Finanzsystem befand sich"ganz nah am Abgrund"
Am 3. und 4. April liefen die Weltfinanzmärkte, getrieben vom Nasdaq-Index der sog."New Economy"-Aktien, auf die System-Kernschmelze zu. Wie schon bei
den letzten drei Krisen dieser Art - Oktober 1987, Oktober 1998 und Juni 1999 - wurde eine Kettenreaktion nur durch massive Manipulationen der
Zentralbank und eine direkte politische Intervention des Weißen Hauses verhindert. Nachdem der Nasdaq am Montag um 7,6% und am Dienstag um 13,6%
gefallen war und der Dow Jones ebenfalls absackte, zogen beide nach einer konzertierten Aktion von Regierung und Zentralbank wieder an.
Am 4.4. gab der Wirtschaftsberater von Präsident Clinton, Gene Sperling, inmitten des Kurssturzes auf einer Pressekonferenz die Losung aus, es sei alles in
Ordnung. Erst sagte Sperling, Kommentare über"die täglichen Veränderungen der Aktienmärkte" wären"unklug", um dann hinzuzufügen:"Unserer Ansicht nach
sind die Basisdaten unserer Wirtschaft immer noch sehr, sehr stark... Der Neuen Wirtschaft geht es gut, und ich glaube nicht, daß man die Stärke der
wirtschaftlichen Basisdaten anhand der Bewegung des Marktes über einen Tag oder auch einen Monat beurteilen sollte."
John Crudele von der New York Post schrieb am 5.4., die TV-Erklärung Sperlings, sie"brauchten sich keine Sorgen zu machen", sei den Händlern wie"ein
göttliches Eingreifen" vorgekommen. Es gab eine umfassende regierungsgestützte Intervention von zwei der größten Brokerhäuser, Goldman Sachs und Merrill
Lynch, die große Mengen Aktienindex-Terminkontrakte kauften. So stieg der Index innerhalb von Stunden um mehrere hundert Punkte.
Die Intervention wurde von der geheim arbeitenden Arbeitsgruppe Finanzmärkte des Präsidenten gelenkt, die aus Vertretern der großen Finanzhäuser und
der Regierung besteht, geführt von Finanzminister Larry Summers und Notenbankchef Alan Greenspan. Diese inoffiziell"Kurssturz-Verhinderungsgruppe"
genannte Gruppe sitzt laut Crudele"genau in der richtigen Position, um die Märkte zu retten".
Das wohltätige Wirken des Deus ex machina war damit noch nicht zu Ende. In London waren am 5.4. die Börsen stundenlang geschlossen, angeblich wegen
eines Computerfehlers. Es war der letzte Tag des britischen Steuerjahres, an dem gewöhnlich der Handel sehr umfangreich ist.
Am nächsten Tag ging die"göttliche Intervention" weiter mit einer Werbeveranstaltung des Weißen Hauses für die"New Economy", deren Aktien gerade
abgestürzt waren. Präsident Clinton, Abby Josef Cohen von Goldman Sachs, Bill Gates, Fed-Chef Greenspan und andere versammelten sich, um die"Neue
Wirtschaft" und die Präsidentschaftskandidatur von Vizepräsident Al Gore nach Kräften zu befördern.
Greenspan gab dann an die Finanzhäuser und die Bevölkerung den Marschbefehl aus, ihr Geld weiter in die Aktienmärkte zu stecken. Er begann mit der schon
rituellen Beschwörung des"größten Wirtschaftsaufschwungs der Geschichte". Der Höhenflug der Aktienkurse habe einen so enormen Kaufkraftzuwachs
hervorgerufen, daß man auf der Angebotsseite bei Gütern und Dienstleistungen nicht nachkomme. Dieser"Reichtumseffekt" könne durchaus zu
Ungleichgewichten in der Wirtschaft führen. Das heiße aber nicht, daß ein Eingreifen der Regierung bei der Wertpapierinflation der geeignete Weg wäre, wieder
ein Gleichgewicht zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft herzustellen. Auf den Märkten zeichne sich ab, daß am Ende trotz der Turbulenzen eine
"graduelle Anpassung an ein ausgeglicheneres, nichtinflationäres Wachstum" eintreten werde. Greenspan schloß:"Kurz: Die Geldpolitik sollte sich auf die
Wirtschaft im allgemeineren und auf anhaltende inflationäre oder deflationäre Ungleichgewichte konzentrieren. Sollten Veränderungen der Wertpapierpreise
wirtschaftliche Ungleichgewichte hervorrufen, wie sie es scheinbar in den letzten Jahre getan haben, müssen wir letztere und nicht die Wertpapierpreise angehen."
