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Berlin (rpo). Der starke Euro gefährdet die wirtschaftliche Erholung in Europa. Führende deutsche Ã-konomen fordern die Europäische Zentralbank (EZB) und die Politiker zum Handeln auf. Die Euro-Aufwertung müsse angegangen werden.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält eine Senkung der Leitzinsen um bis zu einen halben Prozentpunkt"für richtig und zum jetzigen Zeitpunkt angebracht". DIW-Präsident Klaus Zimmermann sagte der"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagausgabe), auch die EZB sehe, dass die wirtschaftliche Erholung in Europa gefährdet sei, wenn die Erstarkung des Euro über die realwirtschaftlichen Daten hinaus sich weiter fortsetzen sollte.
Deshalb gehe er davon aus, dass derzeit in der EZB ernsthaft über weitere Zinssenkungsschritte nachgedacht werde, fügte Zimmermann hinzu. Das sei auch deshalb möglich, weil die Preisstabilität nicht in Gefahr sei. Eine Zinssenkung wäre ein unübersehbares Signal an die internationalen Finanzmärkte, zu den realwirtschaftlichen Daten zurück zu kehren und die Aufwertung des Euro zu stoppen, sagte Zimmermann.
Vertreter der deutschen Wirtschaft forderten Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf, Maßnahmen zu ergreifen, damit der Euro-Kurs sinkt und die Wirtschaft in Schwung kommt."Wenn es keine EZB-Zinssenkung gibt und womöglich der Aufschwung in Gefahr gerät, müssen die wirtschaftspolitisch Verantwortlichen ein Signal setzen", verlangte Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, im"Tagesspiegel" (Samstagausgabe).
"Sie könnten zum Beispiel gemeinsam ihre Altersvorsorge-Systeme auf eine finanzierbare Basis stellen oder den Protektionismus im Agrarsektor beenden - das würde mittelfristig für mehr Dynamik und Investitionsbereitschaft in der Wirtschaft sorgen." Schröder und der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin haben nach Ansicht Walters mit ihren Äußerungen verhindert, dass die EZB in naher Zukunft die Zinsen senkt. Dabei wäre"grundsätzlich eine Zinssenkung wünschenswert und verkraftbar - auch angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks." Die EZB berät am Donnerstag über die Geldpolitik.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) riet Schröder, das Thema Wechselkurse nicht nur wie derzeit in den USA, sondern auch in Asien anzusprechen."Es macht Sinn, auch mit Japan und China zu reden, damit der Euro nicht allein den Abwertungsdruck des Dollar schultern muss", sagte Axel Nitschke, Chefvolkswirt des Verbandes. Grundsätzlich sei es sinnvoll, die Wechselkurspolitik politisch zu begleiten, befand er.
Schröder (SPD) hatte bei seinem Besuch in den USA nach eigenen Angaben bei seinem Gespräch mit US-Präsident George W. Bush klargemacht, dass der Euro-Dollar-Wechselkurs beunruhigend sei. Der Präsident habe betont, sagte Schröder, dass er an einem starken und nicht an einem schwachen Dollar interessiert sei und dafür sorgen werde, dass die USA ihr Haushaltsdefizit, das nicht unwesentlich zu den Euro-Dollar-Irritationen betrage, abbauen werde. Der Kanzler hatte zuvor in einem Interview gemeinsame internationale Aktionen gegen die Dollar-Schwäche gefordert und der EZB deutlicher als bisher eine Zinssenkung nahegelegt. Es seien allein die Zentralbanken, die am Wechselkursverhältnis etwas ändern könnten.
<ul> ~ Zinsenkung</ul>
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