Im laufenden Jahr war es nicht leicht, mit Technologieaktien Geld zu verdienen - unmöglich war es allerdings nicht. Das hat der Börsenbriefautor Fred Hickey eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In einer Performance-Rangliste von über 600 Analysten, Fondsmanagern und Marktkommentatoren landete Hickey in diesem Jahr mit einer Wertsteigerung von 32 Prozent auf dem ersten Platz.
Dabei ließ er die hochbezahlte Schar der Staranalysten weit hinter sich. Sowohl Henry Blodget von Merrill Lynch als auch Goldman Sachs'"Analystenqueen" Abby Joseph Cohen weisen seit Jahresbeginn eine negative Performance auf.
Der 44jährige Hickey ist in Finanzkreisen praktisch unbekannt, obwohl er bereits seit 15 Jahren Herausgeber des Börsenbriefes"The High-Tech-Strategist" ist. Er gibt keine Interviews und macht nicht einmal Werbung für sein Produkt.
In seiner Publikation hatte Hickeys zu Beginn des Jahres 16 Technologieaktien zum Kauf empfohlen. Davon entwickelten sich drei zu echten Highflyern: Electronic for Imaging [Nasdaq: EFII Kurs/Chart ], ein Produzent von Drucker-Servern, die Softwareentwicklungsfirma Borland [Nasdaq: BORL Kurs/Chart ] und der Netzwerkmanagement-Spezialist BMC Software [NYSE: BMC Kurs/Chart ] haben sich seit seiner Empfehlung nahezu verdoppelt.
Die aktuellen Tipps des Börsengurus
Nach diesen Erfolgen ist es natürlich interessant, was Hickey aktuell zum Kauf empfiehlt. Seine neuesten Tipps sind für"Bullen" aber eher eine Enttäuschung, denn es sind ausschließlich Short-Empfehlungen - also der Rat, auf fallende Kurse zu setzen."Eigentlich wäre ich lieber"bullish" für Technologieaktien", so Hickey. Wegen der rückläufigen Umsätze und Gewinne in der Branche fände er aber kein einziges (wirklich) günstiges Unternehmen. Seiner Meinung nach hätten die Titel eine derartig hohe Bewertung erreicht wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren:"Die Leute haben nichts gelernt."
Trotz oder gerade wegen der jüngsten Kurssteigerungen hätten Aktien eine Überbewertung erreicht, die nach seinem Bewertungsmodell rund zweimal so hoch ist, wie die von 1929 und 1987, also vor zwei der schärfsten Korrekturen des Aktienmarktes in der Geschichte. Wenn Technologieaktien langfristig weiter steigen sollen, dann müsse der Markt zunächst zurückkommen, so Hickey.
Für besonders überbewertet hält er den Halbleitersektor. So rechnet Hickey bei AMD [NYSE: AMD Kurs/Chart ] im Juni mit einer Gewinnwarnung. Micron Technology [NYSE: MU Kurs/Chart ] prophezeit er das schlechteste Quartal in seiner Firmengeschichte.
Eigentlich, so Hickey, sei er ein Aktienbulle. Aber in Anbetracht der aktuellen"Manie" würde er jetzt nichts kaufen. Wer keine Aktien leerverkaufen will oder kann, der sollte Cash halten. Einen möglicherweise erneuten Rückschlag bezeichnet er als"die beste Kaufgelegenheit meines Lebens".
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