstoffvorkommen). Da der Glaeubiger nicht die Macht hat zu vollstrecken, schaut er in die Roehre. Nicht der Schuldner geht in diesem Falle bankrott, sondern der Glaeubiger.
Und dann muss dieser trotzdem noch seine Wohnung heizen. Er wird also dem zahlungsunwilligen Schuldner sogar noch Geld fuer Erdgas ueberweisen [img][/img].
Jetzt nochmal die Frage: Auf welcher Seite moechtest Du lieber investiert sein....?
>>Kapitalismus boomt! Nur eben nicht in Mitteleuropa und den USA. Deflation? Nicht in China. Staatsbankrott? Nicht in Russland.
>
>Prinzipiell:
>»Diese globalen Finanzmärkte, angetrieben durch eine schnelle Verbreitung grenzüberschreitender Kapitalflüsse und Finanzinstrumente, haben eine Fähigkeit zur Fehlerübertragung entwickelt, die sich mit erheblich größerer Geschwindigkeit durch das Finanzsystem ausbreiten als es früheren Generationen bekannt war.«
>Russland:
>Vor der Abwertung war Rußland mit einem Verhältnis von Auslandsschulden zum BIP von rund 26 % im Vergleich zum Durchschnitt der Entwicklungsländer eher unterdurchschnittlich verschuldet ( Tabelle 20 ), nach der Krise mit einem Anteil von rund 68 % jedoch deutlich überdurchschnittlich. Inzwischen liegt dieses Verhältnis bei rund 100 %. Der wesentliche Grund hierfür ist die starke reale Abwertung, verbunden mit der Tatsache, daß die ausländischen Verbindlichkeiten in Fremdwährung denominiert sind, das BIP als Bezugsgröße indes in Rubel erfaßt und dann in US-Dollar umgerechnet wird.
>Im Vergleich zu den jährlichen Exporten lag der Schuldenstand Ende 1998 bei rund 200 % gegenüber rund 120 % in den Jahren zuvor; hierin kommt auch der Rückgang der Exporte im Jahr 1998 zum Ausdruck. Dieser Wert liegt an der unteren Grenze des kritischen Bereichs (200 bis 250 %), [107] von dem an nach den Kriterien des IWF die Tragbarkeit des Schuldenstandes gefährdet ist, jedoch über dem Durchschnittswert für Entwicklungsländer generell. Ebenso stieg das Verhältnis zwischen tatsächlich geleistetem Schuldendienst und Exporten von 6,5 auf 8,8 %, blieb aber deutlich unter dem Durchschnitt aller Entwicklungsländer (17,6 %). Das Verhältnis zwischen Währungsreserven und Importen hatte sich zwar im Jahr 1998 zunächst verschlechtert, stieg jedoch 1999 vorläufigen Zahlen zufolge wieder auf 2,8 Monate (Durchschnittswert für Entwicklungsländer 4,8 Monate für 1998). Dabei waren aber die Währungsreserven außerordentlich gering. Das Verhältnis zwischen Währungsreserven und Schulden fiel von 14 auf 6,6 %, gegenüber einem durchschnittlichen Wert von gut 28 % für Entwicklungsländer.
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marsch
08.12.2002, 15:09
@ Miesespeter
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Re: So siehts aus! Na ja, ich weiß nicht recht. |
-->Russlands Auslandsschulden
die Auslandsverschuldung wuerde ich bei der Betrachtung differenziert angehen. Diese sind nur dann relevant, wenn sie von den Glaeubigern auch eingetrieben werden koennen (siehe analog auch USA). Die Preisfrage lautet also: muss Russland diese Schulden auch tatsaechlich bedienen? Und weitergehend: Erwarten die Glaeubiger ueberhaupt Zinszahlungen, oder gar Tilgung? Wer sind die Glaeubiger ueberhaupt?
Zu einem guten Teil deutsche Banken und deutsche Hermesbürgschaften. 1998 ca. 50 %. Das die systembedingten globalen Schuldensummen nicht mehr zurückbezahlt werden können ist klar. Das ist ja die Crux.
Die Inlandsverschuldung, die viel brisanter ist, wenn es um Fragen wie den Staatsbankrott geht, ist in Russland quasi inexistent.
Also, nicht das ich alles wirklich verstanden habe, aber ich denke es ist eher umgekehrt. Das große Problem der USA ist ihre Auslandsverschuldung ==> Weltweit größter Schuldner. Gesetz dem Falle die ausländischen Gläubiger fordern diese Schulden ein (was sie schon aus reinem Selbstschutz nicht tun werden), aber angenommen sie würden, dann, wäre ratzfatz essig. Das ist möglicherweise auch der Grund, warum Japan seit Jahren noch immer so rumwurschteln kann, ohne den finalen Bumms. Japan ist der weltweit größte Gläubiger
Was glaubst Du hat mehr Einfluss auf das Leben der Argentinier: die Tatsache, dass Argentinien seine Auslandskredite nicht mehr tilgt, oder die Tatsache, dass die Bankschalter geschlossen sind?
