Ich weiß´nicht genau, welches Posting aus dem Abo-Bereich Sie meinen, deshalb stelle ich hier alles ein, was es gab:
1. (vom 24.11.99)
Optionsscheine zu empfehlen widerstrebt mir, aber ich tue es jetzt doch - jedoch nur für diejenigen, die beabsichtigen, Gold zu kaufen, aber noch etwas Zeit
brauchen für die Organisation.
Es gibt eigentlich nur einen überhaupt passenden OS als Gold-Call (in EURO): WKN 732634 (Dresdner Bank), Basis 280 Euro, Bezugsverhältnis 1:10, Laufzeit
12.12.2000, Aufgeld p.a. 3,1 %, Preis derzeit 2,79 -2,89 Euro. Der Goldpreis in EUR war heute 298,50.
Wer also z. B. demnächst 1 kg Gold kaufen (ca. 9.850 EUR) und den Preis heute fixieren möchte, kann heute 330 dieser OS kaufen (1 kg = etwa 33 Unzen).
Wegen des Aufgeldes des OS muss man aber 400 OS kaufen, um eine wirkliche Absicherung zu haben. Macht also 1.156 Euro, obwohl jeder OS nur einen inneren
Wert von 1,985 Euro hat. 0,905 Euro pro OS sind also am Ende weg, sind bei 400 Scheinen 362 Euro. Das ist der Preis für die Versicherung gegen einen
steigenden Goldpreis. Wenn der Goldpreis also gleich bleibt oder um weniger als 362 Euro (etwa 3,7 %) steigt, war die"Versicherungsprämie" unnötig und ist
verloren. Steigt der Kilobarren um 1.970 Euro (20 %) auf 11.820 Euro, dann hat der OS am Ende der Laufzeit einen Wert von 7,82 Euro. Aus dem Gewinn (7,82
- 2,89 x 400 = 1.972 Euro) können Sie dann den um 20 % teurer geworden Kilobarren finanzieren. Die Anzahl der benötigten OS hängt aber von der prozentualen Steigerung des Goldpreises ab. Bei + 20 % sind 400 OS richtig, bei + 40 % braucht man nur etwa 360 Stück. Die Rechnung ist halt kompliziert - deshalb sollte man(grundsätzlich) ja auch lieber die Finger von OS lassen.
Viel Spaß, falls Sie mit Bargeld nach Luxemburg oder in die Schweiz fahren (einige Abonnenten wohnen ja direkt"an der Quelle").
2. (vom 29.11.99)
A: Hallo Jürgen, Deine Gold-Analyse hat mir ausgesprochen gut gefallen....
Allerdings konnte ich Deine OS-Wahl nicht recht nachvollziehen, da der
Dresdner-OS ja entgegen Deiner sonstigen Empfehlungen nicht gerade tief
im Geld liegt. Was spricht denn gegen den WDR-Call 787153, Basispreis
240 $ bei einer Laufzeit bis 9/2000?
J: Zum Gold-OS: Es stimmt, ich bevorzuge OS tief im Geld. Den 787153 habe ich
"übersehen", weil ich nur nach OS für Gold in EUR gesucht habe, denn uns
interessiert ja eigentlich der Goldpreis in EUR. Der 787153 hat aber trotz
kürzerer Laufzeut ein höheres Aufgeld und einen Spread von 0,20 EUR.
Ausserdem habe ich eine (persönliche) Abneigung gegen Investmentbanken, weil
sie meist recht riskante Geschäfte machen und hohe Derivatvolumina haben -
und was damit passieren kann, weiß ja niemand.
________
A:Bezüglich Deiner Auswahl des Dresdner Bank Gold-Calls will ich Deine persönliche Abneigung gegen Investmentbanken noch gelten lassen, aber die"fundamentale" Begründung kränkelt doch nachhaltig!
Erstens ist der WDR-Spread zwar als absoluter Wert doppelt so hoch, der OS-Kurs beträgt aber auch mehr (!) als das Doppelte, so dass der WDR-Spread (bei
diesem speziellen Schein) prozentual klar günstiger ist. Beim Dresdner-Call würde der prozentuale Spread bei einem Kursrückgang zudem auch wesentlich schneller zulegen...
Zweitens mag der WDR-OS ein etwas höheres (ich habe es aktuell nicht überprüft, glaube es Dir aber), jedoch durchaus noch akzeptables, Aufgeld haben, dürfte
dafür aber als sehr tief im Geld stehend (Delta knapp 1) auch wesentlich sicherer sein, und dies bei einem Omega von immerhin noch gut 4. Auch wenn ich
grundsätzlich mit steigendem Goldkurs rechne, würde ich in diesem manipulierten Markt einen vorübergehenden Kurssturz Richtung Deines Basispreises von 280
EUR nicht gänzlich ausschließen (insbesondere bei einem gleichzeitig festeren Dollar!), was bei Deinem OS schnell einem Totalverlust gleichkäme. Und jetzt sage nicht, das solle man ausnahmsweise aussitzen, denn das würde Deiner OS-Mentalität völlig zuwiderlaufen...
Drittens wird das Gold meines Wissens international nur in Dollar gehandelt, so dass doch unweigerlich die Währungskomponente mit im Spiel ist. Mit anderen
Worten: Wenn Du mit DM (oder Euro) in die Bank gehst und Gold kaufst, wird der aktuelle Preis immer in Dollar festgestellt und dann bloß in Deine
Landeswährung umgerechnet. Welcher Währung ein Gold-Call unterliegt, dürfte damit unerheblich sein, weil der Kurs des Underlyings selbst immer von der Basis
Dollar aus berechnet wird.
