dottore
03.04.2004, 10:41 |
Machtkosten und die USAThread gesperrt |
-->Hi,
sog."Reiche" können sich so lange halten wie sie ihre Machtkosten und Machterhaltungskosten externalisieren können ich verweise nochmals auf den luziden Aufsatz von Uwe Wagschall in"Der Staat" 2000). Das war bei Alexander der Perserschatz (nur ein Mal behehbbar), bei den Athenern und Spartanern Raub, Krieg, Melos, Messenien, die Metöken, usw., wie beschrieben. Bei den Römern die Tribute, die entfielen als keine Gold- und Silberländer mehr erobert werden konnten (Spanien, Dakien) und das römische Bürgerrecht dumerweise allen erteilt wurde (Anfang 3. Jh.). Bei den Spaniern war's Südamerika, bei den Franzosen und Engländern das Kolonialrreich ("may the British Empire and it's Commonwealth last for a thousand years..." - Churchill).
Dann traten die Amerikaner auf den Plan. Sie konnten per Golddevisenstandard zunächst noch das bei ihnen externalisierte (thesaurierte) Gold ziehen, das sie nach WK I zusammengerafft hatten (Letztbezieher auch der deutschen Reparationen) und als das schnell abschmolz, indem sie ihre Titel im Ausland unterbringen konnten (dort"Devisenreserven"). Das läuft bei Japan usw. noch immer, aber nicht ewig.
Die Tributländer kaufen die Titel (Japan) noch, um selbst ihre nicht externalisierbaren Kosten ihrerseits durch Staatsverschuldung vorzutragen und um ihre Besteuerungsbasis (einigermaßen laufende Wirtschaft) nicht gänzlich zu verlieren. Somit haben wir inzwischen eine Externalisierung auf Pump. Das kann noch eine Zeitlang vorgetragen werden, wird aber im Laufe der Globalisierung immer schwieriger, und schließlich unmöglich. Der absehbare Zusammenbruch des europäischen Lohnniveaus wird auch die dortigen Mächte als nicht mehr finanzierbar ausweisen. Mit weniger Geld wird halt weniger gekauft, der bereits erfolgte Vorabbezug von Steuern (Staatsschulden) bleibt aber nominal gleich. Deshalb versuchen die Euro-Mächte schon, ihre Machterhaltungskosten zu senken (öff. Dienst und sonstige"Reformen").
Amerika kann sich noch per HaBi usw. eine weitere Zeitlang um das Problem herummogeln, dass es selbst bzw. seine Bürger die Machtkosten tragen müssen. Investitionen, um noch einmal weitere Externalisierung zu erzwingen (Kriege) erweisen sich als zu kostspielig und reißen weitere Löcher im Inland (höhere Staatsverschuldung = Steuerzessionen).
Da es niemand im Weltall gibt, dem man noch Kosten aufdrücken könnte, muss man die inzwischen immer notwendigere Internalisierung der Kosten möglichst lange noch auf die inländischen Nicht-Machthalter (der berühmte US-Verbraucher usw.) weiterreichen und hoffen, dass diese ihrerseits auf künftige Einnahmen ziehen (sich verschulden), wobei die Wirtschaft und damit die Steuern (Finanierugn des Machterhalts) noch eine Zeitlang"läuft", bis auch die dort vorhandenen Verschuldungsgrenzen (Zessionsmöglichkeiten) erreicht sind und Pay-day ansteht.
Da Machterhalt immer Staatskonsum ist, und der nicht ewig per Vorabbezug von Einnahmen (nachdem es keine Externalisierung mehr gibt) zu finanzieren ist, kann dem US-Imperium, wie allen anderen in der Geschicht davor auch, das Ende prophezeit werden. Noch läuft die Maschinerie und wir schauen amüsiert zu, wie lange noch und lassen uns gern von neuen Strampel-Varianten der Macht aller Staaten zum Zwecke ihres Machterhalts überraschen.
Derweil empfiehlt es sich, selbst die eigenen"privaten" Machterhaltungskosten (= Einkommen zum Lebenserhalt) zu thesaurieren. Die einen nehmen dazu GZ (vorläufig zumindest noch), die anderen gehen in"Physisches", wobei deren Risiken nicht nur in den Märkten für Thesaurierungsmittel, sondern auch in deren Expropriation liegen. Wer am Ende obsiegt, ist die große Frage. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Noch läuft's ja einigermaßen.
Aber die Zeit wird knapper. Und die Lage von Argentinien bis Afghanistan zu studieren, ist lehrreich. Prolongieren (IWF) bzw. fremde Machterhaltungskosten auf die eigene Verschuldung umzubuchen, hat seine Grenzen. So etwas, wie ein"sich selbst tragendes Wachstum" und dies weltweit oder gar"auf Dauer" (Fukuyama usw.) ist und bleibt eine Fiktion. Je länger zugewartet wird, um so donnernder wird sich das unlösbare Prolem des Staates als mit bewaffnetem Binnen-und Außenzwang operierende Institution entladen. Vae victis!
Think!
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Theo Stuss
03.04.2004, 11:55
@ dottore
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Re: Ganz toll |
-->Hallo Dottore,
ich weiß nicht mehr wann, vielleicht vor über einem Jahr hatte ich ähnliches geschrieben, vielleicht nicht ganz so subtil, aber eine deutliche Definition des US-Außenhandelsbilanzdefizites als Steuer und Tribut kam darin vor. Damals hattest Du mir den Vogel gezeigt. Als Dein Kommentar unter gesagtem Absatz stand ganz einfach dick und fett:
Hier! Das HIER sollte wohl den Vogel bedeuten.
Dann hatte ich Zweifel angemeldet, daß die USA diese ihre Machterhaltungskosten weiter würden finanzieren können, bzw. daß sie bald nicht mehr in der Lage sein würden, den Dollar als Welt-GZ durch Zwang aufrecht zuerhalten. Daraufhin meintest Du, es würde reichen, wenn die USA ein paar Kriegsschiffe sendeten und aus der Traum. Das vor dem Krieg im Irak.
Seither ist offensichtlich, daß die USA unfähig sind, den Irak militärisch zu kontrollieren und daß eine Invasion im Iran und Syrien in weiter Ferne liegt. Die Strategie, den Ã-preis auf 8 Dollar zu drücken, indem man das irakische Fass aufmacht, hat nicht geklappt. Rußland können seine Einkünfte nicht rasiert werden. Selbst Rußland hat nun Wachstumsraten von 20% und wird wirtschaftlich und militärisch gewaltig aufholen.