Das Eine (Auslandsverschuldung, IWF...) und deren Nichterfüllung bedingte das Andere (Banken"feiertage").
Meine unbedeutende Spekulation hierzu ist diese: Die Kredite, die Russland von westlichen Staaten (nicht Privatanlegern) zur Verfuegung gestellt werden, sind alle politisch motiviert. Sie sind Subventionen, um Russland samt seines Erdgases und Militaers politisch zu binden, und ausserdem gedacht, per Rueckfluss in die Wirtschaft der Geberlaender selbige anzukurbeln. Tilgung erwartet niemand, und Russland denkt auch nicht im Traum daran zu tilgen.
An deiner Ãœberlegung ist sicherlich was dran. <a target=blank href= http://www.diw.de/deutsch/publikati...chte/docs/99-49-1.html#HDR10> Schuldendienst und Umschuldungsverhandlungen</a>
Ganz so einfach scheint es aber doch nicht zu sein. Jedenfalls im Moment noch nicht.
Sollte es dann eines Tages offiziell zur Tilgungsverweigerung kommen, so ist das kein Bankrott, sondern die schlichte Weigerung zu zahlen (zB durch Abtretung der Rohstoffvorkommen). Da der Glaeubiger nicht die Macht hat zu vollstrecken, schaut er in die Roehre. Nicht der Schuldner geht in diesem Falle bankrott, sondern der Glaeubiger.
Und dann muss dieser trotzdem noch seine Wohnung heizen. Er wird also dem zahlungsunwilligen Schuldner sogar noch Geld fuer Erdgas ueberweisen.
Jetzt nochmal die Frage: Auf welcher Seite moechtest Du lieber investiert sein....?
Nicht zurückbezahlte Schulden Russlands sind neue Schulden der Gläubiger. Du hast recht, DIE (WIR) würden dann möglicherweise Pleite gehen (wobei dies alleine natürlich schon eine Frage der Definition ist. Als AG wären wir schon pleite). Womit werden dann Ã-l/Gaslieferungen bezahlt? Wenn ich nichts habe, kann ich nicht bezahlen! Eher muß ich dann in den nächst besten Wald fahren und Holz hacken. Können"wir" nicht mehr bezahlen, was macht Russland dann mit seinem Ã-l?
Grüße
MARSCH
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Miesespeter
08.12.2002, 15:45
@ marsch
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Re: So siehts aus! Na ja, ich weiß nicht recht. |
-->Wer sind die Glaeubiger ueberhaupt?
>Zu einem guten Teil deutsche Banken und deutsche Hermesbürgschaften. 1998 ca. 50 %. Das die systembedingten globalen Schuldensummen nicht mehr zurückbezahlt werden können ist klar. Das ist ja die Crux.
>
Sprich: der Glaeubiger ist wiedermal der deutsche Steuerzahler. Du kannst Dir sicher sein, dass auch alle 'Bankenkredite' per informeller Liquiditaetsgarantie regierungsseitig gedeckt sind.
>Die Inlandsverschuldung, die viel brisanter ist, wenn es um Fragen wie den Staatsbankrott geht, ist in Russland quasi inexistent.
>Also, nicht das ich alles wirklich verstanden habe, aber ich denke es ist eher umgekehrt. Das große Problem der USA ist ihre Auslandsverschuldung ==> Weltweit größter Schuldner. Gesetz dem Falle die ausländischen Gläubiger fordern diese Schulden ein (was sie schon aus reinem Selbstschutz nicht tun werden), aber angenommen sie würden, dann, wäre ratzfatz essig. Das ist möglicherweise auch der Grund, warum Japan seit Jahren noch immer so rumwurschteln kann, ohne den finalen Bumms. Japan ist der weltweit größte Gläubiger
>
Amerika kann seine Schulden ALLE an EINEM TAG zurueckbezahlen. Sie koennen sich die Scheine zur Tilgung selber drucken. Am naechsten Tag gibts dann eine Waehrungsreform. Wer schaut dann in die Roehre?
>Was glaubst Du hat mehr Einfluss auf das Leben der Argentinier: die Tatsache, dass Argentinien seine Auslandskredite nicht mehr tilgt, oder die Tatsache, dass die Bankschalter geschlossen sind?
>Das Eine (Auslandsverschuldung, IWF...) und deren Nichterfüllung bedingte das Andere (Banken"feiertage").
>
Das ist nicht so. Vielmehr waren die Guthaben der Banken EBENFALLS an die Regierung ausgeliehen. Jetzt bekommt die Regierung aber keine Mittel mehr von ausserhalb, kann also ihren Verpflichtungen gg. den Banken nicht mehr nachkommen, und diese daher nicht ihre Einleger bedienen.
