Wal Buchenberg
28.01.2003, 09:04 |
Äsop (550 v. Chr.) über den IrakkriegThread gesperrt |
-->Äsop (550 v. Chr.) über den Irakkrieg
Durstig kommen einst Hund und Wolf zum Trinken an den Bach. Der Wolf bachaufwärts, der Hund ein Stück weit unten.
Der Wolf denkt sich, dass Wasser allein einen leeren Magen nicht satt macht und ruft dem Hund zu: „He, warum verschmutzt du mir mein Wasser?“ Der Hund darauf: „Wie kann das sein, wenn du bachaufwärts stehst, das Wasser aber abwärts fließt?“
Der Wolf dagegen: „He, warum hast du mir vor einem Jahr gedroht?“ Der Hund darauf: „Wie kann das sein, wo ich erst vor einem Jahr geboren wurde?“
Der Wolf dagegen: „Wenn du’s nicht warst, dann war’s halt deine freche Sippschaft!“ Er packt den Hund und frisst ihn auf.
(Erste Äsopische Fabel des Phädrus)
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NaturalBornKieler
28.01.2003, 11:17
@ Wal Buchenberg
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Lamm, bitteschön, nicht Hund... |
-->aber das hätte wohl hier nicht so gut ins Konzept gepasst...
1. Lupus et agnus
Ad rivum eundem lupus et agnus venerant
Siti compulsi; superior stabat lupus
Longeque inferior agnus. Tunc fauce improba
Latro incitatus iurgii causam intulit.
"Cur" inquit"turbulentam fecisti mihi
Aquam bibenti?" Laniger contra timens:
"Qui possum, quaeso, facere, quod quereris, lupe?
A te decurrit ad meos haustus liquor".
Repulsus ille veritatis viribus:
"Ante hos sex menses male, ait, dixisti mihi".
Respondit agnus:"Equidem natus non eram".
"Pater hercle tuus, ille inquit, male dixit mihi".
Atque ita correptum lacerat iniusta nece.
Haec propter illos scripta est homines fabula,
Qui fictis causis innocentes opprimunt.
Das Lamm und der Wolf
Ein Lämmchen löschte an einem Bache seinen Durst. Fern von ihm, aber näher der Quelle, tat ein Wolf das gleiche. Kaum erblickte er das Lämmchen, so schrie er:
"Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?"
"Wie wäre das möglich", erwiderte schüchtern das Lämmchen,"ich stehe hier unten und du so weit oben; das Wasser fließt ja von dir zu mir; glaube mir, es kam mir nie in den Sinn, dir etwas Böses zu tun!"
"Ei, sieh doch! Du machst es gerade, wie dein Vater vor sechs Monaten; ich erinnere mich noch sehr wohl, daß auch du dabei warst, aber glücklich entkamst, als ich ihm für sein Schmähen das Fell abzog!"
"Ach, Herr!" flehte das zitternde Lämmchen,"ich bin ja erst vier Wochen alt und kannte meinen Vater gar nicht, so lange ist er schon tot; wie soll ich denn für ihn büßen."
"Du Unverschämter!" so endigt der Wolf mit erheuchelter Wut, indem er die Zähne fletschte."Tot oder nicht tot, weiß ich doch, daß euer ganzes Geschlecht mich hasset, und dafür muß ich mich rächen."
Ohne weitere Umstände zu machen, zerriß er das Lämmchen und verschlang es.
Das Gewissen regt sich selbst bei dem größten Bösewichte; er sucht doch nach Vorwand, um dasselbe damit bei Begehung seiner Schlechtigkeiten zu beschwichtigen.
DAS wiederum ist doch sehr passend...
NBK
<ul> ~ Das Lamm und der Wolf</ul>
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Zardoz
28.01.2003, 11:40
@ NaturalBornKieler
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Der Wolf muß das Lamm reißen - ob mit oder ohne Begründung. Das ist die Natur. (owT) |
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NaturalBornKieler
28.01.2003, 11:46
@ Zardoz
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Schon - aber in Verbindung mit dem Irakkrieg, wer ist da das Lamm? (owT) |
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Euklid
28.01.2003, 11:50
@ Zardoz
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Re: Der Wolf muß das Lamm reißen |
-->Allerdings müssen Menschen nicht unbedingt diese natürlichen Instinkte pflegen denn dann werden aus ihnen wieder Tiere.