Mit anderen Worten: Die Notenbank wird nicht zur Deflationierung der Blase eingreifen und alles unternehmen, um sicherzustellen, daß die
Wertpapierinflation auf den Aktienmärkten durch die Geldpolitik nicht gefährdet wird.
Lyndon LaRouche kommentierte die Reaktion des Weißen Hauses auf den"Schwarzen Dienstag" folgendermaßen:"In jeder Krise, die Ausdruck des
Zusammenbruchs einer langjährigen und tiefsitzenden Illusion ist, gibt es Leute in den relativ höchsten Positionen, die sich verzweifelt an das sinkende Schiff
klammern, weil sie Angst vor dem Ertrinken haben. Das ist die einzig treffende Beschreibung der Reaktion des Weißen Hauses auf die Marktpanik vom
Dienstag... Die Flucht-nach-vorn-Reaktion des Weißen Hauses auf die Entwicklung der Finanzmärkte hat zwei wesentliche Gründe: Erstens die Tatsache, daß
diese Entwicklungen Gores Aussichten zunichte machen; und zweitens existiert in den Kreisen in und um das Weiße Haus eine reale längerfristige Schwäche
gegenüber der New-Age-Ideologie, die sich in einer potentiell fatalen Schwäche gegenüber Gore ausdrückt. Wir müssen hoffen, daß der Präsident sich von
diesen Ketten befreit, und das möglichst bald. Sonst ist das kurzfristig schlechteste Resultat das einzig wahrscheinliche."
Ad-hoc-Komitee für ein Neues Bretton Woods
Nach den jüngsten Initiativen von Parlamentariern in Italien und im Europaparlament für eine neue Bretton-Woods-Konferenz zur grundlegenden Reform des
Weltwährungs- und -finanzsystems (siehe SAS 13-14/2000) haben Unterstützer Lyndon LaRouches jetzt eine internationale Initiative mit dem gleichen Ziel
begonnen. Der Aufruf zur Bildung eines"Ad-hoc-Komitees für ein Neues Bretton Woods" lautet wie folgt:
"Die Regierungen der G-7-Nationen haben wiederholt demonstriert, daß sie weder gewillt noch fähig sind, den drohenden Kollaps des Weltfinanzsystems durch
eine prompte und gründliche Systemreorganisation zu vermeiden. Das macht es dringend notwendig, daß diejenigen in allen Ländern, die die verheerenden
Folgen einer systemischen Finanzkrise erkennen, ihre Stimme erheben.
Wir, die Unterzeichner, verweisen auf Lyndon LaRouche als den Ã-konomen weltweit, der die Ursachen der Systemkrise am gründlichsten und am längsten
analysiert hat und gleichzeitig ein umfassendes Maßnahmenpaket zu ihrer Überwindung ausgearbeitet hat: das Anti-Krisen-Programm für ein Neues Bretton
Woods."
Anschließend wird aus der jüngsten Initiative von Mitgliedern des Europaparlaments zitiert. Dann heißt es weiter:
"Die äußerst gefährliche Absurdität der gegenwärtigen Lage wird dadurch unterstrichen, daß die sog.,Neue Wirtschaft' vom amerikanischen Weißen Haus und
den Regierungschefs der Europäischen Union genau zu dem Zeitpunkt als großer Erfolg gefeiert wird, an dem die in Verbindung mit diesem Mythos geschaffene
Finanzblase platzt. Weit davon entfernt, Wachstum und Entwicklung der Weltwirtschaft zu fördern, hat die sog.,Globalisierung' sich in Wirklichkeit als Form
eines ungezügelten Raubtierkapitalismus erwiesen, welcher die Schere zwischen Finanztiteln und Realwirtschaft sowie zwischen Arm und Reich in unhaltbarer
Weise ausgeweitet hat - sowohl national als auch international.
