-->Bushs Defizit bedroht Aufschwung
Von Thomas Fricke, Davos
Die drastisch gestiegenen Budgetdefizite der US-Regierung sind zu einem der größten Risiken für den globalen Aufschwung geworden. Diese Einschätzung äußerte der bisherige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kenneth Rogoff.
Ohne Kehrtwende drohten den USA 2005 ein Inflationsschub sowie steigende Zinsen und ein schon in Kürze beschleunigter Absturz des Dollars. Das würde für die gesamte Weltwirtschaft"schmerzhaft", sagte der Harvard-Ã-konom im FTD-Interview. Früher oder später werde die US-Regierung nicht umhinkommen, einzelne Steuern wieder anzuheben, prognostiziert Rogoff.
Mit den Äußerungen des international renommierten Ã-konomen gewinnt die seit Monaten wachsende Kritik an der Finanzpolitik von US-Präsident George W. Bush an Schärfe. Rogoff stuft die Risiken deutlich höher ein als die Regierung, die bislang keinen akuten Bedarf zum Gegensteuern sieht. Bush hatte mit Steuerleichterungen und steigenden Staatsausgaben in den vergangenen Monaten zu einem Konjunkturboom beigetragen. Die Kehrseite sind Etatdefizite von mittlerweile rund fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Laut Rogoff war dieser Kurs anfangs zwar"äußerst hilfreich, um nicht nur die USA, sondern damit auch die gesamte Weltwirtschaft aus der Rezession zu holen." Jetzt mache dies in den USA aber keinen Sinn mehr - im Gegenteil."Das Dramatische an der aktuellen Entwicklung ist, dass es keinen nachvollziehbaren Fahrplan mehr für die US-Finanzpolitik gibt", sagte Rogoff.
Dollar-Sturz und Inflationsschub befürchtet
Die Staatsausgaben seien"außer Kontrolle geraten", gleichzeitig sei unklar, ob einige der vorübergehend gewährten Steuererleichterungen tatsächlich wieder zurückgenommen werden, wie es einmal geplant war."Es fehlen die Signale dafür, wo es hingeht", sagte Rogoff. Und das sei nicht nur für die USA riskant. Vieles spricht laut Rogoff dafür, dass sich ohne Gegensteuern die Abwertung des US-Dollars fortsetzt."Dann sind Kurse von 1,40 bis 1,50 Euro je Dollar in Kürze möglich." Kommendes Jahr werde es in den USA zu Inflationsraten kommen, die leicht über vier Prozent steigen könnten. Und zu steigenden Zinsen.
"Die US-Probleme sind mit Sicherheit geringer als die Probleme, die Europa hat - nur sind sie weltwirtschaftlich viel gewichtiger", sagte Rogoff. Im Grunde spiegele sich im US-Staatsdefizit das enorme Außendefizit in der Leistungsbilanz mit dem Rest der Welt."Das Etatdefizit abzubauen wäre einer der besten Wege, um auch das Leistungsbilanzdefizit zu verringern". Damit würden auch die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft abgebaut, die den Aufschwung derzeit bedrohten.
Steigende US-Steuern erwartet
Nach Einschätzung des Ã-konomen, der im Oktober den IWF verlassen hat, sollte Bush sobald wie möglich den Anstieg wichtiger Ausgaben begrenzen - auch wenn dies vor den Wahlen im November wenig Chancen habe."Auf Dauer werden wir zudem nicht umhinkommen, Steuern wieder anzuheben", so Rogoff. Es sei ohnehin ein Fehler gewesen, die Erbschaftsteuer abzuschaffen."Die Amerikaner werden bald realisieren, dass sie wieder mehr Steuern bezahlen müssen, damit das US-Staatsdefizit wieder sinken kann." Spätestens dann würde sich Geschichte wiederholen."Auch Clinton musste nach seinem Amtsantritt erst einmal Steuern anheben, nachdem die Defizite in den 80er Jahren drastisch gestiegen waren", sagte Rogoff.
Derweil könnten die Notenbanken einen Beitrag dazu leisten, dass es nicht zum Dollarabsturz kommt."Am besten wäre es, wenn die US-Notenbank jetzt ihre Zinsen etwas anhebt und die Europäische Zentralbank ihre Sätze noch einmal senkt", so die Empfehlung von Rogoff.
<ul> ~ US-Defizit..</ul>
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