Zeitgenosse
12.03.2007, 21:43 |
Alte Denkmuster verlassenThread gesperrt |
-->Hallo
Nach privatisierung von Post und Bahn, werden als nächstes die Währungen
privatisiert.
Zukunftsforscher John Naisbitt der Bestsellerautor von"Megatrends" ist
davon überzeugt.
Mit freundlicen Gruß M W
<ul> ~ http://www.ftd.de/karriere_management/rezensionen/172106.html</ul>
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sensortimecom
12.03.2007, 21:46
@ Zeitgenosse
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Zuerst kommt noch die Polizei, das Gerichts- und Justizwesen;-) (o.Text) |
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chiron
12.03.2007, 21:59
@ sensortimecom
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Geht nicht mehr lange...schau mal |
-->Privat statt Staat: Das englische Modell
Bertelsmann-Tochter Arvato übernimmt Verwaltung
<ul> ~ http://www.meinepolitik.de/arvato.htm</ul>
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Emerald
12.03.2007, 22:05
@ Zeitgenosse
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Re: Alte Denkmuster verlassen |
-->hierzulande werden ganze Gemeinwesen zusammengelegt (endlich), Schulen
fusioniert und in der Bundesstadt zu Bern werden sog. Departemente
zusammengestrichen.
Diese parteiübergreifende Opferung von Pfründen*) beinhaltet ein ungeheures
Spar-Potential durch die Wegrationalisierung von Doppel- und Vielfach-
Spurigkeiten.
Emerald.
*)Pfründen sind in diesen Fällen:
Amtschimmel-Posten und gegenseitiges Zuschanzen von solchen, natürlich unter
der Gewähr dass mindestens das Doppelte zurückkommt
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prinz_eisenherz
12.03.2007, 22:43
@ Zeitgenosse
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Alte Denkmuster verlassen, und im Sauseschritt zu den alten zurück. |
-->Hallo Zeitgenosse,
vielleicht einige unbeholfene Fragen, aber ich stelle sie dir trotzdem.
So ein Gemeinwesen wie Deutschland, wie der Staat es bisher zusammengehält, mit seinen Aufgaben, wenn die von der Privatindustrie übernommen werden sollten, was sollte sich dann zu den heutigen Zuständen ändern? Die haben doch dann den selben Misthaufen am Hals wie der Staat. Wie soll ein Konzern, wenn er groß genug ist, wie soll der damit anders umgehen als heute der Staat?
Und die zweite Frage, wenn wir schon die eingefahrenen Denkmuster verlassen wollen, klammheimlich haben doch die globalen Konzerne schon längst die Symbiose mit dem Staat geschafft, wenn es die Vertreter der Privatindustrie schaffen eine Regierung dazu zu bringen das Militär für ihre Bedürfnisse zu einem Angriffskrieg einzuspannen?
Und eine dritte Frage dazu, warum sollte die Privatindustrie den jetzigen paradisischen Zustand in die eigenen Hand übernehmen, wenn sie sich die Rosinen herauspicken können und die schmerzhaften Entscheidungen dem Staat überlassen´können?
Aber wenn ihr vor der Privatisierung von staatlichen Aufgaben solche Bedenken habt, dann wundert es mich, warum der Staat immer als der Blödel der Nation dargestellt wird.
bis denne
eisenherz
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Taktiker
13.03.2007, 00:09
@ Zeitgenosse
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Von wegen, das sind ALTE Denkmuster pur |
-->...einfach nur öde weitergesponnen. So unkreativ wie wünschensunwert, so unoriginell wie unrealistisch.
Eine gute Prognose ist provokant, regt breiten Widerspruch an. Das tut diese Prognose hier nicht. Wobei der Genius zuletzt richtig lag, ist dabei so unwichtig wie es hier unbenannt ist, welche Fehlschläge er produzierte bzw. welche Trends der Trendscout übersah. ALLES wird er ja kaum vorgeahnt haben...
Was nun wäre provokant? Provokant aus heutiger Sicht ist zB folgende Aussage: Wir streben zurück zu Nationalstaaten, Nationalökonomien, optimaleren nationalen sozialen Sicherungssystemen. Provokant ist zB auch die These, dass die ach so übermächtigen Weltkonzerne den Nationalstaaten unterliegen werden. Es wird sich zeigen, dass die gewichtigen Staaten, welche vernünftige Rahmenbedingungen für Ansiedlung und Produktion bieten, über stärkere Zwingschrauben als gedacht verfügen, um Konzernen gewisse Steuermodelle und Arbeits- und Sozialstandards aufzudrücken.