Angesichts der sich weiter beschleunigenden Systemkrise haben wir, die Unterzeichner, uns entschlossen, das Ad-hoc-Komitee für ein Neues Bretton Woods zu
bilden."
Deutschland: Rückschlag für"angelsächsisches Banking"
Nach weniger als einem Monat wurde aus der Megafusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank ein Megaflop. Die Trennung ist mehr als eine gescheiterte
Fusion, sie ist ein strategischer Rückschlag. Der 5.4. wird als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem die"Oberklasse" der deutschen Bankiers und Versicherer
ihr Gesicht und auch"das Mandat des Himmels" verloren. Auch die enthusiastischen Unterstützer der Fusion in der Berliner rot-grünen Regierung haben sich
reichlich blamiert. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Vizekanzler Joschka Fischer waren in der letzten Zeit leidenschaftliche Befürworter der von Deutscher
und Dresdner Bank vorexerzierten"neuen Bankenkultur" geworden.
Der Vorsitzende der Dresdner Bank Bernhard Walter mußte zwei Tage nach dem Scheitern der Fusion zurücktreten. Und es ist unwahrscheinlich, daß der Chef
der Deutschen Bank Rolf E. Breuer seinen Posten noch lange behalten wird. Auch Henning Schulte-Noelle, der Vorsitzende des Versicherungsriesen Allianz,
der bei der Fusion im Hintergrund die Fäden gezogen hatte, wird nicht ungeschoren davonkommen.
Die Befürworter der Fusion waren gleichzeitig auch für die Abschaffung des"rheinischen Kapitalismus" und der"sozialen Marktwirtschaft". Sie fordern die
Einführung der"angelsächsischen Bankenkultur" in Deutschland: Beendigung der Finanzierung des Mittelstandes, Aufgabe der kleineren Kunden zugunsten eines
"globalisierten Investmentbanking", d.h. Vermögensverwaltung und -anlage für die Superreichen sowie Derivatspekulation.
Die Fusion von Dresdner Bank und Deutscher Bank scheiterte, weil in den Führungsriegen beider Banken ein heftiger Machtkampf entbrannt war. Zudem waren
beide vom öffentlichen Ärger über ihre"extreme Arroganz" gegenüber den"kleinen Leuten" völlig überrascht. Berichten trennten sich zahlreiche langjährige,
vermögende Kunden von den beiden Banken, weil sie am Verhalten des Vorstandes Anstoß nahmen. Ein dritter (bisher noch nicht bestätigter) Faktor könnten
auch bisher in den Büchern der Banken versteckte"böse Überraschungen" sein. Denkt man an die"Affäre Schneider, den Beinahekonkurs von Philipp
Holzmann oder den Verkauf von Mannesmann an Vodafone, so erscheinen die Managerqualitäten der"postmodernen" deutschen Bankiers eher zweifelhaft.
Das grandiose Platzen der Bankenfusion bedeutet eine Stärkung der Position der öffentlichen Banken in Deutschland, die seitens der Großbanken und der
EU-Kommission unter Druck geraten waren. Am 6.4. erklärte der Präsident der Deutschen Sparkassenvereinigung Dietrich Hoppenstedt unter Bezug auf die
wütenden öffentlichen Reaktionen gegen große private Finanzinstitute wie Deutsche Bank oder Allianz, jetzt bestünde für die Sparkassen noch weniger Grund als
zuvor, sich den unter dem fadenscheinigen Vorwand der"Chancengleichheit" für die Großbanken betriebenen Deregulierungsplänen der EU-Kommission zu
beugen. Die EU-Kommission, so Hoppenstedt, diene den Privatbanken als Rammbock, um die Kontrolle über den öffentlichen Bankensektor an sich zu reißen.
Clintons Euphorie über die"Neue Wirtschaft".
