Zardoz
22.01.2003, 10:07 |
Vernünftiger Vorschlag zur Krankenversicherung - aber ist die SPD vernünftig?Thread gesperrt |
-->22.01.2003 - 09:28 Uhr
"stern:" Kanzler für Kopfprämien bei Krankenversicherung
Berlin (vwd) - Kanzler Gerhard Schröder hat nach einem
Bericht des"stern" der Rürup-Kommission grünes Licht
gegeben, ein vollkommen neues Finanzierungssystem für die
gesetzliche Krankenversicherung zu entwickeln. Danach
könnten künftig Kopfprämien die lohnbezogenen Beiträge
ablösen. Dies würde bedeuten, die paritätische
Finanzierung aufzugeben, den Arbeitgeberbeitrag auf den
Lohn aufzuschlagen und Geringerverdiener mit staatlichen
Zuschüssen zu unterstützen.
Nach Berechnungen des Sachverständigenrates müsste
eine kostendeckende Kopfprämie rund 200 EUR je
Erwachsenem betragen, wenn Kinder mitversichert sind.
Gewinner des Systemwechsels wären vor allem Singles,
die mehr als 2.000 EUR im Monat verdienen. Der Berliner
Wirtschaftsprofessor Gert Wagner Mitglied der
Rürup-Kommission, hat das Konzept bereits der
Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Fraktion vorgestellt.
In einem Thesenpapier, das dem"stern" vorliegt, heißt
es:"Kopfprämien plus sozialer Ausgleich bietet viele
Vorteile." Die"Niedriglöhne werden entlastet". Und als
eigentlicher Clou: Die"Diskussion um Lohnnebenkosten
ist beendet".
Tatsächlich würde die Summe der Sozialbeiträge auf 28
von 42 Prozent sinken. Die Finanzierung der Zuschüsse
für Geringverdiener, die Ã-konomen auf 20 bis 30 Mrd
EUR schätzen, hält Wagner für lösbar:"Durch die
Auszahlung des Arbeitgeberbeitrages, der dann normal
besteuert wird, stehen automatisch' Steuereinnahmen für
den sozialen Ausgleich zur Verfügung" Nach
Riester-Rente und Hartz-Reform würde die
Rürup-Prämie eine weitere Zumutung für
SPD-Sozialpolitiker und Gewerkschaften bedeuten.
Im Wahlkampf hatte sich die SPD ausdrücklich zur
paritätischen Finanzierung bekannt. Helga Kühn-Mengel,
gesundheitspolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion, erteilte der Kopfprämie im
Gespräch mit dem"stern" eine Absage:"Ich sehe dafür
keine Mehrheit in der Fraktion." Der Vorsitzende des
Gesundheitsauschusses Klaus Kirschner (SPD) sagte
dem Magazin:"Wer ein sozialdemokratisches
Selbstmordprogramm beschließen will der soll das
machen."
Kritik an den Plänen kommt auch von Familienministerin
Renate Schmidt: Es wäre"ein Schildbürgerstreich, die
Beitragsfreiheit für nicht erwerbstätige Familienmitglieder
abschaffen zu wollen". Das würde vom
Verfassungsgericht"garantiert" für nichtig erklärt.
Unterstützung für Kanzler und Rürup-Kommission kommt
dagegen vom niedersächsischen Ministerpräsidenten
Sigmar Gabriel, der sich schon länger dafür einsetzt, die
Sozialsysteme stärker aus Steuermitteln zu finanzieren.
Alle zu beteiligen und die Beiträge endlich vom
Arbeitslohn abzukoppeln sei"eine vernünftige Idee".
Zuvor müssten allerdings die Effizienzreserven im
Gesundheitswesen ausgeschöpft werden.
vwd/12/22.1.2003/hab
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Toby0909
22.01.2003, 10:35
@ Zardoz
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muss ich hier nochmal meinen Vorschlag hinschreiben - bitte um Diskussion |
-->Ich schlage folgendes (komplett ernst gemeint) vor:
Abschaffung des bisherigen Systems mit %-Sätzen von Lohn und Euro-Sätzen bei privaten. Keine öffentlichen und privaten Kassen mehr in diesem Sinne.
Dieses System führt nur dazu, daß die gesunden, reichen und jungen wenig Beiträge bei privaten kassen bezahlen und dafür Super-Leistungen bekommen und die armen, alten und kranken zahlen sich deppert und bekommen nix dafür.
Daher mein Vorschlg:
Eine Krankenkasse darf nur einen rein alters-abhängigen Tarif haben. Vorerkrankungen, aktuelle Gesundheit usw. des Versicherten usw.... muss alles unberücksichtigt bleiben. Jede Kasse MUSS jeden Versicherungswilligen annehmen.