So wird man sich dann doch einig, auch schön.
Jedem sei nun eindringlich diese strategische Analyse der USA und ihrer Machterhaltungskosten in der ASIA TIMES empfohlen. Der Artikel stellt die Frage:
In the face of all these regional and global developments, can the United States maintain its current position of global dominance?
Nachdem dann diejenigen zu Wort kommen, die sagen, die USA seien zu mächtig ihre Macht jemals zu verlieren, stellt der Artikel nüchtern fest:
A careful examination of precisely how the US exercises power, where that power derives from, is very enlightening in view of the subject at hand....
The essence of US global power is its economic wealth. Every other form of its power is a derivative of that wealth...
The standard of living and the freedoms enjoyed by its people give the US tremendous social and cultural influence across the globe - all rooted in its economic prosperity. In every way US power derives from its economic capital...
US unwittingly participates in its own decline...
http://www.atimes.com/atimes/Global_Economy/FC31Dj02.html
Ein Lektüre dieses sehr langen Artikels lohnt sich.
Gruß,
Theo
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CRASH_GURU
03.04.2004, 12:15
@ dottore
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Re: Machtkosten und die USA |
-->Nachdem die Genies in Europa ihr Gold weitgehend verkauft haben, werden die USA den POG auf sagen wir mal 3000 USD steigen lassen, dann eine goldgedeckte Währung einführen, ein absolut sauberes Credit Rating vorweisen, die GZ Thesaurier werden wieder Schlange stehen für mehr T Paper und die Party geht erst mal weiter. So einfach kann das Leben sein...
wie schon Carnegie richtig sagte - TP
[img][/img]
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Tofir
03.04.2004, 12:28
@ CRASH_GURU
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steht dies nicht in einem Buch eines gewissen Paul C. Martin...?... |
-->>Nachdem die Genies in Europa ihr Gold weitgehend verkauft haben, werden die USA den POG auf sagen wir mal 3000 USD steigen lassen, dann eine goldgedeckte Währung einführen, ein absolut sauberes Credit Rating vorweisen, die GZ Thesaurier werden wieder Schlange stehen für mehr T Paper und die Party geht erst mal weiter. So einfach kann das Leben sein...
>wie schon Carnegie richtig sagte - TP
>[img][/img]
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Euklid
03.04.2004, 12:30
@ dottore
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Re: Machtkosten und die USA |
-->Hallo dottore
da gibt es schon noch Möglichkeiten den Machterhalt etwas zu konservieren.
Da böten sich schon Möglichkeiten a la kleinem Schnauzbart - Mann.
Unsere frühere Justizminiterin hat da mal was angedeutet.
Als Identifizierungsperson des Unglücks könnte sich für stark patriotisch angehauchte Amerikaner ein Mann namens Alan Greenspan anbieten.
Warum sonst geht Soros so engagiert zur Sache im Wahlkampf?
Ich habe den Eindruck daß er als einer der wenigen Juden realisiert (oder ahnt?) wohin der Bannstrahl zeigt.
Scharon und Co haben auch alles mögliche getan um das positive BILD von Israel weltweit zu zerstören.
Ich bin der Meinung daß die Juden in Amerika vor dem gleichen Schicksal stehen wie bei Adolf und Co von 1933 bis 1945.
Das ist zwar eine gewagte These,aber beim Abtritt einer Weltmacht gibt es nichts mehr was unmöglich ist.
Nur durch Konfiszierung des immensen Vermögens von reichen Juden wird das Imperium noch eine Weile zu halten sein.
Ich meine daß George Soros diesen Braten längst gerochen hat und deshalb zu drastischen Mitteln gegen Bush schreitet.
Mit Guantanamo Bay fing alles an.
Gruß EUKLID
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Fürst Luschi
03.04.2004, 12:42
@ dottore
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Re: Machtkosten und die USA |
-->>Je länger zugewartet wird, um so donnernder wird sich das unlösbare Prolem des Staates als mit bewaffnetem Binnen-und Außenzwang operierende Institution entladen. Vae victis!
>Think!
Die Fallhöhen-Theorie zieht doch schon lange nicht mehr. Ab einer bestimmten Fallhöhe ist man immer tot.
Das grosse Problem der Demokratien ist, dass sie keinen lohnenden Aussenzwang einsetzen können. Die eigene Ideologie verhindert, dass man Widerstände erbarmungslos zerschlägt. Ganz ähnlich im Inneren. Sollten die Demokratien fallen, dann tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf. Warum die Bürgerrechte verschenken? Man kann sich dann, je nach Leistungsfähigkeit in eine 3-Klassen-Gesellschaft einkaufen. Ein macchiavellistischer Herrscher an der Spitze der USA und deren Schulden sähen wie peanuts aus.
Grüsse
FL
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Stephan
03.04.2004, 12:46
@ dottore
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Re: Machtkosten und die USA - Statistiken? |
-->Hallo dottore,
Vor kurzen hatte ich das Forum um einige Links oder Grafiken gebeten., die ich für ein Referat über Leopold Kohr bräuchte. Vielleicht es es unter gegangen, deshalb meine Frage nochmals an alle und speziell an Sie:
Wo finde ich Statistiken oder Grafiken (Mein Matheleher sagte immer:"ohne Bild werd ich wild" ;-) über:
a.) Produktion der Rüstungsgüter in den USA / Europa, möglichst mit Zeitreihen
b.) Investitionen, die den unechten Lebensstandard erhalten oder steigern. (Parkplätze, Instandhaltungskosten Infrastruktur etc.)
c.) Die Kosten der Gesellschaft (Kosten der Regierung, Kosten der Sicherheit)
Am besten für die Länder USA, EU, Deutschland.
Mit besten Grüssen
Stephan
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Theo Stuss
03.04.2004, 13:03
@ Stephan
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Re: Cosas Markdatenseite |
-->In den GOLDSEITEN findest Du auch viele Charts und Daten.
Die Seite von Marsch, der hier schreibt, ist auch ganz aufschlußreich.
Viel Glück beim Suchen.
Theo
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monopoly
03.04.2004, 13:06
@ Euklid
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Re: Machtkosten und die USA |
-->>Hallo dottore
>da gibt es schon noch Möglichkeiten den Machterhalt etwas zu konservieren.