Konzerne mögen weltumspannend produzieren und verkaufen, aber eine kulturelle Weltidentität entwickeln sie damit nicht. Sie werden dadurch auch nicht mächtiger ggü einzelnen Nationalstaaten. Das kommende Jahrzehnt wird eher das Jahrzehnt der Zerschlagung und des organisatorischen Zerfalls von Weltkonzernen. Formale Bindeklammern mögen fortbestehen, aber faktisch werden die Konglomerate zerrissen werden. DAS ist meine Prognose, die ich so schon seit 5 Jahren vertrete und von der ich nichts zurücknehme. Ich sehe absolut kein kreatives Momentum mehr in diesem weltumspannenden Merger-Business.
Sieht doch jeder: Was da noch zusammengepappt wird, wirkt mittlerweile völlig unmotiviert, sinn- und kraftlos. Nur noch Kraftmeierei, Ränkespielerei nach Nummer X in der Weltrangliste. Es geht nicht mehr um"notwendige", sondern um maximale Größe - Überdehnung, Exzeß, Selbstzweck.
Wer will mir da den Gedanken einreden, eine endlose Fortschreibung dieses längst leichenblassen Prozesses sei eine"kreative Prognose"??
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Zeitgenosse
13.03.2007, 00:12
@ prinz_eisenherz
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Re: Alte Denkmuster verlassen, und im Sauseschritt zu den alten zurück. |
-->>Hallo Zeitgenosse,
>vielleicht einige unbeholfene Fragen, aber ich stelle sie dir trotzdem.
Hallo prinz
Ersteinmal darf ich mich für deine vielen Beiträge, die ich nicht nur in diesen Forum fand, bedanken. Habe dich als scharfsinnigen und klar analysierenden Zeitgenossen m. E. nach, schätzen gelernt.
Insoweit stellst du die Fragen warscheinlich nicht dem Richtigen, habe dies nur als Fundstück ins Forum gestellt.Sei es drum.
>So ein Gemeinwesen wie Deutschland, wie der Staat es bisher zusammengehält, mit seinen Aufgaben, wenn die von der Privatindustrie übernommen werden sollten, was sollte sich dann zu den heutigen Zuständen ändern? Die haben doch dann den selben Misthaufen am Hals wie der Staat. Wie soll ein Konzern, wenn er groß genug ist, wie soll der damit anders umgehen als heute der Staat?
Ich fühle mich dem Gemeinwesen schon verpflichtet, dieses steht allerdings schon leicht kontrer zum Staatsgehabe. Die Frage nach der Effiziens der Privatindustrie zur Ã-ffentlichen, wird sicherlich auf dem Rücken der Beteiligten ausgetragen, sehrwohl auf beiden Seiten. An dem Grundsätzlichen
wird sich nichts ändern.
>Und die zweite Frage, wenn wir schon die eingefahrenen Denkmuster verlassen wollen, klammheimlich haben doch die globalen Konzerne schon längst die Symbiose mit dem Staat geschafft, wenn es die Vertreter der Privatindustrie schaffen eine Regierung dazu zu bringen das Militär für ihre Bedürfnisse zu einem Angriffskrieg einzuspannen?
Nein man will überhaupt nicht, das Anspruchsdenken herrscht vor.
Da liegt der springende Punkt für jeden einzelnen von uns.
Gerade weil das Global schon geschafft ist.
>
>Und eine dritte Frage dazu, warum sollte die Privatindustrie den jetzigen paradisischen Zustand in die eigenen Hand übernehmen, wenn sie sich die Rosinen herauspicken können und die schmerzhaften Entscheidungen dem Staat überlassen´können?
Jauyhhh, leuchtet so nicht ein, da darf spekuliert werden.
>Aber wenn ihr vor der Privatisierung von staatlichen Aufgaben solche Bedenken habt, dann wundert es mich, warum der Staat immer als der Blödel der Nation dargestellt wird.
Mmhh der Staat, das Gemeinwesen, die Nation müßte in diesen Zusammenhang
schon klar definiert werden.
Mit freundlihen Gruß M W
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apoll
13.03.2007, 01:07
@ Emerald
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Re: Alte Denkmuster verlassen |
-->>hierzulande werden ganze Gemeinwesen zusammengelegt (endlich), Schulen
>fusioniert und in der Bundesstadt zu Bern werden sog. Departemente
>zusammengestrichen.
>Diese parteiübergreifende Opferung von Pfründen*) beinhaltet ein ungeheures
>Spar-Potential durch die Wegrationalisierung von Doppel- und Vielfach-
>Spurigkeiten.
>Emerald.
