-->Hinterher ist jeder schlau“
Er übernimmt die Verantwortung - und versucht sich doch zu rechtfertigen: Der scheidende Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle über Rekordverluste und das Ziel der Nachhaltigkeit
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zeit: Abarbeiten ist ein schönes Stichwort im Zusammenhang mit der Dresdner Bank. Ihnen wird vorgeworfen, Sie hätten dort zu spät durchgegriffen. Das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder waren Sie schlecht beraten, oder Sie sind nach innen nicht so stark, wie es nach außen wirkt.
Schulte-Noelle: Beides trifft nicht zu. Wir haben das Zusammengehen mit der Dresdner Bank am 2. April verkündet, aber vollzogen wurde die Transaktion erst am 23. Juli 2001. Wir reden also über eineinhalb Jahre, um für einen Turnaround zu sorgen. Und da brauchen wir uns mit dem bisher Erreichten nicht zu verstecken. Im Übrigen ist es vor allem Aufgabe des Vorstands der Bank, auf Ertragsprobleme zu reagieren.
zeit: Es geht auch nicht darum, den Crash zu prophezeien. Aber Sie als Versicherer wissen doch, dass man Risiken einkalkulieren muss - Kursstürze genau wie Naturkatastrophen. Und darüber haben die Aufsichtsräte der Bank - immerhin die Kontrolleure des Vorstands - nie diskutiert?
Schulte-Noelle: Natürlich haben wir auch die Entwicklung der Wertpapiermärkte erörtert. Aber vergessen wir nicht, dass die Banken noch bis März 2000, als die Aktien ihren Höchststand erreichten, generell große Chancen im Wertpapiergeschäft sahen. Dafür wurde Personal eingestellt, und darauf wurden die Geschäftssysteme ausgerichtet. Das hat dazu geführt, dass die Kosten hochgegangen sind, zu hoch, und sicher sind diese Kosten nicht immer richtig kontrolliert worden. Aber wer damals gesagt hätte, da dürfen wir nicht mitmachen, wäre in einer absoluten Minderheit gewesen [img][/img].
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http://www.zeit.de/2003/08/Interv__Schulte-Noelle
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