JüKü
31.10.2000, 14:32 |
"Intuition ist alles" - Interview mit Prof. ShillerThread gesperrt |
Vorab: Danke an Cosa, die das Interview abgetippt und mir geschickt hat!
INTUITION IST ALLES
(aus DIE ZEIT Nr.: 43 vom 19. Oktober 2000, Seite 26)
Die Börse lebt von Gerüchten sagt Robert Shiller
Die Zeit: Professor Shiller, die Kurse an den weltweiten Aktienbörsen fahren
Achterbahn. Kommt jetzt der große Crash?
Robert Shiller: Ich glaube nicht, dass ein Zusammenbruch wie 1929 oder 1987
droht. Wir beobachten zwar auch heute eine spekulative Blase, weil die hohen
Aktienpreise nicht auf fundamentalen Daten basieren, sondern auf dem
Enthusiasmus der Investoren. Aber diese Blase platzt wohl nicht mit einem großen
Knall.
Die Zeit: Warum nicht?
Robert Shiller: Die Erfahrung von 1987 spielt eine wichtige Rolle: Nach den
Einbrüchen ging es damals schnell wieder aufwärts. Viele Investoren haben daraus
gelernt und sagen sich jetzt:"Das wird wieder, ich bleibe im Markt."
Die Zeit: Deshalb sinkt die Gefahr eines Crashs?
Shiller: Ja. Dazu kommt, dass Aktien immer populärer werden, Das ist ein sich
selbst verstärkender Rückkopplungseffekt: In der Presse wird ausführlich über
die Börse berichtet, Aktien sind in Mode - das fasziniert die Leute, und sie
wollen mitspielen, auch wenn sie verlieren. Insgesamt steigt also der
Kapitalzufluss, was die Preise nach oben treibt. Gleichzeitig sinkt die Tendenz,
bei Kursverlusten das Kapital in alternative Anlageformen wie Staatspapiere
umzuschichten.
Zeit: Welche Folgen hat das?
Shiller: Die Kurse schwanken stärker.
Zeit: Können Sie das Verhalten der Anleger genauer erklären?
Shiller: Die meisten Investoren, Kleinanleger und Fondsmanager entscheiden
intuitiv. Und sie orientieren sich in ihren Entscheidungen an dem Verhalten
anderer. Entscheidend ist aber: Durch Innovationen wie das Internet verbreiten
sich Nachrichten und Gerüchte immer schneller. Man kann das mit einer Epidemie
vergleichen.
Zeit: Jetzt übertreiben Sie aber...
Shiller: Die Vernetzung verstärkt das Herdenverhalten der Anleger und damit die
Kursauschläge. Aber da ist noch ein zweiter Aspekt: Durch neue Entwicklungen wie
discount brokerage sinken die Kosten einer Transaktion. Deshalb wird mehr
gehandelt - der Aktienumsatz wächst. Investoren können rund um die Uhr in die
Märkte eingreifen. Statistische Untersuchungen zeigen, dass die Volatilität
steigt, wenn der Umsatz zunimmt und Handelszeiten ausgeweitet werden.
Einen Kommnetar hätte ich mir fast verkniffen: Irgendwie erinnert mich das an was... Lullaby, sagt dir das was?
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Lullaby
31.10.2000, 15:20
@ JüKü
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Re: Interview mit Prof. Shiller, alias Prof. Fisher, alias Prof. Freud |
>Vorab: Danke an Cosa, die das Interview abgetippt und mir geschickt hat!
>INTUITION IST ALLES > (aus DIE ZEIT Nr.: 43 vom 19. Oktober 2000, Seite 26)
> Die Börse lebt von Gerüchten sagt Robert Shiller
>Die Zeit: Professor Shiller, die Kurse an den weltweiten Aktienbörsen fahren
>Achterbahn. Kommt jetzt der große Crash?
>Robert Shiller: Ich glaube nicht, dass ein Zusammenbruch wie 1929 oder 1987
>droht. Wir beobachten zwar auch heute eine spekulative Blase, weil die hohen
>Aktienpreise nicht auf fundamentalen Daten basieren, sondern auf dem
>Enthusiasmus der Investoren. Aber diese Blase platzt wohl nicht mit einem großen
>Knall.
>Die Zeit: Warum nicht?
>Robert Shiller: Die Erfahrung von 1987 spielt eine wichtige Rolle: Nach den
>Einbrüchen ging es damals schnell wieder aufwärts. Viele Investoren haben daraus
>gelernt und sagen sich jetzt:"Das wird wieder, ich bleibe im Markt."
>Die Zeit: Deshalb sinkt die Gefahr eines Crashs?
>Shiller: Ja. Dazu kommt, dass Aktien immer populärer werden, Das ist ein sich
>selbst verstärkender Rückkopplungseffekt: In der Presse wird ausführlich über
>die Börse berichtet, Aktien sind in Mode - das fasziniert die Leute, und sie
>wollen mitspielen, auch wenn sie verlieren. Insgesamt steigt also der
>Kapitalzufluss, was die Preise nach oben treibt. Gleichzeitig sinkt die Tendenz,
>bei Kursverlusten das Kapital in alternative Anlageformen wie Staatspapiere
>umzuschichten.
