zani
23.01.2004, 18:28 |
Immer mehr Dinge werden politisiertThread gesperrt |
-->Guten Tag
Was und wie auch immer die Zustände und Verläufe sind, selten ist die Zeit so dichtgedrängt.
Rolf Hochhuth bleibt gelassen
Vertreter der Wirtschaft wittern in dessen neuem Stück Verständnis für Mord - Bank prüft rechtliche Schritte
Rest beim Link:
<ul> ~ Hochhut...</ul>
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Euklid
23.01.2004, 18:49
@ zani
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Re: Immer mehr Dinge werden politisiert |
-->Hallo zani,
schon irgendwie befremdend, dass sich einer erwischt fühlt, der vorher von Tarifverbrennung gesprochen hat, auch wenn ich Mordaufrufe niemals gutheißen würde.
Man kann das Problem auch mit viel subtileren Methoden lösen.
Da ist er wieder: Der alte Klassenkampf.
Und wie hieß es noch beschwichtigend?
Man braucht keine Gewerkschaften, da wir nicht mehr im Zeitalter des Klassenkampfes leben. Wurde sowohl von Henkel als auch von Rogowski getrallert.
Scheinbar heben diese Herren aber ab, wenn man sie abschafft.
Und warum wollen sie wohl niemanden mehr in die Bücher schauen lassen in Zukunft, wenn es doch so schlecht geht?
Wäre das nicht ein Argument, um die Löhne nicht steigen zu lassen, sondern zu senken?
Oder soll da von oben noch mehr abgebaggert werden?
Strotzt alles vor lauter Logik.
Gruß EUKLID |
mira
24.01.2004, 00:33
@ zani
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Sie werden nicht politisiert, sie sind per se enorm politisch (owT) |
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mira
24.01.2004, 00:53
@ mira
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Re: Sie werden nicht politisiert, sie sind per se enorm politisch (owT) |
-->Ackermann und Konsorten tuen so, als ob sie einem"Naturgesetz" folgen und nur danach handelten, dem man nicht ausweichen könne - alles reine Ideologie. Dummerweise glauben es ihnen nur die meisten.
Anbei Zitat vom Emanuell Todd:
E. Todd: Ich stelle den Marxismus auf den Kopf. Für mich gehört die Wirtschaft zum Überbau. Die ideologischen Schwankungen sind übrigens heute so gross, dass ich mit einer solchen Behauptung auch meine kommunistischen Freunde nicht schockiere. Der zentrale Allgemeinplatz bei der Diskussion über die Globalisierung ist der, dass es unbesiegbare wirtschaftliche Kräfte gebe, die in der Rationalität der wichtigsten Akteure und in technologischen Fortschritten, vor allem der Kommunikationsmittel, zu Ausdruck kommen. Und diese wirtschaftliche Kraft, die nirgends lokalisiert werden kann -- sie ist wohl über dem Atlantik!? -- wirkt von aussen und lässt die Nationen explodieren. In meinem Buch will ich erklären, dass der Prozess genau das Gegenteil davon ist. Was ich beobachte, ist eine Art Implosion der Nationen, die man jedoch erklären kann, ohne ökonomische Phänomene beizuziehen. Und diese Implosion der Nationen bewirkt das Verschwinden der Kollektive, die von den Staaten zentralisiert wurden und die auf die Wirtschaft Einfluss nehmen konnten. Und hier sind wir effektiv in einem Bereich der entfesselten Freiheit der Wirtschaftskräfte. Das ist wirklich der Kern meines Buchs. Lassen Sie mich ausholen. Um den Mechanismus zu erklären, gehe ich vom Auftauchen der Nationen aus. Was ist eine Nation? Ein Kollektiv von Leuten, das sich homogen und aus äquivalenten Individuen zusammengesetzt versteht. Und der Hauptfaktor, der zwischen der Reformation und dem Anfang des 20. Jahrhunderts die Geburt der Nationen erklärt ist die allgemeine Massenalphabetisierung. Als die Deutschen alle Deutsch lesen und schreiben lernten, fühlten sie sich als Deutsche, und dasselbe gilt für die Franzosen, Engländer usw. Zwischen der Alphabetisierung und dem Erscheinen des Nationalgefühls besteht ein direkter Zusammenhang. In Deutschland war der Ausgangspunkt die Reformation, in Frankreich situiere ich den Beginn am Vorabend der Revolution. In einer Gesellschaft, in der alle lesen und schreiben können, existiert eine gewisse Basis der Gleichheit, die das Gefühl einer Homogenität fördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dies dank der Entwicklung und Ausbreitung der höheren Bildung entsteht in den entwickelten Ländern eine kulturelle Schichtenbildung. Das heisst, man findet überall mehr oder weniger 20 Prozent von Leuten mit höherer Schulbildung und am unteren Ende 10 bis 25 Prozent, die auf die elementare Schulbildung beschränkt bleiben. Und die Entwicklung dieser Bildungsungleichheit hat meiner Meinung nach das Gefühl der Gleichheit zerbrochen, ein Unterbewusstsein der kulturellen Benachteiligung geschaffen und das Nationalgefühl zerbrochen. Das ist für mich ein sehr wichtiger soziokultureller und historischer Prozess, der selbst nichts mit der Wirtschaft zu tun hat. Umgekehrt bewirkt diese kulturelle Schichtenbildung eine Umverteilung des Reichtums, die Wirtschaftsparameter passen sich an und natürlich hat der Rückgang der nationalen Zusammengehörigkeit ökonomische Rückwirkungen. Vielleicht ist das eine Art Rückkehr zum Hegelianismus oder Idealismus, wie mir meine linken Freunde in Frankreich sagen, denn für mich ist darin der Motor der Geschichte zu finden. Und die Globalisierung ist nur die letzte Folge davon. <font color=#FF0000></font>
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