Präsident Clinton wurde offenbar dazu gebracht, Gores Präsidentschaftsaspirationen bis zum bitteren Ende zu unterstützen. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei
seine Angst vor einer juristischen Vendetta gegen ihn und seine Frau nach ihrem Auszug aus dem Weißen Haus. Dies ist der Hintergrund seiner"Flucht nach
vorn", um die Blase der"Neuen Wirtschaft" und die Propagandalüge aufrecht zu erhalten, die Vereinigten Staaten erlebten gegenwärtig die"längste wirtschaftliche
Prosperitätsphase ihrer Geschichte". Hektisch verkündet Clinton eine"Initiative" nach der anderen, um den Mythos der"Neuen Wirtschaft" zu propagieren.
Am 4. April verkündete Clinton in einer Rede im Weißen Haus einen"nationalen Aufruf zum Handeln, um die digitalen Schranken zu überwinden". Computer und
Internet würden"mehr Menschen schneller aus der Armut bringen als irgendwann in der menschlichen Geschichte". Clinton gab die Gründung eines"e-Korps"
von 750 Freiwilligen und eines Sonderprogramm für Mädchen zur Schaffung der"NetPrep GYRLS des"Informationszeitalters" bekannt.
Zu allem Überfluß brachte Clinton die Euphorie über die"Neue Wirtschaft" auch noch mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Verbindung:"Es ist
angemessen, daß wir uns hier auf den Tag genau 32 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings in Memphis treffen, um uns mit dieser Frage zu befassen. Er
arbeitete daran, das wirtschaftliche Schicksal der benachteiligten Menschen zu verbessern. Ich glaube, wenn er heute bei uns wäre, würde er sagen, die
Ãœberwindung der digitalen Schranken ist eine gerechte Sache."
Clinton begibt sich demnächst auf eine"Tour der Neuen Märkte": Vom 16.-18. April wird er nach Nord-Carolina, ins Silikon Valley, ins Navajo-Reservat in
Neu-Mexiko und dann zur"einflußreichen Comdex-Konferenz" über Informationstechniken in Chicago reisen. Bei jedem Zwischenstop dieser Reise - die man
besser als"Magical Mystery Tour" bezeichnen könnte - werde er argumentieren:"Wenn wir zusammenarbeiten, um die digitalen Schranken zu überwinden, kann
Technologie die größte ausgleichende Kraft sein, die unsere Gesellschaft oder irgendeine andere je gekannt hat."
Tags darauf eröffnete Präsident Clinton einen eintägigen"Wirtschaftsgipfel" im Weißen Haus, bei dem wiederum die"neue Wirtschaft" schwülstig gepriesen
wurde. Umgeben von Mitgliedern seiner Regierung, Ã-konomen, Wallstreet-Analysten und Unternehmern der"Neuen Wirtschaft" erklärte Clinton:"Wir treffen
uns hier inmitten der längsten Wirtschaftsexpansion unserer Geschichte und einer Wirtschaftstransformation, die so tiefgreifend ist wie die industrielle Revolution".
Die"Informations-Revolution" werde"von Technologie getrieben, von Ideen gesteuert und wurzele in Innovation und Unternehmungsgeist. Sie hat Türen der
Gelegenheit aufgestoßen und unser grundlegendes Verständnis der Wirtschaft in Frage gestellt."
Kaum 24 Stunden vor all diesen pompösen Worten über die Segnungen der"Neuen Wirtschaft" stand das Weltfinanzsystem vor dem Abgrund einer
kettenreaktionsartigen Kernschmelze, als die Aktien der"Neuen Wirtschaft" an der Wall Street einen zweistelligen Absturz erlebten (siehe SAS 15/2000).
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... darauf bekommen, wie und ob das Ganze noch so funktioniert, oder bereits nicht mehr. Wenn im Dow wirklich eine Truncated Five vorliegt (12.4.00) wirds für die Herrschaften mit den Manipulationen schon sehr schwierig!
Am 4.4. war (s.u. im Forum) ein Neumond, dessen Vollmond heute stattfindet. Neumond ist astrologisch immer Hinweis auf ein Thema, das den Hintergrund für die nächste Zeit bildet - wobei eine gewisse Zuspitzung, bzw deutlichere Manifestation eigentlich mit dem zugehörigen Vollmond kommen müsste. Also genau heute, und zwar insbesondere zwischen 19 h und 20 h MEZ.