>Meine unbedeutende Spekulation hierzu ist diese: Die Kredite, die Russland von westlichen Staaten (nicht Privatanlegern) zur Verfuegung gestellt werden, sind alle politisch motiviert. Sie sind Subventionen, um Russland samt seines Erdgases und Militaers politisch zu binden, und ausserdem gedacht, per Rueckfluss in die Wirtschaft der Geberlaender selbige anzukurbeln. Tilgung erwartet niemand, und Russland denkt auch nicht im Traum daran zu tilgen.
>
>An deiner Ãœberlegung ist sicherlich was dran. <a target=blank href= http://www.diw.de/deutsch/publikati...chte/docs/99-49-1.html#HDR10> Schuldendienst und Umschuldungsverhandlungen</a>
>Ganz so einfach scheint es aber doch nicht zu sein. Jedenfalls im Moment noch nicht.
>
Das ist richtig. Es werden noch viele Kredite an Russland vergeben werden, bevor es soweit ist.
>Sollte es dann eines Tages offiziell zur Tilgungsverweigerung kommen, so ist das kein Bankrott, sondern die schlichte Weigerung zu zahlen (zB durch Abtretung der Rohstoffvorkommen). Da der Glaeubiger nicht die Macht hat zu vollstrecken, schaut er in die Roehre. Nicht der Schuldner geht in diesem Falle bankrott, sondern der Glaeubiger.
>Und dann muss dieser trotzdem noch seine Wohnung heizen. Er wird also dem zahlungsunwilligen Schuldner sogar noch Geld fuer Erdgas ueberweisen.
>Jetzt nochmal die Frage: Auf welcher Seite moechtest Du lieber investiert sein....?
>Nicht zurückbezahlte Schulden Russlands sind neue Schulden der Gläubiger. Du hast recht, DIE (WIR) würden dann möglicherweise Pleite gehen (wobei dies alleine natürlich schon eine Frage der Definition ist. Als AG wären wir schon pleite).
Nicht als Deutsche Bank AG..:)
Womit werden dann Ã-l/Gaslieferungen bezahlt? Wenn ich nichts habe, kann ich nicht bezahlen! Eher muß ich dann in den nächst besten Wald fahren und Holz hacken. Können"wir" nicht mehr bezahlen, was macht Russland dann mit seinem Ã-l?
>Grüße
>MARSCH
Das liefern sie dann an die Chinesen. [img][/img]
Schoenen Gruss
Miesespeter
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marsch
08.12.2002, 16:26
@ Miesespeter
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Re: Ich will nicht drauf rumreiten, aber auch da ist nicht alles Gold was glänzt |
--><table>
<table border="0" width="600">
<tr><td><font face="Arial"><font size=5> </font></font><div align="Justify">
.Der Kern des chinesischen Sozialstaats beruht auf den Staatsbetrieben, in denen immer noch die Hälfte der (legalen) IndustriearbeiterInnen beschäftigt ist. Neben ausreichendem Lohn bieten sie lebenslange Beschäftigung, Wohnungen, Gesundheitsversorgung und Rente. Pläne zur Schließung oder Privatisierung unprofitabler Staatsbetriebe wurden angesichts von Kämpfen immer wieder zurückgezogen. Es gab einige Entlassungswellen, aber die vorherrschende Politik ist bis heute die »Freistellung« von der Arbeit bei weiterem Anspruch auf die Sozialleistungen und manchmal einen geringen Lohn. Mittlerweile hat diese Entwicklung das chinesische Bankensystem in die Krise gebracht, da immer wieder Kredite an unproduktive Staatsbetriebe gegeben werden mußten. Der Anteil an faulen Krediten wird auf insgesamt 50 Prozent geschätzt, was 518 Mrd. Dollar entspricht3 - fast die Hälfte des BIP von 2001! Die Regierung hat damit begonnen, diese Kredite auf staatliche Vermögensagenturen (in Art der »Treuhand«) zu übertragen, was das Problem nur verlagert. Die ohnehin hohe Staatsverschuldung wächst damit weiter - zumal gleichzeitig das Steuereinkommen nicht zuletzt aufgrund der verbreiteten Korruption von 32 Prozent des BIP im Jahr 1978 auf nur noch 12 Prozent in 1998 abgesackt ist.
<a target=_blank href="http://www.federalreserve.gov/releases/"> China: Klassenkämpfe im Wirtschaftswunder
</a>
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Aber du hast sicherlich Recht, die dringend benötigten"New Credits" kommen aus dieser Gegend. Indien und China. Asien (ex Japan). Die Frage ist einfach nur, ob sich diese Länder bei einem wie auch immer gearteten Zusammenbruch des globalen Finanzsystems tatsächlich abkoppeln können. Wobei, wie gesagt, dies die Länder (die Region) sind, die diesen Zusammenbruch noch ein paar Jährchen aufschieben können. Sie müßen nur"schnell genug" sein.
Gruß und Ende (muß ein Tässchen Kaffee trinken gehen [img][/img] )
Schönen Sonntag noch
MARSCH
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