-->>Nein, natĂŒrlich wird nicht alles wieder gut und die Erde wieder rund, wenn Bush und seine Clique nicht mehr die Weltmacht USA anfĂŒhren.
Hat ja auch keiner behauptet - denn gegen Terror kann sogar ich Krieg fĂŒhren.
;)
>Wenn das von dottore und anderen hier oft genug beschriebene Szenario auch nur annÀhernd eintritt, werden sich noch viele Friedensfreunde in - na ja, sagen wir"Pragmatiker" verwandeln.
Du meinst also, wenn es bestialisch abgeht, ist der Krieg die letzte Hoffnung? Als es den Russen schlecht ging - beschlossen sie keinen Krieg zu fĂŒhren. Jetzt geht es denen - nach zwar paar schweren Jahren, deutlich besser.
DarĂŒberhinaus: ich sehe nach wie vor, nicht den Sinn - noch deutlich Ă€rmere
Völker zu unterdrĂŒcken. Irgendwie finde ich, daĂ es mies ist, erst den Zugang
zu Wasser und Nahrung zu blockieren, und dann noch Krieg gegen solche Völker
zu fĂŒhren.
>Dann wird sich wahrscheinlich zeigen, daĂ Amerikaner einfach nur wieder einmal fĂŒhrend waren.
Aber selbstverstĂ€ndlich: erst waren die Jungs"fĂŒhrend in der wirtschaftlicher Entwicklung" (in etwa bis zum Jahre 1982), dann waren sie fĂŒhrend in sich sinnlos bei anderen Nationen verschulden. Die Kriegsabsichten werden auch mit Geldern der anderer Leute (kĂŒnftiger Kriegsverlierer) bezahlt.
Ich weià nicht Zardoz, ob das die Lösung ist. Ich weià es nicht.
Der groĂe Traum vom Sozialismus war nie ihre Sache. Und hier wird er dann ja wohl auch bald ausgetrĂ€umt sein - halt nur etwas spĂ€ter.
Das haben wir an den RaubzĂŒgen bei eigenem Volk ja gesehen. Wilder Westen liegt ja bekanntlich nĂ€her als das Gewissen.
>Mögen die KÀmpfe beginnen - oder so.
Amerika ist mitlerweile genau das, was man ihr prophezeit hat, woran sie auch niche glauben wollte - weil man uns ja so viel voraus ist - nichts weiter als wildgewordene Cowboys.
Der Plan sich in einem Krieg derart zu verschulden, daĂ es gar nicht mehr weiter geht, das haben schon etliche gebracht, um endlich mal so biĂchen Remi-Demi zu machen. Nicht jeder stand nachher besser.
>Nice night,
>Zardoz
Ebenso, ebenso, und GruĂ.
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-->Herr im Haus
Der 11. September, Afghanistan und Irak: Bob Woodward beschreibt die ersten Monate der Bush-Regierung nach den Terrorangriffen - und einen selbstbewussten PrÀsidenten
Von Malte Lehming
George W. Bush ist grobschlĂ€chtig, provinziell und nur durch Tricks an die Macht gekommen. Er ist geistig eher unrege, hat einen religiösen Spleen, seine PopularitĂ€t verdankt er dem Zufall des Terrorismus und ein paar klugen Redenschreibern. AuĂerdem hat er einen Vaterkomplex und hĂ€ngt als Marionette abwechselnd an den FĂ€den von VizeprĂ€sident Dick Cheney und seinem engsten Berater Karl Rove. So jedenfalls wird der amerikanische PrĂ€sident auĂerhalb seines Landes gesehen. Auch in Europa hĂ€lt man von dem Texaner nicht viel.
Dabei steht jeder, der diese Meinung von Bush hat, vor einem RĂ€tsel: Wie kommt es bloĂ, dass kaum jemand in Amerika den Schwindel bemerkt? Woran liegt es, dass die Umfragewerte von Bush dort konstant hoch sind? Und warum lassen es sich derart erfahrene und gewiefte Haudegen wie Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld oder AuĂenminister Colin Powell bieten, von diesem Hanswurst herumkommandiert zu werden?
Bob Woodward, der Star-Reporter der âWashington Postâ, ist weder konservativ noch höfisch. Der Mann, der gemeinsam mit seinem Kollegen Carl Bernstein vor drei Jahrzehnten den Watergate-Skandal aufdeckte und Richard Nixon stĂŒrzte, ist das, was man mit Fug und Recht einen unabhĂ€ngigen Geist nennen kann. Er ist investigativ, wahrt kritische Distanz, schĂŒtzt seine Quellen und öffnet die MĂŒnder selbst der verschlossensten Diplomaten. Das ist eine hohe Kunst. Sie zu erwerben, bedarf es einer gewissen Aura. Seit der Watergate-AffĂ€re steht Woodward in dem Ruf, integer, fair und unvoreingenommen zu sein. Wann immer er seitdem zur Feder greift, hĂ€lt Amerika den Atem an. Denn Woodward weiĂ mehr als andere.
