-->Guten Morgen
Die Frage bleibt: wie lange?
1. März 2004, 02:08, Neue Zürcher Zeitung
Genug Rückendeckung für den Dollarmarkt
Asiatischen Investoren geht die Puste nicht aus
Die Sorge, dass eine Abkehr asiatischer Investoren vom amerikanischen Anleihenmarkt die Renditen nach oben treiben könnte, scheint zurzeit unbegründet. Jüngste Analysen lassen darauf schliessen, dass vor allem japanische Gelder unvermindert für Dollaranlagen bereitstehen. Dies zeigt auch eine Renaissance der asiatischen Nachfrage nach dollardenominierten Emissionen am Eurobondmarkt.
hln. London, 29. Februar
In den USA wurden zuletzt überraschend gute Konjunkturzahlen veröffentlicht. Gleichzeitig halten Marktteilnehmer eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) am kommenden Donnerstag für möglich. Kein Wunder also, dass sich die Anleger wieder stärker auf die Staatsanleihen des Euro-Gebiets konzentrierten, wobei vor allem kurze Laufzeiten im Vordergrund standen. Was die USA betrifft, werden die Investoren besonders auf den bevorstehenden amerikanischen Arbeitsmarktbericht für den Monat Februar schauen. Schliesslich dürfte die amerikanische Zentralbank (Fed) ein Anziehen der geldpolitischen Zügel nur bei verlässlichen Anzeichen für einen nachhaltigen Aufschwung erwägen, in dessen Zentrum nach wie vor die Entwicklung der Beschäftigungssituation steht. Die Analytiker der Deutschen Bank gehen allerdings davon aus, dass das Fed noch keinen konkreten Handlungsbedarf sehen wird, während auf der anderen Seite die Anleger von der EZB am Donnerstag erneut enttäuscht werden dürften. Deshalb gebe es derzeit keinen Grund, einen Abfluss der Gelder vom amerikanischen Staatsanleihenmarkt zu erwarten. Dies ist derzeit ein heisses Thema für die nach Richtung suchenden Bondmärkte, weil immer wieder die Frage aufkommt, ob die USA angesichts wachsender Haushaltsdefizite auch weiterhin damit rechnen können, den dringend notwendigen Kapitalimport von den bisher so bereitwillig in Dollarpapiere investierenden ausländischen Investoren zu bekommen.
Japan kann es im Alleingang richten
Seitens der Deutschen Bank sieht man zurzeit keinen Grund für Alarmstimmung. Eine Analyse der geographischen Verteilung von Mittelströmen, die in Richtung USA wandern, zeigt, dass die immer wichtiger werdende Nachfrage asiatischer Investoren nicht nachzulassen scheint. Seit geraumer Zeit konzentrieren sich die Sorgen in den USA vor allem darauf, China werde im Zuge einer steigenden heimischen Inflation die geldpolitische Schraube anziehen müssen, was die Zentralbank zu einer Abstinenz beim Kauf von Dollartiteln veranlassen könnte. Allerdings zeigt ein Blick auf die Verteilung des Mittelzuflusses in Richtung US-Staatsanleihen für das Jahr 2003, dass der chinesische Saldo mit 31 Mrd. $ relativ gering ausfiel und damit nicht das Gewicht einnimmt, das ihm oft beigemessen wird.
Dominanter Faktor bleibt hingegen das Verhalten der japanischen Investoren, die im letzten Jahr mit 167 Mrd. $ in den amerikanischen Staatsanleihenmarkt investierten. Dies ist nicht nur für die US-Schuldenmanager, sondern auch für die vom Richtungstrend der amerikanischen Staatsanleihen stark abhängigen Bondmärkte insofern eine gute Nachricht, als wenig für eine japanische Kehrtwende spricht. Angesichts einer nach wie vor schwächlichen heimischen Konjunktur ist die japanische Zentralbank weiterhin bereit, die Geldbasis auszuweiten, während das japanische Finanzministerium dazu neigt, diese Mittel in Dollaranlagen zu konvertieren. Auch in den kommenden Monaten dürfte die japanische Seite mit Dollarstützungskäufen aktiv bleiben, wobei ihr die Munition nicht so schnell ausgehen wird. So zeigen die jüngsten Daten, dass ein Reservenpolster von mehr als 560 Mrd. $ für Interventionen am Devisenmarkt bereitsteht, mit dem Japan in der Lage wäre, praktisch im Alleingang die gesamte amerikanische Finanzierungslücke zu schliessen.