>Da böten sich schon Möglichkeiten a la kleinem Schnauzbart - Mann.
>Unsere frühere Justizminiterin hat da mal was angedeutet.
>Als Identifizierungsperson des Unglücks könnte sich für stark patriotisch angehauchte Amerikaner ein Mann namens Alan Greenspan anbieten.
>Warum sonst geht Soros so engagiert zur Sache im Wahlkampf?
>Ich habe den Eindruck daß er als einer der wenigen Juden realisiert (oder ahnt?) wohin der Bannstrahl zeigt.
>Scharon und Co haben auch alles mögliche getan um das positive BILD von Israel weltweit zu zerstören.
>Ich bin der Meinung daß die Juden in Amerika vor dem gleichen Schicksal stehen wie bei Adolf und Co von 1933 bis 1945.
>Das ist zwar eine gewagte These,aber beim Abtritt einer Weltmacht gibt es nichts mehr was unmöglich ist.
>Nur durch Konfiszierung des immensen Vermögens von reichen Juden wird das Imperium noch eine Weile zu halten sein.
>Ich meine daß George Soros diesen Braten längst gerochen hat und deshalb zu drastischen Mitteln gegen Bush schreitet.
>Mit Guantanamo Bay fing alles an.
>
>Gruß EUKLID
Soros hat gestern eine Torte ins Gesicht bekommen in der Ukraine.
Aber es ist schon bezeichnend wie Deutsche Politiker wie Schönbohm in Berlin an Soros´ Lippen hängen und irgendwie nix verstehen (wollen?)
Der Springer Verlag war angeblich in der"dunklen Zeit" auf antisemistischem Kurs und ist erst nach 46 umgeschwenkt.
Interesanntestes Recherchegebiet, um zu wissen"wie es weitergeht" ist zur Zeit sicher Barrick Gold und die Bush, Mullroney,Pöhl, etc., Bin Laden (lt. Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage) Conecction. Ein Journalist der da recherchiert hat war laut 3sat Kulturzeit derselbe der auch in Zusammenhang mit der Floridaauszählung 2000 recherchiert hat.
Verträge sind den Rabbinern HEILIG - also wir dürfen alle spekulieren was da so geschrieben steht in den Verträgen rund ums Gold und FED Geld.
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Stephan
03.04.2004, 15:21
@ Theo Stuss
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Danke |
-->>In den GOLDSEITEN findest Du auch viele Charts und Daten.
>Die Seite von Marsch, der hier schreibt, ist auch ganz aufschlußreich.
>
>Viel Glück beim Suchen.
>Theo
Lieber Theo,
leider kein Volltreffer. Diese Seiten sind mir als Stammleser bekannt, so richtig fündig wurde ich dort leider nicht. Naja, bei marsch´s Seite hab ich ein bißchen was gefunden. Dankeschön für Deinen Hinweis.
Gruss - Stephan
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Tempranillo
03.04.2004, 15:23
@ Euklid
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Re: Eine Macht, die bei sich selbst konfisziert? |
-->Hallo Euklid,
>Nur durch Konfiszierung des immensen Vermögens von reichen Juden wird das Imperium noch eine Weile zu halten sein.
Würde bedeuten, daß die wahre US-amerikanische Macht die eigenen Vermögenswerte konfisziert.
Bevor das geschieht, muß sich in den USA ein Umsturz ereignet haben, gegen den das, was mit Chodorkowski passiert ist, sich ausnimmt, wie eine Operette - ein humoristisch angehauchter Gefängnisaufenthalt von Anno 1874 (Die Fledermaus, die Fledermaus...).
>Ich bin der Meinung daß die Juden in Amerika vor dem gleichen Schicksal stehen wie bei Adolf und Co von 1933 bis 1945.
Vorher müßten sie Macht und Einfluß verlieren.
>Das ist zwar eine gewagte These,aber beim Abtritt einer Weltmacht gibt es nichts mehr was unmöglich ist.
Du erlaubst bitte, daß ich ausnahmsweise mal ein wenig Silbenstechen betreibe. Du schreibst vom"Abtritt" einer Weltmacht und meinst vermutlich das"Abtreten".
Der Abtritt ist das, was man als"stilles Ã-rtchen" bezeichnen würde. Wie auch immer, an welchen Ã-rtlichkeiten die USA in geistiger und sonstiger Hinsischt ihr wahres Zuhause haben, wirst Du ohnehin wissen.
Insofern könnte man diese Nation von Latrinenbewohnern nicht besser qualifizieren als wie Du es getan hast. Wer mit meiner Interpretation nicht einverstanden sein will, soll sich bitte an das Wort"Abtreten" halten.
Bei Gelegenheit könnten wir mal die Frage klären, ob Du mit der Verwendung eines ungewohnten Wortes überhaupt einen Fehler gemacht hast, und ob Dein"Irrtum" am Ende die Sache nicht sehr viel besser beschreibt als die (vermeintlich) korrekte Ausdrucksweise?
Tempranillo
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Theo Stuss
03.04.2004, 15:27
@ Stephan
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Re: Machterhaltungskosten = abgetretene Steuern durch Zins |
-->Das ist doch schon alles.
Schuldenstand der Staaten,
Schuldzuwachs,
Zinsen,
Staffelung der Laufzeiten von Anleihen,
Verschiebung dieser Staffelung hin zu Kurzläufern,
Kostensenkung durch Kompetenzabtretungen in der Infrastruktur,
da kann man doch schon viel draus schließen,
Theo
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Per_Jakobsson
03.04.2004, 16:06
@ CRASH_GURU
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Re: Machtkosten und die USA |
-->Das glaube ich eigentlich auch....sehe keine andere Lösung. Warum verkaufen denn die Amis wohl keine Unze Gold? Dazu noch ein Zitat von Günter Reimann. Es stammt zwar von 1993, ist aber meines Erachtens immer noch gültig:
Die USA werden ihren Status als finanzkapitalistische Staatsmacht im interregionalen Konkurrenzkampf verlieren, wenn sie nicht die Initiative für die Wiederherstellung einer goldwertigen Währung ergreifen....Mit Hilfe des Goldes als internationaler Währung werden die USA imstande sein, die internationale Liquidität im Dollarraum zu behaupten...