Was würde damit erreicht? Durch den Annahmezwang und das"Ein-Tarif-System" können die privaten Krankenkassen die Risiken nicht mehr so ausschliessen wie bisher, sie müssen neu kalkulieren. Auch wird es dann für Reiche nicht mehr so interessant sein, in eine private zu gehen. Die öffentlichen Kassen bekommen somit ein bisserl mehr GEld und ein besseres"Versicherten-Porfolio" und die privaten eben nicht. So etwas würde ich fair und sozial finden. Unser jetziges System ist unfair und assozial.
Wegen meiner kann man dann noch so Tarif anbieten wie Grund- Komfort und Luxus-Versorgung. Aber im Prinzip muss gewährleistet sein, daß auch ein alter, kranker Mann zur Vereinten gehen kann - ohne Aufschläge - und ein gesunder junger Selbstständiger bei eienr AOK oder Barmer eine Leistung für sein Geld bekommt.
Was haltet ihr davon (ist mir jetzt klar, daß alle privat-Versicherten jetzt aufschreien werden - aber dann macht bitte einen Gegenvorschlag, der nicht im absoluten Chaos und finanziellen Desaster endet)
Danke
Toby
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Kaddii
22.01.2003, 11:20
@ Toby0909
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siehe DDR... |
-->Hi Toby
Was Du hier vorschlägst war in der DDR das normale Gesundheitssystem.
Im Prinzip wars auch nicht schlecht, hatte nur den Haken, daß jedweder Wettbewerb ausgeschlossen war. Und daran würde sich wiederum nichts ändern.
Der Wettbewerb zwischen staatlicher und privater KK sollte sich auf den Leistungskatalog beziehen und gleiche Leistungen auch gleich bezahlt werden.
Als Patient sollte ich einen Bonus für die gewählte Leistung erhalten können, oder weniger Beitrag bezahlen. Also weg von % Regeln.
z.B. wird meine Hausärztin nur mit ca. 30% im Osten mit einer vergleichbaren Leistung im Westen entlohnt. wäre ein Anreiz da, würde sicherlich ein kleiner"Grenzverkehr" entstehen und damit ein Anreiz zum Sparen durch die Patienten geschaffen werden.
Auch würde ich die"Nebenkosten" der KK strenger durchleuchten, was sich allerdings auch durch mehr Wettbewerb durchführen ließe.
In Sachsen hält sich zum Beispiel die AOK einen eigenen Golfplatz und für die Lobbyarbeit wird richtig viel Geld ausgegeben. kritische Töne zur täglichen Arbeitsweise der KKs findest du daher in der Presse Sachsens nicht.
zweifellos würden Veränderungen massive Arbeitsplatzverluste nach sich ziehen, die aber fairerweise heute ja zum grossen Teil auch nur bürokratischer Selbstbeschäftigung dienen.
kaddii
Dresden, trocken, nahe 0°
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Zardoz
22.01.2003, 11:32
@ Toby0909
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Mangelverwaltung. |
-->Hallo Toby,
Dein Vorschlag läuft auf ein ähnliches System wie die KfZ-Haftpflichtversicherung hinaus. Allerdings ohne"Schadensfreiheitsrabatt"! So ein System hat niemals funktioniert und wird auch niemals funktionieren. Ganz einfach deshalb nicht, weil damit der Versicherte von jeglicher Verantwortung freigestellt wird.
Grundsätzlich bin ich absolut dagegen, Privatunternehmen zu"sozialen" Leistungen zu verpflichten. Die unbestreitbare Tatsache, daß Menschen von Zeit zu Zeit essen müssen, hat ja auch bisher nicht dazu geführt, den Lebensmittelhandel zur kostenlosen Abgabe an Bedürftige zu zwingen. Mit dem Ergebnis, daß Lebensmittel nach wie vor günstig und in großen Mengen angeboten werden.
Mängel treten hingegen immer dort auf, wo mittels staatlicher Zwangsmaßnahmen irgendein"soziales" Ziel verfolgt wird.
Nice day,
Zardoz
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Toby0909
22.01.2003, 12:08
@ Zardoz
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da hast du Recht |
-->aber dann kann das auch nur heissen:
Völlige Abschaffung des jetzigen Systems und keinerlei Zwänge für nichts und niemanden. Also dann ein reines, privates System - hätte ich auch nichts dagegen, aber ich befürchte, daß das absolut nicht durchsetzbar ist und die Kranken, Armen und Alten dann auf der Strasse wegsterben und liegen bleiben - oder sollen wir dann eine Grundversorgung machen, die über Steuern finanziert wird?