Sein neuestes Buch, das heute in den deutschen Handel kommt, erschien im Herbst in den USA. Und es hat Furore gemacht. Keiner hatte bis dahin derart kenntnisreich dargelegt, wie der 11. September auf die Bush-Regierung gewirkt hat. Detailliert schildert Woodward, wie der PrĂ€sident und seine wichtigsten Regierungsmitglieder auf die TerroranschlĂ€ge auf New York und Washington reagierten, wie sie eine internationale Koalition im Kampf gegen den Terrorismus schmiedeten, den Afghanistankrieg planten und fĂŒhrten. FĂŒr seine Recherche hat Woodward mehr als fĂŒnfzig Sitzungsprotokolle des Nationalen Sicherheitsrates einsehen dĂŒrfen, mehr als hundert Personen aus dem engsten Regierungskreis interviewt, zwei Mal ausfĂŒhrlich mit Bush selbst sowie viele Male mit Powell und CIA-Direktor George Tenet gesprochen. In Washington ist es ein offenes Geheimnis, dass Powell und Tenet die beiden Hauptquellen des Autors fĂŒr seine faszinierend aktuelle Form der Geschichtsschreibung waren.
Im Zentrum steht der PrĂ€sident. Tiefe Einblicke erhĂ€lt der Leser in den Regierungsstil von Bush. Der wird ĂŒberraschend wohlwollend portrĂ€tiert. Nur ein starker Charakter duldet neben sich eine solche Vielzahl von anderen starken Persönlichkeiten. âEin PrĂ€sident ist wie das Calcium im RĂŒckgratâ, hat Bush dem Autoren in den Stift diktiert. âWenn ich schwach werde, wird das ganze Team schwach. Wenn ich Zweifel habe, verstĂ€rkt das alle Zweifel.â Eine SchlĂŒsselszene spielt am 26. Oktober 2001. Der Krieg in Agfhanistan schleppt sich ohne Erfolg dahin. Die Taliban scheinen von den massiven US-Bombenangriffen wenig beeindruckt zu sein. In den Medien wird vor einem zweiten Vietnam gewarnt.
An diesem Morgen kommt das Kriegskabinett im WeiĂen Haus zusammen. âIch wollte nur festhalten, dass wir alle mit diesem Plan einverstanden warenâ, sagt Bush, âist das richtig?â Die Runde nickt. âWill jemand einen Alternativvorschlag machen?â Niemand hat eine Alternative. âWisst Ihr was?â, fĂ€hrt der PrĂ€sident fort, âwir mĂŒssen einfach Geduld haben. Unser Plan ist gut. Wir mĂŒssen ihn standhaft weiter verfolgen. Lasst Euch durch die Presse nicht in Panik versetzen.â Dieser Dialog zeigt eine Seite von Bush, die in Europa nur selten wahrgenommen wird. Er ist tatsĂ€chlich der Chef im WeiĂen Haus. Und er versteht es meisterhaft, die gestandenen Persönlichkeiten vom Schlage eines Cheney, Rumsfeld oder Powell fĂŒr sich arbeiten zu lassen. Bei alledem ruht er in sich selbst. Sein Selbstbewusstsein ist beneidenswert.
Pikant sind ebenfalls ein paar EnthĂŒllungen. Bis zum Erscheinen des Buches war unbekannt, dass die CIA sich die UnterstĂŒtzung der afghanischen StammesfĂŒrsten buchstĂ€blich teuer erkauft hat. Mit 70 Millionen Dollar bar in den Taschen waren die US-Agenten losgezogen, um das FuĂvolk gegen die Taliban zu mobilisieren. Geschildert wird auch, wie paramilitĂ€rische Kommandos der CIA bereits zwei Wochen vor Kriegsbeginn in Afghanistan operierten. Im Irak wird diese Taktik jetzt offenbar erneut angewendet.