Die Stagflation wird die Krise der Währungen und die internationale Liquidität für die politischen Machtsysteme im Westen, vor allem in den USA und Japan, unerträglich verschärfen. Sie werden die Initiative für den notwendigen Wandel des internationalen Währungssystems ergreifen...
Die Umstellung der Währungen wird es ermöglichen, die kapitalisierten Geldansprüche zu revidieren. Ein hoher Goldpreis wird einen tiefen Einschnitt in die kapitalisierten Renten ermöglichen....
DIE REGENERIERUNG DES GOLDES ALS WELTRESERVEWÄHRUNG WIRD ALS ÜBERRASCHUNG KOMMEN. ES IST NICHT MÃ-GLICH, DIE Ã-FFENTLICHKEIT AUF EINEN SOLCHEN SCHRITT VORZUBEREITEN. IM GEGENTEIL, DIE SPEKULATION MUSS IM DUNKELN GELASSEN UND VERSCHLEIERT WERDEN....
Grüsse
Per
>Nachdem die Genies in Europa ihr Gold weitgehend verkauft haben, werden die USA den POG auf sagen wir mal 3000 USD steigen lassen, dann eine goldgedeckte Währung einführen, ein absolut sauberes Credit Rating vorweisen, die GZ Thesaurier werden wieder Schlange stehen für mehr T Paper und die Party geht erst mal weiter. So einfach kann das Leben sein...
>wie schon Carnegie richtig sagte - TP
>[img][/img]
[/b][b][b][/b]
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Stephan
03.04.2004, 16:20
@ Theo Stuss
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Re: Machterhaltungskosten = abgetretene Steuern durch Zins |
-->>Das ist doch schon alles.
>Schuldenstand der Staaten,
>Schuldzuwachs,
>Zinsen,
>Staffelung der Laufzeiten von Anleihen,
>Verschiebung dieser Staffelung hin zu Kurzläufern,
>Kostensenkung durch Kompetenzabtretungen in der Infrastruktur,
>da kann man doch schon viel draus schließen,
>
>Theo
Hallo Theo,
danke für die kurze Erläuterung. So langsam komme ich auf die richtige Spur...Kannst Du bitte kurz für ein Dummerschen Deine Überschrift erläutern: <font color=blue>"Machterhaltungskosten = abgetretene Steuern durch Zins"</font>
muss jetzt mal weg, bin aber heute abend wieder im Forum.
grüsse - Stephan
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Theo Stuss
03.04.2004, 16:58
@ Stephan
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Re: kann Dottore besser als ich, aber egal |
-->Jeder Staat muß seine Machtmittel vorfinanzieren.
Bevor er eine Steuermark eingenommen hat, muß der Staat seine Beamten, Polizisten, Steuereinnehmer, Armee, Waffen usw. bezahlen.
Macht also immer nur durch Vorfinanzierung aus Verschuldung.
Staat begibt zinstragende Staatstitel lautend auf sein gesetzliches Zahlungsmittel.
Diese Staatsanleihen sind in Wahrheit Steuer-Futures, die auf Termin verkauft werden. Anleihenmarkt ist Terminmarkt.
Während die Anleihen erst nach Laufzeit fällig werden, wird der Zins immer fällig. Zinsen werden aus Steuereinnahmen bezahlt, sind also abgetretene Steuern.
Jeder Halter von verzinslichen Staatstiteln ist ein Untersteuereinnehmer, auch, wenn er nur ein Sparbuch, oder eine Lebensversicherung hat.
Der Anteil der abgetretenen Steuern nimmt immer mehr zu, denn immer mehr Steuereinnahmen gehen für Zins drauf. Derzeit 38 MRD. EUR von 72 MRD. Lohnsteuer.
Da der Staat seine Schulden niemals begleicht, sondern nur bedient, ist sein Verschuldungspotential so hoch, wie er Steuern in Form Zins abtreten kann. Mehr als 100% geht nicht. Aber auch 100% sind schon zuviel, denn die Beamten und sein Waffenmonopol muß er bezahlen.
Also, a) entweder Erhöhung der Steuern, was zur Verelendung der Besteuerungsbasis führt, oder aber b) Externalisierung der Machterhaltungskosten durch Tribut.
Für Deutschland gilt a) und da ist Schluß.
Für die USA gilt b) und das Ende ist da, wo die tributpflichtigen Staaten ihre Tributleistungen durch Selbstverschuldung nicht mehr aufbringen können.
Die USA müßten dann die Kosten ihrer Machtmaschine selbst aufbringen. Geht aber nicht. Sie werden überrundet von denen, deren Verschuldungspotential größer ist (China, Indien, Rußland), denn das Verschuldungspotential ist das Machtpotential.
Ist das Machtpotential ausgeschöpft, das heißt das maximal Mögliche an Steuereinnahmen über die Staatstitel und ihren Zins an die Titelhalter abgetreten, ist das Ende nahe.
Solche Staaten zerfallen, wie Israel nach Salomo (Altes Testament, Buch der Könige), oder das Reich Nebukadnezars unter seinem Nachfahren Beelsazzar, das die Perser übernehmen, Mene, Mene, Tekel, u pharzin; gezählt, gewogen und zu leicht befunden. Siehe Buch Daniel.
Selbst entschulden kann sich der Staat nur durch Einsicht der Bürger, die auf die Titel und Guthaben verzichten, aber ein solcher Staat hat eher den Charakter einer Gemeinschaft, denn den eines Zwangssystemes und ist nicht möglich ohne die entsprechenden Tugenden, die man gerade nicht mit der Waffe erzwingen kann, noch durch Indoktrinierung.
Theo
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Theo Stuss
03.04.2004, 17:13
@ Theo Stuss
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Re: Ergänzender Satz |
-->Irgendwann steigen die Zinsen immer schneller, während die Steuereinnahmen zur Machtfinanzierung (reine Kostensenkung) zurückgehen.
Ein Staat hat eigentlich keine Einnahmen, sondern alle Steuern können eigentlich nur die Kosten der Machtbasis senken. Das ist alles.
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Stephan
03.04.2004, 20:17
@ Theo Stuss
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Klasse Theo! und Danke:-) |
-->Das war mehr als ich gehofft hatte, und da das Forum Dir nicht widerspricht, wird es wohl richtig sein.