Als Mensch sollte man eigentlich in einer menschenwürdigen Umgebung frei von Instinkten operieren können.
Leider zeigen die täglichen Nachrichten das genaue Gegenteil meines obigen Satzes.
Leider wird die gewaltlose Welt ein unerfüllbarer Traum bleiben weil sonst die Idioten die Welt beherrschen würden.
Darauf spekuliert ja auch das Sprichwort der Klügere gibt nach;-)
Und wie oft hat man dies aus rationalen Gründen schon getan?
Gruß EUKLID
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HB
28.01.2003, 11:59
@ NaturalBornKieler
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Die Lämmer sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. |
-->Und lassen sich nicht mehr so willig abschlachten.
Peter Scholl-Latour schreibt in"Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?":
Die GIs, die von der Tradition der
Indianerkriege offenbar nicht loskommen, in denen die »soldiers
blue« der US-Kavallerie mit ihren Winchester-Büchsen die nur
mit Pfeil und Bogen bewehrten Rothäute mühelos abknallten,
verkennen wohl, daß sie es im kommenden Kampf gegen ein
weltweites islamisches Aufbegehren nicht mit einer zum
Aussterben verurteilten, zahlenschwachen Urbevölkerung zu tun
haben, sondern mit einer Milliardenmasse, deren
demographischer Zuwachs in der Lage ist, die schlimmsten
Hekatomben auszugleichen.
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Zardoz
28.01.2003, 12:14
@ Euklid
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Re: Der Wolf muß das Lamm reißen |
-->>Allerdings müssen Menschen nicht unbedingt diese natürlichen Instinkte pflegen denn dann werden aus ihnen wieder Tiere.
Auch Menschen müssen überleben.
>Als Mensch sollte man eigentlich in einer menschenwürdigen Umgebung frei von Instinkten operieren können.
Im Unterschied zu Tieren können Menschen so denken. Aber nicht handeln.
Nice day,
Zardoz
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Zardoz
28.01.2003, 12:18
@ HB
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Ganz falsch. |
-->>Und lassen sich nicht mehr so willig abschlachten.
Sie werden nur heute von anderen abgeschlachtet: Den Menschen. Die im Gegenzug den Wolf von ihnen fernhalten und ihrer Art das Ãœberleben sichern.
Nice day,
Zardoz
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Zardoz
28.01.2003, 12:37
@ NaturalBornKieler
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Menschen sind weder Wolf noch Lamm. Können aber beide Rollen spielen. (owT) |
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Wal Buchenberg
28.01.2003, 13:28
@ Wal Buchenberg
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Re: Äsop un die heutigen Politiker |
-->Äsop (550 v. Chr.) über den Irakkrieg
Durstig kommen einst Hund und Wolf zum Trinken an den Bach. Der Wolf bachaufwärts, der Hund ein Stück weit unten.
Der Wolf denkt sich, dass Wasser allein einen leeren Magen nicht satt macht und ruft dem Hunde zu: „He, warum verschmutzt du mir mein Wasser?“ Der Hund darauf: „Wie kann das sein, wenn du bachaufwärts stehst, das Wasser aber abwärts fließt?“
Der Wolf dagegen: „He, warum hast du mir vor einem Jahr gedroht?“ Der Hund darauf: „Wie kann das sein, wo ich erst vor einem Jahr geboren wurde?“
Der Wolf dagegen: „Wenn du’s nicht warst, dann war’s halt deine freche Sippschaft!“ Er packt den Hund und frisst ihn auf.
(Erste Äsopische Fabel des Phädrus)
Äsop und die Politiker von heute:
1. Die Stinktiere sagen: Wo es Beute gibt, da dürfen wir nicht fehlen. Unsere Zähne sind nicht so groß wie die des Wolfes! Recht hat der Wolf, wir stehn auf seiner Seite!
