-->Marc Faber gilt als"Contrarian", als einer, der gegen den Strom schwimmt. Mit Erfolg: Faber hatte frühzeitig vor der Asien-Krise 1997/98 und der japanischen Aktienkrise 1990 gewarnt. Auch jetzt warnt er Anleger davor, zu gierig zu sein: Die Kurse seien auf den meisten Märkten bereits ausgereizt.
FINANZ€N: Herr Faber, zum Jahresbeginn 2003 haben Sie in FINANZ€N Rohstoffe Anzeige
und die asiatischen Märkte empfohlen. Wie sehen Sie diese Tipps heute?
Marc Faber: Rohstoffe sind in diesem Jahr sehr stark gestiegen, etwa Baumwolle, Kupfer, Gold, Eisenerz, Stahl oder Zement. Es ist alles eingetroffen, was ich damals gesagt habe. Daher war 2003 ein ausgezeichnetes Jahr. Doch die Vergangenheit ist mir egal, die Zukunft interessiert mich mehr. Ich glaube, dass sich China in einer Überhitzungsphase befindet. Wenn sich die Lage nicht abkühlt, wachsen die Risiken für eine Wirtschaftskrise. Ähnlich ist es bei Rohstoffen: 2001 war das kein Thema, aber jetzt sprechen Anleger überall von China und von Rohstoffen - ein Alarmsignal.
FINANZ€N: Wie starten Sie ins Jahr 2004?
Faber: Ich sehe mehr Risiken als Chancen. Vor einem Jahr waren die Erwartungen der Anleger sehr niedrig - heute sind sie sehr hoch. Es könnte sein, dass diese Hoffnungen enttäuscht werden. So ist die US-Börse auf einem Niveau, von dem aus sie stark fallen könnte.
FINANZ€N: Gilt das auch für die asiatischen Börsen?
Faber: Sie fallen sicherlich nicht unter das Niveau der Tiefkurse von 1998, aber ich würde einen Rückschlag von 30 bis 40 Prozent nicht ausschließen.
FINANZ€N: Was ist der Grund für den Pessimismus?
Faber: Die Börsen erreichen ihren Tiefpunkt, wenn die Stimmung am negativsten ist, und sie erreichen ihren Höchststand, wenn Anleger sagen, die Kurse können nicht fallen.
FINANZ€N: Ganz konkret: Was könnte fallende Kurse auslösen?
Faber: Erstens: Das US-Wirtschaftswachstum wurde durch die Geldpolitik und die wachsenden Finanzdefizite künstlich hergestellt. Es ist denkbar, dass das Wachstum 2004 enttäuschend ausfallen wird, dass die USA sogar in eine Rezession fallen. Zweitens: In China kann alles passieren. Die Überhitzung könnte in eine Krise münden. Drittens: Die Inflation beschleunigt sich, die Zinsen steigen. Viertens: Geopolitische Probleme, wie eine Revolution in Saudi-Arabien. Fünftens: Der Ã-lpreis könnte stark steigen. Die Börsen sind überkauft; die Stimmung ist so, dass selbst ein kleines Ereignis zu großen Kursrückgängen führen könnte.
FINANZ€N: Wie haben Sie sich vor diesem Hintergrund positioniert?
Faber: Ich halte viel Bargeld und einen sehr geringen Aktienbestand. Ich behalte mein Gold, weil ich glaube, dass die Notenbanken die Geldmenge erhöhen werden und Gold langfristig steigen wird. Ich schätze Anlageformen, bei denen das Angebot kurzfristig nicht schnell erhöht werden kann, wie Gold und Silber, Minen und Ã-l. Selbst wenn die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, können die Produzenten das Angebot innerhalb kurzer Zeit nicht wesentlich erhöhen. Zudem glaube ich, dass Sachwerte einen besseren Wert darstellen als Finanzwerte. Ich finde Immobilien sind nicht wahnsinnig teuer. Wenn die Nettorendite bei einem Haus rund sechs Prozent beträgt, dann ist das eine gute Anlage.
FINANZ€N: Sie bezeichnen sich als Contrarian. Wo finden Sie als Querdenker derzeit gute Investmentmöglichkeiten?
Faber: Zucker und Kaffee sind billig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kaffeepreis innerhalb der nächsten fünf Jahre verdreifacht, ist sehr hoch. Der Pro-Kopf-Konsum der Chinesen steigt rapide. Je höher die Nachfrage, umso größer die Preisreaktion bei Wetterausfällen. Bei Zucker ist die Lage nicht so klar. Der Preis befindet sich seit 1973 in einem Bärenmarkt; er könnte steigen. Auch Silber ist im Vergleich zu Gold unterbewertet.