Dank Dir Theo für Deine Erläuterungen, sehr hilfreich [img][/img]
Gruss Stephan
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- Elli -
03.04.2004, 20:40
@ Stephan
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Re: Klasse Theo! und Danke:-) / Das Forum widerspricht nicht... |
-->>Das war mehr als ich gehofft hatte, und da das Forum Dir nicht widerspricht, wird es wohl richtig sein.
Das sind die Erkenntnisse, die sich hier v. a. durch dottore und Popeye u. a. entwickelt haben. Großen Dank dafür!
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Buche
03.04.2004, 21:18
@ Theo Stuss
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Forum widerspricht nicht...aber den Rest der Welt freut die unfreiwillige Komik |
-->Ich kanns gar nicht fassen...da stehen hier interessante Beiträge neben solch abstrusem, ich entschuldige mich im Voraus, aber man kann es nur so deutlich sagen:....Unsinn.
Macht->Vorfinanzierung->eignes Geld->Steuer->Bankrott. (lach)
Was haben die Weisen dieser Welt, nicht alles über das Wesen des Geldes übersehen? Hätten Sie doch nur diese Erleuchtung gehabt...(Ironie)
Ohjemine, was habe ich jetzt nur gesagt?......Besser ich hätte im Vatikan die unbefleckte Empfängnis angezweifelt, in Mekka die"Satanischen Verse" verkauft, in Tibet eine Buddhastatue angespuckt und bei den Zeugen Jehovas die Existenz Satans geleugnet. Dann hätte ich zur Strafe den Katechismus lesen, den Koran studieren, im Kloster meditieren und ein kostenloses Bibelseminar besuchen müssen. Jeweils hätte ich die"bösen" Autoren aus meiner Bibliothek und meinen Gedanken verbannen müssen.
Jetzt werde ich sicher aufgefordert"die Sammlung" zu studieren, um endlich zur Erleuchtung zu gelangen. Marx, Friedmann, Keynes und die vielen anderen werde ich verbrennen und wieder und wieder ausrufen müssen"Die habens halt nicht kapiert".
Verwunderte und amüsierte Grüße
Buche
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- Elli -
03.04.2004, 21:29
@ Buche
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Re: Forum widerspricht nicht...aber den Rest der Welt freut die unfreiwillige Komik |
-->>Marx, Friedmann, Keynes und die vielen anderen werde ich verbrennen und wieder und wieder ausrufen müssen"Die habens halt nicht kapiert".
Ja, leider. Und du auch nicht, sorry.
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bernor
04.04.2004, 00:58
@ Per_Jakobsson
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Re: Machtkosten und die USA |
-->Hi,
Nachdem die Genies in Europa ihr Gold weitgehend verkauft haben, werden die USA den POG auf sagen wir mal 3000 USD steigen lassen, dann eine goldgedeckte Währung einführen, ein absolut sauberes Credit Rating vorweisen, die GZ Thesaurier werden wieder Schlange stehen für mehr T Paper und die Party geht erst mal weiter.
Was vor allem weitergehen muß, ist das Kreditgeschäft. Und das läuft nur, wenn (wieder) genügend Vertrauen da ist, und dieses eben auch in die Stabilität des (Rück-)Zahlungsmittels - was ist, wenn der Staat den POG erneut anhebt?
Spätestens dann würden Kredite nur noch auf Basis von physischem Gold (oder anderen nichtmanipulierbaren"Zahlungsmitteln") abgeschlossen - also, da Gold großenteils in staatlichen Händen, wohl kaum noch; das gilt erst recht, wenn nur"goldgedecktes" Geld, aber nicht Gold selbst GZ ist.
Es ist eben ein Unterschied, ob sich ein Goldstandard (goldgedecktes GZ) wie im 19. Jh. entwickelt hat oder ob er im Wege eines"geregelten" Staatsbankrotts installiert wird - insbesondere, wenn damit keine staatliche / politische"Regeneration" (Wiederherstellung der"Verläßlichkeit" staatlichen Handelns) verbunden ist, sondern sich nur die bisherigen Politiker (wie gewohnt und diesmal besonders)"tricky" verhalten haben.
Gruß bernor
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CRASH_GURU
04.04.2004, 07:36
@ bernor
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Re: Machtkosten und die USA |
-->>Hi,
>Nachdem die Genies in Europa ihr Gold weitgehend verkauft haben, werden die USA den POG auf sagen wir mal 3000 USD steigen lassen, dann eine goldgedeckte Währung einführen, ein absolut sauberes Credit Rating vorweisen, die GZ Thesaurier werden wieder Schlange stehen für mehr T Paper und die Party geht erst mal weiter.
>Was vor allem weitergehen muß, ist das Kreditgeschäft. Und das läuft nur, wenn (wieder) genügend Vertrauen da ist, und dieses eben auch in die Stabilität des (Rück-)Zahlungsmittels - was ist, wenn der Staat den POG erneut anhebt?
Hi,
Ich sagte ja"erst mal" und deshalb würde ich mit dem berühmten Zitat von Keynes anworten:
"In the long run we are all dead"
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dottore
04.04.2004, 10:21
@ Theo Stuss
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Re: Na ja, ein weiterer Versuch: |
-->Power, the State and the Institution of Property
"A theory of power has long been the Holy Grail
for political science, but the Grail has not been found."
(Mancur Olson, Power and Prosperity, 2000, 2)
Abstract
Private property as de iure institution needs a foregoing state to come into existence. The state needs foregoing power and foregoing power needs armed force. The ultimate"foundation of the economy" thus is the weapon, where possession and property are identical because the possession of it guarantees property of it. Weapon-based coercive power starts additional production (surplus, tribute). The first taxes in form of enduring material are contributions for the production of attack weapons (copper, tin). As soon as defence and protection of the property-title"power" executed by armed force in war and peace needs mercenaries (soldiers from outside the power system) the one-way-money turns into circulating"genuine money" and its material changes from weapon-fitting to precious metal and actually into any special material which can be monopolized by the state.
The state must exist before private property and property-based contracts which only can be executed with use of coercive power. The state can't be financed out of private property which can only appear after its own existence. Therefore the state faces the everlasting problem of pre-financing itself (coercive power, sovereignty). So the state must draw on later tributes or taxes. Private parties follow with discounting their"incomes". The therewith connected"interest" is the partition (cession) of forced or expected income (as measured in the state-owned monopoly to declare"legal tender") or property (goods) by private parties which have to share their income or property (goods) with other parties. The more (existing) property is ceded by the state to the private sector or can be created as income after cession to the private sector in the non-state sector the longer the process called"creation of wealth" (later income, recte: property) can endure, because the more power-sustaining taxes can be imposed.