Wie ist das bei den Amis? Wenn man einen Unfall hat und bewusstlos / schwer verletzt rumliegt? Da kommt der Rettungswagen und wenn du keine Versicherung nachweisen kannst, weil du eben bewusstlos bist, was dann? Die lassen dich ja auch nicht liegen? ODer?
Toby
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Toby0909
22.01.2003, 12:11
@ Kaddii
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eigentlich bin ich kein Kommi |
-->aber wenn das so ist wie in der DDR, auch schön.
Bei den Hausratversicherungen und einer Rechtsschutzversicherung werde ich auch nicht gefragt, ob ich schon mal prozessiert habe oder streitsüchtig bin oder bei mir eingebrochen wurde.
Also ich denke, erst mit einem solchen System kann ein Wettbewerb stattfinden.
Weil was soll das für ein Wettbewerb sein, der nur für einen Bruchteil der Bevölkerung stattfindet?
Toby (hat heute seinen Sozialen)
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Euklid
22.01.2003, 12:24
@ Zardoz
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Re: Mangelverwaltung. |
-->Wir haben schon einen Handel der sogar Essenszuschüsse in Form von Cash verteilt anstatt von Essen.
Dies tut ja das Sozialamt.
Früher bestand der Anreiz zu arbeiten darin daß man eine größere Essensration zugeteilt bekam wenn man arbeitete (Essensmarken),während das Geld das man für die Arbeit bekam ja nichts wert war.(Zeitraum 1945 bis 1948)
Bis dahin ist es schon noch ein ganz weiter Weg;-)
Gruß EUKLID
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Zardoz
22.01.2003, 12:34
@ Toby0909
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Schere im Kopf. |
-->Vielleicht sollten wir alle einmal etwas mutiger sagen, was wir wirklich wollen. Und erst anschließend sehen, ob für einen Konsens Kompromisse notwendig sind.
Das Problem der Zahlungsunfähigkeit sollte man in der Krankenversicherung jedenfalls nicht anders lösen als in anderen Bereichen auch. Entweder ich überlasse sie der Mildtätigkeit einzelner oder zwinge alle (!) über Steuern, dafür aufzukommen.
Zumindest gäbe es eine klare Trennung von Wirtschaftsunternehmen und Staat. Und damit eine beträchtliche Senkung der bei Politikern so beliebten (warum wohl?)"Komplexität".
Nice days,
Zardoz
PS: Ich behaupte mal ganz frech die Mehrheit der Bürger ist für so eine Lösung. Allerdings die Mehrheit der Profiteure der heutigen Lösung natürlich dagegen.
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nasdaq
22.01.2003, 16:45
@ Toby0909
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es muss auf jeden Fall Schluss mit der Vollkaskomentalität sein |
-->Eine Grundsicherung für alle sollte möglich sein, darf aber auch nicht alles bezahlen. Es läuft auf eine Zweiklassenmedizin hinaus und aufgrund der immer teuren Behandlungsverfahren kann nicht erwartet werden, dass immer das teuerste und beste bezahlt wird. Wobei das mit dem besten auch nicht immer zutrifft...
Wie man die Krankenkassen finanziert ist eine soziale Frage. Entweder reguliert mit allen Nachteilen (jede Regulierung ist ein Eingriff in die freie Preisbildung) oder unreguliert mit den sagen wir mal Streuverlusten durch Kassen die mit unter auch Pleite gehen könnten.
Auf jeden Fall sollte es klar sein, dass es mehrere Kassen benötigt und diese sollten alle privat sein. Allerdings ist es aufgrund der Lockvogelangebote fast unmöglich die richtige private Kasse rauszusuchen. Eine Menge alter Leute würde heute ohne die gesetzlichen KV's von der Sozialhilfe leben müssen, wenn sie die Tarife der privaten zahlen müssten.
Es kann also nur eine Art Umlagefinanzierung oder eine Kapitalgedeckte Finanzierung stattfinden und bedeutet, dass man in guten Jahren etwas auf die Seite legen muss um später die Kosten zu tragen. Kapitalgedeckt kann zu Problemen führen Umlagefinanziert kann es besser werden.
In jedem Fall sollte gewährleistet sein, dass man zwischen den Kassen wechseln darf (auch Kranke)!
Um nicht zuviel zu diskutieren wäre einmal das Modell in der Schweiz genannt, hier hat man bei öffentlichen wie privaten KV's eine vernünftige Regelung gefunden. Also Grundsicherung + Selbstbeteiligung freie Wechselmöglichkeiten usw.
Die Versicherung sollte auch nur das sein was sie ist und zwar eine Absicherung vor Kosten, die nicht mehr von einem einzelnen selbst getragen werden können.
Hinzu kommen noch die Probleme mit der IHK und den Apotheken (alleine in unserem kleinen Dorf gibt es zwei davon) usw...
