-->...nur eine Frage der Zeit."
Das Kapital: Die EZB wird noch zu Gunsten des Dollar intervenieren
Verbrennen wir uns die Finger und reden über Euro, Dollar und Yen. Das Verstörende gleich vorweg: Wie muss es eigentlich um die US-Wirtschaft bestellt sein, dass der Euro - die Währung eines zyklisch schwachen und strukturell noch schwächeren Wirtschaftsraums - unentwegt gegenüber dem Dollar aufwerten kann?
Währungseinflüsse
Zumindest den Devisenhändlern scheint inzwischen zu schwanen, wie grausig die Kombination von Überkapazität, Verschuldung, Sparmangel und Baisse ist - und wie lange die US-Wirtschaft noch daran leiden wird. Aber das ist natürlich nicht alles. Nach wie vor kann es in Sachen Gelddrucken nur die Bank of Japan (BoJ) mit der Fed aufnehmen, weshalb der Euro auch gegenüber dem Yen zulegt. Unter welchem Aufwertungsdruck der Yen zum Dollar eigentlich steht, zeigt schon die Tatsache, dass ihm selbst die neuerliche quantitative Lockerung der BoJ nichts anhaben kann. Liegt die Citigroup mit ihrem jüngst für das laufende Fiskaljahr geschätzten Budgetdefizit von 500 Mrd. $ nur ansatzweise richtig, wird das US-Leistungsbilanzdefizit von zuletzt 5,2 Prozent des BIP noch deutlich anschwellen.
Nur wie kann es finanziert werden? Welche Dollar-Anlagen sind attraktiv? Der Geldmarkt sicher nicht. Regierungsanleihen? Na ja, inflationsindexierte zehnjährige Bonds bringen eine Rendite von 2,1 Prozent, französische von 2,4 Prozent. Immobilien? Hm, ’n bisschen teuer. Aktien? Nicht doch. Gemäß den Statistiken von Fed, Bureau of Labor Statistics und Bureau of Economic Analysis sollten wir sie meiden wie der Teufel das Weihwasser. Kein Wunder, dass auch die Direktinvestitionen implodierten. Derweil entdecken die Zentralbanken rund um die Welt zunehmend den Euro, während auch der Kampf gegen den Terrorismus den US-Finanzmarkt für bestimmte Kreise nicht gerade anziehender macht. Firmenanleihen scheinen weiter die beste Alternative angesichts einer mittleren Realverzinsung von gut fünf Prozent für"Baa"-Anleihen. Aber nach den jüngsten starken Kursgewinnen sind auch sie nicht mehr unwiderstehlich billig.
Unterdessen bleibt Alan Greenspan wegen der Verschuldung von Firmen und Verbrauchern gar nichts anderes übrig, als die Zinsen niedrig zu halten - obwohl das steigende Doppeldefizit zunehmend auf ihnen lastet. Aber gleichzeitig verhindert er damit eben, dass US-Aktiva für Ausländer attraktiver werden. So gesehen muss die unvermeidliche Anpassung über den Dollar laufen, der nach den OECD-Daten nunmehr die Kaufkraftparität zum Euro erreicht hat. Und da Japan sich mit Händen und Füßen gegen eine Aufwertung wehrt und viele Währungen an den Dollar gebunden sind, fällt die Hauptlast der Anpassung auf Europa. Pech nur, dass der alte Kontinent eigentlich keine zusätzlichen US-Exporte absorbieren kann - ebenso wie Japan und nach SARS auch das restliche Asien. So wird die EZB quasi zu weiteren Zinssenkungen gezwungen. Reizend übrigens der Hinweis der Bundesbank, dass es um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ganz gut bestellt sei. Das stimmt. Nur ist sie seit dem dritten Quartal 2000 um rund ein Zehntel gefallen. Und die reale Inlandsnachfrage lag zuletzt um 1,9 Prozent unter dem damaligen Niveau.
Natürlich haben auch die miserablen Wirtschaftsdaten den Dollar belastet. Und zeitweise wird er sich mit ihnen erholen - vielleicht schon im zweiten Halbjahr, wenn sich ein konjunktureller Zwischenspurt abzeichnet. Nur wird es eben bei einem Zwischenspurt bleiben. Zugegeben: Nach wie vor ist die US-Wirtschaft der hiesigen strukturell und demografisch weit überlegen. Ohnehin muss man vorsichtig sein, nachdem der Dollar von 0,83 auf 1,13 $ je Euro gefallen ist und jetzt alle Gazetten den Absturz verkünden. Trotzdem werden sich jene, die mit dem strukturbedingten Dollar-Optimismus seit Jahren schief liegen, noch vorkommen wie in einem falschen Film. Dass die EZB zu Gunsten des Dollar intervenieren wird, ist vermutlich nur eine Frage der Zeit.
<ul> ~ http://www.ftd.de/bm/an/1052037821720.html?nv=hpm</ul>
|