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30.07.2003
Kommentar
disch
Saustall
Der Dax und die Vorgaben aus den USA
Der Dax stieg am Dienstag auf ein neues Jahreshoch. Die erreichten 3446 Punkte am Mittag sind zwar nicht gerade der Hammer, aber auch an den Börsen sind die Spekulanten inzwischen mit kleineren Brötchen zufrieden. Angeblich ziehe die Konjunktur wieder an, hieß es in Kommentaren von Wirtschaftswissenschaftlern und Medienleuten, hatte doch das Münchner ifo-Institut eine Aufhellung in der Stimmung der Unternehmer beobachtet.
Fragt man die vermeintlichen Experten, warum nun plötzlich und unerwartet der Aufschwung drohen sollte, heißt es meist stereotyp: die Vorgaben aus Amerika seien gut. Gemeint sind die Börsenkurse und Pseudowirtschaftsdaten der USA. Dort besinnt man sich offenbar wieder alter Tugenden. Konsumieren auf Kosten der ganzen Welt heißt die Devise des US-Kapitals. Zwei Drittel der sogenannten Wirtschaftsleistung der globalen Supermacht sind konsumptiv. Wird also die USA mit Kapitalzuflüssen und Exporten weiter gemästet, stimmt es im kapitalistischen Saustall. Alle sind zufrieden und alle tun so, als existiere das riesige Leistungsbilanzdefizit gar nicht, das durch die Freßsucht des Mastschweines immer größer wird.
Es ist so simpel. Der kollektive Wahnsinn kapitalistischen Wirtschaftens nennt sich Vertrauen. Vertrauen alle Beteiligten darauf, daß es schon gutgehen werde, macht jeder seinen Schnitt. Und wenn die ganze Nummer mal ins Stocken gerät, wird es der nächste Krieg schon richten.
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