>Zeit: Welche Folgen hat das?
>Shiller: Die Kurse schwanken stärker.
>Zeit: Können Sie das Verhalten der Anleger genauer erklären?
>Shiller: Die meisten Investoren, Kleinanleger und Fondsmanager entscheiden
>intuitiv. Und sie orientieren sich in ihren Entscheidungen an dem Verhalten
>anderer. Entscheidend ist aber: Durch Innovationen wie das Internet verbreiten
>sich Nachrichten und Gerüchte immer schneller. Man kann das mit einer Epidemie
>vergleichen.
>Zeit: Jetzt übertreiben Sie aber...
>Shiller: Die Vernetzung verstärkt das Herdenverhalten der Anleger und damit die
>Kursauschläge. Aber da ist noch ein zweiter Aspekt: Durch neue Entwicklungen wie
>discount brokerage sinken die Kosten einer Transaktion. Deshalb wird mehr
>gehandelt - der Aktienumsatz wächst. Investoren können rund um die Uhr in die
>Märkte eingreifen. Statistische Untersuchungen zeigen, dass die Volatilität
>steigt, wenn der Umsatz zunimmt und Handelszeiten ausgeweitet werden.
>Einen Kommnetar hätte ich mir fast verkniffen: Irgendwie erinnert mich das an was... Lullaby, sagt dir das was?
Oh ja, endlich bewiesen:
D I E S M A L I S T E S A N D E R S!
Dieser Beweis wird als das"Shiller-Theorem" in die Geschichte eingehen ("Aktien können nur noch steigen"). Und Prof. Shiller wird neben Prof. Fisher in"The Hall of Fame" Platz nehmen und zwar dort, wo die Abteilung"Genius of Finance" sich befindet.
Die Abteilung wird übrigens gerade angebaut...
Am besten ist allerdings der Passus:"Aktie sind in Mode - das fasziniert die Leute, und sie wollen mitspielen, auch wenn sie verlieren."
Das ist ja noch mehr als Las Vegas! Es ist jener"Todestrieb", über den der mit Gaumenkrebs darniederliegende Prof. Freud so artig berichtet hatte.
Wie der"Kapitalzufluss" die Kurse nach oben treiben kann, die ja sinken (denn sonst würde ja keiner Geld verlieren und die kollektive Todessehnsucht ginge ins Leere), bleibt Prof. Shillers Geheimnis. Er wird es uns sicher bald lüften.
L.
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BF
31.10.2000, 15:59
@ Lullaby
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Ich fürchte, Ihr missversteht den Herrn Schiller recht deutlich. |
Oder? Ist jemandem wie Lullaby nicht bekannt, dass zB der Terminus"Irrational Exuberance" von eben jenem Shiller kommt.... womit auch sein lesenswertes Buch betitelt ist. Und das mit dem"Todestrieb": So redet die Generation die mit"Psychotherapie" immernoch"Irrenanstalt" assoziert. Das ist ja nun wirklich von vorgestern (Die Assoziation, wie auch das mit dem Todestrieb).
Gruss, M.
P.S. Nicht dass ich ein Verfechter des Ewigen Bullenmarktes wäre. Nur, Schiller beschreibt lediglich. Er ist nicht Verfechter einer 'Prognose', nach der der Markt diese oder jene Richtung einnimmt.
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Jesse
31.10.2000, 17:01
@ BF
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Re: Ich fürchte, Ihr missversteht den Herrn Schiller recht deutlich. |
>Oder? Ist jemandem wie Lullaby nicht bekannt, dass zB der Terminus"Irrational Exuberance" von eben jenem Shiller kommt.... womit auch sein lesenswertes Buch betitelt ist. Und das mit dem"Todestrieb": So redet die Generation die mit"Psychotherapie" immernoch"Irrenanstalt" assoziert. Das ist ja nun wirklich von vorgestern (Die Assoziation, wie auch das mit dem Todestrieb).
>Gruss, M.
>P.S. Nicht dass ich ein Verfechter des Ewigen Bullenmarktes wäre. Nur, Schiller beschreibt lediglich. Er ist nicht Verfechter einer 'Prognose', nach der der Markt diese oder jene Richtung einnimmt.
Im ürigen spekulieren ja viele hier im Board genauso munter drauf los wie die hier beschrieben und verlachten Massenmenschen.Ob JüKüs Anhänger besser liegen,bleibt abzuwarten.Bitte sich nicht so erhaben geben,selbst wenn man a la longue besser dasteht.Hochmut kommt vor dem Fall!Auch dieses Board stellt eine Masse dar,hoffentlich eine klügere und auch erfolgreichere.Aber getrieben wird sie von derselben Gier und demselben Wunsch erfolgreich zu sein.