FINANZ€N: Was ist für Privatanleger der beste Weg, um in Rohstoffe zu investieren?
Faber: Es gibt zum Beispiel in Indonesien Plantagen-Gesellschaften wie London Sumatra oder Astra Agro Lestari, die Kaffee und Kakao anbauen. Ich werde nach der Korrektur wahrscheinlich in Indonesien investieren, denn dort gibt es Gesellschaften, die unter Buchwert gehandelt werden.
FINANZ€N: Die USA und China liefern sich einen harten Handelskrieg. Besteht die Chance, dass sich Asien emanzipiert?
Faber: Wenn die Asiaten mehr Selbstvertrauen hätten, könnten sie ihre Währung um 30 Prozent gegenüber dem Dollar aufwerten. Die Chinesen könnten den Yuan sogar um 50 Prozent aufwerten, und es würde nicht schaden. In vielen Bereichen ist die chinesische Wirtschaft größer als die amerikanische. So produziert sie mehr Zement, Stahl, Fernseher, Motorräder und Computer. Chinas Unternehmen sind in den letzten zwei, drei Jahren sehr reich geworden. China ist eine Wirtschaftsmacht.
FINANZ€N: Woher soll dann der China- Crash kommen - die Wirtschaftskrise, von der Sie gesprochen haben?
Faber: Durch die Überhitzung, die vor allem bei Kapital-Investitionen bemerkbar ist. Sie steigen jährlich um 30 Prozent und machen bis zu 43 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Wenn die Kapitalinvestitionen nicht mehr ansteigen oder rückläufig sind, führt das zu einer Rezession. Die Überhitzung zeigt sich auch im Kreditwachstum und in der Baubranche. Es wäre höchst naiv zu erwarten, dass China nie eine Rezession erlebt. Bereits jetzt verlangsamt sich das Wachstum.
FINANZ€N: Ist die Asien-Story also vorbei?
Faber: Langfristig nicht. Der Westen ist in einer bitteren Situation, weil China, Vietnam, Bangladesh und andere Länder im Produktionsbereich so stark sind. Viele Dienstleistungen können ausgelagert werden. Heute kann ich Architekten, Buchhalter oder Steuerexperten in Indien anstellen. Selbst die deutsche Staatsadministration könnte man auslagern und 80 Prozent der Kosten sparen. Die wichtigste Investmentstrategie ist es, den Westen unterzugewichten und Asien überzugewichten.
FINANZ€N: Ã-laktien liefen 2003 schlecht, obwohl der Ã-lpreis gestiegen ist. Ein Investment für einen Contrarian?
Faber: Nächstes Jahr könnten Ã-laktien und Ã-lförder-Firmen positiv überraschen. Der Ã-lpreis könnte stark steigen. Wenn man Asien industrialisiert, wird sich der Pro-Kopf-Ã-lkonsum innerhalb der nächsten sechs bis zehn Jahre verdoppeln. Die Ã-lindustrie kann aber nicht mehr produzieren. Die Folge: Der Ã-lpreis wird bestimmt nicht fallen, sondern eher steigen.
FINANZ€N: In welcher Bandbreite sehen Sie den Ã-lpreis in der Zukunft?
Faber: Zwischen 30 und 100 Dollar. Vielleicht steigt er sogar auf 200 Dollar, falls es in Saudi-Arabien eine Revolution geben sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder eine Ã-lkrise gibt, ist sehr groß.
FINANZ€N: Wo sehen Sie als Contrarian sonst noch Potenzial?
Faber: In Kuba könnte das Potenzial langfristig groß sein. Man könnte kubanische Schuldscheindarlehen kaufen, die auf niedrigem Niveau gehandelt werden.
FINANZ€N: Haben Sie noch weitere Empfehlungen fürs kommende Jahr?
Faber: Ich tue mich schwer mit Empfehlungen, da kurzfristig ein großes Rückschlagpotenzial besteht. Ich selbst bin in der Gold- und Kupfermine Ivanhoe Mines, die in der Mongolei schürft, investiert. Und ich schätze die pharmazeutische Industrie in Indien und Indonesien, darunter Firmen wie Dr. Reddy, Ranbaxy und Enseval Putera.
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