I. The institution of power and the institution of property: An alternative theory of interest and money
I.1 Eigentum, privates Eigentum und Obereigentum an Sachen und Personen
Die Eigentumstheorie beschränkt sich auf privates Eigentum an"res", vor allem an Grund und Boden. Das Obereigentum des Staates, das ihn auf sämtliche innerhalb seiner, sofern definierten Grenzen (van Creveld 1999, 165 ff.). liegende, darin ebenfalls"begrenzten" privaten Eigentume legal zugreifen lässt, wird übersehen. Indes:"Der Staat (ist berechtigt) das Nationalvermögen als sein Eigentum, d.h. als unverteiltes, ihm schlechthin gehörendes Ganzes zu betrachten" (Baumstark 1833, 392, Kursive und Fettungen in den Zitaten von mir). Auch R. G. Hawtrey spricht von der"sovereign power over property", wobei gilt:"First comes the power of taxation" (1930, 10).
Macht und Prosperität werden auch"politisch" gedeutet:"The individual rights (i.e. property and contract rights) that a democracy provides cannot be secure if the democracy is not" (Olson 2000, 41). Aber auch eine Demokratie ist kein"free ride". So lässt Olson die Kosten der"outside power that enforces contracts" (63), die entstehen müssen, bevor es zur Demokratie und damit verbundener"freier Wirtschaft" kommen kann, außer Ansatz. Er weist nur nach, dass zu hohe Steuern, etwa eines Autokraten oder"stationary tax bandit" kontraproduktiv seien (McGuire/Olson 1996). Dies gilt heute als mainstream in Wissenschaft und Politik (vgl. a. die Laffer-Kurve!), geht aber am Problem der Vorfinanzierung dessen, der die Steuern erhebt (ob Autokrat oder demokratisches Gremium) vorbei, der jedoch existent und damit bereits"finanziert" sein muss, bevor er überhaupt besteuern kann.
Auch der gelegentlich eingeschlagene Weg, mit Hilfe einer"Zwangstheorie" Macht, Staat und Eigentum zu verkuppeln, trifft nicht den Kern:"Coercion includes all concerted application, threatened or actual that commonly causes loss or damage to the persons or possessions (recte: properties) of individuals or groups." (Tilly 1992, 19). Dabei bleiben zwei Fragen unbeantwortet: 1. Wie werden die"coercive means" finanziert? 2. Wie wirken sie auf die in Staaten befindlichen privaten Eigentums- und Kontraktverhältnisse, demnach auf das"Wirtschaften"?
I.2 Die unverstandene"persönliche Freiheit"
Auch Eigentum an Personen wird in der Eigentumstheorie nicht behandelt. Eine Person im besicherten Eigentum eines anderen ist ebenfalls"res" (Sklave). Auch gab es die Möglichkeit, sich als"freie" Person selbst zum eigenen Vorteil in eine"res" zu verwandeln (Veyne 1995):"Die Chance aufzusteigen und von einem Mächtigen bemerkt zu werden, waren für Sklaven besser als für arme Freie." (269). Auch wer auf dem Eigentum anderer lebt (Leibeigener, zu Grunddienstbarkeiten Verpflichteter) war halb- oder unfrei. Sein Obereigentümer war der Grundherr.
Wer Eigentum an sich selbst hält, gilt als"freier Bürger" und als"soziologischer" Eckpfeiler ökonomischer Theorie. Der"freie Bürger" ist eine Fiktion. Mag er auch in Entscheidungen"frei" sein, bleibt er"unfrei" in Bezug auf an eine ihm übergeordnete Instanz zu leistende Abgaben, sobald er sich auf oder innerhalb dessen Eigentum bzw. Obereigentum befindet.
Die Forderung nach"Freiheit" war in den deutschen Bauernkriegen des 15. und 16. Jh. die Forderung nach"Befreiung" von Abgabenlasten, wie dem kleinen Zehnten, der Todesfallsteuer und der Leibeigenschaft (Lotzer / Schappeler 1525). Der Holzschnitt mit der Freiheitsfahne ("fryheit"), die ein mit Schwert bewaffneter (!) Landsknecht schwingt, ist legendär (Murner 1522, Blatt P 1b).
Der Versuch zur Erringung des Eigentums an der eigenen Person ist aus der Antike durch"Sklavenaufstände" überliefert. Für das englische Mittelalter spielt sie beim Aufstand der Lollarden 1380 gegen die poll tax eine Rolle (Heinsohn/Steiger 1981), in Frankreich schon 1358 bei der"Jacquerie", einer Bauernrevolte gegen Söldner und den Adel, der ihnen Abgaben abpresste. Die Bauernbefreiung in Preußen 1807/11 schuf ebenfalls nur einen"teilfreien" Bürger. Die Bauern entkamen zwar Leibeigenschaft und Zehnten, mussten aber Entschädigungen leisten, wobei ihre Höfe mit einer nicht-kontraktlichen, obrigkeitlich verfügten Schuld belegt wurden.
Ab 1873 wurden die japanischen Bauern aus feudalen Diensten in die persönliche"Freiheit" entlassen und erhielten"freies" Eigentum an Land ("Privateigentum" 1889 in der Verfassung). Im Gegenzug mussten sie eine Landwert-Steuer in Höhe von 3 % p.a. bezahlen, welche die Haupteinnahmequelle des Staates für viele Dekaden war.
In China beobachten wir eine Parallele:"In der Volksrepublik China wird privates Eigentum zum ersten Mal ausdrücklich unter den Schutz der Verfassung gestellt... ‚Legal erworbenes, privates Eigentum der Bürger (darf) nicht verletzt werden darf' und (ist) damit öffentlichem Eigentum gleichgestellt. Der Staat behält aber ein Enteignungsrecht." (DIE WELT, 23. 12. 2003). Das Enteignungsrecht bleibt im Eigentum des Staates. Von einer Gleichstellung von privatem und öffentlichem Eigentum kann keine Rede sein.