Gruß Jesse
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Baldur der Ketzer
31.10.2000, 17:20
@ Jesse
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Re: Ich fürchte, Ihr missversteht den Herrn Schiller recht deutlich. Nee! |
Hallo, Jesse,
es kommt doch immer darauf an, mit welcher Distanz man etwas macht.
Ich bin grundsätzlich eher pessimistisch, sagen wir vielleicht besser verhalten und vorsichtig, schwer entflammbar und mißtrauisch.
Wenn ich sehe, daß ich an einer Aktie was verdienen kann, werde ich auch mal so ein Zeugs kaufen, warum denn nicht.
Ein Bekannter von mir kauft Aktien auf Kredit mit hohen Leveragefaktoren, weil Aktien langfristig nur steigen können, weil jeder Aktien haben muß, weil man so am besten Geld verdient, und weil bald noch mehr Leute Aktien haben müssen, wegen Rentenreform und so.
Uns unterscheidet also die Sicht der Dinge.
Wenn ich eine Aktie habe, dann mit Finger auf der Maustaste und 18 Stunden online, mit stoploss-Limit bei der Bank und mega-Vorsicht.
Beim ersten Hüsteln - raus.
Geht sie ganz flöten, na ja, dann ärgere ich mich, aber es bleibt marginal, ich muß vom investierten Geld nicht leben.
Wer aber meint, es gehe sicher rauf, und es sei ja anders ganz unmöglich, der baut auf Treibsand.
Wer meint, man gibt die Verantwortung beim Fondsmanager ab und kassiert einmal pro Jahr die fetten Gewinne.
Vielleicht klappt das auch, wer weiß.
Aber ich halte es lieber mit dem Vergleich von Kostolany, Geld ist scheu wie das Reh.
Und der Baldur ist mindestens so scheu wie unsere Waldbewohner.
Ich bin längst weg, wenn Millionen noch die Lawine bewundern, die auf sie herabrollt.
Gruß vom Baldur
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Cosa
31.10.2000, 17:28
@ Jesse
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Re: Ich fürchte, Ihr missversteht den Herrn Schiller recht deutlich. |
>>Oder? Ist jemandem wie Lullaby nicht bekannt, dass zB der Terminus"Irrational Exuberance" von eben jenem Shiller kommt.... womit auch sein lesenswertes Buch betitelt ist. Und das mit dem"Todestrieb": So redet die Generation die mit"Psychotherapie" immernoch"Irrenanstalt" assoziert. Das ist ja nun wirklich von vorgestern (Die Assoziation, wie auch das mit dem Todestrieb).
>>Gruss, M.
>>P.S. Nicht dass ich ein Verfechter des Ewigen Bullenmarktes wäre. Nur, Schiller beschreibt lediglich. Er ist nicht Verfechter einer 'Prognose', nach der der Markt diese oder jene Richtung einnimmt.
>Im ürigen spekulieren ja viele hier im Board genauso munter drauf los wie die hier beschrieben und verlachten Massenmenschen.Ob JüKüs Anhänger besser liegen,bleibt abzuwarten.Bitte sich nicht so erhaben geben,selbst wenn man a la longue besser dasteht.Hochmut kommt vor dem Fall!Auch dieses Board stellt eine Masse dar,hoffentlich eine klügere und auch erfolgreichere.Aber getrieben wird sie von derselben Gier und demselben Wunsch erfolgreich zu sein.
>Gruß Jesse
Hi Jesse!
Die intrapsychischen Mechanismen werden bei Bär, Bulle oder sonstigem Tierchen
ähnlich ablaufen. Mir kommt es darauf an diese zu verstehen, und da habe ich bei Shiller schon einiges gefunden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand ernsthaft die Emotionen Gier und Angst für sich negiert und letztendlich auch Teil der schon oft beschriebenen Masse ist. Aber nur durch Selbstreflektion und natürlich Studium der EW kann man es schaffen die nötige Distanz zum Marktgeschehen aufzubauen, um erfolgreich zu traden. Und diesbezüglich bemühen sich hier einige.
es grüsst herzlichst Cosa,
die alles im allen noch ein greenhorn ist
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Lullaby
31.10.2000, 17:46
@ BF
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Re: Ich fürchte, Ihr missversteht den Herrn Schiller recht deutlich. |
>Oder? Ist jemandem wie Lullaby nicht bekannt, dass zB der Terminus"Irrational Exuberance" von eben jenem Shiller kommt.... womit auch sein lesenswertes Buch betitelt ist.
Oh, oh, das Buch hat doch mein dottore als erster entdeckt und hier fürs Board ausführlich besprochen.
Schau mal nach (ganz weit unter, steht auch in JüKüs Liste).
L.
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BF
31.10.2000, 18:00
@ Lullaby
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Hätte mich aber auch gewundert, |
wenn Ihr das nicht gekannt hättet. Werde mir die Besprechung mal anschauen.
Gruss, M.
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