Lasst uns mal ganz genau hinsehen, was da in USA passiert, und welche Meldungen in der Zeit weltweit so abgegeben werden. Ich bin bereits mordsmässig gespannt darauf! Vielleicht sind wir morgen"einen grossen Schritt weiter". Nach unten. Oder nach oben. Oder evtl wieder gar BEIDES, und zwar wieder mal nacheinander....
Grüsse,
LaoTse
>Finanzsystem befand sich"ganz nah am Abgrund"
>Am 3. und 4. April liefen die Weltfinanzmärkte, getrieben vom Nasdaq-Index der sog."New Economy"-Aktien, auf die System-Kernschmelze zu. Wie schon bei
>den letzten drei Krisen dieser Art - Oktober 1987, Oktober 1998 und Juni 1999 - wurde eine Kettenreaktion nur durch massive Manipulationen der
>Zentralbank und eine direkte politische Intervention des Weißen Hauses verhindert. Nachdem der Nasdaq am Montag um 7,6% und am Dienstag um 13,6%
>gefallen war und der Dow Jones ebenfalls absackte, zogen beide nach einer konzertierten Aktion von Regierung und Zentralbank wieder an.
>Am 4.4. gab der Wirtschaftsberater von Präsident Clinton, Gene Sperling, inmitten des Kurssturzes auf einer Pressekonferenz die Losung aus, es sei alles in
>Ordnung. Erst sagte Sperling, Kommentare über"die täglichen Veränderungen der Aktienmärkte" wären"unklug", um dann hinzuzufügen:"Unserer Ansicht nach
>sind die Basisdaten unserer Wirtschaft immer noch sehr, sehr stark... Der Neuen Wirtschaft geht es gut, und ich glaube nicht, daß man die Stärke der
>wirtschaftlichen Basisdaten anhand der Bewegung des Marktes über einen Tag oder auch einen Monat beurteilen sollte."
>John Crudele von der New York Post schrieb am 5.4., die TV-Erklärung Sperlings, sie"brauchten sich keine Sorgen zu machen", sei den Händlern wie"ein
>göttliches Eingreifen" vorgekommen. Es gab eine umfassende regierungsgestützte Intervention von zwei der größten Brokerhäuser, Goldman Sachs und Merrill
>Lynch, die große Mengen Aktienindex-Terminkontrakte kauften. So stieg der Index innerhalb von Stunden um mehrere hundert Punkte.
>Die Intervention wurde von der geheim arbeitenden Arbeitsgruppe Finanzmärkte des Präsidenten gelenkt, die aus Vertretern der großen Finanzhäuser und
>der Regierung besteht, geführt von Finanzminister Larry Summers und Notenbankchef Alan Greenspan. Diese inoffiziell"Kurssturz-Verhinderungsgruppe"
>genannte Gruppe sitzt laut Crudele"genau in der richtigen Position, um die Märkte zu retten".
>Das wohltätige Wirken des Deus ex machina war damit noch nicht zu Ende. In London waren am 5.4. die Börsen stundenlang geschlossen, angeblich wegen
>eines Computerfehlers. Es war der letzte Tag des britischen Steuerjahres, an dem gewöhnlich der Handel sehr umfangreich ist.
>Am nächsten Tag ging die"göttliche Intervention" weiter mit einer Werbeveranstaltung des Weißen Hauses für die"New Economy", deren Aktien gerade
>abgestürzt waren. Präsident Clinton, Abby Josef Cohen von Goldman Sachs, Bill Gates, Fed-Chef Greenspan und andere versammelten sich, um die"Neue
>Wirtschaft" und die Präsidentschaftskandidatur von Vizepräsident Al Gore nach Kräften zu befördern.