>*)Pfründen sind in diesen Fällen:
>Amtschimmel-Posten und gegenseitiges Zuschanzen von solchen, natürlich unter
>der Gewähr dass mindestens das Doppelte zurückkommt
Hi Emerald, ich frage mich aber, ob hier nicht neue Strukturen gebildet werden, die ueber die Zentralisierung eine hoehere Verschuldung nach sich ziehen, die im Foerderalismus sich nicht so leicht durchsetzen lassen. Auch der Staat Schweiz wird diesmal nicht ausgenommen.Apoll
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Student
13.03.2007, 09:58
@ prinz_eisenherz
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Re: Alte Denkmuster verlassen... / Staat und Gemeinwesen |
-->Moin Moin, lieber Prinz Eisenherz!
>So ein Gemeinwesen wie Deutschland, wie der Staat es bisher zusammengehält, mit seinen Aufgaben, wenn die von der Privatindustrie übernommen werden sollten, was sollte sich dann zu den heutigen Zuständen ändern? Die haben doch dann den selben Misthaufen am Hals wie der Staat. Wie soll ein Konzern, wenn er groß genug ist, wie soll der damit anders umgehen als heute der Staat?
Unser lieber Staat ist leider kein Gemeinwesen, bzw. er ist ein Gemeinwesen, dem eine unschöne Kleinigkeit hinzugefügt wird: Schulden.
Staat = Gemeinwesen plus öffentlich rechtliche Schulden.
Deiner feinen Nase kann ich ansonsten gut folgen, ich nehme nicht an, daß es weniger stinken wird, wenn sich die Privatindustrie der Sache annimmt.
Wir beide (und andere auch noch) erschnüffeln da bereits Unangenehmes.
>Und die zweite Frage, wenn wir schon die eingefahrenen Denkmuster verlassen wollen, klammheimlich haben doch die globalen Konzerne schon längst die Symbiose mit dem Staat geschafft, wenn es die Vertreter der Privatindustrie schaffen eine Regierung dazu zu bringen das Militär für ihre Bedürfnisse zu einem Angriffskrieg einzuspannen?
Prinzipiell gibt die Herrschaft den Ton an, also der Staat.
Über das gestaffelte Unter-Hund-System bilden sich besonders erfolgreiche Unter-Hunde heran. Deren schöner Erfolg ist durch den jederzeit möglichen Zugriff der Herrschaft bedroht, also was fällt den erfolgreichen Unter-Hunden ein?
Ober-Hund müßte man sein.
Entweder kann man sich Marionetten halten, die zwar formal die Herrschaft darstellen, die aber ziemlich eng an Fäden befestigt sind und demzufolge für die Grauen Eminenzen im Hintergrund nicht weiter gefährlich sind/werden.
Oder man greift halt selbst zur direkten Herrschaft; vermutlich wird dieser Weg gewählt, wenn es zunehmend heikler wird, die Marionetten wunschgemäß zu lenken.
Es steht immerhin eine Menge auf dem Spiel. Der ganze schöne erzielte Erfolg könnte rucki-zucki futsch sein.
>Und eine dritte Frage dazu, warum sollte die Privatindustrie den jetzigen paradisischen Zustand in die eigenen Hand übernehmen, wenn sie sich die Rosinen herauspicken können und die schmerzhaften Entscheidungen dem Staat überlassen´können?
Vermutlich wird die Angelegenheit als zu riskant angesehen.
Welche Kämpfe da so bei den Grauen Eminenzen ablaufen, weiß ich leider auch nicht so genau, es gibt hier ja eine Menge Beiträge, die diesbezüglich Vermutungen anstellen.
Hier am Brett könnte ja mal ein Insider auspacken.
>Aber wenn ihr vor der Privatisierung von staatlichen Aufgaben solche Bedenken habt, dann wundert es mich, warum der Staat immer als der Blödel der Nation dargestellt wird.
Der Schuldenmacher der Nation, lieber Prinz. Die Schurken sagen nicht, was die Annehmlichkeiten, die ja zweifellos anzutreffen sind, wirklich kosten.
Annehmlichkeiten auf Pump, det jeht schief. Abendfüllend.
Lieben Gruß
Hardy
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kosh
13.03.2007, 16:00
@ chiron
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L'état c'est nous |
-->Hallo chiron
mein Kommentar zu Deinem Link
- Seit diesem Sommer verwaltet die Bertelsmann-Tochter Arvato einen Bezirk in Großbritannien, in dem 320,000 Menschen leben. In Deutschland ist dieses Prinzip noch Zukunftsmusik.
