Hier Auszüge aus der heutigen Retz-Kolumne bei boerse.de:
Auszug 1:
"Spielen wir einmal die Szenarien durch. Erstens: Ausgehend von der Nasdaq kommt es zum Kollaps asiatischer und lateinamerikanischer Börsen, danach über die bekannten Rückkopplungsmechanismen zu einem Crash auch an der Wall Street. Diese Entwicklung würde die Anleihen gleich aus zwei Gründen nach oben treiben: Zum einen hat die Federal Reserve"gelernt", kritische Baissespitzen mit einer sofortigen Liquiditätsschwemme abzufangen (s. 1987er Wall Street-Crash und 1997er Asienkrise, als Greenspan die Zinsen entgegen den binnenwirtschaftlichen Erfordernissen herunterschleuste). Zum anderen dürfte das aus den Aktienmärkten abfließende Fluchtkapital die als sicher geltenden Rentenmärkte zusätzlich mit Liquidität versorgen.
Auslöser für einen Kollaps der Nasdaq könnte der sich umkehrende"Wealth Effect" sein. Denn unverkennbar hat sich in den vergangenen Jahren eine immer enger gewordene Korrelation zwischen privater Nachfrage und Kursentwicklung der technologielastigen Aktien herausgebildet. Ob die Nachfrage die Wirtschaft und in der Folge auch die Aktienkurse stimulierte oder ob die steigenden Aktienkurse die Kaufkraft erhöhten und damit die Nachfrage nach Aktien anschoben, ist eine müßige Frage. Vermutlich handelt es sich um einen wechselseitigen Prozess, der - und hier beginnt das Problem - genauso gut auch umgekehrt funktioniert: Fallende Aktienkurse mindern die Kaufkraft der Anleger, führen damit zu senkender Nachfrage, konjunktureller Abkühlung und ggf. weiter fallenden Aktienkursen, da zur Aufrechterhaltung des gewohnten Lebensstandards Liquidität bereitgestellt werden muss. Dieses Szenario bedeutet im Extremfall einen dramatischen Kurseinbruch am Aktienmarkt, dessen Beginn jetzt jederzeit(!) sein könnte.
Zweites Szenario: Der US-Notenbank gelingt das angestrebte"soft landing". Das bedeutet zwar noch nicht zwangsläufig eine Eindämmung der erkennbar bestehenden Inflationsgefahren, bremst aber die nach wie vor überspekulierte Wall Street. Im Rahmen des inflationspolitisch Vertretbaren dürfte die Federal Reserve auch dann bemüht sein, einem Abdriften in eine harte Landung oder gar einer Rezession vorzubeugen. Leichteres Geld und ein bewußt unter Druck gesetzter Dollar wären die geeigneten Mittel dazu. Drittes Szenario: Die US-Konjunktur vollzieht eine überraschende Vollbremsung. Der klassische Fall für ein Einschreiten der US-Notenbank. Hierzu:
Alle drei Szenarien werden sich so wie beschrieben nicht ereignen. Volkswirtschaftlich betrachtet, sind auch die gezogenen Folgerungen (nachgebende Zinsen in den USA) mit Ausnahme von Szenario eins keineswegs angemessen. Aber sie entsprechen mit aller Wahrscheinlichkeit dem breitesten"common sense" der Marktteilnehmer bezüglich der zu erwartenden Abläufe. Als sich selbst verstärkende Prozesse haben sie mithin eine hohe
Wahrscheinlichkeit, durch entsprechendes Verhalten der Akteure an den
Finanzmärkten herbeigeführt zu werden, auch wenn die faktisch oder"logisch" nicht"richtig" sein mögen. Tritt keines der erwarteten Szenarien ein, sondern eine ganz andere Entwicklung, dürften Verunsicherung, Meinungsverkäufe und vielleicht sogar Panik ebenfalls dafür sorgen, das die Notenbank eine Politik des leichteren Geldes fährt."
***Ergo: In jedem Falle gibt's eine Easy Money Policy der Fed. Bonds also rauf, Rest offen.
Auszug 2:
"Hätten Deutsche Börse AG und die deutsche Börsenaufsicht ihre Messlatten auch nur ansatzweise so hoch legen wie die SEC, hätte der heute entstandene Flächensumpf aus dubiosen Startups, Medien und Fonds niemals entstehen können."
***Ganz schön hart, die Schelte -"Flächensumpf"!
Die ganze Kolumne lohnt sich auch heute wieder,
Tobias
<ul> ~ Ganze Kolumne von Axel Retz bei boerse.de</ul>
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