>Greenspan gab dann an die Finanzhäuser und die Bevölkerung den Marschbefehl aus, ihr Geld weiter in die Aktienmärkte zu stecken. Er begann mit der schon
>rituellen Beschwörung des"größten Wirtschaftsaufschwungs der Geschichte". Der Höhenflug der Aktienkurse habe einen so enormen Kaufkraftzuwachs
>hervorgerufen, daß man auf der Angebotsseite bei Gütern und Dienstleistungen nicht nachkomme. Dieser"Reichtumseffekt" könne durchaus zu
>Ungleichgewichten in der Wirtschaft führen. Das heiße aber nicht, daß ein Eingreifen der Regierung bei der Wertpapierinflation der geeignete Weg wäre, wieder
>ein Gleichgewicht zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft herzustellen. Auf den Märkten zeichne sich ab, daß am Ende trotz der Turbulenzen eine
>"graduelle Anpassung an ein ausgeglicheneres, nichtinflationäres Wachstum" eintreten werde. Greenspan schloß:"Kurz: Die Geldpolitik sollte sich auf die
>Wirtschaft im allgemeineren und auf anhaltende inflationäre oder deflationäre Ungleichgewichte konzentrieren. Sollten Veränderungen der Wertpapierpreise
>wirtschaftliche Ungleichgewichte hervorrufen, wie sie es scheinbar in den letzten Jahre getan haben, müssen wir letztere und nicht die Wertpapierpreise angehen."
>Mit anderen Worten: Die Notenbank wird nicht zur Deflationierung der Blase eingreifen und alles unternehmen, um sicherzustellen, daß die
>Wertpapierinflation auf den Aktienmärkten durch die Geldpolitik nicht gefährdet wird.
>Lyndon LaRouche kommentierte die Reaktion des Weißen Hauses auf den"Schwarzen Dienstag" folgendermaßen:"In jeder Krise, die Ausdruck des
>Zusammenbruchs einer langjährigen und tiefsitzenden Illusion ist, gibt es Leute in den relativ höchsten Positionen, die sich verzweifelt an das sinkende Schiff
>klammern, weil sie Angst vor dem Ertrinken haben. Das ist die einzig treffende Beschreibung der Reaktion des Weißen Hauses auf die Marktpanik vom
>Dienstag... Die Flucht-nach-vorn-Reaktion des Weißen Hauses auf die Entwicklung der Finanzmärkte hat zwei wesentliche Gründe: Erstens die Tatsache, daß
>diese Entwicklungen Gores Aussichten zunichte machen; und zweitens existiert in den Kreisen in und um das Weiße Haus eine reale längerfristige Schwäche
>gegenüber der New-Age-Ideologie, die sich in einer potentiell fatalen Schwäche gegenüber Gore ausdrückt. Wir müssen hoffen, daß der Präsident sich von
>diesen Ketten befreit, und das möglichst bald. Sonst ist das kurzfristig schlechteste Resultat das einzig wahrscheinliche."
>Ad-hoc-Komitee für ein Neues Bretton Woods
>Nach den jüngsten Initiativen von Parlamentariern in Italien und im Europaparlament für eine neue Bretton-Woods-Konferenz zur grundlegenden Reform des
>Weltwährungs- und -finanzsystems (siehe SAS 13-14/2000) haben Unterstützer Lyndon LaRouches jetzt eine internationale Initiative mit dem gleichen Ziel
>begonnen. Der Aufruf zur Bildung eines"Ad-hoc-Komitees für ein Neues Bretton Woods" lautet wie folgt:
>"Die Regierungen der G-7-Nationen haben wiederholt demonstriert, daß sie weder gewillt noch fähig sind, den drohenden Kollaps des Weltfinanzsystems durch
>eine prompte und gründliche Systemreorganisation zu vermeiden. Das macht es dringend notwendig, daß diejenigen in allen Ländern, die die verheerenden
>Folgen einer systemischen Finanzkrise erkennen, ihre Stimme erheben.
>Wir, die Unterzeichner, verweisen auf Lyndon LaRouche als den Ã-konomen weltweit, der die Ursachen der Systemkrise am gründlichsten und am längsten
>analysiert hat und gleichzeitig ein umfassendes Maßnahmenpaket zu ihrer Überwindung ausgearbeitet hat: das Anti-Krisen-Programm für ein Neues Bretton
>Woods."
