-->Auszüge aus tageskommentar
16. November 2007
Erinnern Sie sich an Wolfgang Thierse? Den Ossi mit dem braunen Nikolaus-Bart, den Schröder als Bundestagspräsidenten und damit protokollarisch zweithöchsten Mann im Staat installiert hatte? Der Mann hat etwas getan, was man in diesem unserem Staat ganz und gar nicht tun sollte: Er hat gedacht! Und das auch noch laut!
Er hat argumentiert, daß sein Parteigenosse Franz Müntefering ja ein ehrenhafter Mann sei, wenn er an die Seite seiner schwerkranken Frau eile. Gut, das ist noch erlaubt. Aber dann an Helmut Kohl zu erinnern, der seine Frau daheim in der Dunkelkammer schmoren läßt, bis sie Selbstmord begeht, während er selbst das pralle Leben genießt... Das ist zwar richtig, aber das tut man doch nicht! Da hätte er ja gleich noch nachlegen können, daß sich der einstmals ewige Kanzler kurz danach sofort mit der nächsten Frau getröstet hatte...
Also, das ist sowas von ehrenrührig... Man kann sich richtig vorstellen, wie unserer über alles geliebten Kanzlerin die Flugpläne aus der Hand gefallen sind, als sie das gehört hat. Und jetzt schimpft sie auf Thierse. Nicht nur sie, sondern so ziemlich die ganze CDU-Führungsriege, also jene hochwichtigen Leute, die kaum jemand kennt in unserem Lande. Vielleicht kommt auch noch eine Rüge vom Zentralrat, dann sieht es ganz böse aus für den IM Sekretär. Oder war das Manfred Stolpe? Ich kann mir schließlich nicht jeden Stasi-Decknamen merken.
Es ist ja auch eine böse Sache, die Thierse da gemacht hat. Da braucht sich niemand zu wundern, daß es ihm jetzt an den Kragen geht. Fast 50 Millionen Mark sind schließlich kein Pappenstiel. Gut, wenn die Zahlung an die EU-Kasse oder erhaltenswerte Drittländer geht, sind das die berühmten Erdnüsse. Aber wenn das aus der CDU-Kasse geblecht werden muß, sieht das anders aus. Es ging damals um Kohls Schwarzgeld, dessen Herkunft er auf Ehrenwort geheimgehalten hat. Anders als Uwe Barschel mußte Kohl dieses Ehrenwort nicht mit dem Leben bezahlen, dafür die CDU mit 50 Millionen Mark (7,8 Millionen Strafe und 41 Millionen verweigerter Staatsgelder), auf Anordnung des Präsidenten des Bundestages. Und der hieß - ja, genau, Wolfgang Thierse.
Jetzt haben sie ihn am Wickel. Früher hätte man sich im Morgennebel duelliert, aber da bekommt der eine Teilnehmer womöglich einen Schnupfen und der andere keine Pensionsleistungen, deshalb regt man sich lieber verbal auf. Das ist ja auch viel einfacher für die Wadenbeißer.
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