Prophet
22.03.2000, 12:21 |
Blowoff bleibt abzuwartenThread gesperrt |
Ich vermute eher, das die Rally nur noch ein paar Tage dauert. Dow 11200, S+P 1130 und dann die Welle 3 startet (oder je nach Wellenzählweise die Baisse beginnt). Auch ein Crash a la 1929 ist möglich. Was könnte der Auslöser sein?
Über Greenspans Zinserhöhungen lachen sich die Anleger kaputt. Wer in Hightech inverstiert hofft die neue Microsoft im Depot zu haben, und wenn die Zinsen bei 10% stehen, wen interessiert das schon. Die Leute hoffen, das große Los gezogen zu haben, sie fühlen sich als"Unternehmer", Businessmen usw. wen kümmert da die FED. Mal abgesehen von einem externen Ereignis (Krieg, Emerging markets,..)was könnte die Finanzblase zum platzen bringen?
Der Grund könnte in der Bilanzierungspraxis der US Unternehmen liegen. Wie bei Microsoft ("Finanzpyramide") stürtze jetzt Microstrategy ab. von $ 333 auf $63, Verlust an Marktkapitalisierung $ 21 Mrd!! Auslöser war, das die SEC (mischt sich immer öfter ein) die Bilanzierungspraktiken beanstandet hatte, die Bilanz mußte nachträglich geändert werden. Auch andere Unternehmen haben ähnliche Bilanzierungsgewohnheiten. Die Gewinne der Hightech sind sowieso schon spärlich oder gar nicht vorhanden. Was passiert wenn die SEC um Arthur Levitt im großen Stil die Bilanzen auf verbotene Praktiken untersucht, was da wohl alles ans tageslicht kommt! Dazu kommen noch die Cash Flow Probleme vieler Internetfirmen, die immer nur investieren ohne das irgenwann mal Cash zurückkommt.
Mein Eindruck: Die Leute wachen eines morgens auf und stellen fest, das sie ihre Kapital (Aktien) in einen Berg Schulden investiert haben, eben keine neue Microsoft, Cisco. Was dann passiert sieht man am Bsp."Microstrategy"
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dottore
23.03.2000, 18:50
@ Prophet
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Re: Blowoff bleibt abzuwarten |
Der Hinweis auf die Bilanzierungspraktiken - Kußhand! Die US-Internets arbeiten alle nach der gleichen hochleistungskriminellen Masche. Statt marktgaengige Löhne zu zahlen geben sie"unqualified stock options" (USO's) aus. Diese tauchen weder in der G + V, noch in der Bilanz auf. Der Gegenwert der USO's pumpt zunaechst die Gewinne auf, bzw, mindert die Verluste und hilft vor allem dem cash-flow, was dem Kurs hilft und die USO's noch attraktiver macht.
Nach US-Recht zahlen die Mitarbeiter auf die USO's Steuern (max 40 %). Die Summe der Steuern macht die Firma als Gehaltszahlung geltend (obwohl sie sie nicht als Ausgabe angeben muessen) und kann sie anteilig vom Finanzamt zurückfordern als wären es tatsächliche Lohnkosten gewesen.
Aus der so gefüllten Kriegskasse stützen die Firmen, MSFT voran (cf. die Parish-Studie), ihren Aktienkurs. Alles ist ein beinahe perfektes Perpetuum mobile.
Es funktioniert solange, bis entweder das Gesetz geändert wird (aber welcher Politiker würde es wagen?!) oder ein unvorhergesehenes Ereignis - siehe den Einbruch bei Microstrategy aufgrund neu eingeforderter Bilanzen - das Spiel beendet. Mr. Levitt hat die Hosen voll, weil er nicht im Alleingang die US-Blase anstechen will - was nun?
Aber sie wird platzen - the higher the top - the steeper the drop...
Kampfesgruesse
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Prophet
23.03.2000, 19:32
@ dottore
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Hochinteressant |
Danke für den Einblick in US Steuerrecht! Steuern der Mitarbeiter auf Optionen als Aufwand des Unternehmens deklariert, und geringe Lohnkosten durch Bezahlung der Angestellten mit Optionen --> das ist wirklich a b s u r d, eben typisch USA, alles auf Pump, keiner merkt was, und im Grunde alles eben nur ein"amerikanischer Traum".
Wer hat den Mut dagegen anzukämpfen.. vielleicht die Republikaner, es ist Wahlkampf. Wäre doch ein schönes Argument.
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