>Anschließend wird aus der jüngsten Initiative von Mitgliedern des Europaparlaments zitiert. Dann heißt es weiter:
>"Die äußerst gefährliche Absurdität der gegenwärtigen Lage wird dadurch unterstrichen, daß die sog.,Neue Wirtschaft' vom amerikanischen Weißen Haus und
>den Regierungschefs der Europäischen Union genau zu dem Zeitpunkt als großer Erfolg gefeiert wird, an dem die in Verbindung mit diesem Mythos geschaffene
>Finanzblase platzt. Weit davon entfernt, Wachstum und Entwicklung der Weltwirtschaft zu fördern, hat die sog.,Globalisierung' sich in Wirklichkeit als Form
>eines ungezügelten Raubtierkapitalismus erwiesen, welcher die Schere zwischen Finanztiteln und Realwirtschaft sowie zwischen Arm und Reich in unhaltbarer
>Weise ausgeweitet hat - sowohl national als auch international.
>Angesichts der sich weiter beschleunigenden Systemkrise haben wir, die Unterzeichner, uns entschlossen, das Ad-hoc-Komitee für ein Neues Bretton Woods zu
>bilden."
>Deutschland: Rückschlag für"angelsächsisches Banking"
>Nach weniger als einem Monat wurde aus der Megafusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank ein Megaflop. Die Trennung ist mehr als eine gescheiterte
>Fusion, sie ist ein strategischer Rückschlag. Der 5.4. wird als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem die"Oberklasse" der deutschen Bankiers und Versicherer
>ihr Gesicht und auch"das Mandat des Himmels" verloren. Auch die enthusiastischen Unterstützer der Fusion in der Berliner rot-grünen Regierung haben sich
>reichlich blamiert. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Vizekanzler Joschka Fischer waren in der letzten Zeit leidenschaftliche Befürworter der von Deutscher
>und Dresdner Bank vorexerzierten"neuen Bankenkultur" geworden.
>Der Vorsitzende der Dresdner Bank Bernhard Walter mußte zwei Tage nach dem Scheitern der Fusion zurücktreten. Und es ist unwahrscheinlich, daß der Chef
>der Deutschen Bank Rolf E. Breuer seinen Posten noch lange behalten wird. Auch Henning Schulte-Noelle, der Vorsitzende des Versicherungsriesen Allianz,
>der bei der Fusion im Hintergrund die Fäden gezogen hatte, wird nicht ungeschoren davonkommen.
>Die Befürworter der Fusion waren gleichzeitig auch für die Abschaffung des"rheinischen Kapitalismus" und der"sozialen Marktwirtschaft". Sie fordern die
>Einführung der"angelsächsischen Bankenkultur" in Deutschland: Beendigung der Finanzierung des Mittelstandes, Aufgabe der kleineren Kunden zugunsten eines
>"globalisierten Investmentbanking", d.h. Vermögensverwaltung und -anlage für die Superreichen sowie Derivatspekulation.
>Die Fusion von Dresdner Bank und Deutscher Bank scheiterte, weil in den Führungsriegen beider Banken ein heftiger Machtkampf entbrannt war. Zudem waren
>beide vom öffentlichen Ärger über ihre"extreme Arroganz" gegenüber den"kleinen Leuten" völlig überrascht. Berichten trennten sich zahlreiche langjährige,
>vermögende Kunden von den beiden Banken, weil sie am Verhalten des Vorstandes Anstoß nahmen. Ein dritter (bisher noch nicht bestätigter) Faktor könnten
>auch bisher in den Büchern der Banken versteckte"böse Überraschungen" sein. Denkt man an die"Affäre Schneider, den Beinahekonkurs von Philipp
>Holzmann oder den Verkauf von Mannesmann an Vodafone, so erscheinen die Managerqualitäten der"postmodernen" deutschen Bankiers eher zweifelhaft.
>Das grandiose Platzen der Bankenfusion bedeutet eine Stärkung der Position der öffentlichen Banken in Deutschland, die seitens der Großbanken und der
>EU-Kommission unter Druck geraten waren. Am 6.4. erklärte der Präsident der Deutschen Sparkassenvereinigung Dietrich Hoppenstedt unter Bezug auf die
>wütenden öffentlichen Reaktionen gegen große private Finanzinstitute wie Deutsche Bank oder Allianz, jetzt bestünde für die Sparkassen noch weniger Grund als
>zuvor, sich den unter dem fadenscheinigen Vorwand der"Chancengleichheit" für die Großbanken betriebenen Deregulierungsplänen der EU-Kommission zu
>beugen. Die EU-Kommission, so Hoppenstedt, diene den Privatbanken als Rammbock, um die Kontrolle über den öffentlichen Bankensektor an sich zu reißen.