Das Buch musste schnell geschrieben werden, um von den Ereignissen nicht ĂŒberholt zu werden. Woodward beschrĂ€nkt seinen Anspruch darauf, vor allem die ersten hundert Tage nach dem 11. September anschaulich gemacht zu haben. Das allerdings hat dazu gefĂŒhrt, dass die wirklich brisanten Passagen erst auf den letzten zwanzig Seiten, im Epilog, abgehandelt werden. Afghanistan ist fĂŒr die meisten Leser schon Geschichte. Der drohende Irak-Krieg beschĂ€ftigt die GemĂŒter. Doch ĂŒber die Genese dieses Krieges ist nur wenig zu erfahren. Zum ersten Mal kommt der Irak einen Tag nach dem 11. September, auf einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrates, zur Sprache. Besonders Rumsfeld und Cheney drĂ€ngen Bush, die geplante Offensive nicht auf Al Qaida zu beschrĂ€nken. Powell hĂ€lt dagegen. Drei Tage spĂ€ter, in Camp David, legt Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz nach, der Oberfalke, der schon seit Jahren den Sturz Saddam Husseins fordert. Abermals rĂ€t Powell ab. Am 17. September sagt Bush im Kreise seiner Mitarbeiter: âIch bin nicht bereit, jetzt den Irak anzugreifen.â Und schlieĂlich am 25. September, wieder auf einer Sitzung des Sicherheitsrates, beendet Bush die Debatte, zumindest vorlĂ€ufig. Er wolle sich jetzt ganz auf Afghanistan konzentrieren, gibt er den Falken zu verstehen. Das war's.
Woodward greift das Thema erst wieder im Nachspann auf, gut 200 Seiten spĂ€ter. Die entscheidende Episode spielt im August 2002, der Afghanistankrieg ist lĂ€ngst vorbei. Powell tourt gerade durch Indonesien und die Philippinen, als daheim Brent Scowcroft, der ehemalige Sicherheitsberater von Bush senior vor die Kameras tritt und hĂ€nderingend vor einem Krieg gegen den Irak warnt. Auf dem Flug zurĂŒck macht sich Powell, der ebenfalls Bedenken hat, Notizen fĂŒr ein GesprĂ€ch mit Bush ĂŒber das Thema. Am 5. August kommt es zu dem Treffen im WeiĂen Haus, an dem auch Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice teilnimmt. Powell zĂ€hlt seine Sorgen auf: Destabilisierung der arabischen Welt, steigender Antiamerikanismus, Rezession, lange Besatzung. âEs sagt sich so leicht, dass wir das alleine machen könnenâ, warnt der AuĂenminister seinen PrĂ€sidenten. âAber das können Sie nicht.â Eindringlich plĂ€diert Powell fĂŒr eine internationale Koalition. âNoch ist es nicht zu spĂ€t, zur Uno zu gehen.â
Vor allem VizeprĂ€sident Cheney agitiert hinter den Kulissen gegen diesen Kurs. Die Regierung ist gespalten. Wie tief der Zwist geht, illustriert die Auseinandersetzung ĂŒber den Text der Rede, die PrĂ€sident Bush am 12. September 2002 vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen halten soll. Cheney befĂŒrchtet, ein Einschalten der UN werde ein endloses diplomatisches Tauziehen zur Folge haben. Der VizeprĂ€sident, schreibt Woodward, sei âganz wildâ auf den Krieg. Doch Powell bleibt hart: Der Sicherheitsrat muss eine neue Resolution verabschieden. Die Protagonisten geraten aneinander. Die Stimmung ist gereizt.
Zwei Tage vor der Bush-Rede liest Powell das Manuskript. Plötzlich stutzt er. Das SchlĂŒsselwort âResolutionâ fehlt. Offenbar hat das Cheney-Lager interveniert. Am Abend vor seiner Rede entscheidet sich Bush dann definitiv dafĂŒr, vom UN-Sicherheitsrat eine neue Resolution zu fordern. Im letzten Entwurf, Nummer 24, Seite acht, ist das magische Wort wieder drin. Nur auf dem Teleprompter fehlt es. Das grenzt an Sabotage. Zum GlĂŒck merkt das der PrĂ€sident und spricht den entscheidenden Satz etwas spĂ€ter, als im Manuskript vorgesehen war. âWir werden mit dem UN-Sicherheitsrat fĂŒr die notwendigen Resolutionen zusammenarbeiten.â Powell hat gewonnen.
Diese kurze Passage des Buches liest sich ungemein spannend. Aber eine ganze Reihe entscheidender Fragen beantwortet Woodward nicht: Wodurch ist der Irak, nach Afghanistan, wieder auf den obersten Platz der Bush-Agenda gerĂŒckt? Sind Cheney und Powell immer noch zerstritten? Und was ist das Ziel der US-Politik - die Demokratisierung des Nahen Ostens, die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen? DarĂŒber erfĂ€hrt der Leser nichts. Trotzdem ist das Buch eine Sensation.
Dichter als Woodward ist der Bush-Regierung bislang keiner gekommen. Noch nie wurde eine historische Epoche der Weltgeschichte - das sind die drei Monate nach dem 11. September zweifellos - in so kurzer Zeit so transparent gemacht.
Aus Der Tagesspiegel, 17.02.03
Bob Woodward: Bush at War. Amerika im Krieg. DVA, Stuttgart/MĂŒnchen 2003. Seiten. 416 Seiten. 24,90 Euro.
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