Aktive Zentralbanken
Dass die asiatischen Investoren ungeachtet einiger Rückzugswarnungen auch im Eurobondmarkt noch sehr präsent sind, zeigte sich bei einer Reihe von Dollaremissionen in der vergangenen Woche. Im Januar hatten die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit der Unterbringung ihrer für den Jahresauftakt 2004 vorgesehenen Dollaranleihen mit fünfjährigen Laufzeiten ihre liebe Mühe und Not gehabt, weil die zuvor so verlässliche asiatische Flanke wegzubrechen schien. Nun allerdings scheinen nachfrageseitig wieder freundlichere Bedingungen zu herrschen, so dass sich die EIB zu einem erneuten Dollarauftritt animiert fühlte und es auch noch einmal in der fünfjährigen Laufzeit wissen wollte. Citigroup, HSBC und Nomura brachten als Leadmanager einen 3 Mrd. $ schweren Globalbond mit 2,375% Verzinsung auf den Markt, der in dem nicht gerade einfachen Marktumfeld auf solide Resonanz stiess und dabei eindeutig von der Nachfrage asiatischer Zentralbanken getragen wurde.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim neuesten Vorstoss Italiens im Dollarmarkt. CSFB, JP Morgan und Lehman Brothers brachten eine fünfjährige Globalanleihe über 2 Mrd. $ mit 3,25% Couponzins an den Markt, bei der - wenn überhaupt - eher die US-Investoren Zurückhaltung übten. Letztlich nahmen asiatische Investoren etwa 40% der Mittel auf. Asiatische Zentralbanken waren es schliesslich auch, die ein neues Dollarpapier der KfW favorisierten. Dabei konzentrierte sich die Kreditanstalt via Dresdner Kleinwort Wasserstein und Goldman Sachs auf die zuletzt weniger im Fokus stehende siebenjährige Laufzeit und stattete die Papiere mit einem Coupon von 3,5% aus. Hier absorbierten asiatische Kunden zwei Drittel des Volumens. Der Rest ging auf europäische Konten, wobei sich in erster Linie auch die Nachfrage der Privatkunden aus der Schweiz bemerkbar machte.
Randwährungen kommen in Mode
Bei aller Bedeutung, die den institutionellen Grosskunden zukommt, wollen die Eurobond- Emittenten zunehmend auch dem Geschmack der sogenannten Retail-Investoren Rechnung tragen und dabei besonders auf die europäischen Privatanleger Rücksicht nehmen. Dies manifestiert sich vor allem in der Wahl von Emissionen in kleineren Währungen, an denen die Privatkundschaft nicht zuletzt deshalb Interesse zeigt, weil die Titel meist mit höheren Renditeaufschlägen versehen sind. So sah man zuletzt vermehrt Emissionen in australischen und kanadischen Dollars sowie in südafrikanischen Rand. Mitte Februar war mit Italien erstmals seit Jahren wieder ein europäisches Land im grossen Stil mit einer Jumbo-Anleihe über 1 Mrd. austr. $ am Bondmarkt aufgetreten; zuvor hatte die amerikanische Citigroup einen grösseren dieser «Känguru»-Bonds vom Stapel gelassen.
In der vergangenen Woche machte Ã-sterreich einen überraschenden Ausflug in den kanadischen Dollar und liess über TD Securities ein Papier mit sieben Jahren Laufzeit im Volumen von 100 Mio. kan. $ auflegen, das auf einen 4%igen Coupon kommt. Ã-sterreich hatte das letzte Mal vor über zehn Jahren den kanadischen Dollar gewählt, während der letzte Auftritt eines sonstigen europäischen Länder-Emittenten, nämlich Dänemarks, auch schon gut fünf Jahre zurückliegt. Neben den «anderen Dollars» finden auch osteuropäische Währungen Zuspruch am Eurobondmarkt. So brachte Volkswagen ein dreijähriges Papier über 500 Mio. tschechische Kronen und 3,5% Zins an den Markt. Die Emission wurde von der HypoVereinsbank begleitet. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen wiederum begab eine dreijährige Anleihe über 14 Mrd. ungarische Forint, die mit 9,5% verzinst wird. Davor hatte die EIB ein vergleichbares Papier mit 9,25% im Coupon lanciert.
<ul> ~ Puste</ul>
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