>
>Clintons Euphorie über die"Neue Wirtschaft".
>Präsident Clinton wurde offenbar dazu gebracht, Gores Präsidentschaftsaspirationen bis zum bitteren Ende zu unterstützen. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei
>seine Angst vor einer juristischen Vendetta gegen ihn und seine Frau nach ihrem Auszug aus dem Weißen Haus. Dies ist der Hintergrund seiner"Flucht nach
>vorn", um die Blase der"Neuen Wirtschaft" und die Propagandalüge aufrecht zu erhalten, die Vereinigten Staaten erlebten gegenwärtig die"längste wirtschaftliche
>Prosperitätsphase ihrer Geschichte". Hektisch verkündet Clinton eine"Initiative" nach der anderen, um den Mythos der"Neuen Wirtschaft" zu propagieren.
>Am 4. April verkündete Clinton in einer Rede im Weißen Haus einen"nationalen Aufruf zum Handeln, um die digitalen Schranken zu überwinden". Computer und
>Internet würden"mehr Menschen schneller aus der Armut bringen als irgendwann in der menschlichen Geschichte". Clinton gab die Gründung eines"e-Korps"
>von 750 Freiwilligen und eines Sonderprogramm für Mädchen zur Schaffung der"NetPrep GYRLS des"Informationszeitalters" bekannt.
>Zu allem Überfluß brachte Clinton die Euphorie über die"Neue Wirtschaft" auch noch mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Verbindung:"Es ist
>angemessen, daß wir uns hier auf den Tag genau 32 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings in Memphis treffen, um uns mit dieser Frage zu befassen. Er
>arbeitete daran, das wirtschaftliche Schicksal der benachteiligten Menschen zu verbessern. Ich glaube, wenn er heute bei uns wäre, würde er sagen, die
>Ãœberwindung der digitalen Schranken ist eine gerechte Sache."
>Clinton begibt sich demnächst auf eine"Tour der Neuen Märkte": Vom 16.-18. April wird er nach Nord-Carolina, ins Silikon Valley, ins Navajo-Reservat in
>Neu-Mexiko und dann zur"einflußreichen Comdex-Konferenz" über Informationstechniken in Chicago reisen. Bei jedem Zwischenstop dieser Reise - die man
>besser als"Magical Mystery Tour" bezeichnen könnte - werde er argumentieren:"Wenn wir zusammenarbeiten, um die digitalen Schranken zu überwinden, kann
>Technologie die größte ausgleichende Kraft sein, die unsere Gesellschaft oder irgendeine andere je gekannt hat."
>Tags darauf eröffnete Präsident Clinton einen eintägigen"Wirtschaftsgipfel" im Weißen Haus, bei dem wiederum die"neue Wirtschaft" schwülstig gepriesen
>wurde. Umgeben von Mitgliedern seiner Regierung, Ã-konomen, Wallstreet-Analysten und Unternehmern der"Neuen Wirtschaft" erklärte Clinton:"Wir treffen
>uns hier inmitten der längsten Wirtschaftsexpansion unserer Geschichte und einer Wirtschaftstransformation, die so tiefgreifend ist wie die industrielle Revolution".
>Die"Informations-Revolution" werde"von Technologie getrieben, von Ideen gesteuert und wurzele in Innovation und Unternehmungsgeist. Sie hat Türen der
>Gelegenheit aufgestoßen und unser grundlegendes Verständnis der Wirtschaft in Frage gestellt."
>Kaum 24 Stunden vor all diesen pompösen Worten über die Segnungen der"Neuen Wirtschaft" stand das Weltfinanzsystem vor dem Abgrund einer
>kettenreaktionsartigen Kernschmelze, als die Aktien der"Neuen Wirtschaft" an der Wall Street einen zweistelligen Absturz erlebten (siehe SAS 15/2000).
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