I.3 Aufstieg und Niedergang von"Eigentümergesellschaften"
Die Steuern, welche die coercive power des Staates eintreibt, steigen nicht nur absolut, was sich noch aus"befreitem" Wirtschaften und einer dadurch"verbreiterten Steuerbasis" erklären ließe, sondern auch relativ: 1850 lagen die deutschen Steuern bezogen auf das Nettosozialprodukt zu Marktpreisen bei 7,6 %. 1913 bei 10,6 % (Zahlen aus Hoffmann 1965). Die Abgabenbelastung (Steuern plus Sozialversicherung) beträgt heute ca. 50 %.
Nach den Statistiken der OECD (9.10.2001) hat sich der Durchschnitt der tax-to-GDP ratio sämtlicher OECD-Staaten von 1965 bis 1999 von rund 25 auf über 37 % erhöht. Gleichzeitig nimmt die Staatsverschuldung zu, die ihrerseits nur mit später abzufordernden Steuern zu decken wäre: Sie hat sich seit der Mitte der 1960er Jahre in etwa verdreißigfacht. Die public-debt-to-GDP ratio liegt im Durchschnitt aller"entwickelten" Volkswirtschaften zwischen 60 und 70 %. Vor 40 Jahren lag sie bei etwa 20.
Geld als"currency" oder"legal tender" ist Eigentum (nicht etwa eine Forderung!), vgl. im deutschen Privatrecht § 935 BGB, wonach sogar gestohlenes Geld von Dritten zu Eigentum erworben wird. Auch die Steuerschuld, die in"legal tender" fällig wird, richtet auf Eigentum. Bei Besteuerungen wird nicht"Einkommen" übertragen, sondern Eigentum.
Vorstaatliche Gesellschaften kennen ebenfalls Eigentum (Wesel 1985), was reproduktiven Charakter hat, aber nicht"zusätzliches" Eigentum (zusätzliche Erträge) schafft. Eigentum bleibt auch vorstaatlich ein Macht-Derivat, mit dessen Hilfe wiederum Macht ausgeübt werden kann (Häuptlinge, Priester, usw.). Da der Machtsektor den Nichtmacht-Sektor besichern muss, falls dort privates Eigentum erscheinen und garantiert sein soll, hat der Machtsektor stets zeitlichen Vorrang.
Die Institution"Eigentum" verursacht Kosten in Form von Abgabe von Eigentum. Das darf weder mit"Transaktionskosten" verwechselt werden, da Transaktionen erst möglich sind, nachdem etwas existiert, das transferiert werden kann (vgl. a. Steiger 2004), noch mit der Externalisierung der Kosten einer Eigentümergesellschaft auf andere, die entsprechend unfrei werden. Kurzum: Das"freie Eigentum" ist ebenso eine ökonomische Fiktion wie der"freie Eigentümer".
I. 4. The problem of the intangible act
Ohne Macht ist die Institution Eigentum nicht definierbar. Machtausübung heißt Besteuerung. Machtfreies privates Eigentum ist ein"Mythos" (Murphy / Nagel 2002):"The tax system cannot be evaluated by its impact on private property, conceived as something that has independent existence and validity. Taxes must be evaluated as part of the overall system of property rights that they help to create." (8)
Der Ansatz von Heinsohn und Steiger lautet:"Property rights in the correct sense are de iure rights... Property rights take possessional rights de facto into their service, thereby making them de iure too." (Steiger 2003 a, 7)."Ius", soweit es sich rekonstruieren lässt (Urukagina, Urnammu, Hammurabi, Moses, usw.) wird von Machthaltern gesetzt, die ihrerseits finanziert sein müssen, bevor sie zur Gesetzgebung und deren Einhaltung schreiten können.
Ohne die das Macht- und Zwangssystem tragenden Abgaben ist sind weder property rights noch die darauf ruhende foundation of the economy definierbarbar. Macht, Staat, Zwang und Abgabe und deren Finanzierung müssen den property rights sowohl historisch als auch theoretisch voraus gehen: Macht vor Steuern, Steuern vor Eigentum, sofern dieses betitelt ist und somit wirtschaftend (nicht nur produzierend!) genutzt wird.
I. 5 Die Vorfinanzierung der Macht
Im Vorbereitungs-Paper für dieses Symposium heißt es (Steiger 2003a, 1):"Property... can only be brought by a legal, i.e. an intangible act." Legal acts" ergeben sich nicht"naturally", auch nicht aus dem dazu gern bemühten"Gesellschaftsvertrag". Sie müssen von einer Macht"inacted" (in actum) werden. Das"intangible" setzt voraus: Unberührbar im Zeitraum vor der Gesetzgebung, unberührbar zum Zeitpunkt der Gesetzgebung und für den danach folgenden Zeitraum:
"This act presupposes independent institutions of law to defend and enforce contracts between free citizens, as stressed by Pipes' property theory of commercialization as well as by Bethell's property theory of prosperity." (ibid.) Weil diese"instistutions of law" Macht ausüben ("defend and enforce") müssen sie finanziert sein: Die"freien" Bürger sind entsprechend"unfrei", da sie Zwangsabgaben leisten müssen.
Es bleibt der Grundirrtum aller ökonomischen Theorien, dass sie ihre Modelle in einem machtfreien Raum ansiedeln. Schon die simpelste Produktionsfunktion, die von einer Kombination der Faktoren Kapital, Arbeit und technischem Wissen ausgeht, ist irreal, da sie nicht erklärt, was Kapital, das Zusammenehen von Kapital mit Arbeit sowie das technische Wissen, zumal als Wissensvorsprung schützt. Daher erscheint ein unlösbares Problem: Es müssten Leistungen an die Machthalter erfolgen (dort Einnahmen), die Leistungen der Nicht-Machthalter bedingen (dort Ausgaben), bevor diese selbst mit Hilfe von gesichertem Eigentum und vollstreckbaren Kontrakten wirtschaften, also diese Ausgaben entrichten können.
I.6 Census, circulation of money and property
Auf Geld ("legal tender") als Steuerzahlungsmittel haben Knapp (1905) und Minsky (1986) hingewiesen, auch Wray (1998, Abstract): "The public needs the government money in order to pay taxes." Dazu Bell:"Only the State, through its power to make and enforce tax laws, can issue promises which its constituents must accept if they are to avoid penalties. Acceptance of both State and bank money depends on their usefulness in settling tax and other liabilities to the State (...) All other money gains acceptance by virtue of its convertibility (at least potentially) into relatively more acceptable promises. These monies are not accepted at State pay-offices and, thus, are unlikely to become widely accepted means of payment." (1998, 1)
Das Abgabenmittel erhält erst als"State money" Eigenschaften, die es zum Umlauf befähigen: Als Steuern abgeführte Eier können nicht kurant werden, Edelmetall oder heutige Banknoten dagegen sehr wohl. Erst nachdem das Abgabenmittel"kurant" werden kann, haben wir es mit"genuine money" zu tun. Kein"Bank money" ist obendrein ohne"State money" definierbar.