Denke bitte über Deine Argumentation nochmals nach, und klär mich ggf. auf (z.B. mit einem einfachen Rechenbeispiel)...
J: Danke für deine Mail - du hast mich nochmal ganz schön ans Rechnen gebracht!
a) Was den prozentualen Spread angeht, hast du natürlich Recht. Trotzdem
verliert man pro OS 0,20 EUR bei Rein-Raus (also kommt es darauf an,
wieviele OS man für die gewünschte Absicherung kauft - und das ist schwierig
zu bewerten; tendenziell wird man weniger OS von Warburg als von Dresdner
kaufen, aber deutlich mehr als die Hälfte).
B) Einen Gold-OS würde ich tatsächlich"aussitzen", denn ich habe ja gesagt,
er ist nur etwas für Leute, die sowieso (später) Gold kaufen wollen, und der
OS dient dann als Absicherung gegen einen steigenden Goldpreis, nicht zur
Goldpreis-Spekulation. Denn wenn der Goldpreis fällt (und damit der OS),
dann wird ja der spätere Goldkauf billiger. Wenn man wegen eines fallenden
Gold- (und OS-) Preises die Absicherung aufgibt und den OS verkauft, läuft
man Gefahr, dass der Goldpreis anschließend wieder steigt (und dann hat man
keine Absicherung mehr, aber realisierte Verluste).
c) Tief im Geld ist immer gut, völlig richtig. Aber du hast das
entscheidende Wort genannt:"sicherer". Der Warburg-OS ist keineswegs
sicherer, und damit kommen wir zum Unterschied des Basispreises. Der Warburg
lautet auf Gold in USD, der Dresdner auf Gold in EUR. Macht keinen
Unterschied, weil beide OS doch in EUR gehandelt werden? O nein!
Stell' Dir folgende Szenarien vor:
Ausgangspunkt 26.11.99: Gold 297,75 USD, EUR/USD 1,0169, Kurs Warburg 6,66
EUR (Brief), Kurs Dresdner 3,14 EUR (Brief)
Szenario 1: Der Goldpreis steigt um 20 % (auf 357,30 USD), der Dollarkurs
bleibt konstant.
Am Ende der Laufzeit (11.09.2000) hat der Warburg einen inneren Wert von
11,54 EUR [(357,30 - 240) * 0,1 / 1,0169]. Pro Stück hat man also 4,88 EUR
(11,54 - 6,66) verdient, gleichzeitig ist 1 kg Gold um 2.100 $ bzw. 2.066
EUR teurer geworden. Man hätte also 423 Stück OS gebraucht (kosten 2.817
EUR), um den gestiegenen kg-Preis auszugleichen (423 x 4,88 = 2.064).
Jetzt das Gleiche für den Dresdner-OS: Er hat am 11.09.2000 einen inneren
Wert von 7,14 EUR [(351,36 - 280) * 0,1); hinzu kommt am 11.09.2000 noch ein
Zeitwert von ca. 0,34, mach also 7,48 EUR. Pro OS ein Gewinn von 4,34 EUR.
Somit braucht man davon 476 Stück (kosten 1.495 EUR).
Jetzt kommt's - Szenario 2: Der Goldpreis in USD bleibt konstant´, aber der
Dollar steigt (der Euro fällt) um 20 % auf 2,3080 bzw. 0,8474.
Am 11.09.2000: Warburg innerer Wert 6,81 EUR [(297,75 - 240) * 0,1 /
0,8474]; Dresdner innerer Wert wieder 7,14 EUR (s. o.) plus ca. 0,34 EUR
Zeitwert = 7,48 EUR.
Fazit: 1 kg Gold in EUR ist um 20 % (2.066 EUR) teurer geworden, aber der
Warburg-OS hat kaum gewonnen (423 * 6,81 - 6,66 = 63 EUR), während der
Dresdner-OS wieder soviel gewonnen hat wie Gold teurer geworden ist (2.066
EUR).
Der Warburg-OS bietet eben nur einen Schutz gegen einen steigenden Goldpreis
in USD (deshalb hat er ja auch als Basiswert Gold in USD), während der
Dresdner-OS einen deutschen (bzw. europäischen) Goldkäufer gegen einen
steigenden Goldpreis in EUR schützt, und das will man ja erreichen.
Es reicht nicht aus, dass beide OS in EUR gehandelt werden, sondern es kommt
auf den Basispreis an.
Um trotzdem einen OS zu nehmen, der tiefer im Geld ist als der Dresdner-OS,
kann man den Warburg-OS durchaus nehmen, braucht dann aber noch einen
passenden Dollar-Call bzw. Euro-Put, möglichst auch tief im Geld und mit
ähnlicher oder identischer Laufzeit. Weil das die Sache weiter
verkompliziert, habe ich lieber den"Gold in EUR"-OS bevorzugt.
Ich hoffe, das war erschöpfend.
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So, das waren die früheren Postings. Und dann gabe es kurzzeitig noch einen Tipp: Gold-Put, WKN 732629. Der notierte damals UNTER seinem inneren Wert, und lt. Onvista ist es ein amerikanischer Typ, was aber falsch ist. Wie er heute bewertet ist, weiß ich nicht.
Gruß,
Jürgen Küßner
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