Inwiefern handelt es sich um global kapitalistisch propagierte freie Marktwirtschaft, wenn ein Monopol en bloc an die Privatwirtschaft abgetreten wird? Wo spielt der vielbesungene Wettbewerb? Das ist der Teil, den ich von vorn bis hinten nie verstanden habe bei all der Aufregung.
- Die Arvato AG, eine hundertprozentige Tochter des Bertelsmann-Konzerns, hat einen über acht Jahre laufenden Service-Vertrag abgeschlossen, der dem Unternehmen pro Jahr rund 25 Millionen Euro einbringt.
Angenommen der Staat arbeitet effizient, dann kostet der Spass die Bürger zusätzliche 25Mio, vorausgesetzt, die Arvato AG arbeitet ebenfalls effizient. Arbeitet der Staat nicht effizient (Normalfall), darf er sich Ineffizienz bis zu 25Mio leisten, bevor sich auf der Kostenseite auch nur irgendetwas lohnen würde. Wirtschaftet die Arvato ebenfalls ineffizient, verschiebt sich der Vorteil zugunsten des Staats entsprechend.
Ein klassisches Beispiel moderner Privatisierung, gerade in britischen Landen, ist die mit viel Vorschusslorbeeren grandios gescheiterte Privatisierung der britischen Eisenbahn. Oder die britischen Atomkraftwerke die meines Wissens nach einem zweiten Blick in die Bücher (zukünftig anfallende Kosten) dann doch niemand mehr haben wollte. Public Private Partnership, britisches Vorzeigemodell, unbedingt blind übernehmen.
- Dabei ist der Phantasie, in welchen Bereichen sich die Privatwirtschaft engagieren kann, keine Grenzen gesetzt - ob es der Bau und Betrieb von Gefängnissen oder Krankenhäusern ist oder das Management der Londoner U-Bahn oder, wie in East Riding, gar die Verwaltung eines ganzen Bezirks. Ende letzten Jahres waren 780 PPP-Verträge mit einem Gesamtvolumen von über 53 Milliarden Pfund gezeichnet.
Angenommen, Arvato et al erfüllen trotz praktischer Gegenargumente kurz- bis mittelfristig die in sie gesteckten Erwartungen, werden sie dennoch langfristig an den gleichen Rahmenbedingungen scheitern wie der Staat selbst. Sobald die PPP die Staatswirtschaft nämlich weitgehend abgelöst hat, fallen direkte Vergleiche weg und an Stelle des Staats stehen private Firmen (ironischerweise entstehen dadurch im Bedarfsfall greifbare Sündenböcke, im Gegensatz zum nicht fassbaren Staat, der wir ja selber sind.) Selbst wenn PPP die Aufgaben auch dann noch billiger anbieten kann, im Vergleich zu heute, hat sich das Gesamtsystem an das tiefere Preisniveau angepasst und des Bürgers Jammerei beginnt von vorne. Statt Staat wird PPP beschissen.
PPP wird nach meiner Meinung an den gleichen Symptomen kranken wie heute der Staat, egal wie billig die PPP arbeitet, sie wird genauso an Grenzen stossen wie der Staat, und damit zur Zielscheibe frustrierter Bürger werden. Das Grundproblem ist und bleibt ungelöst, meiner Auffassung nach ist es schlicht nicht lösbar, sondern systemimmanent und noch dazu kaum definierbar, jeder hat eine andere Vorstellung, warum und wieso was nicht klappt.
- Ende letzten Jahres waren 780 PPP-Verträge mit einem Gesamtvolumen von über 53 Milliarden Pfund gezeichnet.
Aha, schon bei 53Mia Pfund Budgetumschichtung. Lassen sich diese Volumen etwa flexibler handhaben als wenn sie beim Staat verblieben wären? Wie hoch ist der Gewinnanteil? Wie hoch sind demgegenüber die britischen Steuereinnahmen?
- Wohl um das Pilotprojekt für Kommunen attraktiv zu machen, hat Bertelsmann in East Riding generöse Konditionen vereinbart.
In dem Fall gibt's noch viel Luft nach oben.
- Rund 500 Beschäftigte werden von Arvato übernommen, ohne Gehaltseinbußen oder Änderung der Arbeitsbedingungen. Die Schaffung von zusätzlichen 600 Arbeitsplätzen wurde versprochen. Und die Gemeinde ist mit 20 Prozent an dem Profit beteiligt, den Arvato erzielen kann.
Bei soviel Wahlkampfgefasel kann eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?
Grüsse
kosh
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Zeitgenosse
13.03.2007, 21:56
@ Zeitgenosse
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Danke für interessanten Beiträge (o.Text) |
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