2. Die Esel sagen: Wer weiß, vielleicht hat der Wolf ja recht - wer traut sich schon dem Wolf zu widersprechen? Wir müssen Inspektoren in den Bau des Hundes schicken. Wenn man etwas Belastendes gegen den Hund findet, dann darf der Wolf ihn fressen!
3. Die Schafe sagen: Bitte kein Blutvergießen! Lasst uns doch friedlich zusammenleben und Gras fressen! Im tiefsten Innern wir alle doch Vegetarier!
4. Die Füchse sagen: Nur kein einseitiges Blutvergießen! Wenn der Hund gefressen werden muss, dann nur auf Beschluss der Raubtierversammlung. Und die Beute wird auch hübsch rechtsstaatlich und multilateral verteilt!
Wal Buchenberg, 28. 1.2003www.marx-forum.de
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Tempranillo
28.01.2003, 13:46
@ NaturalBornKieler
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Re: Das Lamm, der Wolf, der Habicht, Huurrrz ;-)) |
-->Hi,
wenn Ihr wüßtet, Wal und NaturalBornKieler, wie ich in Latein mit diesen Fabeln gequält wurde. Wir hatten einen Pauker, der hat als Schulaufgabe immer solche Fabeln serviert und zur Einstimmung im Versmaß vorgelesen. Ein Geleier, schlimmer als jede Drehorgel in Zille sei`m Milljööh.
Nur mit einer Fabel hat man uns seltsamerweise nicht gequält, mit der vom Wolf und dem Lamm - aber das habt ihr beide jetzt ja glücklicherweise nachgeholt. Was ich - lang, lang ist`s her - übersetzen mußte, waren die Geschichten vom Adler und der Schildkröte oder der Grille und der Ameise. Mit welcher Begeisterung wir uns diesen Aufgaben gewidmet haben, wird klar, wenn ich sage dass einer, er war sicher nicht der einzige, die Fabel von der Grille und der Ameise mit der"Fuchs und die Trauben" übersetzt hat. Damit wären wir wieder bei der Börsenspekulation und dem EW-Board angelangt.
In der von Wal und Kieler geposteten Fabel scheint mir vor allem folgender Passus interessant:
>"Du Unverschämter!" so endigt der Wolf mit erheuchelter Wut, indem er die Zähne fletschte."Tot oder nicht tot, weiß ich doch, daß euer ganzes Geschlecht mich hasset, und dafür muß ich mich rächen."
Kommt uns die Unterstellung,"dass euer ganzes Gechlecht mich hasset" nicht bekannt vor? Ich hätte Lust, die Äsop`sche Fabel zu ergänzen und den Wolf sagen zu lassen,"und deshalb, ihr blöden Schafe, verlange ich, dass ihr mir wegen eures immerwährenden Hasses ein Denkmal errichten sollt, ein Denkmal zum ewigen Gedenken daran, dass ihr eure anti-wölfische Einstellung nicht überwinden konntet."
Wär doch mal ein Sujet für Mister Harlan-Spielberg? Dann, wenn er seine Sturm- und Drang-Zeit hinter sich hat und im hohen Alter den Reiz mythologischer Stoffe entdeckt. Bis dahin wünsche ich ihm gute Verrichtung mit Auschwitz, Dachau und Majdanek, und vielleicht noch das eine oder andere Bundesverdienstkreuz.
Schade, dass es von Johann Strauss keine Gaskammer-Polka gibt, dann hätte Harlan-Spielberg schon einen Soundtrack. So aber wird halt der Zimmer Hansi wieder die europäische Musikgeschichte plündern dürfen. Woher sollte Hollywood denn sonst seinen Dreck beziehen, den es seit Jahrzehnten über alle Lande verteilt. Ich finde, es ist allerhöchste Zeit für ein neues Kyoto-Abkommen, diesmal aber für Zelluloid-Emissionen.
Tempranillo
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