--><font size="5">In immer mehr Portemonnaies finden sich Ersatzwährungen</font>
Der Euro bekommt Konkurrenz - Kommunen entwickeln ihre eigene Zweit-Währung - Anschub für die regionale Wirtschaft
Für zwei"Chiemgauer" eine Brez'n in Bayern, ein Souvenir aus Bremen für fünf"Roland" und ein Café Latte am Prenzlauer Berg für drei"Berliner" - den Deutschen scheint eine Währung nicht zu genügen. Kaum können Touristen in fast ganz Europa mit dem Euro bezahlen, führen Regionen, Städte oder Stadtteile in ganz Deutschland eigene Zweit-Währungen ein. Die von gemeinnützigen Vereinen gedruckten Komplementär-Währungen haben vor allem zwei Ziele: Sie sollen die heimische Wirtschaft stärken und Bürger anregen, ihr Geld in der Region auszugeben.
Um keine Probleme mit den Zentralbanken zu bekommen sind die Euro-Alternativen kein Geld im eigentlichen Sinn, sondern Gutscheine. Bürger tauschen ihre Euros bei den regionalen Vereinen in Rolands oder Chiemgauer und bekommen Listen, welche Frisöre, Bauern oder Heilpraktiker ihre Währung akzeptieren.
Grundsätzlich würde eins zu eins getauscht."Eine regionale Währung kann ein nationales Transaktionsmittel natürlich nicht ersetzen", meint Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. Allerdings fördern sie den Lokalkolorit und stärkten vor allem kleinere regionale Firmen. Anreiz für Kunden seien häufig Rabatte und für Anbieter natürlich die Kundenbindung. Eine prozentuale Wertminderung pro Monat oder Jahr sichere, dass die Neben-Währungen schnell ausgegeben werden.
Bremen war 2002 die erste deutsche Stadt mit eigenen Moneten. Bisher gibt es mit"Fünf Roland" nur einen Geldschein den rund 60 Dienstleister annehmen. 2003 machten die Bremer mit ihrer Euro-Konkurrenz immerhin 44 000 Euro Umsatz.
Die Hälfte davon mit einer Bremer Besonderheit, einem Girosystem des Zweit-Geldes. Mitglieder können auch mit Roland-Schecks bezahlen. Das ist den Machern aber lange nicht genug."Man kann noch nicht alle seine Bedürfnisse mit Rolands stillen", sagt Manfred Dzubiella, Vorstand bei Roland Regional - Verein für nachhaltiges Wirtschaften. Beispielsweise fehle noch eine Tankstelle und ein Reisebüro zum Glück mit dem Parallel-Geld.
Größere Kreise erreiche der Chiemgauer in der Stadt Prien am Chiemsee in Oberbayern. 2003 als Schülerprojekt einer Waldorfschule gestartet, seien mittlerweile schon 20 000 Chiemgauer als 1-er, 2-er, 5-er, 10-er, 20-er und 30-er im Umlauf. 100 Geschäfte und 200 Dienstleister akzeptieren die Bayernwährung.
Vergangenes Jahr verdienten Chiemgauer Geschäftsleute 60 000 Euro durch die Gutscheine, 2004 sollen es 150 000 Euro werden. Das Modell mache Schule. Im Juli diskutierten 120 Teilnehmer aus 24 Nationen von Argentinien bis Japan bei der ersten Konferenz zu"Komplementär-Währungen in Europa".
Das"Regionetzwerk" (www.regionetzwerk.de) zähle 40 deutsche Städte die bald ihre eigene Währung drucken wollen. Noch in diesem Jahr kämen Elbtaler, Zwönitz-Taler und Sterntaler. Auch der Berliner sei schon in den Startlöchern. Ab September kämen im Nennwert 10 000 bis 20 000 Berliner zunächst im Stadtteil Prenzlauer Berg in Umlauf. Wie die Pioniere in Bremen glauben die Berliner Initiatoren, dass die Regionalwährungen nachweislich zum bevorzugten Verkauf von Lokalprodukten führen. Besonderheit in Berlin: Fünf Prozent des Tauschwerts für den Gutschein gehen als Spende an den Stadtteil
Auch Volkswirt Hellmeyer sieht die Vorteile der Gutschein-Währungen"Allerdings ist das eher etwas für idealistisch gestimmte Leute. Die ökonomische Bedeutung sei eher gering". Große Konzerne würden sich in diesen Zeiten wohl kaum zu einer zweiten Kassenführung überreden lassen. [b]Bedeutsam würden solche Währungen allerdings in Krisenzeiten. Als die Reichsmark nach dem Finanzcrash 1929 fast nichts mehr wert war, florierten vor allem in Nordrhein-Westfalen Lokal-Währungen<
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