Die Soziologie sieht Macht und Herrschaft ebenfalls als"finanzierungsfrei" an, auch wenn neue Ansätze erscheinen: "Erst die Steuern schaffen die materielle Grundlage für das Gewaltmonopol, das wiederum das Abgabenmonopol garantiert, so daß der Staat auf beide Schlüsselmonopole angewiesen ist" (Anter 2001, 125 f.).
Da Abgaben stets in etwas von vorneherein Bestimmtem geleistet werden müssen, fehlt als Drittes das Geldmonopol. Wir haben ein Triple-Monopol der Macht: Geld, Abgaben, Gewalt. Die Staatsmacht legt nicht die Waffen ab, wenn sie"freie" Bürger als Untertanen hat. Damit gilt: Macht vor Abgaben, Macht vor Geld.
Falls gewünscht, gern mehr, die Literatur-Liste ist sehr lang...
Think positive!
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CRASH_GURU
04.04.2004, 11:54
@ dottore
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Re: Na ja, ein weiterer Versuch: Danke und höre gerne mehr... (o.Text) |
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Worldwatcher
04.04.2004, 12:46
@ dottore
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Re: Na ja, ein weiterer Versuch: |
-->Macht: Geld, Abgaben, Gewalt. Die Staatsmacht legt nicht die Waffen ab, wenn sie"freie" Bürger als Untertanen hat. Damit gilt: Macht vor Abgaben, Macht vor Geld.[/b]
>Think positive!
Das würde im Umkehrschluss bedeuten das bei denen, bei denen direkt nichts mehr zu holen ist die freiesten Menschen wären. Oder weiter gedacht das man bei denen die unter einem Exsistenzminimum angesiedelt sind nur noch an der Quelle den Obulus absteuern kann (Mehrwertsteuer).Nur so kann man die Letzten auch noch beissen.
Weiter gedacht kann also ein armer Gewerbetreibender durch Ertragsgestaltung seine Abgaben auf ein Minimum fahren da er Vorsteuerabzugsberechtigt ist und so
einen Kredit bewirtschaftet den er durch Ertragsgestaltung optimieren kann.
Nur so kann man verstehen das Ich-AG's und ähnliche Konstrukte von seitens der Administration angestrebt werden. Durch unzuverlässige Gestaltung der Abgabenzukunft hat die Administration dann alle Machtfaktoren in der Hand, was beherrscht werden soll muss kontrolliert werden, was ertragreich sein soll muss gesteuert werden.
Nun insofern haben mittellose und Grosskonzerne gleiche Eigenschaften, beide können nicht leistungsoptimiert abgeschöpft werden. Nur Grosskonzerne kann man nicht beliebig vermehren, Arbeitslose sind jedoch einfach zu produzieren.
Langfristig bedeutet dies das in dieser Gesellschaft eine wirtschaftliche Schrumpfung mit chronischer Ertragsschwäche herausbilden werden. Es werden alle
natürliche Personen des Mittelstandes gleich leistungsschwwach optimiert.
Ich nenne das Minaturisierungsoptimierung einer Gesellschaft, nach dem geistigen Zwergenwuchs kommt dann der soziale Zwergenwuchs und anschliessend werden auch die körperliche Dimensionen noch optimiert. So werden die Menschen dann mittels Genetisch manipulierter Lebensmittel ernährbar.
Gruss Ww
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Fremdwort
04.04.2004, 12:53
@ dottore
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Re: Machtkosten und die USA |
-->Hi,
ist schon witzig - du kommst zum selben Resultat zukünftiger Entwicklungen wie ich:-)
Frage: darf ich deinen Text kopieren bzw. als Darstellung verwenden?
Danke
Fremdwort
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Per_Jakobsson
04.04.2004, 14:13
@ bernor
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Re: Machtkosten und die USA |
-->>>Spätestens dann würden Kredite nur noch auf Basis von physischem Gold (oder anderen nichtmanipulierbaren"Zahlungsmitteln") abgeschlossen - also, da Gold großenteils in staatlichen Händen, wohl kaum noch;
wieso? Das Kreditwesen selbst bestimmt, welches Zahlungsmittel es akzeptiert
das gilt erst recht, wenn nur"goldgedecktes" Geld, aber nicht Gold selbst GZ ist.
>Es ist eben ein Unterschied, ob sich ein Goldstandard (goldgedecktes GZ) wie im 19. Jh. entwickelt hat oder ob er im Wege eines"geregelten" Staatsbankrotts installiert wird - insbesondere, wenn damit keine staatliche / politische"Regeneration" (Wiederherstellung der"Verläßlichkeit" staatlichen Handelns) verbunden ist, sondern sich nur die bisherigen Politiker (wie gewohnt und diesmal besonders)"tricky" verhalten haben.
Erstens halte ich die menschliche Bereitschaft, sich betrügen zu lassen, für tendenziell unbegrenzt....man muss sich nur die Geschichte des 20. Jahrhunderts genau ansehen. Selbstverständlich könnte die Überlebenskraft unseres Systems damit auch nur vorübergehend wiederhergestellt werden, etwa für eine Generation....das würde ja schon reichen.
Zweitens würde die Erhöhung des Goldpreises auch nicht völlig willkürlich erfolgen...der Goldpreis ist im Steigen begriffen und eine Erhöhung des monetären Goldpreises käme dann als"Anpassung" an den Marktpreis daher...
Laut dem oben zitierten, sehr gescheiten Buch von Reimann war eine solche Währungsreform übrigens bereits unter dem ersten Präsidenten Bush geplant, wurde aber nicht realisiert. Auch der Präsidentschaftsbewerber Forbes hat 1996 öffentlich darüber gesprochen.
Wenn so etwas nicht geplant wäre, welchen Sinn würde dann die irrsinnige derzeitige US-Finanzpolitik machen? Und nochmal: warum verkaufen denn die Amis als einzige ihr Gold nicht?
Grüsse
Per
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