Alles muss angepackt werden, wobei die Finanzierung der KV's Vorrang vor allem anderen hat, da wie man das Blatt auch wendet immer heraus kommen wird, dass der Großteil der Kosten bei der Behandlung durch den Arzt und die Pflege entfallen und nicht von irgendwelchen Arzeneimittelchen.
Eine Reform würde zudem zu Tage bringen, dass Gesundheit etwas kostet und das der"Marktpreis" für Gesundheit vermutlich 20-30 % höher liegt als dies zur Zeit der Fall ist.
Wir brauchen also:
- Verständliche und abgestufte Tarife (ob mit Alterskomponente ist eine soziale Frage)
- Wettbewerb zwischen Krankenhäusern und Kassen
- Aufbrechen des Apothekermonopols und Schließung von 60-70 % aller Apotheken (Medikamente auch im Supermarkt auch für den Preis einer schlechteren Beratung)
- Mehr Beitragszahler!!!
Ausserdem sollte man einmal darüber nachdenken, was Versicherungen eigentlich sind bzw. früher einmal waren. Früher waren Versicherungen hauptsächlich genossenschaftliche Vereinigungen also eine Art Interessengemeinschaft und KEIN Profitzentrum.
Wenn es möglich sein sollte langfristig mit Versicherungen Geld zu verdienen habe ich nichts dagegen aber wenn ich mir das"freie" Versicherungswesen so anschaue insbesondere die Schadensversicherungen, so stelle ich fest, dass die meisten defizitär arbeiten müssen. Bei den Lebens- und Rückversicherungen sieht es im Grunde auch nicht besser aus. Hier halfen eigentlich nur noch der boomende Anleihen- und früher Aktienmarkt.
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MC Muffin
23.01.2003, 11:23
@ Toby0909
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Re: eigentlich bin ich kein Kommi |
-->>aber wenn das so ist wie in der DDR, auch schön.
>Bei den Hausratversicherungen und einer Rechtsschutzversicherung werde ich auch nicht gefragt, ob ich schon mal prozessiert habe oder streitsüchtig bin oder bei mir eingebrochen wurde.
>Also ich denke, erst mit einem solchen System kann ein Wettbewerb stattfinden.
>Weil was soll das für ein Wettbewerb sein, der nur für einen Bruchteil der Bevölkerung stattfindet?
>Toby (hat heute seinen Sozialen)
Lieber nicht Tobi, bei den Marxisten wurde viel verheimlich, wer nicht direckt betroffen war wusste also viele Sachen nicht. Ich habe gerade gestern mich mit jemanden unterhalten der Arzt in der DDR war. Das Gesundheitsystem war Schrott und bestand nur aus Mangel. Ich weis noch aus eigener Erfahrung das Warteschlangen bis weit aus dem Warteraum normal war ( die Qualitat der Behandlung mangelhaft ).Bestimmte Medikamente gab es nur wenig, wenn alle, dann wurden die Leute alleine gelassen um zu sterben. Der Arzt sagte das es normal war wenn einer Rentner war, das er bestimmte Untersuchungen nicht mehr bekam und OPs so und so nicht. Die sind dann zum wohle des Volkes verreckt. Bedenke das der Marxismus nur eine Idiologie ist, der man verfällt wie dem Rauchen jede Diskusion mit dem Raucher bringt dann nichts mehr. Die Probleme werden ignoriert und ein Bild geschaffen das mit der Realität nichts zu tun hat. Du kannst das auch schön beobachten an einigen die der Idiologie verfallen sind wie sie etwas zu einem interessanten Thema schreiben und dann einfach völlig zusammenhangslos ein Marx Zitat dazu schreiben.Ja es ist manchmal schon zum lachen, aber sie verstehen es nicht.
Du willst wissen wie es im Komunismus ist dann warte, da wir den komm.. in Deutschland schon haben, kannst du in Echtzeit den Verfall des Gesundheitsystem beobachten und das lustige die Marxisten werden dir die URSACHE als Lösung verkaufen und die Sache beschleunigen.. Der Wiederstand aus der Bevölkerung gegen das sozialistische System wächst stark ( unbewust ). Du kannst es erkennen an der Schattenwirtschaft, die war in der DDR auch hoch um der Umverteilung zu entgehen. Du kannst Komunisten nicht überzeugen du kannst sie nur bekämpfen indem du dich der Umverteilung entziehst dann gehen sie ein wie ein Parasit der sein Opfer nichts mehr nehmen kann.
Allerdings kommt er wie ein Virus immer wieder, da es immer Nichtskönner und zu Kurzgekommene geben wird die dann ihr Glück auf kosten anderer versuchen.
MFG
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