--><font size="4">In Gen-Algen wächst Treibstoff </font>
Technisch veränderte Einzeller produzieren Wasserstoff zur Stromgewinnung
Hektargroße Felder mit Grünalgen unter Glas oder kleinere, gläserne Bioreaktoren dezentral im Garten könnten in Zukunft Wasserstoff für Brennstoffzellen im Auto oder Laptop liefern.
Diese Visionen für eine umweltfreundliche Energieversorgung seien durch den neuen Rekord von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld jetzt näher gerückt, wurde gestern gemeldet: Biologen um Olaf Kruse hätten die Grünalge Chlamydomonas reinhardtii gentechnisch so optimiert, daß sie im Bioreaktor 13mal mehr Wasserstoff erzeugt als der Wildtyp.
Die Grünalge produziere normalerweise Wasserstoff nur unter Streß, wenn ihr Sauerstoff und Schwefel fehlten. Um dieses Umschalten in ein Notprogramm leichter zu erreichen, hätten die Forscher bei der einzelligen Alge nun ein Gen ausgeschaltet, das die Zusammenarbeit zwischen den Energiezentren der Zellen, den Mitochondrien, und den Zellorganellen steuere, die für die Photosynthese verantwortlich seien.
Die Grünalgenmutante mit dem Namen Stm6 produziere nicht nur mehr Wasserstoffgas, sondern arbeite auch viel länger. In Naturform mußten die Einzeller bisher nach wenigen Tagen ausgetauscht werden, da sie abgestorben waren.
Und während die Wildform der Grünalge"schmutziges" Wasserstoffgas erzeugt, das mit anderen Gasen gemischt ist, produziert die Genmutante zu 99,8 Prozent reinen Wasserstoff."Das macht die Alge nun praktisch in Bioreaktoren einsetzbar", meint Kruse, da eine aufwendige Reinigung des Gases entfallen könne. Besonders vielsagend ist eine Kennziffer, die die Umwandlung von eingestrahltem Licht in chemische Reaktionen charakterisiert:
Beim Wildtyp werden nur 0,1 Prozent des Lichts in die gewünschte Reaktion umgesetzt, bei Stm6 dagegen bereits zwei Prozent, also 20mal mehr."Es gibt vom amerikanischen Department of Energy eine Vorgabe, nach der diese Ziffer etwa bei fünf Prozent liegen muß, damit die Sache wirtschaftlich wird", erklärt Kruse.
Er ist zuversichtlich, diese Hürde auch bald zu nehmen. Zusammen mit einem Team der University of Brisbane in Australien arbeiten Kruse und seine Mitarbeiter nun mit Hochdruck daran, die Grünalgen gentechnisch weiter fit zu machen für die Wasserstoffproduktion: Ob Bioreaktoren dann als geschlossener"Teich" im Garten oder in Feldern in der australischen Wüste aus Sonnenlicht Wasserstoff erzeugen, soll sich schon in den nächsten fünf Jahren zeigen.
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